24 IHK zu Schwerin | Bericht 2024 vorangegangenen Aspekte führten dazu, dass sich die seit Jahren bemerkbare Zurückhaltung bei unternehmerischen Investitionen nochmals verstärkte. Die IHK hat in ihrer Politikberatung immer wieder sehr eindringlich auf diese besorgniserregende Entwicklung hingewiesen. Die konjunkturellen Sorgen der Unternehmen haben mit den steigenden handelspolitischen Spannungen zum Jahresende, nochmals zugenommen. Chinas Wirtschaft schwächelt und die USA kündigen unter der neuen Administration neue Handelsbarrieren an, die ebenfalls direkte Auswirkungen auf die Europäische Union haben. Die fehlende Planungssicherheit aufgrund der ungewissen Gemengelage ist für die Unternehmen das größte Hemmnis und wird bis ins Wirtschaftsjahr 2025 strahlen. Das Wirtschaftsjahr 2024 war geprägt von einer konjunkturellen Stagnation. Dies bildet sich auch in den IHK-Konjunkturberichten für den Wirtschaftsstandort Westmecklenburg sehr deutlich ab. Die IHK-Konjunkturklimaindizes blieben sowohl für Westmecklenburg und Mecklenburg-Vorpommern als auch für Gesamtdeutschland unterhalb der Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Die Indizes spiegeln die aktuelle Geschäftslage der Unternehmen sowie ihre Erwartungen im Zeitverlauf wider. Das insgesamt gestiegene Preisniveau, besonders der anhaltend hohe Kostendruck bei der Energie, belastete die Unternehmen. Hinzu kommt eine deutlich spürbare Abkühlung der Konjunktur. Des Weiteren wurde von vielen Unternehmen die Politik als zu sprunghaft wahrgenommen. Die Standort Westmecklenburg Konjunkturbericht der IHK zu Schwerin | Herbst 2024 IHK-KONJUNKTURKLIMAINDIZES FÜR WESTMECKLENBURG, MECKLENBURG-VORPOMMERN UND DEUTSCHLAND 140 130 120 110 100 90 80 70 60 Index IHK-Konjunkturklimaindex für Westmecklenburg IHK-Konjunkturklimaindex für Mecklenburg-Vorpommern DIHK-Konjunkturklimaindikator für Deutschland GESCHÄFTERWARTUNGEN DER UNTERNEHMEN Angaben in Prozent J = Jahresbeginn, F = Frühsommer, H = Herbst H 2024 F 2024 J 2024 H 2023 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 besser gleich bleibend schlechter KONJUNKTUR: RAUER GEGENWIND FÜR DIE WIRTSCHAFT Der konjunkturelle Gegenwind hat wieder zugenommen. Im Vergleich zur Frühsommerumfrage fällt der IHK-Konjunkturklimaindex für Westmecklenburg um -4,9 Punkte auf 88,6 Zähler. Der Index liegt damit seit einem Jahr beständig unterhalb der Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Er bildet die Einschätzungen der Unternehmen zur aktuellen Lage sowie zu ihren Geschäftserwartungen ab. Während die Lageeinschätzung der Unternehmen im Vergleich zur Vorumfrage Frühjahr 2024 konstant geblieben ist, haben sich die Erwartungen verschlechtert. 43 Prozent der Unternehmen rechnen aktuell mit sich verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen (Frühjahr 2024 = 35 Prozent). Die leise Hoffnung aus dem Frühsommer dieses Jahres auf eine konjunkturelle Aufhellung ist damit verflogen. WIRTSCHAFTSPOLITIK: KEINE WERTSCHÄTZUNG FÜR DEN MITTELSTAND?! Der deutlich überwiegende Teil der teilnehmenden Unternehmen sind kleine und mittlere Unternehmen. Sie geben als Gründe für ihre schlechte oder nur befriedigende Situation besonders folgende Punkte an: • zu viel Bürokratie, • eine allgemeine Kauf- und Investitionszurückhaltung, • eine schlechte Lage auf dem Bau, • ein hoher Kostendruck und Preissteigerungen, • weiterhin hohe Energiekosten, • fehlende Arbeitskräfte • sowie eine insgesamt schlechte Wirtschaftspolitik. Des Weiteren werden individuell belastende Baustellen mit unzureichenden Wegeführungen, Unsicherheiten in der Gesundheitspolitik sowie im Medizinproduktebereich genannt. Insgesamt stellt sich die westmecklenburgische Wirtschaft die Frage, ob die Politik den Mittelstand nicht mehr wertschätze. Die wenigen positiven Stimmen sprechen besonders von einer guten Positionierung ihres Unternehmens im jeweiligen Markt. Die Unternehmen zählen größtenteils zu den Dienstleistungen. RISIKEN: POLITIK ALS RISIKOFAKTOR Die konjunkturellen Sorgen belasten die Wirtschaft. Eine schwache Inlandsnachfrage wird von 59 Prozent der teilnehmenden Unternehmen als Risiko ihrer wirtschaftlichen Entwicklung genannt. Knapp dahinter folgen mit 57 Prozent die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Zwar schwächt sich der Anteil im Vergleich zur Vorumfrage etwas ab, doch insgesamt bewegt sich der Anteil auf einem weiterhin sehr hohen Niveau. Als Begründung werden vereinzelnd die hohe Bürokratielast und eine Stärkung demokratiefeindlicher Kräfte genannt. 43 42 15 35 49 16 43 46 11 43 47 10 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 Quellen: IHK zu Schwerin, IHKs in MV, DIHK | Aufgrund der Pandemie wurde im Frühsommer 2020 keine Umfrage auf Landesebene durchgeführt. Ein Wert kann daher nicht ausgewiesen werden. GESCHÄFTSLAGE DER UNTERNEHMEN Angaben in Prozent gut befriedigend schlecht 24 33 43 Die IHKs in MV haben bereits im Februar 2024 auf der Landespressekonferenz den Ernst der Lage anhand der besorgniserregenden konjunkturellen Lage dargestellt. V.l.: Torsten Haasch, Hauptgeschäftsführer der IHK Neubrandenburg, Matthias Belke, Präsident der IHK zu Schwerin, Klaus-Jürgen Strupp, Präsident der IHK zu Rostock und Peter Volkmann, amt. Hauptgeschäftsführer der IHK zu Rostock. Bilder: IHK
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