IHK-Konjunkturbericht Herbst 2025

KONJUNKTURBERICHT HERBST 2025 DIE WIRTSCHAFT IN WESTMECKLENBURG AUF EINEN BLICK TRENDBAROMETER FÜR WESTMECKLENBURG * Im Vergleich zum Frühsommer 2025 GESCHÄFTSERWARTUNGEN BESCHÄFTIGUNGSPLÄNE EXPORTERWARTUNGEN IHK-KONJUNKTURINDEX ANHALTENDE ZURÜCKHALTUNG – REGIONALE KONJUNKTUR OHNE SCHWUNG

2 Konjunkturbericht der IHK zu Schwerin | Herbst 2025 besser gleich bleibend schlechter IHK-KONJUNKTURKLIMAINDIZES FÜR WESTMECKLENBURG, MECKLENBURG-VORPOMMERN UND DEUTSCHLAND 140 130 120 110 100 90 80 70 60 Index IHK-Konjunkturklimaindex für Westmecklenburg IHK-Konjunkturklimaindex für Mecklenburg-Vorpommern DIHK-Konjunkturklimaindikator für Deutschland GESCHÄFTSLAGE DER UNTERNEHMEN Angaben in Prozent J = Jahresbeginn, F = Frühsommer, H = Herbst H 2025 F 2025 J 2025 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 gut befriedigend schlecht H 2024 36 9 55 UNTERNEHMEN WEITER UNTER DRUCK – WIRTSCHAFTSLAGE BLEIBT ANGESPANNT Die wirtschaftliche Lage in Westmecklenburg bleibt im Frühjahr 2025 angeDie wirtschaftliche Situation in Westmecklenburg zeigt sich auch im Herbst 2025 schwierig. Eine echte Trendwende ist nicht erkennbar. Der regionale Konjunkturmotor läuft weiter auf Sparflamme und die Zuversicht in den Unternehmen bleibt begrenzt. Der aktuelle IHK-Konjunkturindex erreicht lediglich 91,6 Punkte und liegt damit erneut deutlich unter dem 10-jährigen Durchschnitt von 109,0 Punkten. Bereits seit drei Jahren verharrt die gesamtwirtschaftliche Stimmung in der Region im negativen Bereich – ein klares Zeichen für die anhaltende Zurückhaltung bei Investitionen, Konsum und Beschäftigung. Der Index, der sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen der Unternehmen abbildet, zeigt damit weiterhin ein Bild verhaltener Stimmung der Wirtschaft Westmecklenburgs – ohne nennenswerte Besserungstendenzen. GEDÄMPFTE ERWARTUNGEN – KONJUNKTURSORGEN NEHMEN DEUTLICH ZU Die Einschätzungen der Unternehmen den kommenden Geschäftsaussichten unterscheiden sich nicht von den Ergebnissen der vorherigen Umfrage. Die Zahl der Optimisten bleibt gering – nur rund 9 Prozent der Befragten rechnen mit einer konjunkturellen Aufhellung. Die Mehrheit sieht auch in den kommenden Monaten keine wesentliche Verbesserung. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Hohe Arbeitskosten, weiterhin fehlenden klare Impulse der Politik und die daraus resultierende Planungsunsicherheit setzen die Unternehmen zunehmend unter Druck. Diese drei Faktoren werden jeweils von über der Hälfte der Befragten als zentrale Risiken für ihre wirtschaftliche Entwicklung genannt. Hinzu kommen die nach wie vor hohen Energiepreise. Einen deutlichen Anstieg verzeichnet das Risiko einer schwachen Inlandsnachfrage, die von jeweils 61 Prozent der Unternehmen als Belastung empfunden werden. Damit rücken Sorgen um den ausbleibenden wirtschaftlichen Aufschwung wieder stärker in den Fokus der Unternehmen. POLITIK GEFORDERT – WIRTSCHAFT WARTET AUF HERBST DER REFORMEN Viele Unternehmen sehen die Verantwortung weiterhin bei der