IHK-Magazin Wirtschaftskompass, Ausgabe 06/2023

Bilder: Rubrik  1 Wirtschaftskompass 06 | 2023 TECHNOLOGIEOFFEN IN DIE ANTRIEBSWENDE Ties-Christian Petersen Regionalleiter, Raben Trans European Germany GmbH Konjunktur: Erwartungen bleiben verhalten 09 Landesverkehrskonferenz 2023 14 Interview: Wir brauchen mehr Planungssicherheit! 16 Magazin der IHK zu Schwerin 06 | 2023 WIKO Wirtschaftskompass Westmecklenburg

Bilder: Wirtschaftskompass 06 | 2023 www.industrie-zukunft.de Westmecklenburg als Teil der Metropolregion Hamburg kann auch In|du|strie! Leben und Arbeiten im Urlaubsland Nr. 1 ist hier Wirklichkeit! Mit der Akzeptanzoffensive In|du|strie Gemeinsam. Zukunft. Leben. will die Industrie in dem östlichen Teil der Metropolregion Hamburg auf sich und auf die guten Standortbedingungen aufmerksam machen. Westmecklenburg kann auch In|du|strie: Mit den Unternehmen vor Ort, für Fach- und Führungskräfte und für Investoren. Entdecke das du zur Industrie in Westmecklenburg! | |

Man wird das Gefühl nicht los, als müsste die Transport- und Logistikbranche – und besonders der Teil, der auf unseren Straßen unterwegs ist – mal wieder als Sündenbock herhalten. Die seitens des Bundes geplante Verdopplung der LKW-Mautsätze belastet eine Branche, die mit Themen wie Fahrermangel und überlasteter bzw. maroder Infrastruktur bereits schwer zu kämpfen hat. Ja, auch der Wirtschaft ist Klimaschutz wichtig! Ja, der Verkehrssektor verfehlt seine Ziele im Klimaschutzplan weiterhin! Nur: Der Bund selbst sagt in seiner Verkehrsprognose, dass der Straßengüterverkehr absehbar unverzichtbar ist und weiterwachsen wird. Marktreife und bezahlbare alternative Fahrzeuge in entsprechenden Stückzahlen, geschweige denn die zugehörige flächendeckende Infrastruktur, fehlen. Bei der ganzen Debatte wird zu oft vergessen oder ausgeblendet, wer die Lieferketten und somit Wirtschaft und Wohlstand in unserem Land am Laufen hält. Das Image des Güterverkehrs- und Logistikgewerbes bedarf daher dringend einer Aufwertung! Wenn zusätzliche Gelder durch die LKW-Maut generiert werden, dann hat es die Branche auch verdient, dass damit Rastplätze saniert und erweitert, Straßen und Brücken erhalten sowie schnell bedarfsgerecht ausgebaut werden und in echte Antriebsalternativen investiert wird. Das wäre echte Wertschätzung für die Unternehmerinnen und Unternehmer sowie die Fahrerinnen und Fahrer, die dafür sorgen, dass unsere Regale jeden Tag voll sind. Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren für alle Verkehrsträger. Die Straffung von Verfahrensschritten und der Verzicht auf Doppel- und Dreifachprüfungen muss endlich gelingen. Der aktuelle Gesetzesentwurf des Bundes ist aus Sicht der Wirtschaft noch nicht ausreichend. Die Straße wird weiter die Hauptlast des Verkehrs tragen - allein mit dem Ausbau der Schiene können die Kapazitätsprobleme nicht gelöst werden. Die DIHK hat dazu eine anschauliche Rechnung aufgemacht: Will man nur 10 Prozent des Straßengüterverkehrs auf die Schiene verlagern, würde das den Güterverkehr der Bahn um knapp 40 Prozent erhöhen. Das System Schiene dürfte damit auf absehbare Zeit überfordert sein. Diese und viele weitere Themen aus dem Verkehrsbereich haben die Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern am 27. April 2023 mit über 200 Gästen auf der Landesverkehrskonferenz MV diskutiert. In diesem Rahmen wurden auch die neuen Verkehrspolitischen Positionen der IHKs in MV an Landesverkehrsminister Reinhard Meyer übergeben. Lesen Sie gern mehr dazu im Innenteil! IN BEWEGUNG BLEIBEN – das gilt auf der Straße und gleichermaßen für unsere Entscheidungsträger in der Politik! Siegbert Eisenach Hauptgeschäftsführer IN BEWEGUNG BLEIBEN – das gilt auf der Straße und gleichermaßen für unsere Entscheidungsträger in der Politik! In Bewegung bleiben Bild: info@paperheroes.de IHK Direkt 0385 5103 111 Der schnelle Weg zur IHK. Editorial  1 Wirtschaftskompass 06 | 2023

 STANDORTPOLITIK 09 Konjunktur: Erwartungen bleiben verhalten 10 Hannover Messe: Unternehmen aus MV zufrieden 12 Zweites OB-Wahlforum in der IHK 12 Vor-Ort-Termin des Fehmarnbelt Business Council 13 Mit der StuWi vom Campus in den Job  TITELTHEMA 14 Landesverkehrskonferenz 2023 15 Erhöhung LKW-Maut: Der denkbar schlechteste Zeitpunkt 16 »Wir brauchen vor allem mehr Planungssicherheit!« 17 »Wir tun gut daran, Technologieoffenheit zu bewahren« 18 IHK-Ausschuss für Verkehr, Logistik und Infrastruktur 19 Freie Fahrt für den Lieferverkehr der Zukunft 20 Fortbildungsberufe aus der Logistik 21 Ausbildungsberufe aus der Logistik  AUS- & WEITERBILDUNG 22 Dualer Ausbildungspartner 24 »Das hat Potenzial« – Vorbildliche Nachwuchsarbeit wird ausgezeichnet 25 Ausbildung mit Auslandsaufenthalten attraktiv gestalten 26 Was macht ein Azubi-Botschafter? 27 Jetzt #könnenlernen – Unternehmen machen mit bei der Azubi-Kampagne der IHKs  INNOVATION & UMWELT 28 Junge Kreative entwerfen MV-Messedesign 29 Start der Unternehmenswerkstatt Deutschland 30 18. Branchentreff der Immobilienwirtschaft 30 Fachkräfte weiterbilden und neue Geschäftsfelder erschließen 31 Allianz für nachhaltiges Bauen in Mecklenburg-Vorpommern 32 Supermärkte und Parkhäuser aus Holz 33 KfW-Award 2023 Gründen – Jetzt bewerben 34 Geothermie: Einen schlafenden Riesen wecken 35 Lehren aus der Energiekrise 36 Für einen rechtssicheren Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) 37 Kostenfreie Webinar-Reihe »Snack IT«  INTERNATIONAL 38 AcryliCon Polymers GmbH gewinnt IHK-Exportpreis 2023 39 Welcome Mr. Chue! 40 Kasachische Delegation zu Gast in Westmecklenburg 41 Partnerprojekt mit Marokko geht in die Zielgerade  RECHT & STEUERN 42 Gemeindehaushalte erzielten 2022 einen Überschuss 43 Urteil bestätigt Pflicht der Plattformbetreiber zur Abführung der vollen Mehrwertsteuer  AMTLICHE BEKANNTMACHUNGEN 44 Amtliche Bekanntmachungen 5 40  IHK-EXPORTPREIS 2023 VERLIEHEN Eine Jury aus Unternehmensvertretern sowie Vertretern der IHKs Mecklenburg-Vorpommern suchte und wertete Exporterfolgsgeschichten in den Kategorien „Export-Profi“ sowie „Export-Newcomer“.  KLÖNTÖRN GASTIERT IN LUDWIGSLUST Es ist weiterhin DAS Thema in der regionalen Unternehmerschaft: die Energieversorgung. Inhalt 2  Inhalt Wirtschaftskompass 06 | 2023

