2024
3 IHK zu Schwerin | Bericht 2024 Editorial: Scheitern und Neustart 2 - 3 IHK-Wahl: Chance und Verpflichtung 4 - 9 Unsichere Zeiten bei schwächelnder Konjunktur 10 - 21 Standort Westmecklenburg 22 - 26 International 27 - 30 IHK trauert um Hans Thon 31 Solider Ausbildungsstart in Westmecklenburg 32 - 40 Vielseitig und anspruchsvoll 41 - 47 Jahresabschlüsse 48 - 53 Vollversammlung der IHK zu Schwerin im Jahr 2024 54 - 55
4 IHK zu Schwerin | Bericht 2024 Die Wirtschaft hätte es sich anders gewünscht! Aber ein „Weiter so!“ konnte es nicht geben. Also war der Bruch der Ampelregierung zum Ende 2024 eine logische Konsequenz der Entwicklung der letzten Jahre. Die Begriffe Unzufriedenheit, Unzuverlässigkeit und Unsicherheit prägten immer häufiger die Aussagen von Unternehmerinnen und Unternehmern im Geschäftsalltag. Konjunkturdaten schwächeln Die Konjunkturanalysen der IHK zu Schwerin belegten die abfallende Stimmung eindrucksvoll. Der ermittelte Index fiel im Herbst des Jahres 2024 auf einen Wert von 88,6 Zählern und lag damit seit einem Jahr unterhalb der Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Für Anreize, unternehmerisch tätig zu sein, zu investieren oder zu gründen fehlten immer mehr die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Berechtigte Sorgen breiteten sich aus. Zunehmend entfernte sich die Politik und Verwaltung von den Bedürfnissen derjenigen, die im harten Geschäftsalltag dafür Verantwortung übernehmen, dass Beschäftigung generiert und Geld auch für die Kommunen und den Staat verdient wird. Die politisch Handelnden ignorierten die Forderungen der Wirtschaft, endlich für sinkende Steuern und Abgaben, für Bürokratieabbau und wettbewerbsfähige Energiepreise zu sorgen. Gerade Wirtschaftsvertreter, die beständig vor dieser gefährlichen Entwicklung gewarnt haben, konnten mit Sachargumenten häufig nicht mehr an politische Vertreter durchdringen. Gespräche auf Augenhöhe waren selten möglich. Scheitern und Neustart Matthias Belke Präsident Foto: info@paperheroes.de Peter Todt amt. Hauptgeschäftsführer Foto: info@paperheroes.de
5 IHK zu Schwerin | Bericht 2024 Herausforderungen Die Liste der Probleme und Hürden ist für Unternehmen mittlerweile stark angewachsen: Lieferengpässe, Fach- und Arbeitskräftemangel, anwachsende bürokratische Hürden, Energiepreissteigerungen, die schleppende Digitalisierung, der Investitionsstau bei der Infrastruktur oder Auswirkungen auf Löhne und Gehälter durch die politisch motivierte Anhebung des Mindestlohnes, ein zusätzlicher Feiertag, der häufig fehlende Leistungswille sowie die Verunsicherungen wegen der weltpolitischen Lage. Landesstrategie umsetzen Dabei gibt es in Mecklenburg-Vorpommern ein hervorragendes Strategiepapier „Industrieland MV 2030“, welches auch in den bestehenden Koalitionsvertrag Eingang fand. Die Wirtschaft hatte sich gegenüber der Politik sehr engagiert gezeigt, diese Strategie intensiv zu unterstützen und zügig umzusetzen. Jedoch war die Bilanz zu den 10 Handlungsfeldern auch zum Ende des Jahres 2024 eher ernüchternd. Was blieb war ein Paket der vertanen Chancen, ein lähmendes Abwarten, das für dieses Land starke und folgenschwere Auswirkungen haben kann. Nicht ohne Grund nimmt die Wirtschaft gerne die Begriffe „Deutschlandtempo“ und den „Ruck“ auf, der durch dieses Land gehen sollte. Vor allem aber darf es nicht bei diesen Begrifflichkeiten bleiben. Die schnelle Umsetzung ist entscheidend! Neues IHK-Parlament Und während die Ampel scheiterte und durch die Vertrauensfrage endlich Neuwahlen in Berlin anstanden, haben sich die IHK-Unternehmen in Westmecklenburg aufgestellt, um ihr „Parlament der Wirtschaft“ für den Zeitraum der kommenden fünf Jahre zu bestimmen. Insgesamt 43 Sitze sind in der neuen Vollversammlung der IHK zu Schwerin im Dezember 2024 besetzt worden. Etwa die Hälfte der Unternehmensvertreter bekleiden dieses Ehrenamt erstmalig. Eine vielversprechende Mischung aus Erfahrung und neuen Impulsen. Diese Wahl hat neben der Arbeit des höchsten ehrenamtlichen Gremiums in der IHK auch Auswirkungen auf die Besetzung der Fachausschüsse und Arbeitskreise. Hier werden nämlich die Kompetenzen eingebracht, die für die IHKArbeit benötigt werden. Über diese Instrumente wird der Sachverstand gebündelt, der zur Erfüllung der vom Staat an die Kammer übertragenen Aufgaben nötig ist. Dabei steht das Gesamtinteresse aller Mitgliedsunternehmen im Vordergrund. Ein hoher Anspruch. Neben der Organisation und Durchführung der Dualen Ausbildung und zahlreichen anderen Aufgaben gehört die Politikberatung ebenso zu den gesetzlichen Aufgaben der gesamten IHKOrganisation. Kritisch und konstruktiv ist dabei der Leitgedanke. So werden wir auch zukünftig agieren: In der Sache mit Substanz und klar, um die Wirtschaft zu stärken und das Bild der unserer Unternehmerinnen und Unternehmer zu stärken! Peter Todt amt. Hauptgeschäftsführer Matthias Belke Präsident
6 IHK zu Schwerin | Bericht 2024 Die Industrie- und Handelskammer zu Schwerin (IHK) versteht sich als Dienstleister und Interessenvertretung der ca. 24.000 regionalen Mitgliedsunternehmen gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit in Westmecklenburg. Durch einen intensiven Dialog mit Entscheidungsträgern auf allen Ebenen setzt sie sich für wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen ein. Dies geschieht durch Positionspapiere, gezielte Veranstaltungen und regelmäßige Gespräche mit politischen Akteuren. Gleichzeitig bündelt die IHK die Anliegen ihrer Mitglieder und bringt sie in Gesetzgebungsprozesse ein, um praxisnahe Lösungen zu fördern. So sorgt sie dafür, dass die Stimme der regionalen Wirtschaft gehört wird und nachhaltige Impulse für Wachstum und Innovation gesetzt werden. Das Jahr 2024 stand für die IHK zu Schwerin ganz im Zeichen des Neuanfangs. Ein Neuanfang für die Interessenvertretung der Wirtschaft in Westmecklenburg, denn die Unternehmen im Bezirk der IHK zu Schwerin waren 2024 aufgefordert, ihre Mitglieder der Vollversammlung für die kommenden fünf Jahre zu wählen. Marketing auf Augenhöhe Über die IHK-Projektgruppe Kommunikation, der einige IHK-Vollversammlungsmitglieder angehören, wurden die Wahlen zur Vollversammlung bereits im Jahr 2022/23 in Zusammenarbeit mit dem Hauptamt und durch eine Agentur mit einer Unternehmenskampagne vorbereitet und im darauffolgenden Jahr als Wahlkampagne ausgerollt. Die grundlegende Idee der Kampagnen bestand darin, auf Augenhöhe zu kommunizieren. Unternehmerinnen und Unternehmern aus der Vollversammlung haben so die Inhalte der Kampagne mit erarbeitet und später an ihre Kollegen getragen. Zahlreiche Veranstaltungsformate wie der Klöntörn oder auch die Wahlforen im gesamten IHK-Bezirk wurden genutzt, um die Vollversammlungswahlen zu bewerben. Abgestimmte Marketinginstrumente haben diese Kampagne unterstützt. Dazu wurde auch ein Leistungsverzeichnis zu den Inhalten der Arbeit der IHK zu Schwerin erarbeitet und neu aufIHK-Wahl Chance und Verpflichtung Bild: IHK
