IHK-Jahresbericht 2023

1 IHK zu Schwerin | Bericht 2023 2023

1 IHK zu Schwerin | Bericht 2023 Editorial: Viel zu kleine Schritte... 2 - 3 Wirtschaft stärken, Innovationen voranbringen 4 - 7 Herausforderungen und Weitblick 8 - 19 Den Standort voranbringen 20 - 26 Auf internationalem Parkett 27 - 29 Solider Start für Aus- und Weiterbildung 30 - 39 Rechtsgrundlagen und Sachverstand 40 - 47 Jahresabschlüsse 48 - 53 Vollversammlung der IHK zu Schwerin im Jahr 2023 54 - 55

2 IHK zu Schwerin | Bericht 2023 Die neue Landesregierung in MecklenburgVorpommern hatte bereits 2021 die Umsetzung des „Industriepolitischen Papier“ als einen wichtigen Arbeitsschwerpunkt erklärt. Dies fand deshalb Eingang in das Grundsatzpapier „Industrieland MV 2030“. Politik und Wirtschaft waren sich darin einig, die Vorhaben gemeinsam umsetzen zu wollen. Für das Land MV sollte damit ein spürbarer Ruck zu mehr Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit erzeugt werden. Nach Ablauf der nachfolgenden beiden Jahre sind die messbaren Ergebnisse aus Sicht der Wirtschaft eher ernüchternd. Mit der Strategie „Industrieland MV 2030“ wurde die Vision eines zukunftsfähigen nachhaltigen (Wirtschafts-) Industriestandortes formuliert: Nachhaltigkeit auf dem Weg zur Klimaneutralität, untersetzt mit ausformulierten politischen Handlungsempfehlungen. Die seinerzeit definierten Ziele sind auch heute noch hochaktuell. Gerade die Energieversorgung hat sich zu einer Schlüsselfrage entwickelt. Es reicht jedoch nicht aus, in MV nur den Strom zu produzieren. Der Grünstrom muss auch hier umgewandelt, gespeichert und verwendet werden. Die notwendige regionale Sektorenkopplung hier vor Ort ist der Schlüssel einer zukunftsorientierten Mobilitäts- und Wärmewende. Regionale Strompartnerschaften in den Versorgungsgebieten können für die Steigerung des Industrie- und Gewerbestandortes MV sorgen. Ein brennendes Thema stellen die Energiepreise dar. Bereits jetzt sind für viele Betriebe die Netznutzungsentgelte wirtschaftlich bedrohend. Ab Januar 2024 sollen diese Entgelte noch weiter steigen. Ein Plus von über 30 Prozent in einigen Netzgebieten führt dann zu einem noch weiteren Anstieg. Hier ist endlich eine bundesweite solidarische Wälzung unabdingbar. Dieser Teil der Energiepolitik ist auch eine wichtige aktive Industrie- und Wirtschaftspolitik! Viel zu kleine Schritte… Matthias Belke Präsident Foto: info@paperheroes.de Siegbert Eisenach Hauptgeschäftsführer Foto: info@paperheroes.de

3 IHK zu Schwerin | Bericht 2023 Wer in die Wirtschaft hinein hört, bekommt den geballten Unmut zu spüren: Hier vor Ort erzeugen wir erhebliche Mengen an erneuerbaren Energien, leiten diesen Überschussstrom, wenn denn die Leitungskapazitäten ausreichen, an mehr als 350 Tagen im Jahr ab und bezahlen dafür die bundesweit höchsten Strompreise. Bei der Realisierung aller beantragten Investitionsvorhaben wird der Anteil abgeleiteter Energien weiter steigen, und mit ihnen auch die Netznutzungsentgelte. Ein Sprichwort sagt: „Wer arm ist, muss besonders schlau sein!“ Realistisch genug müssen wir wohl konstatieren, dass unser schönes Land im Vergleich zu anderen Bundesländern nicht zu den reichen Landstrichen zählt. Ist es nicht gerade deswegen so wichtig, Chancen zu nutzen, die sich uns allein durch unsere Lage bieten? Ein Blick auf die aktuellen Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung ist ernüchternd. Der bundesdeutsche Wirtschaftsmotor stottert. Immer deutlicher und lauter kritisieren gerade Unternehmerinnen und Unternehmer die Bundes- und Landespolitik. Die Forderungen nach einem Belastungsmoratorium werden klar formuliert. Corona-Pandemie, Energiekrise, Lieferkettenprobleme, fehlende Arbeits- und Fachkräfte, die schleppende Digitalisierung sind nur eine Auswahl an Hemmnissen, die der Wirtschaft die notwendige Luft zum Atmen nehmen. Hinzu kommen auch klassische Hemmnisse: Das „Gespenst“ Bürokratieabbau geistert seit vielen Jahren durch die Amtsstuben. Deren aktiver Abbau wurde immer wieder wortgewaltig vertagt. Diese negativen Faktoren führen dazu, dass auch die Attraktivität der Selbstständigkeit und damit des Unternehmerbildes in der öffentlichen Wahrnehmung weiter demontiert wird. Eine gefährliche Entwicklung, wenn es um die Themen Nachfolge oder Gründungen geht. Es muss endlich ein spürbarer Ruck durch die Amtsstuben des Bundes bis in die Kommunen gehen. Den sprichwörtlichen Dienst nach Vorschrift, die Auslegung immer längerer und komplizierterer Paragrafen, können wir uns nicht mehr leisten. Statt Abbau haben wir einen Zubau neuer Regelungen. Nahezu jedes Detail wird wortgewaltig geregelt. Am Ende soll die sogenannte Verwaltung dann alles gerichtsfest in möglichst kurzer Zeit prüfen und bescheiden. Hier ist ein Umdenken gefragt. Die Verwaltung muss sich mehr als lösungsorientierter Dienstleister seiner Bürger und Unternehmer verstehen. Die Wirtschaft erwartet von der Politik ein schnelles Anpacken und die Umsetzung der vielen gemeinsam formulierten Handlungsempfehlungen. Nur die Realisierung der Handlungsempfehlungen wird zu einer nachhaltigen Stärkung des Wirtschaftsstandortes Mecklenburg-Vorpommern führen. Die Zeit der viel zu kleinen Schritte muss der Vergangenheit angehören! Siegbert Eisenach Hauptgeschäftsführer Matthias Belke Präsident

4 IHK zu Schwerin | Bericht 2023 Die IHK zu Schwerin vertritt ca. 24.000 Mitgliedsunternehmen in den Landkreisen Ludwigslust-Parchim und Nordwestmecklenburg sowie in der Landeshauptstadt Schwerin. Dabei berät sie Unternehmen, bündelt deren Interessen gegenüber Politik und Verwaltung und bildet Menschen aus und weiter. Um dieser Aufgabe nicht nur in der Krise gerecht zu werden, führt die IHK zu Schwerin als Sprachrohr der Wirtschaft in der Region Westmecklenburg regelmäßig Hintergrundgespräche mit wichtigen Vertretern der Landesregierung und den politischen Akteuren durch. Der enge Kontakt zu den Unternehmen wird intensiv über Ehrenamtsgremien oder auch direkt gepflegt. Sprachrohr der Wirtschaft Die Belastungen für die Wirtschaft nahmen auch im Jahr 2023 nicht ab. Ein zentrales Problem ist weiterhin der Fachkräftemangel. Einschränkende Einwanderungspolitik und unzureichende Investition in Bildungssysteme können dazu führen, dass Unternehmen Schwierigkeiten haben, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, was die Produktivität und Innovationskraft der Wirtschaft hemmt. Ein weiteres zentrales Thema im Jahr 2023 war die Entwicklung der Energiepreise. Die hohen Kosten beeinträchtigen die Wettbewerbsfähigkeit unserer Mitgliedsunternehmen sehr. Auch die Planungsbeschleunigung war und ist weiterhin von großer Bedeutung. Unklare politische Rahmenbedingungen und kurzfristige politische Entscheidungen erschweren langfristige unternehmerische Planungen. Unternehmen benötigen eine verlässliche Basis, um Investitionen zu tätigen und Geschäftsstrategien zu entwickeln. Die IHK zu Schwerin evaluierte in den  Auf dem Ostdeutschen Wirtschaftsforum im brandenburgischen Bad Saarow wurde am 12. Juni 2023 über den wirtschaftlichen Wandel im Osten beraten - hier brachten sich die IHKs in MV vor Ort ein. „Freundlich im Umgang, aber hart in der Sache!“: so können die wirtschaftspolitischen Gespräche auf dem OWF unter anderem mit Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und dem Ostbeauftragten der Bundesregierung, Carsten Schneider, beschrieben werden. Für MV wurde der Ausbau und die Anbindung der Seehäfen, besonders in Mukran, thematisiert. Wirtschaft stärken, Innovationen voranbringen! Bild: Staatskanzlei MV