Politik. Aus Sicht der regionalen Wirtschaft muss die wirtschaftliche Entwicklung endlich wieder Vorrang auf der politischen Agenda erhalten. Entlastungen bei Steuern und Abgaben, weniger Bürokratie und schnellere Fortschritte bei Digitalisierung und Infrastruktur werden von der Wirtschaft mit Nachdruck gefordert. MINDESTLOHNERHÖHUNG BELASTET ZUSÄTZLICH Auch die geplante Anpassung des Mindestlohns stößt mit Blick auf die volkswirtschaftliche Verfasstheit Deutschlands auf Kritik: Viele Unternehmen befürchten negative Auswirkungen auf das gesamte Lohngefüge, die Investitionsfähigkeit und letztlich auch auf die Beschäftigung. Jedes zweite Unternehmen rechnet damit, im Zuge der Mindestlohnerhöhung die Preise erhöhen zu müssen. 19 47 34 21 48 31 21 47 32 24 43 33 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 Quellen: IHK zu Schwerin, IHKs in MV, DIHK | Aufgrund der Pandemie wurde im Frühsommer 2020 keine Umfrage auf Landesebene durchgeführt. Ein Wert kann daher nicht ausgewiesen werden. Bis zum Redaktionsschluss lagen die aktuellen Werte für DIHK und MV noch nicht vor. GESCHÄFTERWARTUNGEN DER UNTERNEHMEN Angaben in Prozent

3 Konjunkturbericht der IHK zu Schwerin | Herbst 2025 BESCHÄFTIGUNGSPLANUNG IN WESTMECKLENBURG zunehmend gleich bleibend abnehmend Angaben in Prozent 25 11 64 ARBEITSMARKT VERLIERT AN DYNAMIK - PASSENDE FACHKRÄFTE BLEIBEN GEFRAGT Auch der Arbeitsmarkt in Westmecklenburg zeigt sich im Herbst 2025 angespannt. Zwar hat sich das Arbeitskräfteangebot aus Sicht der Unternehmen in der Gesamtheit etwas entspannt. Doch qualifizierte Fachkräfte, die zu relevanten Stellenprofile passen werden weiterhin gesucht – und das nicht nur von Unternehmen, die ihre aktuelle Lage als wirtschaftlich gut einschätzen. Insgesamt können 31 Prozent der teilnehmenden Unternehmen längerfristig Stellen nicht besetzen. Im Herbst 2023 lag dieser Anteil noch bei 37 Prozent. Bei mehr als jedem zweiten Unternehmen (54 %) besteht derzeit kein Personalbedarf. Weitere 15 Prozent haben keine Probleme bei der Besetzung. Aktuell haben die teilnehmenden Unternehmen mit offenen Stellen 1 bis 5 Positionen zeitnah zu besetzen. Nachgefragt sind besonders auch passende Auszubildende, um den eigenen Bedarf an gut ausgebildeten Person langfristig zu decken. Die durch die Unternehmen erwarteten Folgen des langfristigen Mangels sind allen voran steigende Arbeitskosten (50 %), eine Mehrbelastung der bestehenden Belegschaft (47 %) sowie die Einschränkung von Angeboten bzw. die Ablehnung von Aufträgen (42 %). Eine Linderung der Auswirkungen versprechen sich die teilnehmenden Unternehmen steuerlichen Vorteilen, dem Wegfall von Beiträgen zur Renten- und Arbeitslosenversicherung für Beschäftigte im rentenfähigen Alter sowie die grundsätzlich erleichterte Weiterbeschäftigung nach einem Renteneintritt. FAZIT Die wirtschaftliche Lage in Westmecklenburg bleibt auch im Herbst 2025 angespannt und eine nachhaltige Erholung ist weiterhin nicht in Sicht. Die Unternehmen sehen sich mit hohen Kosten, unklaren politischen Rahmenbedingungen