36  RECHTSSICHERER EINSATZ VON KÜNSTLICHER INTELLIGENZ ChatGPT ist in aller Munde. Für viele Unternehmen bietet das Chancen. Gleichzeitig hat die Anwendung eine breite Debatte darüber ausgelöst, welche Regeln für einen sicheren und vertrauenswürdigen Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) nötig sind.  AUSBILDUNG MIT AUSLANDSAUFENTHALTEN ATTRAKTIV GESTALTEN Um der Fachkräftekrise zu begegnen, ist eine attraktive Ausbildung für Unternehmen ein wichtiger Baustein. So sollen engagierte Schulabgängerinnen und Schulabgänger für den Betrieb begeistert und auch langfristig gehalten werden.  LKW-MAUT: DER DENKBAR SCHLECHTESTE ZEITPUNKT Kommentar zur geplanten Erhöhung der Lkw-Maut von Kay Burchardt. 15 27 Inhalt  3 Wirtschaftskompass 06 | 2023

Im Rahmen des 32. Filmkunstfests Mecklenburg-Vorpommern fand am 5. Mai wieder die Branchenkonferenz Kino im Ludwig-Bölkow-Haus statt. Nach einem Grußwort von IHK-Hauptgeschäftsführer Siegbert Eisenach diskutierten die Teilnehmer – darunter Kulturministerin Bettina Martin, zur Bedeutung der Filmbranche für Mecklenburg-Vorpommern. Daneben stand im Technikpanel die „Zukunft der Projektion“ und im Workshop die Einführung eines MV-Kinotages zur Diskussion. Auch in diesem Jahr war das Filmkunstfest MV ein voller Erfolg und hat den Wirtschaftsstandort für hiesige Filmproduktionen aufgewertet.  KURZMELDUNGEN Der Schweizer Medizintechnik-Hersteller Ypsomed erweitert seinen Produktionsstandort im Schweriner Industriepark Göhrener Tannen und schafft so 60 neue Arbeitsplätze. Die Investitionen betragen 18 Mio. Euro. Generalauftragnehmer ist das Bauunternehmen Goldbeck. Die Bauarbeiten sollen bis Sommer 2024 abgeschlossen sein. Bei der Eröffnung war auch IHK-Hauptgeschäftsführer Siegbert Eisenach dabei, hier mit Peter Perler, Geschäftsführer der Ypsomed Produktion GmbH und der neue Betriebsleiter, Hendrik Wagener. Wie gründe ich? Was muss ich dabei beachten? Diese und viele Fragen mehr standen am 17.04.2023 bei Schülern der Internationalen Schule Ecolea in Schwerin beim Thema Existenzgründung im Fokus! IHK-Existenzgründungsberater Felix Kletzin informierte und motivierte interessierte Schülerinnen und Schüler, die sich als Selbstständige in unserer Region versuchen wollen. New Work in MV – Vom 26. bis 28. April 2023 präsentierte sich Mecklenburg-Vorpommern im Rahmen des “Coworking Festivals MV” an über 30 Standorten als innovatives Bundesland für moderne, hybride Arbeitswelten. Die regelmäßig stattfindende Veranstaltung soll regional und überregional Coworking-Interessierte in das “Land zum Leben & Arbeiten” locken. Höhepunkt war diesmal eine geführte Busreise zu sechs ausgewählten Spaces zwischen Ludwigslust und Rügen. Die Eröffnungsveranstaltung fand im DeveLUP in Ludwigslust statt, unter anderem mit IHK-Vertretern. Spatenstich bei Ypsomed Girls Day 2023: Gründungsberatung in der Ecolea Coworking- Festival MV Verab- schiedung Rektor IHK-Präsident Matthias Belke und IHK-Hauptgeschäftsführer Siegbert Eisenach nutzen am 13.04.2023 die Gelegenheit, Prof. Dr. Wolfgang Schareck, Rektor der Universität Rostock, bei seinem letzten offiziellen Amtstermin in der IHK zu Schwerin zu verabschieden und für die gute Zusammenarbeit zu danken. Die Amtsübergabe an seine Nachfolgerin Prof. Elizabeth Prommer erfolgte am 14.04.2023 in Rostock.  IHK-Präsident Matthias Belke, Prof. Dr. Wolfgang Schareck, IHK-Hauptgeschäftsführer Siegbert Eisenach (v.l.) Branchenkonferenz Kino tagte in der IHK Bilder: Manzke / IHK 4  Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 06 | 2023

 Klöntörn in der Orangerie am Ludwigsluster Schloss  Vor-Ort-Termin im Ärztehaus (MVZ) in Malliß u. a. mit Gerald Steinfatt  Im Gespräch mit Christiane und Christian Karp im Melkstall auf Hof Karp in Kraak Es ist weiterhin DAS Thema in der regionalen Unternehmerschaft: die Energieversorgung. Sichere Energie zu bezahlbaren Preisen und Planbarkeit, diese essentiellen Grundlagen wirtschaftlichen Handelns sind für viele Unternehmen weiterhin nicht selbstverständlich, wie die vierte Ausgabe des Klöntörns zeigte. Am 20.04.2023 hatten IHK-Präsident Matthias Belke und Hauptgeschäftsführer Siegbert Eisenach in die Orangerie am Ludwigsluster Schloss eingeladen. Rund 40 Gäste folgten der IHK-Einladung, darunter auch der Ludwigsluster Bürgermeister Reinhard Mach. Die Geschäftsführerin der Stadtwerke Ludwigslust-Grabow, Viola Bortsch, gab in ihrem Kurzvortag Einblick in die aktuellen Projekte und Vorhaben der Stadtwerke, gefolgt von Martin Ebert der WertE Gesellschaft für Nachhaltigkeit, der als Klimaaktivist in seinem Vortrag die Folgen des Klimawandels und die Notwendigkeit der Bekämpfung betonte. Ein Ziel, hinter dem viele stehen, aber das durch die Schnelligkeit, Art und Weise und schlechte Kommunikation zu Abwehrreaktionen führe, so Siegbert Eisenach. Große Einigkeit bestand bei der Forderung nach kürzeren Genehmigungsverfahren von Projekten der erneuerbaren Energieerzeugung. Nach dem Klöntörn besuchte IHK-Hauptgeschäftsführer Siegbert Eisenach das Küchenstudio Steinfatt in Malliß. Zusammen mit Bürgermeister Volker Sielaff und der ersten Stellvertreterin Carola Borchers sowie Gerald Steinfatt, Vorsitzender des Gewerbevereins Malliß, besichtigte Eisenach das kürzlich eröffnete neue Ärztehaus (MVZ), das ohne Fördermittel und in Kooperation mit der Klinik Dannenberg von der Gemeinde umgesetzt wurde. Ein Erfolg, von dem nun die ganze Region von Dömitz bis Ludwigslust profitieren kann. Auch die Weiterentwicklung des neuen Gewerbegebietes geht voran. Über die Hälfte der Fläche sind bereits vergeben, eine weitere Industriebrache bietet Expansionsraum. Bei beiden Projekten wird die IHK weiterhin unterstützen. Wie Kreislaufwirtschaft in einem modernen Betrieb funktioniert, zeigt das Familienunternehmen Hof Karp in Kraak. Vom Futterbau, über die Milchviehhaltung, bis hin zur Bioenergieerzeugung und Bodendüngung aus Gärresten bleiben Nährstoffe und Energie nicht nur im unternehmensinternen Kreislauf, sondern versorgen auch noch rund 2.000 Haushalte mit Strom. Das Unternehmen sieht sich in der Summe als Kohlenstoffsenke, erzeugt es insgesamt mehr Energie als es verbraucht. Der Klöntörn ist Teil der IHK-Mitgliederkampagne, mit der sich die IHK gezielt an kleinere Unternehmen vor Ort richtet. Damit möchte die IHK ihre Leistungen bekannter machen und Stimmen von Mitgliedsunternehmen abholen, die bislang nicht in die ehrenamtliche Arbeit der IHK eingebunden sind. Der nächste Klöntörn findet am 20. Juni 2023 ab 08:30 Uhr in Gadebusch statt.  KLÖNTÖRN GASTIERT IN LUDWIGSLUST Lebhafte Diskussion über Energie Bilder: IHK Wirtschaftsregion Westmecklenburg  5 Wirtschaftskompass 06 | 2023