gelegt, das in sehr kompakter Form alle wichtigen Informationen bietet. Darüber hinaus ist der IHK-Herbsttreff als Auftaktveranstaltung zur Vollversammlungswahl mit großem Erfolg organisiert und veranstaltet worden. Neue Vollversammlung In drei Wahlbezirken und insgesamt acht Wahlgruppen standen 74 Kandidaten in den einzelnen Branchen für die 43 Sitze zur Wahl. Als besonders erfreulich wurden die 8 Mandate gewertet, die durch Frauen besetzt sind. Am 11. Dezember 2024 konstituierte sich die neue IHK-Vollversammlung, die aus Ihren Reihen den neu gewählten Präsidenten, Matthias Belke und 4 Vizepräsidenten wählte. Die Vollversammlung der IHK zu Schwerin ist das „Parlament der Wirtschaft“ und hat entsprechend der gesetzlichen Grundlagen vor allem das Gesamtinteresse der regionalen Wirtschaft zu vertreten. Es ist für die grundsätzliche strategische Ausrichtung der IHK zu Schwerin verantwortlich und trifft wesentliche Entscheidungen. Vor der neuen Vollversammlung stehen zentrale Aufgaben: Die Findung einer neuen Hauptgeschäftsführung, die die Interessen der Wirtschaft wirkungsvoll vertreten und die IHK weiterentwickeln soll, ist von besonderer Bedeutung. Zudem gilt es, die interne Digitalisierung voranzutreiben, um Prozesse effizienter zu gestalten und den Service für Unternehmen zu verbessern. Ein weiteres Schwerpunktthema ist die Formulierung der wirtschaftspolitischen Erwartungen zur Bundestagswahl 2025, um die Interessen der regionalen Unternehmen gezielt in den politischen Dialog einzubringen. Gleichzeitig wird die neue Vollversammlung eine Halbzeitbilanz der Landesregierung ziehen und prüfen, inwiefern wirtschaftspolitische Ziele umgesetzt wurden. Nicht zuletzt geht es darum, den IHK-Generationswechsel erfolgreich zu gestalten, indem neue Impulse mit bewährter Erfahrung verbunden werden. Mit diesen zentralen Weichenstellungen trägt die neue Vollversammlung maßgeblich dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft zu stärken und die Interessen der Unternehmen wirkungsvoll zu vertreten. 7 IHK zu Schwerin | Bericht 2023 Die beliebten IHK-Veranstaltungsformate „Klöntörn“ und „Wahltörn“ boten den Unternehmen viel Raum zum netzwerken, diskutieren und kennenlernen. Am 11. Dezember 2024 konstituierte sich die neue IHK-Vollversammlung. Aus deren Reihen wurde auch das neue IHK-Präsidium gewählt: Matthias Belke, Präsident (m), Marc Hoffmann (l.), Dr. med. Heike Thierfeld (2.l.), Ronny Freitag (2.r.), Thomas Murche (r.). Bilder: IHK Bilder: IHK/ info@paperheroes.de
8 IHK zu Schwerin | Bericht 2024 IHK-Jahresempfang Die IHK zu Schwerin hat daher mit Ihrem Jahresempfang 2024 unter dem Motto „Was uns verbindet – Transport-Verkehr-Logistik“ einen klaren Schwerpunkt auf eine wichtige Branche gelegt. Die Transport- und Logistikwirtschaft ist der drittgrößte Wirtschaftsbereich in Deutschland und in weiten Teilen geprägt von kleinen und mittelständischen Unternehmen, gerade in Mecklenburg-Vorpommern. In etwa 75 Prozent der Güter werden dabei auf unseren Straßen transportiert und dies wird den Prognosen nach auch in den kommenden Jahrzehnten so bleiben. Dennoch manifestiert sich in der Branche in den zurückliegenden Jahren der Eindruck, dass sie von Politik und Gesellschaft zu wenig Wertschätzung erhält. Gut 300 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung konnten am 7. Juni 2024 im Ludwig-Bölkow-Haus begrüßt werden. IHKPräsident Matthias Belke mahnte in Bezugnahme auf den ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog, einen erneuten Ruck an, der durch das Land gehen müsse. Im weiteren Verlauf seiner Rede betonte er, dass der Abbau von Bürokratie hierfür ein entscheidendes Instrument sei. Nur so könne besonders die überwiegend klein- und mittelständige Wirtschaft im Land wieder mehr Freiheit für Innovation und Investitionen gewinnen und neuen Optimismus tanken. Belke betonte, dass eine vitale Wirtschaft aktuell mehr denn je im Fokus der Politik stehen müsse, bildet diese doch das Fundament für alle Transformationsprozesse. Traditionell folgte das Grußwort der Landesregierung, das von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig bestritten wurde. Die fachlichen Impulsvorträge hielten mit „Wie können wir den Verkehrskollaps verhindern?“ die Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) Gitta Connemann sowie Jens Pawlowski vom Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung e.V. zum Thema „Aktuelle Lage in der Verkehrsbranche – Herausforderungen im Güterverkehr“. Im Rahmen der anschließenden Podiumsdiskussion konnte unter anderem Katja Rumstich, Geschäftsführerin der Volker Rumstich Transport GmbH, die fehlende Wertschätzung für die unternehmerischen Leistungen der Branche untermauern. In den Beiträgen wurde nachdrücklich betont, dass unsere Verkehrswege in einem guten, leistungsfähigen sowie sicheren Zustand gehalten werden müssen – sie seien die Adern unserer Wirtschaft. Angesichts des großen Investitionsstaus, u. a. bei Brücken, müssen die Anstrengungen deutlich verstärkt werden. Für den Ausbau und die Instandhaltung seien, neben den Mitteln aus der Nutzerfinanzierung, auch an die Baukostensteigerungen angepasste, überjährige Haushaltsmittel notwendig. Es bedürfe eines verlässlichen, geschlossenen Finanzierungskreislaufes für die einzelnen Verkehrsträger. Bei der Umsetzung von Baumaßnahmen hemmen oft Jahrzehnte dauernde Planungs- und Genehmigungsverfahren. Die gesetzlichen Grundlagen müssen dringend überarbeitet und die Planungsprozesse digital gestaltet werden. Um die Auswirkungen der Baumaßnahmen dann zu minimieren, fordere die Wirtschaft deutliche Fortschritte in der digitalen Baustellenkoordinierung. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig hielt das Grußwort der Landesregierung MV. Die fachlichen Impulsvorträge hielten die Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) Gitta Connemann sowie Jens Pawlowski vom Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung e.V.. Bilder: IHK/Fischer