Konjunkturanalysen und vielen Unternehmensformaten diese aktuellen Herausforderungen und koordinierte im Anschluss zielorientiert diverse Antrittsbesuche bei der Politik. In Austauschrunden mit dem Bildungsministerium und anderen Akteuren wurden 2023 intensiv die Themen Fachkräfteintegration und Fachkräftesicherung platziert. Als Akteur im Beirat „Fachkräftestrategie MecklenburgVorpommern agiert die IHK zu Schwerin als Sprachrohr der Wirtschaft in Verbindung mit der Erledigung hoheitlicher Aufgaben. Mit der jährlichen Verleihung des IHK Exportpreises und Empfang ausländischer Delegationen im Ludwig-Bölkow-Haus setzt die IHK zu Schwerin auch im Jahr 2023 auf ausländische Partnerschaften. Insgesamt zeigt sich, dass eine ausgewogene und wirtschaftsfreundliche Politik notwendig ist, um die Belastungen der Wirtschaft zu minimieren und ein nachhaltiges Wachstum zu fördern. Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen Die Stromkosten sind im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern wesentlich höher als in anderen Bundesländern, insbesondere durch die hohe Belastung durch regionale Verteilnetzentgelte. Die IHK zu Schwerin weist gemeinsam mit den IHKs in Rostock und Neubrandenburg in vielen politischen Antrittsbesuchen auf diesen Missstand hin und agiert bei fachlichen Stellungnahmen als Sparringspartner. Die IHK zu Schwerin fordert dabei die Netzentgelte einheitlich zu gestalten und die Energiewende zu sichern. Innovationen vorantreiben Die IHK zu Schwerin ist nicht nur Sprachrohr der Wirtschaft, sondern spielt 5 IHK zu Schwerin | Bericht 2023  Gemeinsam mit den 12 anderen Industrie- und Handelskammern aus Norddeutschland haben IHK-Präsident Matthias Belke und Hauptgeschäftsführer Siegbert Eisenach für die IHK zu Schwerin an der Vollversammlung der IHK Nord in Rostock Anfang Juni 2023 teilgenommen. Bild: IHK Nord

6 IHK zu Schwerin | Bericht 2023 auch bei der Förderung von Innovationen eine entscheidende Rolle. Als Mitinitiator der „Allianz für Nachhaltiges Bauen“ kümmert sich die IHK zu Schwerin beispielsweise um einen nachhaltigeren Ingenieur- und Verkehrswegebau. Mit Veranstaltungen wie „Auf dem Weg zum zirkulären Bauen in MV“ legt die IHK zu Schwerin den Grundstein für Innovationen und Nachhaltigkeit beim Thema Bauen und eruierte dieses Thema gemeinsam mit Politik. Wissenschaft und Wirtschaft und sprechen in der Ausgabe des IHK-TV-Magazins „Wachstumsregion Westmecklenburg“ über Lehmbau, Massivholzbau oder andere nachhaltige Baustoffe wie Seegras-Dämmstoff. Weiterhin bringt sich die IHK zu Schwerin in politischen Gesprächen aktiv zur Realisation eines Innovations- und Wissenschaftsparks Wismar/Schwerin ein, ebenso nimmt die IHK zu Schwerin an Arbeitsgesprächen zur Innovationsagentur MV teil, um den Wirtschaftsstandort Westmecklenburg auch zukünftig wettbewerbsfähig aufzustellen. Position zur Fach- und Arbeitskräftesicherung in Mecklenburg-Vorpommern Der Fachkräftemangel in Mecklenburg-Vorpommern hat in den letzten Jahren erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft und Gesellschaft der Region gehabt. Die anhaltende Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte und ein Mangel an geeigneten Fachleuten in verschiedenen Branchen stellen eine ernsthafte Herausforderung für die Entwicklung des Bundeslandes dar. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die betroffenen Unternehmen, die Schwierigkeiten haben, offene Stellen zu besetzen, sondern beeinträchtigen auch die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Region. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, sind gezielte Maßnahmen und Investitionen erforderlich. Die Vollversammlung der IHK zu Schwerin verabschiedete in ihrer Sitzung am 14. Juni 2023 das „Positionspapier zur Fach- und Arbeitskräftesicherung“ mit vier Schwerpunkten: 1. Die Ausbildung als langfristige Fachkräfteentwicklung sehen, 2. Arbeitskräfte qualifizieren / Fachkräfte weiterbilden / regionales Erwerbspotenzial erschließen, 3. Attraktive Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sowie Standortfaktoren schaffen und 4. Fachkräfte von außerhalb gewinnen, Zuwanderung erleichtern. Als Sprachrohr der Wirtschaft evaluierte die IHK zu Schwerin das Positionspapier in vielen politischen Gesprächen auf Bundes- und Landesebene.  Der Jahresempfang der IHK zu Schwerin 2023 stand unter dem Titel: „Was uns voranbringt – Energiesicherheit für Westmecklenburg“ und griff die dringendsten Sorgen der Unternehmerinnen und Unternehmer auf. Als Gastredner sprach der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) Dr. Martin Wansleben. Bild: IHK/Winkler Bild: IHK/Winkler

7 IHK zu Schwerin | Bericht 2023 Sommertour mit der Ministerpräsidentin Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, IHK-Präsident Matthias Belke sowie IHKHauptgeschäftsführer Siegbert Eisenach besuchten am 21. August 2023 im Rahmen der Sommertour der Ministerpräsidentin die Unternehmen Sweet Tec GmbH in Boizenburg, das Vielanker Brauhaus und die Ludwigsluster Fleisch- und Wurstspezialitäten GmbH & Co. KG. Im Fokus standen die Themen wettbewerbsfähige Energiepreise, Rohstoffpreise, EU-Richtlinien zum Lebensmittelverkauf und innovative Technologien in der Gastronomie. Zum Abschluss der Sommertour organisierte die IHK zu Schwerin eine Veranstaltung zum Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ mit der Ministerpräsidentin und Speakern aus der Unternehmerschaft im DeveLUP in Ludwigslust. IHKs fordern Planungssicherheit und -beschleunigung Die IHKs in MV fordern schnellere Entscheidungen seitens der Politik. Sie sehen die aktuellen Entwicklungen mit großer Sorge. Eine Vielzahl von zusätzlichen Belastungen treiben viele Unternehmen in eine unverschuldete und existenzbedrohende Situation. Neben der Energiekrise, dem Fachkräftemangel und den Lieferengpässen, der Anhebung des Mindestlohns und damit der Neuordnung des gesamten Lohngefüges und eines zusätzlichen Feiertages im Jahr 2023 wirken schwerwiegend auf die Wirtschaft. Die Landesarbeitsgemeinschaft arbeitet daher mit Hochdruck an den Themen Bürokratieabbau, Planungssicherheit und Planungsbeschleunigung für Unternehmen.  Das höchste ehrenamtliche Gremium der IHK zu Schwerin, die aus 43 Mitgliedern bestehende Vollversammlung, beschloss im Juni 2023 einhellig über ein Positionspapier zur Sicherung von Arbeits- und Fachkräften.  Regionale Unternehmen der Ernährungsbranche standen in diesem Jahr auf der Agenda der Sommertour der Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. Neben der Sweet Tec GmbH in Boizenburg wurden auch die Ludwigsluster Fleisch- und Wurstspezialitäten GmbH & Co KG und das Vielanker Brauhaus (Bild) besucht. Bild: IHK Bild: IHK