„Ist ihr Stuhl noch zu haben?“ Um Karriere geht es bei dieser Frage weniger, um Zukunft schon viel mehr. Denn die, die das wissen wollen, beschäftigen sich mit der Verwertung menschlicher Ausscheidungen und wollen diese in den natürlichen Stoffkreislauf zurückführen. Als echten H.I.T., nämlich Humusdünger aus Inhalten von Trockentoiletten. Krümelig – ebenso, wie man Erde mit viel Humusgehalt kennt. Der kleine, aber feine Unterschied: Hier geht es um Wiederverwertung, Ressourcenschutz, drastische Minimierung des Energieaufwandes und nicht zuletzt den Schutz der Umwelt. Hinter der Idee steckt die 2019 gegründete Finizio Future Sanitation GmbH, die in Eberswalde den Verwertungsservice pilotiert und umfassende Labor- und Feldversuche betreibt. Frauke Hehl möchte dieses Verfahren in Mecklenburg etablieren. Die 54-Jährige hat Stadtentwicklung studiert und umfassende Erfahrungen bei Projekten mit wiederverwertbaren Materialien, in urbanen Gemeinschaftsgärten, bei nachhaltiger Bildung. Als Partnerin des Start-ups Finizio gewann sie im Herbst 2022 die „Green Deal Challenge“ und damit einen temporären Sitz im Start-up- und Gründerzentrum DeveLUP in Ludwigslust. Hochwertige Formen der Kreislaufführung sind genau ihr Thema. „Es geht darum, möglich wenig Ressourcen zu verbrauchen und jene wieder zurück in den Kreislauf zu bringen.“ Urin und Kot können durch spezielle Ableitungssysteme stofflich getrennt und zur Wiederverwertung aufbereitet werden. Sorge, die eigenen Ausscheidungen seien vielleicht nicht optimal, um künftige Nahrungsmittel auf den Feldern beim Gedeihen zu unterstützen, weist Frauke Hehl von der Hand. „Das haben unsere Vorfahren schon praktiziert“, ruft sie in Erinnerung. Durch Hygenisierung gelingt es heute, enthaltene Krankheitserreger zu inaktivieren. Filtrierungsverfahren eliminieren selbst Hormone und beispielsweise Rückstände von Drogen. Für eine besonders gute Qualität setzen die Spezialisten der Biomasse während der Humifizierung Grünschnitt, Tonminerale und Pflanzenkohle zu. Ergebnis ist eine schwarze organische Substanz mit hohem Gehalt an pflanzenverfügbaren Nährstoffen. Der ausgereifte Humusdünger ist am Ende übrigens komplett geruchsfrei. Eine düngerechtliche Zulassung steht noch aus. Das FinizioTeam hofft jedoch, mit dem vom Bundesministerium  FINIZIO SANITATION WILL TOILETTEN-KULTUR REVOLUTIONIEREN Shit is Future!  ERÖFFNUNG GRIECHISCHES BISTRO Junge Küche nach alten Rezepten  Frauke Hehl, Partnerin des Start-ups Finizio  Kakia Tsatsari und Teo Evangelidis haben sich mit ihrem griechischen Bistro „alati“ in Schwerin einen Traum erfüllt. Bilder: Barbara Arndt 6  Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 06 | 2023