und einer schwachen Inlandsnachfrage konfrontiert, was ihre Investitions- und Zukunftsplanungen hemmt. Trotz einer leichten Entspannung am Arbeitsmarkt bleibt der Fachkräftemangel ein zentrales Problem, das zunehmend die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt. Die Belastungen durch steigende Löhne und Preise verschärfen die Situation zusätzlich. Viele Betriebe erwarten daher endlich klare wirtschaftspolitische Impulse und strukturelle Reformen, um wieder Planungssicherheit zu gewinnen. Ohne verlässliche Entlastungen und ein investitionsfreundlicheres Umfeld dürfte die regionale Wirtschaft den erhofften Aufschwung weiter vertagen müssen. Insgesamt überwiegt somit die verhaltene Stimmung – Hoffnungsschimmer bleiben rar. WELCHE FOLGEN ERWARTEN SIE IN DEN KOMMENDEN JAHREN DURCH ARBEITS- UND FACHKRÄFTEMANGEL? WELCHE AUSWIRKUNGEN ERWARTEN SIE INFOLGE DER ERHÖHUNG DES GESETZLICHEN MINDESTLOHNS IN IHREM UNTERNEHMEN? 0 0 10 10 20 20 30 30 40 40 50 50 Angaben in Prozent Angaben in Prozent Mehrfachnennungen möglich Mehrfachnennungen möglich Mehrbelastung der vorhandenen Belegschaft Wir müssen (auch) den Lohn für höhere Lohngruppen anheben. Einschränkung des Angebots, Ablehnung / Verlust von Aufträgen Verlust von betriebsspezifischen Wissen durch (vorzeitige) Verrentung ohne Nachfolge Wir beschäftigen zum Mindestlohn und müssen den Lohn anheben. Rückgang der Investitionstätigkeit im Inland Wir werden die Zahl der Beschäftigten reduzieren. Verlust von Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit Wir müssen Produkte bzw. Dienstleistungsangebote einschränken. Keine Folgen / kein Fachkräftemangel Keine Auswirkungen 50 50 47 47 42 26 28 21 12 17 7 23 25 Steigende Arbeitskosten (um Personal zu gewinnen oder zu halten) Wir erhöhen unsere Preise. WELCHE MASSNAHMEN WERDEN/WÜRDEN IHREM UNTERNEHMEN HELFEN, ÄLTERE BESCHÄFTIGTE LÄNGER IM ERWERBSLEBEN ZU HALTEN? 0 10 20 30 40 50 Angaben in Prozent Mehrfachnennungen möglich Steuerliche Vorteile für Beschäftigte, die über das Rentenalter hinaus arbeiten Wegfall von Beiträgen zur Renten- und Arbeitslosenversicherung bei Beschäftigung im Rentenalter Befristete Weiterbeschäftigung nach Renteneintritt erleichtern Abschaffung / Einschränkung der abschlagsfreien Rente nach 45 Versicherungsjahren (sog. Rente mit 63) Renteneintrittsalter erhöhen Keine Maßnahmen erforderlich 57 49 43 19 13 23

2 * Trendbarometer für Westmecklenburg Veränderung des Saldos gegenüber der Umfrage Frühsommer 2025: um mehr als +10 Zähler gestiegen | zwischen +10 und +5 Zähler gestiegen | zwischen +5 und -5 Zähler verändert | zwischen -5 und -10 Zähler gesunken | um mehr als -10 Zähler gesunken Die Industrie- und Handelskammer zu Schwerin ist die einzige Organisation, die in diesem Umfang Berichte zur Wirtschaftslage für die Region Westmecklenburg erstellt. Sie wird dabei durch ihre zugehörigen Mitgliedsunternehmen unterstützt. Die vorliegende statistische Erhebung wurde nach bestem Wissen und mit größter Sorgfalt erstellt. Die Stichprobe wurde entsprechend relevanter Eigenschaften (nach Unternehmens- und Beschäftigungsstruktur) der Grundgesamtheit ausgewählt, um diese möglichst unverzerrt nachzubilden. Aufgrund unterschiedlicher Rückläufe können Abweichungen zwischen tatsächlicher und theoretischer Stichprobe auftreten. 