Die Wirtschaft und auch die Gesellschaft standen im abgelaufenen Jahr 2023 vor schweren Herausforderungen. Wie in den Vorjahren hat die IHK zu Schwerin durch eine Vielzahl von Aktivitäten Verantwortung für den Wirtschaftsstandort Westmecklenburg und Mecklenburg-Vorpommern übernommen, um die Interessen der gewerblichen Wirtschaft und auch dem Gemeinwohl zu vertreten. Nach der Corona-Pandemie begann sich die Wirtschaft spürbar zu erholen. Zahlreiche Unterstützungsprogramme des Bundes und des Landes MV wurden unter enger Beteiligung der IHK zu Schwerin und der DIHK auf den Weg gebracht. Dem erheblichen Beratungs- und Informationsbedarf kam die IHK nach und stellte nahezu tagaktuell die wesentlichen Informationen zur Verfügung, verbunden mit einem Hotline-Beratungsteam. Nahezu alle Unternehmen wurden durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und auch durch die Spannungen im arabischen Raum betroffen. Die energiepolitischen Herausforderungen infolge des Krieges waren enorm. Mit einer hohen Schnelligkeit wurden zahlreiche Gesetze und Verordnungen auf Bundesebene den neuen Anforderungen angepasst oder neu formuliert. Die Unsicherheit bei der Energieversorgung, die Abhängigkeiten bei der Energielieferung von wenigen Drittländern und Preissteigerungen auf allen Ebenen haben die Resilienz der Wirtschaft ausgetestet. Die IHK zu Schwerin stand in dieser Zeit fest an der Seite der Unternehmen und hat ihre Aktivitäten und Beratungsangebote angepasst und ausgeweitet. Die Hotline-Angebote und eine Vielzahl von Webinaren gaben Gelegenheit, sich als Unternehmen frühzeitig und im Detail über die Neuerungen zu informieren. Insbesondere die Anpassung des Energierechtes mit dem Weg hin zur Klimaneutralität band erhebliche Kapazitäten. Ausblick Die Jahre seit 2020 waren für alle Beteiligten mehr als herausfordernd. Vieles musste sich verändern. Defizite des bundesdeutschen Wirtschaftssystems wurde dadurch schonungslos aufgedeckt. Insgesamt betrachtet gibt es eine Vielzahl von Gründen für die deutlich abgeflaute Stimmungslage in nahezu allen Bereichen der Wirtschaft. Was bleibt, ist jedoch auch die Erkenntnis der schnellen Wandelbarkeit und Anpassungsmöglichkeiten der Gesellschaft und der Wirtschaft. Manches wird dauern, aber ein 8 IHK zu Schwerin | Bericht 2023 Herausforderungen und Weitblick

Untergang des Industrie- und Wirtschaftsstandortes durch Deindustrialisierung ist keinesfalls gegeben. Allen Unkenrufen zum Trotz sind wir gut durch die letzten Winter gekommen und es gab keine Energieengpässe. Der Strukturwandel ist deutlich beschleunigt worden und es ergeben sich auch für den Wirtschafts- und Industriestandort MV erhebliche Chancen! Diese müssen nun erkannt, positiv aufgegriffen und in die Umsetzung gebracht werden. IHK-Gremien fordern Weitblick Abgestimmt in und mit den IHK-Gremien entwarf die IHK zu Schwerin Stellungnahmen zu diversen Gesetzgebungsvorhaben des Bundes und des Landes. Insbesondere der enge Austausch mit den Unternehmen zog klare Forderungen zu einer Wirtschaftsorientierung der regulatorischen Änderungen nach sich. Besonders im dritten Quartal des Jahres 2023 zeigte sich die Notwendigkeit eines Blickes weit nach vorne: Mit welchen Energieträgern der Zukunft und mit welchen notwendigen Infrastrukturen soll das Wirtschaften in 10, 20 oder 30 Jahren erfolgreich sein? Dies betrifft Maßnahmen zum beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien in den Bereichen Wind und Solar, wobei die geothermischen Vorkommen durch die IHK nachhaltig ins Gespräch gebracht wurden. Industrieland MV 2030 Mit dem Industriepolitischem Konzept MV 2030 hat das Land einen Fundus von 137 Handlungsempfehlungen. Gemeinsam mit der Wirtschaft des Landes MV vor der CoronaPandemie und vor der Energiekrise formuliert und im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien fest verankert, liegen klare strategische Handlungsziele vor. Die zielgerichtete Abarbeitung und damit eine Stärkung und ein Ausbau des Industriestandortes verläuft jedoch eher schleppend. Regelmäßige Treffen der drei IHK-Industriesauschüsse haben dies nahezu jährlich angemahnt. Energiepolitik ist Industriepolitik, Industriestandortmarketing ist zum Ausbau des Wirtschaftsstandortes essenziell. Die Industriestrategie wird auch weit über diese Legislatur hinaus ein wichtiger Bestandteil der zukunftsorientierten Wirtschafts- und Standortpolitik sein. Sie ist daher fester Bestandteil vieler Gremiensitzungen. 9 IHK zu Schwerin | Bericht 2023  Grundsatzdiskussionen zur Frage der Energieversorgung und –sicherheit gab es in vielen IHK-Gremien, hier im IHK-Regionalausschuss Ludwigslust-Parchim im April 2023. Bild: AdobeStock Bild: IHK