für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt REGION.innovativ - zirkulier.bar schon bald von den kleinen Testfeldern auf landwirtschaftliche Nutzflächen zu wechseln. Und was hat Frauke Hehl jetzt konkret vor? Sie sucht nach einem Betriebsstandort in Westmecklenburg. „Ich möchte schnellstmöglich Gespräche mit Interessenten führen, mit potenziellen Partnern und öffentlichen Verwaltungen in Kontakt kommen.“ Ihr Ziel: ein möglichst umfassender Einsatz der Zukunftstoiletten in der Region und darüber hinaus. Besucher von Festivals kennen die besonderen stillen Örtchen bereits. Das Modell „Egon“ als mobile Kabine ist schon im Einsatz. „Rohrposttoilette“ für den Geschossbau kommt bald auf den Markt, die barrierefreie „Libre“ mit Unisexurinal oder die stationäre „Fukuoka“ ergänzen die Produktpalette. Nicht zu vergessen sei die „Humussphäre“, eine faltbare Großevent-Toilette, die in 40er Stapeln zu den Locations gefahren werden kann. Auch hier setzen die innovativen Humusproduzenten auf Nachhaltigkeit und vermeiden unnötiges CO2. Ob Trocken-, Trenn- oder Komposttoiletten: Innovative und gleichermaßen nachhaltige Sanitärsysteme sind auf dem Vormarsch. „Wir müssen dieses Thema groß denken. Mobile Trockentoiletten auf Festivals waren nur der Anfang. Sie können ebenso auf Baustellen zum Einsatz kommen. Stationäre Modelle sind ein Aspekt für Kommunen, um öffentliche Angebote für dringliche Bedürfnisse vorzuhalten.“ Frauke Hehl möchte noch mehr. „Für den Wohnungsbau existieren ebenfalls Lösungen. Diese bekannt zu machen und vielfach zu nutzen, bringt uns alle einen großen Schritt weiter.“ Schließlich folgt dem Nahrungsgenuss unweigerlich die Ausscheidung der Verdauungsprodukte. „Menschen sind in großer Zahl da. Sie essen und produzieren Stoffe, ohne die es bald in der Nahrungsmittelproduktion, also auf Feldern und Äckern, nicht mehr geht. Zur Errichtung einer Verwertungsanlage benötigen wir möglichst viel von diesem Rohstoff.“ Geht es nach Frauke Hehl, dann könnte der Nordosten ein weiterer Vorreiter dieser zukunftsorientierten und zukunftsfähigen Technologie werden. Barbara Arndt Mehr Infos unter www.finizio.de Eine Prise Salz (auf griechisch: alati) sorgt in der Landeshauptstadt für ein neues Geschmackserlebnis. Und zwar im gleichnamigen gemütlichen Bistro, welches Ende April 2023 seine Türen geöffnet hat. Ex-Handballprofi Teo Evangelidis und Ehefrau Kakia Tsatsari erfüllen sich in den Schweriner Höfen einen Lebenstraum. Türen gibt es wirklich zwei, nämlich von der Wismarschen Straße und in den Schweriner Höfen. Vor allem aber gibt es im „Alati“ eine neue Art von griechischem Essen: modern im Fastfood-Style, traditionell in der Zubereitung. Dazu frisch, regional, authentisch und handgemacht. „Wir haben das heimische Essen schon manchmal vermisst“, sagen Teo Evangelidis (36) und Kakia Tsatsari (32), die das Bistro betreiben. Das Paar stammt aus Thessaloniki. Der ehemalige Handballprofi und die Marketing-Spezialistin leben seit zehn Jahren in Schwerin, fühlen sich hier zuhause und haben mit Tochter Ophelia ihr Familienglück unlängst perfekt gemacht. „Wir sind jung und sahen eine Chance, einen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Vor gut einem Jahr begannen wir dann mit den Planungen“, sagt der charmante Grieche, den viele als langjährigen Abwehrchef und Torjäger bei den Mecklenburger Stieren oder auch vom Sportunterricht an einigen Schulen kennen. Seinen Lehrerjob macht Teo weiter, auch dem Handballverein bleibt er als Trainer treu. Das neue Bistro, in dem Ehefrau Kakia die Geschäfte führt, ist jedoch ein Ort, an dem ihn Gäste regelmäßig treffen. „Wir haben drei versierte Mitarbeiter, die sich um die Küche kümmern. Sie bereiten Souvláki-Spieße und Gyros, Pommes und Pita, Halloumi, Salate und Gemüse zu.“ Dazu gibt es alkoholfreie Getränke, griechisches Bier oder den typischen Retsina-Wein. Besonderen Wert legen die beiden Geschäftsinhaber auf die Marinaden nach altgriechischen Rezepten. Die Gewürze dafür lassen die beiden aus ihrer früheren Heimat liefern. Auch Veganer und Naschkatzen kommen auf ihre Kosten. „Unter anderem steht griechischer Joghurt mit Walnüssen in der Karte“, sagt Teo Evangelidis. 40 Sitzplätze gibt es im „alati“ – „to go“ geht selbstverständlich. Geöffnet ist von 11:00 bis 20:00 Uhr, samstags bis 21:30 Uhr. Außer am Sonntag, da ist Familientag. Barbara Arndt  Grillmeister Amari bereitet die Leckereien auf dem Grill zu. Wirtschaftsregion Westmecklenburg  7 Wirtschaftskompass 06 | 2023

Jedes Jahr sammeln die Auszubildenden der IHK zu Schwerin mit verschiedenen Aktionen Spenden für ein soziales Projekt in Westmecklenburg. 2023 fiel die Wahl auf den Landkreis Ludwigslust-Parchim und den Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Der Verein betreut in seinen Tagesgruppen Kinder und Jugendliche aus der Region. Die Spende wurde genutzt, um den Kindern und Jugendlichen einen außergewöhnlichen Nachmittag im Trampolinpark Easyjump in Schwerin zu ermöglichen. Unser Dank gilt dabei unserem Partner Easyjump, der den Kindern und Jugendlichen mit kostenlosen Getränken und Speisen den Tag zusätzlich versüßte. Das restliche Geld kam den Johannitern zugute um neue Materialien für die Tagestätte kaufen zu können.  UNVERGESSLICHER AUSFLUG INS EASYJUMP Soziales Projekt der IHK-Azubis In großer Runde kamen die Wirtschaftsjunioren und ihr Förderverein, der WJ Senior Circle, im CoWorking Café tisch zusammen. An fünf Thementischen tauschten sich die Teilnehmer intensiv sowohl um berufliche wie auch persönliche Belange aus. Denn vielen Unternehmerinnen und Unternehmern wie auch Führungskräften allgemein geht es ähnlich. Wie vereinbart man Unternehmen, Familie und Ehrenamt? Vor welchen Herausforderungen steht man selber, die anderen und wie kann man sie lösen? Der Erfahrungsaustausch und Learnings auf einer vertrauensvollen Ebene auf Augenhöhe standen im Vordergrund. Susanne Meletzki  WIRTSCHAFTSJUNIOREN Wie vereinbart man Unternehmen, Familie und Ehrenamt? Der Abend brachte mir bereichernde Impulse durch einen generationsübergreifenden Erfahrungsaustausch. Voneinander lernen gehört auch bei Unternehmerinnen und Unternehmern immer dazu. IHK ZU SCHWERIN Marco Woldt  0385 5103-207 woldt@schwerin.ihk.de SOZIALES PROJEKT ERZIELT NEUE HÖCHSTSUMME. 1.111,11 Euro Inhaberin fkk unverpackt, Mitglied bei den Wirtschaftsjunioren Bilder: IHK / Wirtschaftsunion 8  Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 06 | 2023

IHK ZU SCHWERIN Marco Woldt  0385 5103-207 woldt@schwerin.ihk.de  WIRTSCHAFTLICHE LAGE WIRD WEITESTGEHEND STABIL EINGESCHÄTZT, UNSICHERHEIT BLEIBT Aufgrund der Gemengelage diverser Auswirkungen des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine war die relativ stabile gesamtwirtschaftliche Lage nicht selbstverständlich. Daher bleiben die Erwartungen der Unternehmen noch sehr verhalten. So rechnet ein Anteil von 30 Prozent mit schlechter werdenden Geschäften. Im Herbst 2022 lag dieser Wert jedoch noch bei 68 Prozent. Der gestiegene Konjunkturklimaindex für Westmecklenburg erklärt sich aus dem Vergleich mit dem Tiefpunkt im Herbst 2022. Der exklusive Index, der die gesamtwirtschaftliche Lage und Erwartungen im Zeitverlauf abbildet, steigt um 12 Punkte auf 104,5 Indexpunkte. Damit signalisiert der Index eine mehrheitlich positive Tendenz. Für die Unternehmen wäre es wünschenswert, wenn sich diese Entwicklung über die kommenden Sommermonate bestätigt.  IN DEN BRANCHEN ZEIGT SICH HETEROGENES STIMMUNGSBILD Bei den negativen Einflüssen werden besonders der Kostendruck im Bereich Energie, der Mangel an Arbeitskräften und eine spürbare Kaufzurückhaltung genannt. Die Meldungen stammen sowohl aus den Branchen Handel, wirtschaftsnahe Dienstleistungen und verarbeitendes Gewerbe. Bei den positiven Aspekten wird vor allem von einer guten Nachfrage gesprochen. Auch hier stammen die Antworten vorwiegend aus den genannten Branchen. Es ist demnach ein sehr heterogenes Stimmungsbild, welches in der gesamtwirtschaftlichen Betrachtung mehrheitlich stabil bleibt.  KONJUNKTUR IN WESTMECKLENBURG Erwartungen bleiben verhalten Die vollständigen Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage finden Sie auf www.ihk.de/schwerin (Such-Nr. 4676560) Frühsommer 2022 Herbst 2022 Jahresbeginn 2023 Frühsommer 2023 Geschäftslage der Unternehmen 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 14% 46% 40% 21% 44% 35% 21% 44% 35% 11% 48% 41% Frühsommer 2022 Herbst 2022 Jahresbeginn 2023 Frühsommer 2023 Geschäftserwartungen der Unternehmen 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 31% 52% 17% 21% 27% 5% 37% 51% 12% 30% 56% 14% schlecht schlechter befriedigend gleichbleibend gut besser Standortpolitik  9 Wirtschaftskompass 06 | 2023