9 IHK zu Schwerin | Bericht 2023 Neben der Infrastruktur lag der Schwerpunkt der Beiträge auf den politischen Rahmenbedingungen im Transport- und Logistikgewerbe. Immer neue Regelungen, mehr Bürokratie und höhere Belastungen erschweren ein auskömmliches Wirtschaften. Es wurde insbesondere mehr Wertschätzung für die Branche eingefordert, die die Wirtschaft am Laufen halte. Die Vorschläge lägen bereits auf dem Tisch: Die Kostenentlastung des Mittelstandes durch Aufhebung der doppelten CO2-Bepreisung, die Aufstockung der Mautharmonisierungsmittel oder die Schaffung unbürokratischer Förderinstrumente für alternative Antriebstechnologien und betriebliche Ladeinfrastruktur, seien nur einige Beispiele, die zur Entlastung des Gütertransportgewerbes beitragen können. Auch die Ausweitung steuerlicher Begünstigungen auf Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, die ausschließlich mit alternativen Kraftstoffen betrieben werden, solle auf den Weg gebracht werden. IHK-Präsident, Matthias Belke hieß in seinem Grußwort die 320 Gäste aus Wirtschaft, Poltik und Verwaltung im Ludwig-Bölkow-Haus zum Jahresempfang willkommen und ging auf Themen ein, die den Unternehmerinnen und Unternehmern ausserordentlich wichtig sind. Mittendrin: Minister Habeck im Dialog mit den Teilnehmern des Mittelstandsdialogs „Tourismus und Maritime Wirtschaft“ am 12. Juli 2024 in Wismar. Die Branche kritisiere außerdem die immer stärkere Bindung ihrer Ressourcen durch Bürokratielasten. Reformbedarf bestehe u.a. hinsichtlich einer praxistauglichen Regelung zur Befreiung von handwerksähnlichen Unternehmen von der 3,5-Tonnen-Maut, der Abschaffung der Fahrverbote an nicht bundeseinheitlichen Feiertagen und der Reduzierung bzw. praxisnahen Gestaltung von Dokumentations- und Berichtspflichten. Mittelstandsdialog mit Vizekanzler Dr. Robert Habeck Der Mittelstandsdialog „Tourismus und Maritime Wirtschaft“ am 12. Juli 2024 in Wismar bot eine wertvolle Gelegenheit für den direkten Austausch zwischen Wirtschaftsvertretern, politischen Entscheidungsträgern und Unternehmern. Die Veranstaltung, organisiert von den IHKs in Mecklenburg-Vorpommern, begann mit einem gemeinsamen Spaziergang auf der Promenade, bei dem sich die Teilnehmer in informellem Rahmen mit Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Bild: IHK
10 IHK zu Schwerin | Bericht 2024 Habeck austauschen konnten. Begleitet wurde dieser Auftakt von den Präsidenten der IHKs Schwerin, Rostock und Neubrandenburg sowie vom Bürgermeister der Hansestadt Wismar, Thomas Beyer. Im Anschluss daran fand im InnovationPort Wismar der eigentliche Mittelstandsdialog statt. Nach der offiziellen Begrüßung durch Matthias Belke, Präsident der IHK zu Schwerin, eröffnete Dr. Robert Habeck die Diskussionsrunde mit einem Impulsstatement zu den wirtschaftspolitischen Herausforderungen und Chancen für den Mittelstand in den Bereichen Tourismus und maritime Wirtschaft. Ein besonderes Augenmerk lag auf nachhaltigen Geschäftsmodellen, der digitalen Transformation sowie den Rahmenbedingungen für Wachstum und Innovation. Fachkräfte-Service-Zentrale MV Eine der zentralen Herausforderungen für die Wirtschaft unserer Region bildet auch im Jahr 2024 das Thema Fachkräftemangel. Viele Unternehmen haben Schwierigkeiten, qualifizierte Mitarbeiter zu finden, was Wachstum und Innovation hemmt. Als Gesamtinteressenvertretung der Wirtschaft setzt sich die IHK dafür ein, pragmatische Lösungen zur Fachkräftesicherung zu entwickeln und bürokratische Hürden abzubauen. Aus diesem Grund rief die IHK zu Schwerin gemeinsam mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern, den Wirtschaftskammern im Land und der Bundesagentur für Arbeit die Fachkräfte-Service-Zentrale ins Leben. Sie dient als zentrale Anlaufstelle für Unternehmen, die Fachkräfte oder Auszubildende aus Nicht-EU-Ländern gewinnen möchten, und unterstützt Drittstaatsangehörige bei der Arbeits- und Ausbildungssuche in Mecklenburg-Vorpommern. Standortförderung mit Innovation Im Rahmen der engen Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft besuchte der amtierende Hauptgeschäftsführer Peter Todt die August Hildebrandt GmbH. Das mecklenburgische Familienunternehmen verzeichnet eine 155-jährige Historie und hat Ende 2024 die Produktionskapazitäten mit einer 10. Millionen Euro Investition im Industriepark Schwerin erweitert. Die Firma produziert unter anderem bis zu 8 Meter hohe Stahltrommeln für die weltweit längste unterirdische Stromverbindung SüdLink. Auch das Schweizer Medizintechnik-Unternehmen Ypsomed hat seine Produktionsstätte in Schwerin erweitert. Im Oktober 2024 wurde eine Investition von 20 Mio. Euro in eine neue Halle in Betrieb genommen. Solche Unternehmensbesuche sind essenzieller Bestandteil der Interessenvertretung, da sie einen direkten Einblick in die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ermöglichen und den Austausch zwischen Unternehmen und IHK stärken. Nur durch den direkten Dialog können branchenspezifische Anliegen, Innovationspotenziale und mögliche Hemmnisse iden- Verbunden mit den Glückwünschen sprach der amtierende IHK-Hauptgeschäftsführer, Peter Todt, den Dank für das unternehmerische Engagement gegenüber den geschäftsführenden Gesellschaftern der August Hildebrandt GmbH, Sabine von Köppen und Mathias Lohraff aus. (Bild rechts) Simon Michel, CEO von Ypsomed (2.v.l.), erklärt Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, Wirtschaftsminister Reinhard Meyer, Oberbürgermeister Rico Badenschier und dem amtierenden IHK-Chef, Peter Todt, den Ausbau der Produktion. Bild: August Hildebrandt GmbH/info@paperheroes.de Bild: Ypsomed Bild: IHK/info@paperheroes.de
11 IHK zu Schwerin | Bericht 2024 Bundeskanzler Olaf Scholz während des Bürgerforums in der IHK zu Schwerin anlässlich des Tages der Deutschen Einheit. Eintrag des Bundeskanzlers in das Ehrenbuch der IHK zu Schwerin. tifiziert werden. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die wirtschaftspolitische Arbeit der IHK ein, um bessere Rahmenbedingungen für die Unternehmen der Region zu schaffen. Wirtschaft im Fokus Die Präsidenten und Hauptgeschäftsführer der drei Industrie- und Handelskammern des Landes Mecklenburg-Vorpommern trafen sich in Waren (Müritz) mit Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, um über aktuelle wirtschaftspolitische Themen zu sprechen. Im Mittelpunkt des Austauschs standen die Herausforderungen und Chancen für die Unternehmen in der Region sowie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Durch den direkten Dialog zwischen Wirtschaft und Politik konnten wichtige Anliegen der Unternehmen adressiert und Impulse für eine zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik gesetzt werden. Die IHKs betonten dabei die Bedeutung verlässlicher Rahmenbedingungen, Fachkräftesicherung und einer leistungsfähigen Infrastruktur. Kanzler in IHK zu Schwerin Anlässlich des Bürgerfestes zum Tag der Deutschen Einheit besuchte Bundeskanzler Olaf Scholz am 02.10.2024 die IHK zu Schwerin. Mecklenburg-Vorpommern hatte in diesem Jahr die Bundesratspräsidentschaft inne und nutzte die Feierlichkeiten, um die wirtschaftliche Entwicklung des Landes in den Mittelpunkt zu rücken. Beim Austausch mit Vertretern der Wirtschaft betonte der Bundeskanzler die Bedeutung eines starken Mittelstands und innovativer Unternehmen für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands. Themen wie Fachkräftesicherung, Digitalisierung und nachhaltiges Wirtschaften standen im Fokus der Gespräche. Der Besuch unterstrich die zentrale Rolle der IHK als Bindeglied zwischen Politik und Wirtschaft. Die IHK zu Schwerin nutzte die Gelegenheit, um aktuelle Herausforderungen und Chancen für die Unternehmen der Region direkt an die Bundesregierung heranzutragen. Der Kanzler zeigte sich offen für die Anliegen der Wirtschaft und würdigte das Engagement der Unternehmerinnen und Unternehmer in Mecklenburg-Vorpommern. Bild: IHK Bild: IHK
12 IHK zu Schwerin | Bericht 2024 Das Jahr 2024 bot Licht und Schatten. Nach zwei Jahren Corona-Pandemie und der dann folgenden Energiekrise zeigten sich leichte Erholungen in der Wirtschaft. Die Unternehmen agierten jedoch zurückhaltend bei schwächelnder Konjunktur. 2023 und 2024 kamen erhebliche Schwierigkeiten auf zahlreiche produzierende Unternehmen zu. Die Energiepreise waren zwar leicht rückläufig, verharrten jedoch auf einem hohen Niveau. Dies schlug auf nahezu alle Vorleistungen durch. Am Ende verteuerten sich alle Produkte und die Margen wurden deutlich geringer. Verbunden mit der rückläufigen Baukonjunktur, die mit einem nahezu historischen Rückgang der Baugenehmigungen einherging, waren zahlreiche Branchen von dem Einbruch betroffen. Aufgrund der Unsicherheit auf den Märkten ging auch die Investitionsbereitschaft zurück. Die geforderten Lösungen durch die Bundesregierung ließen trotz der Mahnungen der bundesdeutschen IHKs und anderer Wirtschaftsvertreter auf sich warten. Damit zeichnete sich das Ende der Ampel-Regierung ab und wurde Realität. Nicht zuletzt die Frage der Finanzierung der Stromkostenreduktion durch Absenkung der Netzentgelte war ein Ampelstreitpunkt und kippte schlussendlich mit der verfassungsrechtlichen Unzulässigkeit der Umwidmung nicht verbrauchter Gelder aus den Vorjahren. Die IHKs hatten eindringlich eine Reform der Finanzierung der Ausbaukosten der Stromnetze angemahnt. Immerhin konnte ein Unsichere Zeiten bei schwächelnder Konjunktur Erfolg verbucht werden: Die Bundesnetzagentur hatte sich den seit Jahren angemahnten Argumenten der norddeutschen Bundesländer angeschlossen. Die Netzentgelte waren insbesondere in den Regionen deutlich angestiegen, die einen erheblichen Anteil an Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien hatten. Über viele Jahre wurde gefordert, hier ein Nutzerprinzip zu Grunde zu legen: Wer den Wind- und Solarstrom bezieht, muss auch an den Netzausbaukosten beteiligt werden. Diese waren insbesondere im Mittelspannungsbereich immer weiter gestiegen und belastete überwiegend die norddeutschen Regionen. In|du|strie-Standort MV Mecklenburg-Vorpommern ist mehr als Tourismus, denn auch hier erfolgt in der Industrie ein Großteil der Wertschöpfung: Immerhin rund 21 Milliarden Euro! Gute Löhne werden gezahlt und über 62.000 Mitarbeiter beschäftigt. Dennoch sind die Herausforderungen groß, MV nach außen auch als interessanten Industriestandort zu präsentieren. Mit dem Industriepolitischen Konzept Mecklenburg-Vorpommern 2030 wurden Handlungsempfehlungen zu einer Neuausrichtung der Standortvermarktung und Leitlinien sowie die Zielrichtung eines Industriestandortmarketings formuliert. Im Focus stehen Fragen wie: Was macht den Standort MV für Industrieunternehmen interessant, wie und mit welchem Versprechen können Unternehmen von außerhalb geworben werden? Arbeiten und Leben in MV, eine Verzahnung mit dem LandesmarkeBild: Adobe Stock
13 IHK zu Schwerin | Bericht 2024 ting ist unerlässlich. Als Gesellschafterin der Invest in MV und zugleich aktiv im Beirat von Landesmarketing MV wurden die notwendigen Prozesse durch die IHK zu Schwerin eng begleitet. Industriestrategie MV Mit dem Industriepolitischen Konzept Mecklenburg-Vorpommern 2030 wurde eine Zukunftsvision des Industriestandortes definiert. 137 Handlungsempfehlungen in 10 zentralen Kapiteln. Herausfordernd, aber mit einer klaren Erwartungshaltung der Wirtschaft des Landes. Die Umsetzung der zentralen Leitlinien der industriepolitisch relevanten Entscheidungen ist das Kernziel. Im Koalitionsvertrag verbindlich verankert muss die Landesregierung in ihrer Arbeit fortlaufend die Handlungsempfehlungen beachten und durch dann konkrete Maßnahmen untersetzen. Industrie geht alle an und ist der Motor der Wertschöpfung und des Wohlstandes. Federführend hatte die IHK zu Schwerin den Prozess einer Priorisierung mit den 10 Top-Themen angestoßen. Zum auslaufendem Jahr 2024 wurden unter Beteiligung von Experten konkrete Vorschläge beraten und abgestimmt. Einig sind sich alle Partner zur deutlichen Beschleunigung und enger Verzahnung der unterschiedlichen Umsetzungsaspekte. Der Prozess wird fortgesetzt. Schiffbau Eine der Herausforderungen seit der CoronaPandemie war die Neuausrichtung der Werftenlandschaft. Die Insolvenz der MV-Werften betraf zentral die Standorte in Wismar und Rostock sowie Stralsund. Mit dem Ausrufen der Zeitenwende veränderte sich auch die Eigentümerstruktur an den Werftstandorten und deren Ausrichtung. Das Marinearsenal in Rostock und zuletzt der Einstieg von TKMS Thyssen Krupp Marine System am Standort Wismar forciert die Ausrichtung auf die Marinetechnik und Schifffahrt. Künftig steht die Wartung von Bestandsschiffen der Marine in Warnemünde und der Neubau von U-Booten und Fregatten im Fokus. Abgerundet wird der Marineschiffbau durch die Peenewerft in Wolgast. Parallel zu dieser Entwicklung wurde unter Beteiligung von zahlreichen Unternehmen das Maritime Zukunftskonzept entwickelt und verabschiedet. Die Werftstandorte sollen quasi in ruhiges Fahrwasser kommen und als Rückgrat des Maschinenbaus mit den engen Vernetzungen zu zahlreichen Zulieferbetrieben weiter ausgebaut werden. Ausbau des Wissenschafts- und Hochschulstandortes Westmecklenburg In den letzten Jahren hat Schwerin bedeutende Fortschritte auf dem Weg zu einem etablierten Hochschulstandort gemacht. Initiativen