10 IHK zu Schwerin | Bericht 2023 Zukunftsfähig: Maritime Wirtschaft in MV Die Insolvenz von MV Werften kam einer Zäsur gleich. Weniger die Suche nach einem Investor für die jeweiligen Standorte leitete eine neue Strategie ein, vielmehr ist eine Kehrtwende des Bundes hin zum Ausbau der Marineschifffahrt, bedingt durch den russischen Angriffskrieg, nötig gewesen. An den Standorten Wismar und auch Rostock wird der Schiffbau dominiert durch die Marine. Wartung, Um- und Neubauten werden das Bild bestimmen. Die 10. Zukunftskonferenz der maritimen Wirtschaft in Rostock richtete ihren Blick auf die Perspektiven und Potenziale der Branche für den ganzen Norden. Wachstum und Wohlstand hängen in hohem Maße von der maritimen Wirtschaft ab, und das in ganz Deutschland! Die Konferenz zeigte eindrucksvoll, dass MV aufgrund der großen Innovationskraft der maritimen Branche deutschlandweit und global eine Vorreiterrolle einnehmen kann und gut für die Zukunft aufgestellt ist. Wichtig war deshalb, die Potenziale von MV im maritimen Bereich herauszustellen und die Unternehmen sowie maritimen Akteure mit der Politik zusammenzubringen. Die Konferenz gab einen Überblick über die Maritime Energie- und Klimawende, den Maritimen Forschungsstandort Norddeutschland, Meerestechnik als innovativen Wachstumsmarkt sowie Beschäftigungsperspektiven. Investition und Innovation steigern Nicht nur IHK-Aktivitäten zur Krisenbewältigung bestimmten den Arbeitsalltag. Wachstum durch Investitionen und Innovation sind Kernfelder für ein zukunftsfähiges Unternehmertum und für einen zukunftsfähigen Wirtschafts- und Industriestandort. Die enge Zusammenarbeit mit den regionalen Wirtschaftsförderern und der Landeswirtschaftsfördergesellschaft Invest in MV sind ein Baustein für die Ansiedlung neuer Unternehmen und dem kontinuierlichen Wachstum hier ansässiger Unternehmen. Daneben muss MV der innovativen Wirtschaft den Rücken stärken. Die digitalen Innovationszentren InnovationPort in Wismar und DIZ Schwerin sind Nucleus künftiger Start-Ups, zugleich aber ein Treffpunkt junger und etablierter Unternehmen. Voneinander lernen, zusammenwirken und den Herausforderungen des unternehmerischen Alltags zu begegnen sind Kernpunkte des Wirkens. Dabei steht das Thema Digitalisierung zentral im Mittelpunkt. Zahlreiche Veranstaltungen und Studierenden-Pitches geben Ansporn, neue Unternehmen zu gründen. Im EU-Strukturfonds-Begleitausschuss zur Verwendung der EFRE- und ESF-Gelder wurden für die finanzielle Begleitung der Innovationszentren neue Modelle  Für Westmecklenburg hat die Werft in der Hansestadt Wismar eine herausragende Bedeutung. Mit thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) hat ein hoffnungsvoller Investor den Standort übernommen. Bild: IHK/info@paperheroes.de

11 IHK zu Schwerin | Bericht 2023 entwickelt. Auf diesem Weg soll die Belebung einer innovativen Start-up-Szene befördert werden. Mit der Bürgschaftsbank MV und der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft mit Sitz im Ludwig-Bölkow-Haus in Schwerin haben Start-ups und junge innovative Unternehmen einen guten Partner zur Finanzierung von Vorhaben. Mit der TBI GmbH TechnologieBeratungs-Institut der IHKs und der HWKs des Landes wurde ein zentraler Ansprechpartner zur Förderung innovativer Vorhaben von Unternehmen etabliert. Die Kooperation WissenschaftWirtschaft ist ein weiterer wichtiger Baustein der FuE-Förderung. Norddeutschlandweit wurden alle FuE-Förderrichtlinien angepasst und erweitert. Verbundvorhaben Wirtschaft-Wissenschaft sind ein wichtiger Baustein auch über die eigenen Ländergrenzen hinweg. Die weiteren Empfehlungen der OECD zur Beschleunigung des Wachstums innerhalb der Metropolregion Hamburg (MRH) befinden sich in der ersten Umsetzungsphase. Die Norddeutsche Innovationsagentur soll FuE norddeutschlandweit deutlich voranbringen. Im östlichen Teil der MRH soll am Standort der Hochschule Wismar ein Standbein der Innovationsagentur entstehen. Als weiteres Umsetzungsprojekt soll auch an der HS Wismar ein Teil des norddeutschen Innovations- und Wissenschaftsparks aufgebaut werden. Die IHK zu Schwerin ist bei beiden Umsetzungsprozessen eng angebunden. Vernetzung Hochschulen und Mittelstand Die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft hat eine große Bedeutung für ein innovatives regionales Ökosystem. Der Wissens- und Technologietransfer läuft hierbei beidseitig. Angesichts der gewachsenen Bedeutung der Fachkräftesicherung spielen auch gemeinsame Projekte von Hochschulen und Unternehmen zur Akquise und einer praxisorientierteren Ausbildung von Studierenden eine immer größere Rolle. Beispiele hierfür waren 2023 verschiedene Veranstaltungen, in denen Studierende und Wissenschaftler mit regionalen Unternehmen in Kontakt kamen und fachlich diskutierten. So ging es im Mai mit Wissenschaftlern der Berufsakademie Nord darum, wie künstliche Intelligenz die Medienproduktion verändert. Im Juni stellten Master-Studierende im Studiengang International Innovation Management der Hochschule Stralsund die sich für die Zukunft abzeichnenden Veränderungen in den Wirtschaftssektoren Einzelhandel, Mobilitätssektor und Ernährungswirtschaft vor. In der Fokuswoche Smart Industry gab es für Unternehmen, Berufsschüler und Studierende die Möglichkeit, eine mobile Fabrik zu besichtigen und über Herausforderungen und Chancen einer automatisierten Produktion in den Austausch zu gehen.  Regionale und überregionale Unternehmen haben auf der Firmenkontaktbörse StuWi auf dem Campus der Hochschule Wismar die Möglichkeit, mit den Fach- und Führungskräften von morgen in Kontakt zu kommen. Die IHK nutzt diese Messe, um bei den Studierenden auf den Industrie- und Wirtschaftsstandort Westmecklenburg aufmerksam zu machen. Bild: Robert-Schmidt-Institut Wismar Bild: Pixabay

12 IHK zu Schwerin | Bericht 2023 Schweriner Wissenschaftswoche Die 11. Schweriner Wissenschaftswoche (SWW) unter dem Motto „Auf dem Weg ins Universum“ stellte aus wissenschaftlicher Sicht wieder einen Höhepunkt dar. Prof. Dr. Stefan Rahmstorf, Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam, sprach zu Auswirkungen der Klimaveränderungen auf die Meeresströmungen, den Meeresspiegel und auf Extremwetterereignisse. Weitere Vorträge folgten durch die Hochschule Wismar vom Bauen einer Rakete bis hin zur Navigation mithilfe des Sternenhimmels. Das Schweriner Unternehmen AIRSENSE Analytics GmbH stellte sein Portfolio als ein führender Hersteller für Gefahrstoffdetektoren nicht nur in der Luftfahrt vor. Wie Arzneimittel im menschlichen Körpers wirken, welche Berufe bringen uns in die Luft und welche Perspektiven bietet das Handwerk in der Luft- und Raumfahrt und Einblicke in Berufe, Bedarfe und zu Entwicklungsperspektiven boten Unternehmen, Schülern und Wissenschaftlern gleichermaßen ein breites Forum zum Austausch. Der Innovationspreis wurde für herausragende wissenschaftliche Arbeiten an den Hochschulen in Schwerin und Wismar vergeben. Vergabe und Tariftreue Für eine Vielzahl von Unternehmen ist der große Markt des öffentlichen Auftragswesens von Interesse. Lieferungen und Leistungen sowie Bauvorhaben der öffentlichen Hand stellen ein erhebliches Marktvolumen dar. Allerdings wird das Vergaberecht zunehmend komplexer und ist schwer verständlich. Der notwendige Bürokratieabbau ist in diesem wichtigen Bereich nicht erkennbar! Gute Kenntnisse der Vergabeverfahren auf beiden Seiten sind unersetzlich. Öffentliche Auftraggeber und Auftragnehmer zu informieren und zu schulen ist Kernbestandteil der Arbeit der gemeinsamen ABST Auftragsberatungsstelle MV e.V. Der Verein ist eine etablierte landesweit agierende Beratungsstelle mit Angeboten für Seminare, Web-Formate und individuelle Beratungen. Erklärtes Ziel ist hierbei, hohe Auftragsvolumina in den Regionen zu binden. Mit den Änderungen des Vergabegesetzes MV zum auslaufenden Jahr 2023 wurden weitere Hürden und bürokratische Hemmnisse eingebaut. Kaum noch lesbar, schwer zu verstehen und noch diverse Regelungen in Landesverordnungen haben das Vergabegesetz MV zu einem Musterbeispiel für den Aufbau bürokratischer Hemmnisse entwickelt. Mit der Verkündung liegt nun der Ball bei den Vergabestellen, die Ausschreibungen rechtskonform am Markt zu platzieren. Ob dann noch Unternehmen Angebote abgeben werden, wird sich zeigen. Kreislaufwirtschaft und Klimaprojekte In der Entsorgungspartnerschaft MV, in der sich die IHK seit über 20 Jahren engagiert, werden aktuelle Themen der Entsorgung und Kreislaufwirtschaft zusammen mit den Entsorgerverbänden diskutiert und abgestimmt. Neben der Beschleunigung von Genehmigungsverfahren sind Förderungen und finanzielle Unterstützungen von Projekten des Klimaschutzes zentrales Anliegen im Land. Die nach langen Diskussionen und Verzögerungen endlich verabschiedete Klimaschutzförderrichtlinie für Unternehmen kann unterstützen. Mit der Richtlinie soll eine Steigerung der Energieeffizienz, intelligente Energiesysteme gefördert werden und eine CO2Einsparung um 30 Prozent erfolgen. Wichtiges Thema für zahlreiche Unternehmen: Rund 10.000  IHK-Präsident Matthias Belke begrüßte zur Eröffnungsveranstaltung der Schweriner Wissenschaftswoche 2023 im Ludwig-Bölkow-Haus herzlich. Bild: IHK