 WELTLEITMESSE DER INDUSTRIE ÖFFNETE IM APRIL WIEDER IHRE PFORTEN Insgesamt 24 Unternehmen und Institutionen aus Mecklenburg-Vorpommern (davon zwölf aus dem Kammerbezirk der IHK zu Schwerin) traten vom 17. bis 21. April 2023 auf der Hannover Messe als Aussteller auf. Nach drei Pandemiejahren zogen die Aussteller ein zufriedenes Fazit auf der Weltleitmesse der Industrie, auf der mehr 130.000 Besucher und 4.000 Aussteller zusammenkamen. Auf dem Firmengemeinschaftsstand des Landes Mecklenburg-Vorpommern präsentierten sich insgesamt 16 Unternehmen und zeigten den Fachbesuchern vor Ort neue Anwendungen und Produkte. Die Unternehmen konnten zahlreiche Kontakte knüpfen. Die kommenden Wochen und Monate werden verdeutlichen, ob sich daraus neue Aufträge und Geschäftsbeziehungen ergeben. Enrico Kloß, Geschäftsführer der CIM – Innovation und Technologie gGmbH und verantwortlicher Organisator des Landesgemeinschaftsstandes, blickte entsprechend positiv auf die Messe zurück: „Diese Messe war für uns auch eine neue Erfahrung, weil wir als Organisatoren des Landesgemeinschaftsstandes ein anderes Aufgabenfeld haben – mit mehr Ausstellern, mit einer größeren Fläche, mit einer wunderschönen Position im Eingangsbereich einer sehr gut frequentierten Halle. Dadurch entstehen sehr viele gute Gespräche mit interessierten Kunden und wir können so viel Neugier wecken für die Innovationen der Industrie, die wir in Mecklenburg-Vorpommern haben.“  INTERESSE AUS DER LANDES- UND BUNDESPOLITIK Auch die Politik interessierte sich für den Landesstand und die Aussteller aus MV. Wirtschaftsminister Reinhard Meyer und der Beauftragte für die ostdeutschen Länder im Bundeskanzleramt, Carsten Schneider, besuchten den MV-Stand am Montag, den 17. April. Am Donnerstag, den 20. April, informierte sich eine Delegation der CDU-Landtagsfraktion um den Fraktionsvorsitzenden Franz-Robert Liskow über die in Hannover ausgestellte Bandbreite der Produkte und Lösungen – verbunden mit dem Versprechen, das ein oder andere Unternehmen auch vor Ort zu besuchen. Wenn es nach Enrico Kloß geht, darf die Politik auch im kommenden Jahr wieder den Stand besuchen: „Ich würde mich freuen, wenn wir auch in Zukunft wieder den Wirtschaftsminister auf dem Landesstand begrüßen dürfen. Gerne sind auch die Fraktionen aus dem Landtag aufgerufen, sich das Ganze anzuschauen. Sie sind alle herzlich eingeladen, schließlich ist es das Land Mecklenburg-Vorpommern, was hier repräsentiert werden soll. Aufgrund der günstigen Anreise kommt man mit so vielen Unternehmen an einen Tisch, was normalerweise nicht der Fall ist.“  AUSSTELLER AUS WESTMECKLENBURG ERFREUTEN SICH GROSSER BELIEBTHEIT BEIM PUBLIKUM Für die Unternehmer aus Westmecklenburg, die auf dem Landesstand ausgestellt haben, hat sich der Auftritt auf der Messe jedenfalls gelohnt. Thomas Heptner, Entwicklungsleiter für Anwendungen der rechnergestützten Fertigung bei der Firma S.K.M. Informatik GmbH aus Schwerin, die vor Ort anhand eines Roboterarms ihre Programmiersoftware für komplexe CNC-Maschinen und Roboter in der additiven Fertigung vorstellte, dazu: „Wir haben diese Messe genossen und hatten einen regen Zulauf auch von fachkundigem Publikum. Die Lage des Standes war sehr gut, um Kontakte zu knüpfen und die Hoffnung, daraus Geschäfte zu generieren ist sehr groß. Eine Messe lebt natürlich auch davon, dass man Kunden erreicht, die man so aktiv vielleicht nicht bekommt, wo ein bisschen der Zufall auch eine Rolle spielt. Da ist eine gute Sichtbarkeit natürlich extrem wichtig und die war hier gegeben, insofern sind wir  HANNOVER MESSE 2023 Unternehmen aus MV zufrieden IHK ZU SCHWERIN Wolf-Rüdiger Knoll  0385 5103-208 knoll@schwerin.ihk.de Bilder: IHK 10  Standortpolitik Wirtschaftskompass 06 | 2023