14 IHK zu Schwerin | Bericht 2024 wie die Ausschreibung des ersten Studierendenwohnheims und das laufende Gesetzgebungsverfahren für ein Berufsakademiegesetz in MV stärkten nicht nur die Attraktivität von Schwerin als Hochschulstandort, sondern haben auch Ausstrahlungskraft für die Region als Bildungsstandort. Die Kampagne „JA! zum Hochschulstandort Schwerin“ im Frühjahr 2024 vor der Wahl der Stadtvertretung verdeutlichte, dass der Ausbau des Hochschulstandorts Schwerins und verbesserte Rahmenbedingungen für junge Menschen in der Landeshauptstadt Schwerin für viele Bevölkerungsgruppen Bedeutung hat. Fortschritte und Perspektiven der universitären Forschung in Schwerin Bemerkenswerte Erfolge gab es in der universitären und medizinischen Forschung in Schwerin. Die Kinderonkologie/-Hämatologie der Helios Kliniken Schwerin hat beeindruckende Meilensteine erreicht und die Position des Standorts Schwerin im Bereich der experimentellen Onkologie weiter gestärkt. Ein herausragendes Ereignis war die Verleihung des Innovationspreises des Fördervereins „Hochschulen in Schwerin“ an Franziska Bannwart. Ihre bahnbrechende Arbeit über die Wiederherstellung der Anfälligkeit resistenter Krebszellen gegenüber individuellen Behandlungsmöglichkeiten durch den Einsatz von Stereoiden und Gold(I)-NHC-Komplexen hat neue Perspektiven in der Krebstherapie eröffnet. Die 2020 von Prof. Prokop an die Helios Kliniken Schwerin verlegte Arbeitsgruppe »Experimentelle Onkologie« hat sich weiter konsolidiert und umfasst nun 14 engagierte Mitarbeiter und medizinische Doktoranden. Die enge Zusammenarbeit mit der MSH ermöglicht eine exzellente Betreuung von Studierenden in Bachelor-, Master- und Promotionsprogrammen. Die Finanzierung durch Drittmittel hat es ermöglicht, modernste Laboreinrichtungen zu betreiben und international relevante Forschung zu fördern. Besonders hervorzuheben ist der Fortschritt in der Hirntumorforschung, bei der eine neue Steroidklasse die Überwindung der Blut-Hirn-Schranke ermöglichte. Unternehmensinteressen eingebracht Ein wichtiger Bestandteil für die Interessenvertretung ist das ehrenamtliche Engagement von Unternehmerinnen und Unternehmer in Ausschüssen und Arbeitskreisen der IHK zu Schwerin. Nur der regelmäßige Austausch ist Garant dafür, den aktuellen Herausforderungen im Interesse der gewerblichen Unternehmen in der Region Westmecklenburg ziel- und zukunftsorientiert begegnen zu könne. Hauptamt und Ehrenamt gemeinsam können entsprechende Forderungen und Erwartungen in Richtung Politik und Verwaltung formulieren. Abgestimmt in und mit den IHK-Gremien entwarf die IHK zu Schwerin eine Vielzahl von Stellungnahmen zu etlichen Gesetzgebungs- Am 20. Juni 2024 trafen sich die Industrieausschüsse und -arbeitskreise der IHKs Mecklenburg-Vorpommerns mit Staatssekretär Jochen Schulte im Schloss Vietgest bei Güstrow. Im Zentrum stand der Austausch über die Wirtschaftslage und Industriepolitik des Landes. Bild: Pixabay Bild: IHK
15 IHK zu Schwerin | Bericht 2024 vorhaben des Bundes und der Landesregierung. Der enge Austausch zu den Unternehmen war und ist Garant, die Forderungen zu einer Wirtschaftsorientierung bei den Regierungen zu platzieren. Insbesondere die Notwendigkeit eines Blicks weit nach vorne war und ist zwingend erforderlich: Die Gesetzesberatungen sind nur ein Schritt zu Umsetzung von Regelungen. Bis diese ihre tatsächliche Wirkung zeigen, vergeht oftmals eine geraume Zeit. Das betraf den regulatorischen Planungsbereich auf der Landesebene und auch auf der Ebene der regionalen Planungsverbände als Grundbasis der späteren kommunalen Planungen. Der Ausschuss für Industrie, Energie und Maritime Wirtschaft tagte im Februar, Juni und September mit Herrn Karlheinz Petri, Geschäftsführer der Instamak GmbH, als Vorsitzenden. Schwerpunktthemen waren Aktivitäten im Rahmen der Industrieakzeptanzkampagne, die Umsetzung des industriepolitischen Konzeptes sowie eine Wertschöpfungskettenanalyse für MV. Zu der gemeinsamen Sitzung der Industrieausschüsse und -arbeitskreise der drei IHKs in MV war Herr Jochen Schulte, Staatssekretär für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit des Landes Mecklenburg-Vorpommern, zu Gast. IHK-Regionalausschuss Ludwigslust-Parchim Der IHK-Regionalausschuss LudwigslustParchim ist das Gremium zur Interessenvertretung der Wirtschaft im Landkreis. Die Mitglieder kommen aus einer Vielzahl von Branchen, darunter Einzelhandel, produzierendes Gewerbe, Bildung, Finanzierung. Einigkeit herrschte im Gremium darüber, dass der dringend notwendige Bürokratieabbau nicht gelingt. Forderungen der gewerblichen Wirtschaft nach einer konsequenten Abschaffung von Gesetzen wurde zugestimmt. Die IHK zu Schwerin zeigt in den Treffen die Möglichkeiten auf, wie die Industrie- und Handelskammern auf der Landesebene, mit der IHK Nord und der DIHK gar auf der Bundesebene auf wirtschaftsunfreundliche Gesetze und Verordnungen aufmerksam machen kann. Aus dem Gremium kam die Forderung zu deutlichen Hinweisen an die Landesregierung MV, bestehende Gesetze und Gesetzesvorhaben im Bundesland kritisch zu überprüfen und abzuschaffen, ferner über das Initiativrecht im Bundesrat auch die Bundesebene zu adressieren. Arbeitskreis Ernährungswirtschaft Die Ernährungswirtschaft gilt in MV noch immer als Stabilitätsfaktor der gewerblichen Wirtschaft – gerade auch in Westmecklenburg. Im IHK-Arbeitskreis Ernährungswirtschaft finden sich Branchenvertreter und Gäste aus Wissenschaft, Verwaltung und Unternehmen der Wertschöpfungskette, diskutieren und bewerten die drängenden Branchenthemen. Das Gremium traf sich im Februar in der Mecklenburgischen Landmolkerei in Hagenow. Traditionell bilden Betriebsbesichtigungen den Auftakt der Sitzungen. Inhaltlich wurde über die Halbzeitbilanz der Landesregierung MV diskutiert. Kritisch wurden hier die formulierte Systemrelevanz der Branche und die geplante Mittelstandsförderung der Landesregierung – und deren konkrete Umsetzung – diskutiert. In der Betrachtung wurde deutlich, dass aus Sicht der Branche keine für die Ernährungsbranche erkennbar neuen und wirtschaftsfreundliche Wege eingeschlagen wurden. Vielmehr sind die bekannten Probleme mit der Verwaltung ein ständiges Thema: Fachkräfte aus dem NichtEU-Ausland, Mitarbeit von Migranten, Wohnraum und Kinderbetreuung, Strukturwandel in der Energiewirtschaft – mit zu langen Pla- Der IHK-Regionalausschuss befasste sich Mitte April 2024 in der Kulturmühle in Parchim u.a. mit den Zielen des Zukunftsbündnis MV und forderte ein Umdenken der Politik hin zu mehr Entlastungen für Unternehmer. Insbesondere der Abbau von Bürokratie sei bislang nicht erkennbar und müsse dringend angegangen werden. Bild: IHK