150 Unternehmen haben sich an der Umfrage beteiligt. Der Befragungszeitraum war vom 23. September bis zum 6. Oktober 2025. Die Antworten verteilen sich auf das verarbeitende Gewerbe (18 %), das Baugewerbe (7 %), Handel und Reparatur (19 %), das Verkehrsgewerbe (3 %), (weitere) Dienstleistungen (49 %) sowie auf die Unternehmen der Energie- und Wasserversorgung (5 %). Aus dem Landkreis Ludwigslust-Parchim haben 43 Prozent und aus Nordwestmecklenburg 30 Prozent teilgenommen. Aus der Landeshauptstadt Schwerin stammen 27 Prozent der Antworten. Aufgrund von Rundungen kann es zu geringen Abweichungen vom Wert 100 (z. B. +/-1 %-Pkt.) kommen. Die Industrie- und Handelskammer zu Schwerin fördert ihre Mitgliedsunternehmen nicht nur durch individuelle Hilfestellungen, sondern auch mit marktrelevanten, geldwerten Informationen. Weitere Schwerpunkte unserer Tätigkeit liegen in der praxisnahen, unbürokratischen sowie kostengünstigen Ausführung zahlreicher Wirtschaftsverwaltungsaufgaben anstelle und im Auftrag des Staates. Eine unserer Haupttätigkeiten liegt in der Vertretung des Gesamtinteresses unserer Mitglieder gegenüber den Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung, auf Landes- und kommunaler Ebene, auf Bundesebene in Berlin sowie darüber hinaus in Brüssel. © IHK zu Schwerin, Oktober 2025 Industrie- und Handelskammer zu Schwerin | Graf-Schack-Allee 12 | 19053 Schwerin | Telefon: 0385 5103-0 | Telefax: 0385 5103-999 | E-Mail: info@schwerin.ihk.de | Ansprechpartner: Marco Woldt | Telefon: 0385 5103-207 | E-Mail: woldt@schwerin.ihk.de HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN RISIKEN DER WIRTSCHAFTLICHEN ENTWICKLUNG Angaben in Prozent Die Wirtschaft Westmecklenburgs fordert: 1. Entschlossenes Deutschland-Tempo bei Planung und Genehmigung vorantreiben 2. Energieangebot ausbauen, weniger abschalten 3. Zuwanderung: Verfahren vereinfachen und beschleunigen 4. Investitionsbremsen in der Besteuerung lösen 5. Berufliche Bildung wertschätzen, Berufsschulpakt starten 6. Innovationen ermöglichen – von KI bis zu Zukunftstechnologien 7. Wirtschaftliche Offenheit bewahren – Internationale Kooperation stärken 8. Kreislaufwirtschaft für Rohstoffunabhängigkeit und Klimaschutz nutzen 9. EU-Regulierungslast und Bürokratie reduzieren 10. Infrastrukturdefizite beheben von Breitband bis Wasserstraßen Fachkräftemangel 60 50 40 30 20 10 0 70 80 90 Wechselkurs 1 1 1 Energiepreise 56 50 Rohstoffpreise 30 40 36 31 32 Schwache Auslandsnachfrage 9 9 9 11 43 43 Arbeitskosten 57 54 54 43 Herbst 2024 Jahresbeginn 2025 Frühsommer 2025 Herbst 2025 Wirtschaftsp. Rahmenbedingungen 62 57 59 56 Fehlende ­ Planungssicherheit 44 56 52 Schwache Inlandsnachfrage 56 59 61 46 55 46 47 42 Finanzierung 14 4 9 10 2

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