IHK-Jahresbericht 2023

3 IHK zu Schwerin | Bericht 2023 Wer in die Wirtschaft hinein hört, bekommt den geballten Unmut zu spüren: Hier vor Ort erzeugen wir erhebliche Mengen an erneuerbaren Energien, leiten diesen Überschussstrom, wenn denn die Leitungskapazitäten ausreichen, an mehr als 350 Tagen im Jahr ab und bezahlen dafür die bundesweit höchsten Strompreise. Bei der Realisierung aller beantragten Investitionsvorhaben wird der Anteil abgeleiteter Energien weiter steigen, und mit ihnen auch die Netznutzungsentgelte. Ein Sprichwort sagt: „Wer arm ist, muss besonders schlau sein!“ Realistisch genug müssen wir wohl konstatieren, dass unser schönes Land im Vergleich zu anderen Bundesländern nicht zu den reichen Landstrichen zählt. Ist es nicht gerade deswegen so wichtig, Chancen zu nutzen, die sich uns allein durch unsere Lage bieten? Ein Blick auf die aktuellen Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung ist ernüchternd. Der bundesdeutsche Wirtschaftsmotor stottert. Immer deutlicher und lauter kritisieren gerade Unternehmerinnen und Unternehmer die Bundes- und Landespolitik. Die Forderungen nach einem Belastungsmoratorium werden klar formuliert. Corona-Pandemie, Energiekrise, Lieferkettenprobleme, fehlende Arbeits- und Fachkräfte, die schleppende Digitalisierung sind nur eine Auswahl an Hemmnissen, die der Wirtschaft die notwendige Luft zum Atmen nehmen. Hinzu kommen auch klassische Hemmnisse: Das „Gespenst“ Bürokratieabbau geistert seit vielen Jahren durch die Amtsstuben. Deren aktiver Abbau wurde immer wieder wortgewaltig vertagt. Diese negativen Faktoren führen dazu, dass auch die Attraktivität der Selbstständigkeit und damit des Unternehmerbildes in der öffentlichen Wahrnehmung weiter demontiert wird. Eine gefährliche Entwicklung, wenn es um die Themen Nachfolge oder Gründungen geht. Es muss endlich ein spürbarer Ruck durch die Amtsstuben des Bundes bis in die Kommunen gehen. Den sprichwörtlichen Dienst nach Vorschrift, die Auslegung immer längerer und komplizierterer Paragrafen, können wir uns nicht mehr leisten. Statt Abbau haben wir einen Zubau neuer Regelungen. Nahezu jedes Detail wird wortgewaltig geregelt. Am Ende soll die sogenannte Verwaltung dann alles gerichtsfest in möglichst kurzer Zeit prüfen und bescheiden. Hier ist ein Umdenken gefragt. Die Verwaltung muss sich mehr als lösungsorientierter Dienstleister seiner Bürger und Unternehmer verstehen. Die Wirtschaft erwartet von der Politik ein schnelles Anpacken und die Umsetzung der vielen gemeinsam formulierten Handlungsempfehlungen. Nur die Realisierung der Handlungsempfehlungen wird zu einer nachhaltigen Stärkung des Wirtschaftsstandortes Mecklenburg-Vorpommern führen. Die Zeit der viel zu kleinen Schritte muss der Vergangenheit angehören! Siegbert Eisenach Hauptgeschäftsführer Matthias Belke Präsident

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