mit dem Stand wirklich sehr zufrieden.“ Neben den Unternehmen auf dem Landesgemeinschaftsstand nutzten auch weitere Firmen aus Westmecklenburg die Chance sich auf der Messe als Einzelaussteller dem Fachpublikum zu präsentieren. Hierzu zählten unter anderem die Firmen Trebing & Himstedt aus Schwerin oder die WINGS International Services GmbH, die die Angebote der Hochschule Wismar im Rahmen der Women Power 2023 auf der Hannover Messe präsentierte. Robin Summerer, Process Engineer der Hoeller Electrolyzer GmbH aus Wismar, die sich auf die Fertigung von Brennstoffzellen-Stacks zur Produktion von Wasserstoff spezialisiert hat, zog dabei ebenfalls eine zufriedene Bilanz: „Das Interesse an unseren Produkten war sehr groß. Wir sind voll zufrieden und gehen davon aus, auch 2024 wieder auf die Hannover Messe zu gehen. Das Ambiente und Know-how hier sind schon beeindruckend. Eines der Highlights war natürlich der Besuch des Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck auf unserem Stand. Er hat sich für unser Unternehmen, unsere Technik interessiert und man ist ins Gespräch gekommen, wo die Hürden liegen und womit man zu kämpfen hat, wenn man mit so einem Produkt auf den Markt möchte und wo man dafür Unterstützung bekommen kann.“  NEUSTART NACH PANDEMIE UND WICHTIGKEIT DES LANDESGEMEINSCHAFTSSTANDES Im Vorfeld der Messe stellten insbesondere die Nachwirkungen der Corona-Pandemie eine besondere Herausforderung dar. Diese Einschätzung teilte auch Enrico Kloß, der zugleich den Mehrwert der Begegnungen vor Ort betonte: „Einige Unternehmen haben sich nach der Pandemie gefragt, ob sie sich eine solche Messe gönnen können und wollen. Ich denke, dass sich bei den Unternehmen, die teilgenommen haben, die Auffassung durchgesetzt hat, dass es sich durch zahlreiche wertvolle Kontakte sowie den einen oder anderen direkten Vertragsabschluss lohnt, als Aussteller auf der Hannover Messe vertreten zu sein. Denn das ist uns ganz wichtig: Mit der Hannover Messe wollen wir an die Öffentlichkeit gehen und zeigen, dass Mecklenburg-Vorpommern deutlich mehr ist, als ein Tourismusland. Wir sind auch ein Technologiestandort und wollen hier auf der Messe die Leistungsfähigkeit unserer Betriebe demonstrieren.“ Passend dazu äußerte Kloß abschließend auch einen Wunsch in Richtung Landesregierung: „Wenn wir uns etwas wünschen dürften, dann wäre es ein Aussteller- abend oder einen Standempfang. So würde es die Möglichkeit geben, auch andere Aussteller von Ständen und Hallen zum Mecklenburg-Vorpommern-Stand zu bringen und ins Gespräch zu kommen beziehungsweise Geschäfte anzubahnen.“ Die Industrie- und Handelskammer zu Schwerin hat den Landesstand vor Ort personell unterstützt und die Messe genutzt, um auf die vielen leistungsfähigen und innovativen Unternehmen in ihrem Kammerbezirk und im ganzen Land aufmerksam zu machen. Die Hannover Messe bietet besonders in der Kombination mit dem Firmengemeinschaftsstand und der Messeförderung des Landes eine hervorragende Möglichkeit für kleine und mittlere Unternehmen ihre Produkte einem internationalen Publikum kostengünstig und mit geringem organisatorischem Aufwand präsentieren zu können.  Franz Krybus, Geschäftsführer der Lubeca Gummi- fabrik GmbH zur Hannover Messe 2023: „Uns kommt es vor allem auf die Qualität an und nicht die Quantität. Wir haben einige interessante Kontakte herstellen können, die zum Teil hohes Potenzial haben.“  Die balticFuelCells GmbH aus Schwerin konnte mit einem speziellen Gefährt auf sich aufmerksam machen. Werkstudent Richard Ruwolt von der Hochschule Wismar stellte auf der Messe das Light Electric Vehicle vor, das er im Rahmen seiner Masterarbeit entwickelt hat und das mit Wasserstoff betrieben wird. Standortpolitik  11 Wirtschaftskompass 06 | 2023

Die Bauarbeiten sind in vollem Gange. Am Montag, den 08. Mai, trafen sich die Mitglieder des Fehmarnbelt Business Council mit Robert Schmidt, Referent Stakeholder & Kommunikation des dänischen Bauträgers Femern A/S und Carsten Behnk, dem neuen Koordinator für die deutsche Schienen- und Straßenverbindung, in Burg auf Fehmarn. Dabei wurden der aktuelle Stand der Bauarbeiten auf dänischer und deutscher Seite besprochen sowie die weiteren Baumaßnahmen erläutert. Bereits 2024 soll damit begonnen werden, die großen Tunnelelemente, die auf dänischer Seite gefertigt werden, auf dem Meeresgrund zu verlegen. Anschließend erfolgte die Fahrt zur deutschen Baustelle zwischen Puttgarden und Marienleuchte, wo die Aushubarbeiten derzeit in vollem Gange sind. Dank des sonnigen Wetters war es sogar möglich, die Baustelle und die Fabriken auf der anderen Seite des Belts an der Küste der dänischen Insel Lolland zu sehen. Während Dänemark seine Schienen- und Straßenverbindung noch vor der Eröffnung des Fehmarnbelt-Tunnels im Jahr 2029 fertigstellen wird, ist auf deutscher Seite allerdings noch einiges zu tun, damit der Tunnel auch optimal infrastrukturell angebunden sein wird. Hier zeigten sich in der Vergangenheit die Probleme der zu langen Planungs- und Genehmigungsverfahren. Die Mitglieder des Fehmarnbelt Business Councils, zu denen auch die IHK zu Schwerin gehört, setzen sich daher dafür ein, dass sämtliche Anbindungsarbeiten rechtzeitig abgeschlossen sein werden, um die Reisezeiten von Schwerin, Hamburg oder Lübeck nach Kopenhagen effektiv zu verkürzen. „Warum wollen Sie Oberbürgermeister/in werden?“ Die entscheidende Frage zur Motivation stellte Moderator Bernd Mosebach, Leiter des ZDF Landesstudios MV, gleich zu Beginn. Eine weitere Frage zielte auf das wirtschaftspolitische Profil der 5 Bewerber und der Bewerberin um das höchste Hauptamt der Landeshauptstadt Schwerin ab: Warum das Thema Wirtschaft nicht so präsent auf den Wahlplakaten sei. Einig waren sich alle, dass die Unternehmen für die Stadt und die Region Westmecklenburg eine große Rolle spielen. Doch konkreter wurde es selten in den Ausführungen. Eine weitere Gemeinsamkeit zeigte sich beim Thema Hochschule. So kamen alle grundsätzlich überein, dass die Hochschulstrukturen in Schwerin ausgebaut werden sollten. Eine wesentliche Forderung der IHK zu Schwerin wurde damit aufgegriffen. Doch es gibt natürlich noch viele weitere. Zusammengefasst sind diese konkreten Forderungen in einem „Hausaufgabenheft“ für die Oberbürgermeisterkandidaten. In diesem Heft, das auch einen Rückblick auf das OB-Assessment Center der Wirtschaftsjunioren enthält, sind die Forderungen zum Abhaken aufgelistet. Die IHK wird in den sieben Jahre der offiziellen Amtszeit sowie zur Kommunalwahl in 2024 daraufhin wirken, dass Politik und Verwaltung auf die Forderungen und Wünsche der Unternehmen eingehen. Die Wahl zur Oberbürgermeisterin bzw. zum Oberbürgermeister der Stadt Schwerin findet am 4. Juni 2023 statt. Gegebenenfalls kommt es am 18. Juni zur einer Stichwahl. Die Antworten der Kandidaten zur Eingangsfrage sowie den gesamten Verlauf der angeregten Diskussion können Sie auf dem YouTube-Kanal der IHK zu Schwerin nachschauen. Link und weitere Informationen unter www.ihk.de/schwerin (Such-Nr. 5793266). IHK ZU SCHWERIN Marco Woldt  0385 5103-207 woldt@schwerin.ihk.de  FEHMARNBELT-TUNNEL Vor-Ort-Termin des Fehmarnbelt Business Council Wahlforen zum Nachschauen  THEMENSCHWERPUNKT WIRTSCHAFT Zweites OB-Wahlforum in der IHK Bilder: Alexander Gaedecke / IHK 12  Standortpolitik Wirtschaftskompass 06 | 2023