13 IHK zu Schwerin | Bericht 2023 Chemiekalien sollen in der EU verboten werden. Vom Anorak bis zur Zahnseide: Die Pläne der EU, den Einsatz von Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) zu beschränken, würden unzählige Produkte und Prozesse betreffen. Die praktischen Auswirkungen haben die Unternehmen mithilfe der IHK-Organisation im Konsultationsprozess beschrieben. Neben weiteren Informationen, wissenschaftlichen und technischen Daten oder sozioökonomischen Analysen ist es besonders wichtig, das Know-how der Unternehmen mit Blick auf im Vorschlag fehlende Verwendungen sowie auf potenzielle oder zusätzliche, noch nicht vorgeschlagene Ausnahmen einzubringen. Infrastrukturausbau Energie Wesentlich wird der infrastrukturelle Ausbau sein. „Stromautobahnen“ sind sicherlich erforderlich, um das enorme Energieerzeugungspotenzial ganz Deutschlands zur Verfügung stellen zu können. Es bedarf aber notwendiger Maßnahmen, um den Industriestandort MV zu erhalten und auszubauen. Nur vor Ort grüne Energie zu erzeugen und diese dann abzuleiten ist kein akzeptabler Ansatz einer Industriepolitik für MV. Dies wird bedeutsam angesichts der konkreten Planungen der Mega-Stromtrassen: Die NordOstLink-Trasse wird vier Gigawatt Nordseewindstrom nach Schwerin transportieren. Die SuedOstLink-Trasse mit noch einmal zwei Gigawatt Transportkapazität soll Schwerin mit Bayern verbinden. Geld wird bekanntlich „an der Steckdose“ verdient. Daher bekannte sich die IHK zu Schwerin klar zur umgehenden Umsetzung des Industriepolitischen Konzeptes MV 2030: Das Land muss nachhaltig von den anstehenden Notwendigkeiten der Energiewende und den Netzausbauten profitieren. Produzieren dort, wo der Grünstrom entsteht und gebündelt wird. Nicht Durchleitung, sondern der Fokus muss auf Stärkung und Ausbau des Industriestandortes vor Ort nahe dem Energieknotenpunkt bei Schwerin legen! Daher hatte sich die Schweriner IHK nach Gremienberatungen für eine Wälzung der Netzentgelte gegenüber der Bundesnetzagentur wiederholt eingesetzt. Teilerfolge waren zum Jahresausklang bereits erkennbar. Reduzierungen der Netzentgelte in Westmecklenburg greifen wohl zum Jahr 2025. Ein wichtiger Bereich ist der EU-weit angestoßene Prozess zum Aufbau eines europaweiten Wasserstoffkernnetzes. Die Küstenstandorte des Landes werden wichtige Anlandepunkte. Aber auch hier muss es klar erkennbare Anbindungen der Teilregionen Westmecklenburgs geben, was gegenüber der Bundesnetzagentur klar kommuniziert wird. Der Fokus der Landesregierung auf die wenigen IPCEI-Projekte übersieht die Notwendigkeit zur zukünftigen Wasserstoffversorgung landesweit. Stromkosten – Norddeutsche Belastungen abbauen Den permanenten Forderungen der IHK zu Schwerin nach einer gerechten Umlage der Netzausbaukosten wird Rechnung getragen. Die Bundesnetzagentur hat nun endlich ein Papier zur fairen Verteilung der Netzentgelte mit dem Ziel vorgelegt, eine spürbare Entlastung der Regionen auf allen Netz- und Umspannebenen zu erreichen. Es mindert in einem ersten Schritt die Netzentgeltspreizung in Deutschland von Regionen mit einer hohen Betroffenheit - so wie in Westmecklenburg Bild: Pixabay Bild: Pixabay

- bezüglich der Kosten im Verteilnetz für die Integration und vor allem auch den Abtransport von Strom aus erneuerbaren Energien. Ab 2025 wäre ein avisiertes Entlastungsvolumen von knapp 40 Prozent bezogen auf die SLPNetzentgelte im Netzgebiet der WEMAG möglich. Die IHK zu Schwerin fordert weiterhin die Berücksichtigung der Kosten des Redispatch. LUDWIG-BÖLKOW-Technologiepreis MV Der „LUDWIG-BÖLKOW-Technologiepreis Mecklenburg-Vorpommern“ ging 2023 an die Webasto Thermo & Comfort SE aus Neubrandenburg. Benannt nach dem Schweriner Entwickler und Erfinder Ludwig Bölkow, gemeinsam vergeben durch die drei IHKs in MecklenburgVorpommern und dem Wirtschaftsministerium des Landes MV, werden herausragende und in den Markt gebrachte Entwicklungen gefördert. Die Webasto Thermo & Comfort SE hat den Transformationsprozess als etablierter Automobilzulieferer von der Verbrennungs- zur Elektromobilität erfolgreich mit einer neuen Heizungstechnologie betrieben. Der neue Hochvoltheizer konnte bei Webasto in Neubrandenburg bereits 150 Industriearbeitsplätze in der Elektromobilitätstransformation sichern bzw. neu schaffen. Der Hochvoltheizer mit seinen Applikationen und Leistungsvarianten ist Grundlage für das Thermomanagement von Elektrofahrzeugen und trägt damit zum weltweiten Mobilitätswandel bei. Die Bewältigung dieser komplexen Forschungs- und Entwicklungsaufgaben hat eine hohe Strahlkraft und steigert die Attraktivität des Industriestandortes. Unternehmenswerkstatt Deutschland UWD Seit April 2023 steht die „Unternehmenswerkstatt Deutschland“ (UWD) als Gemeinschaftsangebot von aktuell 57 IHKs zur Verfügung. Mit der UWD können die IHKs ihre besondere Stellung als erster Ansprechpartner für alle unternehmerischen Belange weiter ausbauen und Unternehmen über alle Phasen von Gründung, über Festigung, Wachstum, Unternehmenssicherung bis hin zur Nachfolge digital begleiten. Auf der Plattform stehen Fachinformationen, Vorlagen, Checklisten und interaktive Tools zur Verfügung, die eine Kommunikation auf der Plattform zwischen Gründer/Mitgliedsunternehmen und der regional zuständigen IHK ermöglicht. Wettbewerb Unternehmer des Jahres MV 2023 In Neubrandenburg wurden im Rahmen eines Festaktes die Preisträger des Wettbewerbs „Unternehmerin und Unternehmer des Jahres in MV 2023“ ausgezeichnet. Träger des Wettbewerbs sind das Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit, der Ostdeutsche Sparkassenverband mit den Sparkassen in MV, die Landesarbeitsgemeinschaft der drei IHKs, die Arbeitsgemeinschaft der beiden HWKn sowie die Vereinigung der Unternehmensverbände MV. Die Preise sind in vier Kategorien „Unternehmerpersönlichkeit“, „Unternehmensentwicklung“, „Nachhaltigkeit“ sowie „Fachkräftesicherung und Familienfreundlichkeit“ vergeben worden. Darüber hinaus hat sich die Jury neben den vier Preisträgern für einen SonIHK zu Schwerin | Bericht 2023 14  Dr. Wolfgang Blank, Präsident der Industrie- und Handelskammer Neubrandenburg für das östliche MV, verlieh im Pommerschen Landesmuseum Greifswald gemeinsam mit Wirtschaftsstaatsekretär Jochen Schulte den „LUDWIGBÖLKOW-Technologiepreis MV“ an die Webasto Thermo & Comfort SE. Bild: IHKs in MV