16 IHK zu Schwerin | Bericht 2024 nungs- und Genehmigungszeiten. Auch wurde das Tariftreue- und Vergabegesetz MV sehr kritisch diskutiert. Insgesamt erkennen die Mitglieder des Gremiums keine klare Perspektive oder Ausrichtung der MV-Wirtschaftspolitik, vielmehr stellt man das wiederholte Vorzeigen sozialpolitischer Themen fest. Teilnehmer bestätigten wieder, dass die finanzielle Last durch Steuern und Abgaben ständig ansteige, insbesondere durch ansteigende Umsatzsteuern, CO2-Besteuerung, Preissteigerungen bei Energiequellen und Rohstoffen. Präsidium und IHK-Vollversammlung sollen diese Kritik gegenüber den politischen Entscheidungsträgern adressieren. Bei seiner zweiten Sitzung im Oktober im Hause der abacus edv-lösungen in Wittenburg stellten das Gremium jedoch fest, dass die notwendige Fokussierung der MV-Wirtschaftspolitik ausgeblieben sei. Die Mitglieder wollen, dass noch mehr konstruktive Kritik an Verwaltung und Politik herangetragen werden soll. Stellungnahmen und Beteiligungen Wiederholt gab es Vorhaben der Landesregierung zur Änderung und Anpassung des Vergabegesetzes MV mit den zahlreichen Verordnungsermächtigungen. Das inzwischen neu benannte Tariftreuevergabegesetz stößt auf deutliche Kritik in der Wirtschaft. Das Land ist eben nicht Tarifpartei und versucht über den Hebel der öffentlichen Vergabe einen Tariflohn einzuführen. Die Wirtschaft zahlt jedoch oftmals auch ohne Tarifbindung deutlich oberhalb des Mindestlohnes des Bundes. Zahlreiche weitere Regelungen in dem textlich ausufernden Vergabegesetz MV haben eine Bürokratie aufgebaut, die durch viele Unternehmen nicht mehr akzeptiert wird. Nahezu jährlich muss sich die IHK zu Schwerin mit dem Thema Kos- Was braucht MV? Die Infrastruktur muss deutlich ausgebaut werden. Mit dem Konzept BlueLine hatte die IHK zu Schwerin bereits 2019 den notwendigen Weg aufgezeigt:
17 IHK zu Schwerin | Bericht 2024 ten für Wasser und Abwasser befassen. Fehlverständnisse zur Möglichkeit der Gestaltung degressiver Tarife, der notwendigen Lenkungswirkung günstiger Wasser- und Abwasserkosten für die Wirtschaft und zahlreiche weitere Versäumnisse sind nur schwerlich geeignet, von einem Ausbau des Industriestandortes in diesem Gebiet zu sprechen. Im Interesse der Wirtschaft brachte sich die IHK zu Fragen der Raumplanung, gerade bei den Raumordnungsverfahren für die neuen Stromtrassen und dem geplanten Wasserstoffkernnetz kritisch ein. Die Ableitung des Windstroms in die süddeutschen Regionen kann Chancen für Ansiedlungen von stromverbrauchenden Unternehmen in unserer Region bieten. Gleiches gilt für den Raum Parchim. Das betrifft landesweit fünf regionale Energieknotenpunkte. Die sich hieraus ergebenden Chancen für das Land Mecklenburg-Vorpommern erkennen, mit der Raumplanung und den Gewerbe- und Industrieflächen eng verzahnen und so auch neue Ansiedlungsmöglichkeiten ist ein zentraler Ansatz bei den Anhörungen und Stellungnahmen. Nur grünen Strom erzeugen und ableiten in andere Industrieregionen bringt kaum wirtschaftliche Vorteile für das Land. Mit welchen Energieträgern der Zukunft und mit welchen notwendigen Infrastrukturen soll das Wirtschaften in 10, 20 oder 30 Jahren erfolgreich sein? Dies betrifft zahlreiche Maßnahmen zum beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien in den Bereichen Wind und Solar, wobei die geothermischen Vorkommen durch die IHK nachhaltig in die Gespräche gebracht wurden. Insbesondere das geplante Wasserstoffkernnetz kann für das Land Mecklenburg-Vorpommern eine Zukunftschance werden. Dazu bedarf es jedoch einer Leitungsführung nicht nur von der Ostseeküste in den Süden. Mit dieser Lösung lägen die wirtschaftlichen Vorteile nicht hier vor Ort. Daher hatten sich die IHK-Gremien im Detail mit den Planungsvarianten ausgetauscht. Zwingend sehen die Gremien eine Anbindung der wirtschaftlichen Zentren in Westmecklenburg durch eine Ost-West-Trassenführung. Unter Einbeziehung des Gasspeichers in Kraak (Landkreis Ludwigslust-Parchim) könnte ein erheblicher Teil des Wind- und Solarstroms in das Speichermedium Wasserstoff umgewandelt werden. Mit dem Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern wurden Stellungnahmen abgestimmt und bei der Bundesnetzagentur platziert. Der Ausgang der Planungen war zum Jahresende noch offen. Bürokratieabbau In nahezu jeder Gremiensitzung kam das Thema Bürokratieabbau zur Sprache. Bereits die Arbeit der sogenannten Testregion für Bürokratieabbau ab dem Jahr 2004 hat deutlich gezeigt: Der Abbau regulatorischer Hemmnisse ist ein sehr dickes Brett mit einem Beharrungsvermögen aller Gesetzgeber. Oftmals bereits bei der Formulierung neuer oder der Änderung bestehender Gesetze werden entscheidende Fehler gemacht: Eine Messung der Auswirkungen findet kaum oder gar nicht statt: Kosten: Keine – so oder vergleichbar enden zahlreiche Gesetzesvorhaben. Wenn es denn zu sogenannten Gesetzen zum Abbau bürokratischer Hemmnisse kommt, dann sind die Auswirkungen eher gering und wirken kaum in die Breite. Es braucht schlicht mehr Mut und Weitsicht, von den üblichen Gewohnheiten abzuweichen. Lang andauernde Verfahren, eine Vielzahl von Planungsschritten und Verfahrensstufen, die Beteiligungen Dritter auf vielen Ebenen, nachgelagerte Gerichtsverfahren kann und darf sich Deutschland nicht mehr leisten. Moderne Bauverfahren, neuartige Baustoffe, kurze und Parallelverfahren waren nur einige von vielen Vorschlägen der Wirtschaft, gerichtet an den Bund und an das Land. Zeit ist Geld – und das ist nicht nur ein Kaufmannsspruch. Auftragsberatungsstelle (ABST) Durch die ABST Auftragsberatungsstelle MV e.V. als gemeinsame Einrichtung der drei Industrie- und Handelskammern (IHKs) und der beiden Handwerkskammern (HWKs) im Land soll Unternehmern der Zugang zu natioBild: IHK