Jedes Jahr im Mai bringt das Robert-Schmidt-Institut die Studierenden der Hochschule Wismar mit regionalen und überregionalen Unternehmen auf der Campuswiese zusammen. In den Zelten auf der Campuswiese heißt es dann: StuWi – Studierende treffen Wirtschaft. Die IHK zu Schwerin war auch 2023 wieder bei der StuWi vertreten. Die StuWi fand zusammen mit den Hochschul-Infotagen "CampusAhoi" statt und richtete sich dabei auch an Schülerinnen und Schüler – auch aus den aktuellen Abi-Klassen – sowie angehende Erstsemester. Aus Westmecklenburg waren eine Reihe von Unternehmen vor Ort, so etwa die DVZ Datenverarbeitungszentrum GmbH, Dockweiler AG, HNP Mikrosysteme GmbH, Ilim Nordic Timber GmbH & Co. KG, Rattunde und Palmberg Büroeinrichtungen + Service GmbH. Insgesamt haben sich mehr als 100 Unternehmen aus ganz Deutschland, sogar international tätige, auf dem Hochschulcampus den Besuchern vorgestellt – das ist der bisherige Rekord. Die StuWi 2023 war, so unterstrich Rektor Bodo Wiegand-Hoffmeister in seiner Begrüßung, die erste StuWi nach den Corona-Einschränkungen. In den vergangenen Jahren waren daher diese Veranstaltungen sehr viel kleiner oder komplett digital umgesetzt. Parallel zu den Unternehmensgesprächen fanden weitere Aktivitäten statt. So interviewte eine „Rasende StuWi-Reporterin“ Unternehmen. Diese Gespräche und Statements wurden live auf Bildschirme übertragen. In einer Podiumsdiskussion zum Thema „Data Smart nutzen – Künstliche Intelligenz im Studium" beleuchteten Forscher, Studierende und Vertreter aus Unternehmen die Chancen und Risiken der Nutzung künstlicher Intelligenz. Die IHK zu Schwerin hat eine Vielzahl von Gesprächen geführt, etwa zu Möglichkeiten der beruflichen Aus- und Weiterbildung und Angeboten für Studienabbrecher. Auch machten die Berater auf die Vielfalt der kleinen und mittelständischen Industrie in Westmecklenburg aufmerksam und gaben Hinweise für Studien- und Abschlussarbeiten sowie den Start ins berufliche Leben.  STUDENTEN TREFFEN WIRTSCHAFT Mit der StuWi vom Campus in den Job IHK ZU SCHWERIN Dr. Dorothee Wetzig  0385 5103-221 wetzig@schwerin.ihk.de IHK ZU SCHWERIN Henner Willnow  0385 5103-312 willnow@schwerin.ihk.de  Bei der StuWi 2023 haben sich auf dem Campus Wismar Unternehmen den Fachkräften der Zukunft vorgestellt. Bild: Robert-Schmidt-Institut Wismar Standortpolitik  13 Wirtschaftskompass 06 | 2023

Über 200 Branchenvertreter, Interessierte und Gäste aus Politik und Verwaltung diskutieren auf der Landesverkehrskonferenz der Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern und des Landesverbandes des Verkehrsgewerbes MV e. V. in Linstow am 27. April 2023 aktuelle verkehrspolitische Fragen. Die EU hat ehrgeizige Ziele für Busse und schwere Nutzfahrzeuge formuliert: Bis 2040 sollen bei neu zugelassenen LKW 90 Prozent der Emissionen (bezogen auf 2019) reduziert werden. Bereits ab 2030 sollen alle neuen Stadtbusse emissionsfrei unterwegs sein. Diese Vorgaben stellen die Verkehrsunternehmen vor große Herausforderungen bei der Flottenumstellung. Deshalb wurden die Kraftstoff- und Antriebsalternativen in Fachvorträgen und in der Podiumsdiskussion beleuchtet. „Wir brauchen einen technologieoffenen Ansatz, Lösungen die finanzierbar sind und in der breiten Masse funktionieren. Darüber hinaus muss eine flächendeckende Tank- und Ladeinfrastruktur zur Verfügung stehen, und zwar nicht nur in Deutschland, sondern europaweit“, fordert Klaus-Jürgen Strupp, Präsident der IHK zu Rostock, die derzeit die Geschäftsführung der Landesarbeitsgemeinschaft der IHKs in MV innehat.  POSITIONSPAPIER AN VERKEHRSMINISTER MEYER ÜBERREICHT Anlässlich der Konferenz haben die IHKs in Mecklenburg-Vorpommern die verkehrspolitischen Anforderungen in einem Positionspapier „Infrastruktur, Verkehr, Mobilität – in Bewegung bleiben für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum im Nordosten Deutschlands“ neu aufgelegt. Das Forderungspapier soll Politik und Verwaltung auf Bundes- und Landesebene als Forderungskatalog und Handlungsempfehlung dienen. Bei der Umsetzung von Erhalt, Aus- und Neubau hemmen, trotz inzwischen erfolgter gesetzlicher Anpassungen, oft Jahrzehnte dauernde Planungs- und Genehmigungsverfahren. Die gesetzlichen Grundlagen müssen dringend überarbeitet und die Planungsprozesse digital gestaltet werden. Um die Auswirkungen von Baumaßnahmen zu minimieren, fordern die IHKs eine landesweite digitale Baustellenkoordinierung. Die IHKs fordern die Anstrengungen beim Erhalt der Infrastruktur deutlich zu verstärken. Viele Bahnstrecken, Straßen und Brücken sind sanierungsbedürftig und müssen erneuert werden. Auch die Umsetzung der Projekte des Bundesverkehrswegeplanes kommen nur sehr schleppend voran. Darunter der Ausbau der Bahnstrecke von Rügen über Stralsund über Pasewalk nach Berlin als Vorpommern-Magistrale, die Fertigstellung des Ausbaus der Bahnstrecke Hagenow-Land/Lübeck – Schwerin – Rostock, der Ausbau der Bundesstraße 96 von der A 20 nach Berlin und der Weiterbau der großräumigen, für MV wichtigen Anbindungen mit der Autobahn A 14 nach Süden und der A 20 in Schleswig-Holstein. Außerdem muss es gelingen, den Ausbau der Bahnstrecke Rostock – Stralsund wieder in die Planung aufzunehmen und in die Umsetzung zu bringen. Klaus-Jürgen Strupp: „Immer neue Regelungen, mehr Bürokratie und höhere Kosten belasten die Verkehrsunternehmen. Ab 2024 soll die LKW-Maut mit einer CO2-Komponente erhöht und auf kleinere Fahrzeuge ausgeweitet werden. Zudem spitzt sich der Fahrermangel deutlich zu. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund ist es wichtig aufzuzeigen, wie attraktiv Arbeitsplätze in der Wirtschaft sind. Die IHKs werben zum Beispiel mit der bundesweiten Ausbildungskampagne JETZT#KÖNNENLERNEN für Unternehmensnachwuchs.“  MOBILITÄTSOFFENSIVE DES LANDES Die IHKs begrüßen die vom Land Mecklenburg-Vorpommern angekündigte Mobilitätsoffensive mit umfangreichen Angebotsverdichtungen im Bahnverkehr, zusätzlichen Buslinien und Rufbussen. Aber auch dafür wird zusätzliches Fahrpersonal benötigt. Zudem brauchen Verkehrsunternehmen, Landkreise und kreisfreie Städte als Aufgabenträger zusätzliche finanzielle Unterstützung, um die gestiegenen Kosten, Investitionen in Infrastruktur und Umstellung der Flotte auf neue Antriebstechnologien stemmen zu können. „Sorge bereiten uns die zunehmend radikalen Tendenzen in der Debatte zum Klimaschutz, Stichwort Klima-Kleber“, so Klaus-Jürgen Strupp, und fordert eine Versachlichung der Diskussion mit praxistauglichen Lösungsansätzen. „Dieser Aufgabe müssen wir uns gemeinsam mit Politik und Verwaltung stellen“.  FORDERUNGEN DER IHKS IN MV Landesverkehrskonferenz 2023  Positionspapier an Verkehrsminister Meyer überreicht IHK ZU SCHWERIN Hannes Schubert  0385 5103-209 schubert@schwerin.ihk.de Die neuen Verkehrspolitischen Positionen der IHKs in MV sind abrufbar unter www.ihk.de/schwerin (Such-Nr. 5787306) Bei Interesse an der Printversion melden Sie sich gern bei uns! Bilder: IHK 14  Titelthema Wirtschaftskompass 06 | 2023