derpreis entschieden und die Finalisten geehrt. In der Kategorie „Unternehmerpersönlichkeit“ erreichte Jörg Denecke, Pfiff Möbel GmbH, das Finale. In der Kategorie „Unternehmensentwicklung“ ging der Preis an Dr. med. Sebastian Werner, HygCen Germany GmbH aus Schwerin. Gründungsberatung Trotz der weiterhin angespannten geopolitischen und wirtschaftlichen Ausgangslage im Jahr 2023 wird in Westmecklenburg gegründet. Im Vergleich zu 2022 ist ein Anstieg der Existenzgründungen im Kleingewerbe zu verzeichnen, der sich auch in den Beratungszahlen widerspiegelt. Mit rund 300 Erstberatungen wurden die Werte der Jahre 2020 - 2022 nochmals übertroffen. Die Motive für eine Existenzgründung bleiben konstant. Selbstverwirklichung, finanzielle Besserstellung, aber auch neue Lebensmodelle sind die Hauptgründe für den Schritt in die Selbstständigkeit. Der Trend zur Selbstständigkeit im Nebenerwerb hält an. Auch Nachhaltigkeit und Regionalität spielen bei den Geschäftsmodellen nach wie vor eine große, wenn auch leicht abnehmende Rolle. Häufig vertretene Branchen sind haushaltsnahe und soziale Dienstleistungen sowie der Online-Handel mit Waren aller Art. Wie auch in den vorangegangenen Jahren wurden die Erstberatungen durch fachspezifische Beratungssprechtage begleitet und mit dem monatlichen Sprechtag im InnovationPort Wismar und den FlexDesk wurde die Beratungsdienstleistung auch in 2023 wieder in der Fläche des IHK-Kammerbezirkes angeboten. Im weiteren Verlauf des Jahres waren die Gründungsberater der IHK zu Schwerin als Jurymitglied, Fachreferent und Berater für den InnovationPort Wismar und das RobertSchmidt-Institut der Hochschule Wismar bei verschiedenen Veranstaltungen tätig. Gründerwoche 2023 Die IHKs aus MV beteiligten sich gemeinsam mit insgesamt sieben Veranstaltungen an der bundesweiten IHK-Aktionswoche. Themen wie Versicherungen, Steuerliche Pflichten, Erstellen von Konzepten und Marketingfragen standen im Mittelpunkt der Webinare. Darüber hinaus erläuterten die Fachberater der IHKs, welche Angebote für Gründer und junge Unternehmen zum Angebot der IHKs zählen. Webinar-Reihe Unternehmensnachfolge – Fortsetzung folgt! Ende Juni boten die IHKs in MV erneut gemeinsam eine Webinar-Reihe zur Thematik Unternehmensnachfolge an. Gleichzeitig stellte diese Reihe ein Angebot im Rahmen der bundesweiten IHK-Aktionswoche Unternehmensnachfolge dar. Inhaltlich umfasste die Reihe mit Unterstützung externer Experten Themen wie Chancen und Risiken eines Übernahmeprozesses, Vorbereitung des Nachfolgeprozesses und die Suche nach geeigneten Nachfolgern/ Betrieben. In Vorträgen zum rechtlichen und steuerlichen Rahmen einer Unternehmensübertragung sowie zu Notfallplanungen konnten praktische Details vermittelt werden. 15 IHK zu Schwerin | Bericht 2023  Preisverleihung am 05.07.2023 (v.l.): Preisträger und Präsidenten der Träger Bild: N. Fellechner

Bildungsscheckverfahren, Bafa-Beratungen und Stellungnahmen Weitere wesentliche Aufgaben, um Existenzgründern und Selbstständigen die Wege zu ebnen, sind die Hilfe bei Bafa-Beratungsförderungen, Antragsaufnahme von Bildungsschecks der Gesellschaft für Struktur- und Arbeitsmarktentwicklung (GSA) und die Abgabe von fachlichen Stellungnahmen zu Existenzgründerzuschüssen und Finanzierungsvorhaben. In diesen Bereichen agiert die IHK zu Schwerin hoheitlich: Fachlich unabhängige Stellungnahmen der Körperschaft bieten die Gewähr für eine objektive Bewertung der zu fördernden Vorhaben. Neue Finanzanlagen- und Immobiliardarlehensvermittler Im Jahr 2023 haben zehn Immobiliardarlehensvermittler (§ 34i GewO) sowie sieben Finanzanlagenvermittler (§ 34f GewO) von der IHK zu Schwerin eine Erlaubnis erhalten und wurden auch im öffentlich einsehbaren Vermittlerregister (www.vermittlerregister.info) registriert. Die IHK überprüft dabei, ob die Gewerbetreibenden zuverlässig sind, in geordneten Vermögensverhältnissen leben, sachkundig sind und auch eine Berufshaftpflichtversicherung haben. Hoheitlich: Registerführung Versicherungsvermittler (§ 34d GewO) Das Versicherungsvermittlerregister in Deutschland ist eine öffentlich zugängliche Datenbank, die von den Industrie- und Handelskammern geführt wird. Das Register enthält Informationen über alle Personen und Unternehmen, die in Deutschland als Versicherungsvermittler tätig sind und dient dem Verbraucherschutz, indem es Transparenz und Kontrolle über die Tätigkeit von Versicherungsvermittlern ermöglicht. Unternehmen, die als Versicherungsvermittler tätig sein möchten, müssen sich vor Aufnahme ihrer Tätigkeit registrieren lassen. Im Jahr 2023 wurden im Kammerbezirk der IHK zu Schwerin 56 neue Registrierungen von gebundenen und ungebundenen Versicherungsvermittlern und Versicherungsmaklern vorgenommen. Die Überprüfung der Weiterbildungspflicht von Versicherungsvermittlern ist ein weiterer, umfangreicher Bestandteil der hoheitlichen IHKAufgaben. Wie in den Jahren zuvor wurden über 10 Prozent der Vermittler überprüft. AVPQ – bewährtes hoheitliches Verfahren Im Amtlichen Verzeichnis präqualifizierter Unternehmen (AVPQ) wurden im Jahr 2023 insgesamt 71 Unternehmen, davon eins aus Polen, eingetragen. Die Präqualifizierung führt die Auftragsberatungsstelle MV e.V. (ABST) durch, während die Eintragung in das amtliche Verzeichnis durch die IHK zu Schwerin erfolgt. Die ABST und die IHK zu Schwerin sind dabei für das gesamte Bundesland MV sowie Polen zuständig. Für die Präqualifizierung werden alle Eigenerklärungen und Dokumente gefordert, die üblicherweise auftragsunabhängig den Vergabestellen vorgelegt werden müssten. Die Eintragung, mit einer Gültigkeit von einem Jahr, ist freiwillig für die Unternehmen. Gaststättenunterrichtung: Hygiene muss man lernen Insgesamt sechs Unterrichtungen nach § 4 Gaststättengesetz – einer Schulung über Grundlagen von Hygiene- und Lebensmittelrecht – fanden 2023 statt, davon eine im Technologie- und Gewerbezentrum Wismar. Gut 100 zukünftige Unternehmerinnen und Unternehmer der Gastronomie besuchten die Veranstaltung – schon deutlich mehr Gründer in dieser Branche als während der Krisenjahre vorher. Auch die zweimal jährlich stattfindenden Nachschulungen nach § 43 Infektionsschutzgesetz waren 2023 wieder sehr gut besucht. 16 IHK zu Schwerin | Bericht 2023 Bildungschecks der GSA 47 Bafa-Beratungen „Förderungen unternehmerischen Knowhows“ 11 Stellungnahmen für Bürgschaftsbank, KFW, LFI, Hausbanken 4 Stellungnahmen Gründungszuschuss und Einstiegsgeld 25

