IHK-Jahresbericht 2023

Impulse aus dem Norden nach Europa Gemeinsam mit der Geschäftsstelle der IHK Nord in Hamburg sowie dem Brüsseler Büro hat die IHK zu Schwerin 2023 eine Reihe von Themen norddeutscher und europäischer Relevanz bearbeitet. Die EU-Kommission sowie das Parlament rufen bei Novellierungen und der Einführung neuer EU-Verordnungen zu Beteiligung von Wirtschaft und Gesellschaft auf. Auch suchen regionale EUAbgeordnete die Meinung der Wirtschaft vor anstehenden Entscheidungen im Plenum. Wichtige Themen waren 2023 die eigentlich anstehende Umsetzung der Nährwertkennzeichnung Nutri-Score sowie der „EU-Aktionsplan: Schutz und Wiederherstellung von Meeresökosystemen für eine nachhaltige und widerstandsfähige Fischerei“. Demnach sollen die EU-Mitgliedstaaten die mobile Grundfischerei in Meeresschutzgebieten bis 2030 einstellen. Betroffen wären in Norddeutschland zahlreiche Unternehmen. Das Verbot würde sich auch negativ auf den Tourismus, den Einzelhandel sowie die fischverarbeitende Industrie auswirken. Die IHK Nord lehnt mit Hinweis auf Wissenschaft, Wirtschaft und bereits bestehender freiwilliger Regeln das Verbot ab, und plädiert stattdessen für einen intensiven Dialog der Beteiligten zur differenzierten Betrachtung. Rückenwind kam von dem norddeutschen Abgeordneten Niclas Herbst (CDU/EVP), der nach Gesprächen mit der norddeutschen Fischerei und Unternehmen einen Initiativbericht gegen den Aktionsplan Fischerei eingereicht hat. Das EU-Parlament hat nach dem Bericht des EU-Abgeordneten den Aktionsplan der Kommission im Frühjahr 2024 abgelehnt. Bei der Nährwertkennzeichnung auf Verpackungen von Lebensmitteln hat die IHK Nord Unternehmen und Forschungseinrichtungen unmittelbar beteiligt und die Ergebnisse der Umfrage in den Diskussionsprozess von EUKommission und Europaparlament eingebracht. Eine Entscheidung dazu steht noch aus, denn Vertreter der EU-Staaten konnten sich bislang nicht einigen: Einige Mittelmeer-Anrainer favorisieren die Nutrinform Battery, während insbesondere Frankreich, Deutschland und Benelux den Nutri-Score als EU-weite Kennzeichnung befürworten. Es bleibt also spannend in Brüssel – und die IHK Nord bleibt für die norddeutsche Wirtschaft am Ball. Food Branche: Trotz Herausforderungen weiter stark Gut 200 Gäste aus Norddeutschland und Brandenburg kamen im September 2023 zum inzwischen 6. Norddeutschen Ernährungsgipfel nach Rostock. Erstmals waren auch internationale Teilnehmer beim Gipfel dabei – eine Delegation von Unternehmern, Beratern und Anwälten aus dem Food Business aus den USA und Kanada haben den Ernährungsgipfel als Teil einer Reise nach MV besucht. Aktuelle Themen und Innovationsmöglichkeiten in Nordamerika sind auch für MV bedeutsam. In den Diskussionen des Ernährungsgipfels wurde von der Unternehmerschaft immer wieder auf die schwierige Situation der Branche hingewiesen. Die Ernährungswirtschaft sieht sich schon seit Jahren in der Klammer zwischen Rohstoffmärkten und Einzelhandel. Auch die Preise für Arbeitskraft und Energie sind massiv gestiegen, die Preise für Rohstoffe unterliegen Preisschwankungen und -steigerungen. Hinzu kommen Inflation und weiterhin der Druck am Handel. Bislang konnten die Produzenten eine stabile Versorgung mit Lebensmitteln garantieren. Zugleich geraten Unternehmen dabei aber an wirtschaftliche Grenzen, erste Unternehmen haben bereits den Rückzug vom Markt realisiert. Zugleich zeigte die Konferenz anhand regionaler Beispiele, wie Unternehmen der Ernährungsbranche – Start-ups und Mittelstand – Trends und Innovationen erkennen und als Geschäftsmodell erfolgreich umsetzen. Bild: IHK  Beim Besuch von Wirtschaft und Politik bei den Norddeutschen Kaffeewerken in Upahl dabei (v.l.n.r.): Kathrin Ostertag (IHK zu Lübeck), Siegbert Eisenach (IHK zu Schwerin), Jochen Brüggen (H. & J. Brüggen KG Lübeck), Kai Wassermann (Norddeutsche Kaffeewerke GmbH), Michael Junge (SPD-Bundestagsfraktion) und Alexander Anders (IHK Nord). Anschließend besuchte die Gruppe in Lüdersdorf die Werner Lauenroth Fischfeinkost GmbH. 17 IHK zu Schwerin | Bericht 2023

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