nalen und internationalen öffentlichen Märkten erleichtert werden. Die Informationsvermittlung erfolgt durch Beratungen, Seminare, Schulungen und Informationsveranstaltungen. Auch Inhouse-Schulungen zählen zum Portfolio. Außerdem können sich Unternehmen zur Eintragung in das Amtliche Verzeichnis präqualifizierter Unternehmen (AVPQ) präqualifizieren oder zur Eintragung in das Unternehmer- und Lieferanten-Verzeichnis für Mecklenburg-Vorpommern (ULV-MV) zertifizieren lassen. Um die Zuschlagschancen für Unternehmen zu erhöhen, werden diese bei der Angebotsabgabe unterstützt, erhalten Hinweise, wann eine Bieterfrage zu stellen ist oder ob es im Einzelfall einer Rüge oder anwaltlicher Beratung bedarf. Amtlichen Verzeichnis präqualifizierter Unternehmen (AVPQ) Im Jahr 2024 wurden insgesamt 81 Unternehmen, darunter eines aus Polen, in das Amtliche Verzeichnis präqualifizierter Unternehmen (AVPQ) aufgenommen. Die Präqualifizierung erfolgt durch die Auftragsberatungsstelle Mecklenburg-Vorpommern e.V. (ABST), während die IHK zu Schwerin für die Eintragung zuständig ist. Beide Institutionen decken das gesamte Bundesland Mecklenburg-Vorpommern sowie Polen ab. Für die Aufnahme in das Verzeichnis müssen Unternehmen sämtliche Nachweise und Eigenerklärungen vorlegen, die üblicherweise bei Vergabeverfahren erforderlich sind. Die freiwillige Eintragung gilt für ein Jahr und bietet Unternehmen neben Zeit- und Kostenvorteilen auch eine erhöhte Rechtssicherheit im Vergabeprozess. Da eine eingetragene Präqualifikation grundsätzlich als Nachweis der Eignung anerkannt wird, müssen Unternehmen nicht bei jeder Ausschreibung erneut umfangreiche Unterlagen einreichen – die Vorlage des Zertifikats genügt. Allianz für nachhaltiges Bauen in MV Akteure der Baubranche MVs aus Politik, Verwaltung und Praxis haben sich in der Allianz für nachhaltiges Bauen in MV zusammengetan, um die Bauwende gemeinsam zu gestalten. Im Juni 2024 gelang es, eine Geschäftsstelle am Kompetenzzentrum Bau MV mit Hilfe einer Förderung durch den Europäischen Sozial Fonds Plus (ESF+) einzurichten und die Allianz strategisch weiterzuentwickeln. In der Folge konnten ihre Aktivitäten deutlich ausgeweitet werden. Das Netzwerk gewann neue Mitglieder, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Die bestehenden Projektgruppen – Energetisches Sanieren, Wertstoffkreisläufe und Zirkularität und Ökologische Baustoffe – vertieften ihre Schwerpunkte und wurden um die neue Projektgruppe „Nachhaltiger Ingenieur- und Verkehrswegebau“ erweitert. Investitionen mit BMV und MBG MV Die Bürgschaftsbank MecklenburgVorpommern GmbH (BMV) war auch in 2024 ein starker regionaler Partner an der Seite der Unternehmen in MV. Insgesamt wurden 101 Bürgschaftsanträge positiv entschieden. Mit einem Kredit- und Beteiligungsvolumen in Höhe von 45,8 Mio. EUR wurden nicht nur wertvolle Investitionen im Land getätigt, sondern auch 2.003 Arbeitsplätze gesichert bzw. geschaffen. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten sind die Finanzierungshilfen der BMV stark nachgefragt. Die BMV tritt immer dann als Bürge für Unternehmen ein, wenn dieses Fremdkapital für ein Investitionsvorhaben benötigen, aber nicht genügend eigene Sicherheiten für einen Bankenkredit vorweisen können. Darüber hinaus konnte die Wirtschaft auf umfassenden Finanzbeistand der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft MecklenburgVorpommern mbH (MBG MV) zählen: 19 Beteiligungen über 11,75 Mio. Euro ging die MBG MV im vergangenen Jahr ein, um die Kapitalbasis von Unternehmen mit Sitz oder Investitionsort in MV zu stärken. Dabei beteiligte sie sich sowohl an jungen, aufstrebenden Unternehmen mit innovativen Geschäftsideen als auch an etablierten Unternehmen. Sich ändernde Marktanforderungen konnte die BMV und die MBG MV begegnen: Sogenannte Risikokapital18 IHK zu Schwerin | Bericht 2024
fonds sind neu im Produktportfolio aufgenommen und konnten erfolgreich am Markt platziert werden. Junge Start-Up-Unternehmen aus den Regionen sind die direkte Zielgruppe. EUStrukturfondsgelder und eigenes Engagement der BMV und MBG MV haben sich zu guten Instrumenten entwickelt, Start-Ups finanziell zu begleiten. Mecklenburg-Vorpommern hatte insoweit Neuland betreten, was sich für zahlreiche Unternehmen sprichwörtlich auszahlte! Mehr als nur Vermietung: TGZ Schwerin/ Wismar e.V. Seit Anfang der 90er Jahre befindet sich das TGZ Technologie- und Gewerbezentrum Schwerin/Wismar e.V. auf Wachstumskurs. Gegründet im April 1990 unter Beteiligung der IHK zu Schwerin und auch der Landeshauptstadt Schwerin begann eine dynamische Entwicklung. Im Jahr 2024 konnte mit dem Haus 7 in Schwerin der größte Neubau eingeweiht werden. Seit nunmehr 35 Jahren begleiten das TGZ Unternehmen von der Gründung bis zur ersten eigenen Investition. Mit den Flächen des Technologieparks in Schwerin und kleineren im Hafen in Wismar können Unternehmen für die weitere Expansionsphase an den Standort gebunden werden. Die Errichtung eigener Gebäude auf diesen Flächen wird eng begleitet. Das Portfolio des TGZ geht über die Vermietung von Räumlichkeiten hinaus: Parallel besteht ein Angebot an Beratungsleistungen, sowohl durch die Tochterunternehmen, als auch durch externen Berater. Mit den zahlreichen Gebäuden bietet das TGZ, dank des flexiblen Raumkonzeptes, ideale Bedingungen zum Wachsen. InnovationPort Wismar 2024 Der InnovationPort Wismar unterstützt Unternehmen aktiv in der digitalen Transformation. Durch individuelle Begleitung, praxisnahe Workshops und Innovationssprechstunden konnten KMU digitale Geschäftsmodelle entwickeln, Prozesse optimieren und neue Technologien erfolgreich einsetzen. Der konkrete Nutzen für Unternehmen ist offenkundig: Innovationssprechstunden & IT-Sprechstunden bieten individuelle Lösungen für digitale Herausforderungen, Kokreative Formate & Makeathon fördert die Entwicklung praxisnaher Innovationen in Zusammenarbeit mit Experten und Partnern, Netzwerk & Förderung ist ein Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten, Wissenstransfer und strategischen Kooperationen und digitale Tools & Automatisierung sind ein Weg zur Effizienzsteigerung durch KI, Online-Sichtbarkeit und moderne Arbeitsmodelle. Im Jahr 2024 wurden 2.800 Teilnehmer durch gezielte Veranstaltungen, Begleitformate und Kooperationen erreicht. 2025 wird der Fokus weiter auf der individuellen Begleitung, digitalen Lösungen und der Erweiterung von Vernetzungsangeboten liegen. Das neue Haus 7 des TGZ Schwerin/Wismar in der Hagenower Straße in Schwerin. Der InnoPort in Wismar hat sich für viele Unternehmen und Gründer als Ort für Netzwerker und als nützliche Plattform für den Wissenstransfer etabliert. 19 IHK zu Schwerin | Bericht 2024 Bilder: IHK