Impulse aus dem Norden nach Europa Gemeinsam mit der Geschäftsstelle der IHK Nord in Hamburg sowie dem Brüsseler Büro hat die IHK zu Schwerin 2023 eine Reihe von Themen norddeutscher und europäischer Relevanz bearbeitet. Die EU-Kommission sowie das Parlament rufen bei Novellierungen und der Einführung neuer EU-Verordnungen zu Beteiligung von Wirtschaft und Gesellschaft auf. Auch suchen regionale EUAbgeordnete die Meinung der Wirtschaft vor anstehenden Entscheidungen im Plenum. Wichtige Themen waren 2023 die eigentlich anstehende Umsetzung der Nährwertkennzeichnung Nutri-Score sowie der „EU-Aktionsplan: Schutz und Wiederherstellung von Meeresökosystemen für eine nachhaltige und widerstandsfähige Fischerei“. Demnach sollen die EU-Mitgliedstaaten die mobile Grundfischerei in Meeresschutzgebieten bis 2030 einstellen. Betroffen wären in Norddeutschland zahlreiche Unternehmen. Das Verbot würde sich auch negativ auf den Tourismus, den Einzelhandel sowie die fischverarbeitende Industrie auswirken. Die IHK Nord lehnt mit Hinweis auf Wissenschaft, Wirtschaft und bereits bestehender freiwilliger Regeln das Verbot ab, und plädiert stattdessen für einen intensiven Dialog der Beteiligten zur differenzierten Betrachtung. Rückenwind kam von dem norddeutschen Abgeordneten Niclas Herbst (CDU/EVP), der nach Gesprächen mit der norddeutschen Fischerei und Unternehmen einen Initiativbericht gegen den Aktionsplan Fischerei eingereicht hat. Das EU-Parlament hat nach dem Bericht des EU-Abgeordneten den Aktionsplan der Kommission im Frühjahr 2024 abgelehnt. Bei der Nährwertkennzeichnung auf Verpackungen von Lebensmitteln hat die IHK Nord Unternehmen und Forschungseinrichtungen unmittelbar beteiligt und die Ergebnisse der Umfrage in den Diskussionsprozess von EUKommission und Europaparlament eingebracht. Eine Entscheidung dazu steht noch aus, denn Vertreter der EU-Staaten konnten sich bislang nicht einigen: Einige Mittelmeer-Anrainer favorisieren die Nutrinform Battery, während insbesondere Frankreich, Deutschland und Benelux den Nutri-Score als EU-weite Kennzeichnung befürworten. Es bleibt also spannend in Brüssel – und die IHK Nord bleibt für die norddeutsche Wirtschaft am Ball. Food Branche: Trotz Herausforderungen weiter stark Gut 200 Gäste aus Norddeutschland und Brandenburg kamen im September 2023 zum inzwischen 6. Norddeutschen Ernährungsgipfel nach Rostock. Erstmals waren auch internationale Teilnehmer beim Gipfel dabei – eine Delegation von Unternehmern, Beratern und Anwälten aus dem Food Business aus den USA und Kanada haben den Ernährungsgipfel als Teil einer Reise nach MV besucht. Aktuelle Themen und Innovationsmöglichkeiten in Nordamerika sind auch für MV bedeutsam. In den Diskussionen des Ernährungsgipfels wurde von der Unternehmerschaft immer wieder auf die schwierige Situation der Branche hingewiesen. Die Ernährungswirtschaft sieht sich schon seit Jahren in der Klammer zwischen Rohstoffmärkten und Einzelhandel. Auch die Preise für Arbeitskraft und Energie sind massiv gestiegen, die Preise für Rohstoffe unterliegen Preisschwankungen und -steigerungen. Hinzu kommen Inflation und weiterhin der Druck am Handel. Bislang konnten die Produzenten eine stabile Versorgung mit Lebensmitteln garantieren. Zugleich geraten Unternehmen dabei aber an wirtschaftliche Grenzen, erste Unternehmen haben bereits den Rückzug vom Markt realisiert. Zugleich zeigte die Konferenz anhand regionaler Beispiele, wie Unternehmen der Ernährungsbranche – Start-ups und Mittelstand – Trends und Innovationen erkennen und als Geschäftsmodell erfolgreich umsetzen. Bild: IHK  Beim Besuch von Wirtschaft und Politik bei den Norddeutschen Kaffeewerken in Upahl dabei (v.l.n.r.): Kathrin Ostertag (IHK zu Lübeck), Siegbert Eisenach (IHK zu Schwerin), Jochen Brüggen (H. & J. Brüggen KG Lübeck), Kai Wassermann (Norddeutsche Kaffeewerke GmbH), Michael Junge (SPD-Bundestagsfraktion) und Alexander Anders (IHK Nord). Anschließend besuchte die Gruppe in Lüdersdorf die Werner Lauenroth Fischfeinkost GmbH. 17 IHK zu Schwerin | Bericht 2023

18 IHK zu Schwerin | Bericht 2023 Innovation Wissenschaft-Wirtschaft Gemeinsam mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Südwestmecklenburg mbH und dem informellen Netzwerk der früheren Technologie- und Innovationsbeauftragten in MV haben 2023 die „Innovationstage Wissenschaft-Wirtschaft“ im Landkreis Ludwigslust-Parchim stattgefunden. Im März 2023 wurden in Ludwigslust Goldschmidt Frischkäse GmbH, FINIZIO als Start-up im DeveLUP und Stadtwerke Ludwigslust-Grabow besucht. Im November fand dieser Innovationstag in Sternberg statt. Begleitet von Bürgermeisterin Kathrin Haese haben sich im November Universitäten und Hochschulen einerseits mit den Sternberger Unternehmen Weitzel Sportstättenbau, FTS Fenster- und Türenbau Sternberg sowie ecoMotion andererseits über Möglichkeiten für Innovationen ausgetauscht. Bei diesen Treffen werden konkrete Innovationsthemen dargestellt, welche Möglichkeiten zu Forschung und Entwicklung und Innovation die Universitäten und Hochschulen in MV offerieren. Arbeitskreis Ernährungswirtschaft Eine der wichtigsten Branchen Westmecklenburgs ist und bleibt die Ernährungswirtschaft. Breit aufgestellt von der Urproduktion, der Be- und Verarbeitung und zahlreiche Finalproduzenten, von Süßwaren über TK-Produkte bis hin zu Fisch, Fleisch, Feinkost und viele Ernährungsprodukte mehr. Die Branche hatte unter der Energiekrise erheblich zu leiden, wächst aber weiter beständig. Die Sitzungen des IHK-Arbeitskreises Ernährungswirtschaft gelten als das zentrale Forum zum Austausch der Branche über die aktuellen Herausforderungen. Von hier aus gehen wichtige Impulse für notwendige Entwicklungen in Politik und Verwaltung. Top-Thema in 2023 war hier die „Zukunft der Energieversorgung in der Branche“. Gerade in der Ernährungsbranche müssen aber Produkte zur Herstellung zunächst erhitzt werden und zur Lagerung und Logistik gekühlt werden. Vor allem die zu lang en Planungs- und Genehmigungszeit von Wind- und PV-Anlagen wurden massiv kritisiert. Die Stromkosten sind ein wesentlicher Eckpfeiler für positive Ergebnisse. Wichtig ist daher, gerade in MV mit einem hohen Anteil erneuerbarer Energien diesen Standortvorteil umgehend für die Unternehmen nutzbar zu machen. „Grüne Gewerbegebiete“ ist ein oft verwendeter Begriff, jedoch ohne nachhaltige Auswirkungen auf die Wirtschaft. Eine zentrale Forderung und Aufgabe alle Verantwortlichen für die kommenden Jahre! Auch die Kritik an den langen Genehmigungszeiten wurden den zuständigen Landesministern übermittelt. Regionalausschuss Ludwigslust-Parchim: Spannende Themen und Inspirationen Dreimal traf sich der IHK-Regionalausschuss Ludwigslust-Parchim und diskutierte die aktuellen Herausforderungen für die Unternehmen der Region. Es war auch die Perspektive für die wirtschaftliche Entwicklung im Landkreis ein wichtiges Thema, dabei neben der aktuellen und zukünftigen Verfügbarkeit von Gewerbe- und Industrieflächen auch die Situation auf dem Wohnungsmarkt sowie die Verfügbarkeit von Kita- und Schulplätzen im Zusammenhang mit Ansiedlungsvorhaben. Ein weiteres Treffen des Gremiums fand an einem für die Mitglieder eher neuen Ort statt – bei der Wir bauen Zukunft eG in Nieklitz. Die Vorstände Bild: IHK Bild: IHK  In den IHK-Gremien diskutieren Unternehmensvertreter über ihre eigenen Belange und bereiten Empfehlungen und Beschlussfassungen für die Vollversammlung vor. Im Bild links eine Sitzung des Arbeitskreises Ernährungswirtschaft, rechts das Treffen des Regionalausschusses Ludwigslust-Parchim im Zukunftszentrum Nieklitz.

19 IHK zu Schwerin | Bericht 2023 der Genossenschaft, Johannes Milke und Jannis Deutschmann, stellten die Konzeption, Themen und Kompetenzen des Teams und die Möglichkeiten des Orts für Arbeit und Leben, Seminare und Zukunftsperspektiven vor. Der SPD-Landtagsabgeordneten Christian Winter stellte als Gast kurz seine politischen Themen und die Aufgaben in der SPD-Fraktion im Landtag MV vor. In der Sache hart und doch fair diskutierte Winter die Positionen des IHK-Gremiums wichtigen Themen der Wirtschaft. Insbesondere die Entwicklungen in der industriellen Struktur in Westmecklenburg wurden deutlich kritisiert, etwa den Rückzug und die Insolvenz von Industriebetrieben verschiedener Branchen. Zugleich werde die Logistik stärker, dies jedoch mit veralteter Transporttechnik und Logistikbauten ohne Nachhaltigkeit. Hier sehen Teilnehmer eine deutliche Diskrepanz zwischen Kommunikation der Landesregierung zu Ökologie, Nachhaltigkeit und wissensbasierter Arbeit und der Realität von Ansiedlungen und Förderungen. Der Ausschuss für Industrie, Energie und Maritime Wirtschaft Der Ausschuss für Industrie, Energie und Maritime Wirtschaft tagte im Mai, Juni und November mit Karlheinz Petri, Geschäftsführer der Instamak GmbH in Selmsdorf, als Vorsitzenden. Schwerpunktthemen waren die Energie- und die Bauwende in MV, die Umsetzung des industriepolitischen Konzeptes sowie die Fortsetzung der Industrieakzeptanzkampagne. Zu der gemeinsamen Sitzung der Industrieausschüsse und -arbeitskreise der drei IHKs in MV war Jochen Schulte, Staatssekretär für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit des Landes Mecklenburg-Vorpommern, zu Gast. Auch hier stand das Industriepolitische Konzept Mecklenburg-Vorpommern 2030 im Mittelpunkt. Neben der Umstrukturierung der Werftlandschaft muss der Ausbau der Industrie zentraler Baustein der Wirtschaftspolitik des Landes MV sein. Grüne und nachhaltige Industrie darf nicht nur als Schlagwort in Powerpoint-Folien auftauchen. Es muss gelebt und ausgebaut werden. Die Industriestrategie – um die uns andere Bundesländer beneiden – muss deutlich stärker gelebt und ausgefüllt werden, so die Forderung der Industrievertreter landesweit. 18. Branchentreff der Immobilienwirtschaft Die Immobilienwirtschaft ist mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert: Gestiegenen Baukosten und Zinsen, zu lange Genehmigungsverfahren und dem Mangel an bezahlbaren Wohnraum und Anstieg der Grundstückskosten belasten alle Vertreter dieser bedeutenden Branche. Projektentwickler sowie Investoren stehen vor großen finanziellen Herausforderungen und bundesweit gibt es immer mehr Hiobsbotschaften von teilweise großen Projektentwicklern, die Insolvenz anmelden mussten. Der Geschäftsführer der WGS Wohnungsgesellschaft Schwerin mbH, Michael Veiga, verdeutlichte welche Auswirkungen die aktuellen Zinskosten haben und wie hoch der Investitionsbedarf allein bei der WGS ist. Der Rechtsberater des IVD für Mecklenburg-Vorpommern, Jürgen Sattler, erläuterte aktuelle Fälle aus dem Miet- und Maklerrecht. Er ging dabei unter anderem auf ein BGH-Urteil ein, in dem festgestellt wurde, dass Anforderungen an eine formell ordnungsgemäße Begründung einer Eigenbedarfskündigung nicht zu hoch sein sollten. Andreas Thiele, Leiter des Fachdienstes „Stadtentwicklung und Wirtschaft“ der Landeshauptstadt Schwerin, ging mit ansprechenden Bildern und Architektenentwürfen auf die Stadtentwicklung in Schwerin ein. Er erklärte insbesondere die vorbereitenden Untersuchungen auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs, den Realisierungswettbewerb im Quartier „KIWVorwärts“ und die Wohnbebauung der ehemaligen Strahlenklinik.  Auf dem 18. Branchentreff der Immobilienwirtschaft, zu dem traditionell die IHK zu Schwerin einlädt, erläuterte der Rechtsberater des IVD für Mecklenburg-Vorpommern, Jürgen Sattler, aktuelle Fälle aus dem Miet- und Maklerrecht. Bild: IHK

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