20 IHK zu Schwerin | Bericht 2024 Energiestandort Norddeutschland Für den Energiestandort Norddeutschland konnte es erhebliche Fortschritte geben. Eine der bedeutendsten Entwicklungen ist die bereits erfolgte Entlastung bei den Netzentgelten, die seit Anfang 2025 in Kraft ist und für spürbare Verbesserungen sorgt. Diese Maßnahme, die von den Industrie- und Handelskammern seit über zehn Jahren gefordert wurde, zeigt nun erste positive Effekte. Die betroffenen Regionen profitieren nicht nur wirtschaftlich, sondern leisten auch einen wesentlichen Beitrag zur deutschlandweiten Energiewende durch den fortlaufenden Ausbau der erneuerbaren Energien. Damit Norddeutschland im internationalen Standortwettbewerb weiterhin attraktiv bleibt, sind faire Rahmenbedingungen unabdingbar. Die Verfügbarkeit von kostengünstigen erneuerbarem Strom muss ein klarer Standortvorteil sein, der sich auch in der Ansiedlungspolitik widerspiegelt. Eine Herausforderung des Netzausbaus besteht darin, diese Kosten nicht ausschließlich auf die Strompreise zu übertragen, da die Stromkosten in Deutschland bereits jetzt für Unternehmen bis zu vier Mal so hoch sind wie in vielen anderen Ländern. Unternehmerpreis MV Die Gewinner des Wettbewerbs wurden am 18. Juli 2024 in Rostock geehrt. Der Preis würdigt herausragende Beispiele unternehmerischen Wirkens von Unternehmerinnen und Unternehmern mit ihren Mitarbeitenden im Nordosten. Mit dem Hauptpreis der Kategorie Unternehmerpersönlichkeit wurde Wolfgang Sengewisch, Möwe Teigwarenwerk GmbH, Waren (Müritz) geehrt. Ein Preis ging auch nach Westmecklenburg – Janet Schroeder nahm für das Schlossgut Groß Schwansee den Preis in der Kategorie „Fachkräftesicherung und Integration“ entgegen. Der Preis wurde 2024 zum 16. Mal vergeben. Ausgelobt wurden Preisgelder in Höhe von insgesamt 15.000 Euro. Träger des Wettbewerbs sind das Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit MV, der Ostdeutsche Sparkassenverband mit den Sparkassen in MV, die Landesarbeitsgemeinschaft der drei Industrie- und Handelskammern, die Arbeitsgemeinschaft der beiden Handwerkskammern sowie die Vereinigung der Unternehmensverbände MV. Webinar-Reihe Unternehmensnachfolge – Fortsetzung folgt! Die IHKs in MV boten Ende Juni erneut gemeinsam eine Webinar-Reihe zur Thematik Unternehmensnachfolge an. Gleichzeitig stellte diese Reihe ein Angebot im Rahmen der bundesweiten IHK-Aktionswoche Unternehmensnachfolge dar. Inhaltlich umfasste die Reihe der IHKs in MV mit Unterstützung externer Experten Themen wie spezifische rechtliche Regelungen im Nachfolgeprozess, erbrechtliche Aspekte und steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten. Auch Tipps zur Suche nach geeigneten Nachfolgern über die NACHFOLGEZENTRALE MV, verschiedene Unternehmensbewertungsmethoden und die Möglichkeiten der Mediation im Nachfolgeprozess zählten zum IHK-Angebot. Gründerwoche 2024 Mit insgesamt sechs Veranstaltungen an der bundesweiten IHK-Aktionswoche beteiligten sich die IHKs aus MV. Themen wie Rechtsfragen in der Gründungsphase, Einsatz von Social Media Kanälen, steuerliche Pflichten aus Sicht von Gründern und die Erstellung eines Businessplans mit der IHK-Unternehmenswerkstatt standen im Mittelpunkt der Webinare. Darüber hinaus erläuterten die Fachberater der IHKs, welche Angebote für Gründer und junge Unternehmen zum Angebot der IHKs zählen und wie eine Unternehmensnachfolge auch den Schritt in die Selbstständigkeit bereiten kann. Bild: Barbara Arndt Die Hotelmanagerin vom Schlossgut Groß Schwansee (Nordwestmecklenburg), Janet Schroeder, erhielt die Auszeichnung zur Unternehmerin des Jahres in MV in der Kategorie „Fachkräftesicherung und Integration“.
21 IHK zu Schwerin | Bericht 2024 Unternehmenswerkstatt Deutschland Seit April 2023 steht die UWD als Gemeinschaftsangebot der IHKs zur Verfügung. Inzwischen beteiligen sich 60 IHKs an dem gemeinsamen Tool. Mit der „Unternehmenswerkstatt Deutschland“ können die IHKs ihre besondere Stellung als erster Ansprechpartner für alle unternehmerischen Belange weiter ausbauen und Unternehmen über alle Phasen von Gründung, über Festigung, Wachstum, Unternehmenssicherung bis hin zur Nachfolge digital begleiten. Auf der Plattform stehen Fachinformationen, Muster, Checklisten und interaktive Tools wie z.B. ein Businessplantool zur Verfügung, die eine Kommunikation auf der Plattform zwischen Gründer/Mitgliedsunternehmen und der regional zuständigen IHK ermöglicht. Insbesondere Gründer nutzten im Jahr 2024 die UWD, um in den Austausch mit der IHK zu gelangen. Große Resonanz erfährt auch der zu Beginn des Jahres publizierte Unternehmenswertrechner, der auf Basis des Ertragswertverfahrens eine eigene Abschätzung des Unternehmenswertes ermöglicht. Im Oktober 2024 organisierte die UWD im Verbund der IHKs eine fünftägige Webinarreihe „UnternehmensCheckup“ zu Themen wie Krisenfrüherkennung, Sanierungsmöglichkeiten, Insolvenzverfahren, Restschuldbefreiung und Notfallplanung. Die IHK zu Schwerin ist vom Start an im bundesweiten Lenkungskreis der UWD vertreten. Bildungsscheckverfahren, Gründungs- und Bafa-Beratungen und Stellungnahmen Weitere Aufgaben um Existenzgründern und Selbständigen Wege zu ebnen, sind die Beratung zu Bafa-Beratungsförderungen, Antragsaufnahme von Bildungsschecks der Gesellschaft für Struktur- und Arbeitsmarktentwicklung (GSA) und die Abgabe von fachlichen Stellungnahmen zu Existenzgründerzuschüssen und Finanzierungsvorhaben. Beratungsgespräche mit Gründern, aber auch Start-Up-Events in den digitalen Innovationszentren in Wismar, Schwerin und Ludwigslust gehören zu den Aufgaben der IHK zu Schwerin. – Bildungsschecks der GSA - 48 – Bafa-Beratungen „Förderung unternehmerischen Knowhows“ - 11 – Stellungnahmen für Bürgschaftsbank, KFW, LFI, Hausbanken - 10 – Stellungnahmen Gründungszuschuss und Einstiegsgeld - 26 – Einstiegsgespräche und Beratungen für Existenzgründer - 300 – Unterrichtungen Gaststättenverfahren: Teilnehmer - 100 Neue Finanzanlagen- und Immobiliardarlehensvermittler registriert Im Jahr 2024 erhielten drei Immobiliardarlehensvermittler gemäß § 34i GewO sowie acht 28 Prozent der beratenen Nachfolgeunternehmen erwägen die Schließung Soviel Prozent der IHK-ExpertInnen sehen dafür die nachfolgenden Gründe 94 % 96 % 61 % 72 % 44 % 59 % 37 % 51 % 37 % 27 % 14 % 13 % 17 % 7 % Ich finde keine Nachfolgerin/keinen Nachfolger Ich finde nicht mehr genügend qualifizierte Fachkräfte Unsicherheit über die geschäftliche Zukunft ist in den letzten Monaten zu stark gewachsen Ich kann die gestiegenen Kosten (Energiekosten, Arbeitskosten, Kosten für Material/Vorleistungen …) nicht adäquat weitergeben und würde dauerhaft Verluste machen Ich fühle mich immer mehr ausgebremst durch komplizierte Regelungen, Formulare etc. Ich könnte keine auskömmliche Altersvorsorge erwirtschaften Akzeptanz von "Unternehmertum" in der Gesellschaft ist zu gering Sonstiges 1 % 6 % 2022 2023 2023 28% 25% 2022
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