Die geplante Erhöhung der LKW-Maut - in der Branche wird mit einer Verdopplung der Mautkosten gerechnet - wird sich massiv auf alle Kosten und somit auch auf die Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland auswirken. Zu den beiden vorangegangenen Krisen, zum einen die Corona-Pandemie und zum anderen der Russland-Ukraine-Krieg, kommt dieser Plan der Bundesregierung zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt und wird letztlich vom Verbraucher bezahlt werden müssen. Wir treiben die Kostenspirale in Deutschland immer weiter in die Höhe und fördern damit weiterhin die derzeit starke Inflation. Die derzeitige Diskussion einer 4-Tage-Woche tut ihr Übriges, um diese angespannte Situation zu verschärfen. Das alles geschieht unter Berufung auf notwendige Klimaschutzmaßnahmen, deren Notwendigkeit ich absolut nicht in Abrede stellen möchte. Aber, die anvisierte Klimawirkung ist in den nächsten Jahren in der Praxis nicht zu erwarten: aktuell sind weder Fahrzeuge mit alternativen Antrieben noch die zugehörige Tank-und Ladeinfrastruktur in Größenordnungen vorhanden. Ein Ausweichen auf das marode System Bahn ist absehbar auch keine realistische Alternative. Es bleiben - die steigenden Kosten! Zu allem Überfluss sollen die zusätzlichen CO2-Maut-Einnahmen fast ausschließlich für die Bahn verwendet werden. Gegen den Investitionshochlauf in die Eisenbahninfrastruktur spricht aus meiner Sicht im Grunde auch nichts, dieser ist sogar bitter nötig. Die Mittel dafür müssen aber aus allgemeinen Haushaltsmitteln des BMDV kommen! Stattdessen soll nun das Straßentransportgewerbe die Misswirtschaft im Bahnsektor der vergangenen Jahre teuer bezahlen. Dadurch fehlen die Mittel für die klimafreundliche Transformation im Straßengüterverkehr selbst sowie für die Sanierung von Brücken und des teils maroden Fernstraßennetzes sowie für den Ausbau der Lkw-Parkplätze!  KOMMENTAR ZUR GEPLANTEN ERHÖHUNG DER LKW-MAUT VON KAY BURCHARDT Der denkbar schlechteste Zeitpunkt  Kay Burchardt, Geschäftsführer der Spedition Burchardt KG mbH aus Dassow Bilder: Kay Burchardt / Pixabay Titelthema  15 Wirtschaftskompass 06 | 2023

Die in Köln beheimatete Emons Spedition ist ein etabliertes und weltweit agierendes Transport- und Logistikunternehmen mit Qualitäts- und Umweltanspruch und eines der wenigen mittelständisch-privaten Logistiknetzwerke in Deutschland. Für ihre Dienstleistungen – neben dem Transport auch beispielsweise die Lagerung, Kommissionierung, Konfektionierung oder Zollabwicklung – stehen der Spedition über 300.000 Quadratmeter überdachter Lagerfläche zur Verfügung. Das Unternehmen beschäftigt weltweit 3.650 Mitarbeiter an 116 Standorten in Deutschland, Europa, Asien und Nordamerika. In Westmecklenburg arbeiten aktuell 50 Mitarbeiter an den drei Standorten in Spornitz, am Parchimer Flughafen und auf dem Gelände der Firma Hydraulik Nord, ebenfalls in Parchim.  HERR HELMS, ERZÄHLEN SIE UNS ETWAS ZUR ENTWICKLUNG DES STANDORTES IN SPORNITZ. Mit Emons sind wir seit 2010 in der Region aktiv. Nach unserem Start in Neustadt-Glewe sind wir 2014/2015 aus Platzgründen nach Spornitz gezogen, wo wir zunächst als Mieter die bestehenden Speditionsanlagen reaktiviert haben. Diesen Expansionskurs haben wir kontinuierlich fortgesetzt, bis wir das Objekt 2021/2022 selbst erworben haben. In diesem Zuge setzten wir auch erhebliche Investitionen in den Standort um. Unter anderem haben wir unsere Rampenanlage auf den aktuellen Stand gebracht und auch Büros, Sanitäranlagen und die Gebäudefassade modernisiert. Mittlerweile sind wir auch außerhalb des Verwaltungssitzes gewachsen. Seit 2020 betreiben wir auf dem Gelände der Parchimer Firma Hydraulik Nord 9000 m² Lagerfläche. Im letzten Jahr konnten wir darüber hinaus die seit einigen Jahren von uns bewirtschaftete Frachthalle (3000 m²) am Flughafen Parchim erwerben.  WIE SIEHT IHR LEISTUNGSPORTFOLIO VOR ORT AUS? HABEN SIE EINIGE BEISPIELE AUS DEM TAGESGESCHÄFT FÜR UNSERE LESER? Unser Hauptstandbein ist das klassische Speditionsgeschäft mit Industriegütern, aber zum Beispiel auch mit Lebensmitteln. Wir betreiben aktuell 7 Nachtlinien zu unseren deutschlandweiten Emons-Hubs. Im Tageseinsatz haben wir 18 Stadtwagen für Verteilerverkehre im Nahverkehre und 5 Sattelzüge im Doppelschichteinsatz. Darüber hinaus sind wir aber auch in der Lage, die gesamte Logistikkette für unsere Kunden zu übernehmen. So kommissionieren wir in unserem Lager Aufträge eines Photovoltaikanlagenbauers individuell und liefern direkt zur jeweiligen Baustelle. In unserer Logistikhalle am Flughafen konfektionieren wir beispielsweise eine Salzlampe. Das heißt, wir setzen das Produkt aus verschiedenen Bauteilen selbst zusammen, packen es ein und liefern es aus.  DER FACHKRÄFTEMANGEL IST AKTUELL EINES DER DRÄNGENDEN PROBLEME DER BRANCHE. WIE SIND IHRE ERFAHRUNGEN UND WAS TUN SIE, UM ENTGEGENZUWIRKEN? Es ist tatsächlich ganz schwer geworden, bei uns im ländlichen Raum neue Fachkräfte zu gewinnen oder überhaupt adäquate Bewerber für eine Azubistelle zu erhalten. Bei uns geht der Tag nachts um 02:00 Uhr im Lager und 03:00 Uhr in der Disposition los. Die Erreichbarkeit mittels ÖPNV ist für die Azubis da sehr schwer. Außerdem sind die Zeiten nicht für alle jungen Menschen attraktiv und das Speditionsgewerbe hat aus meiner Sicht auch insgesamt ein Imageproblem, an dem wir alle arbeiten müssen. Bessere Arbeitsbedingungen schaffen wir gerade mit einer neuen Software für die Disposition, die einen späteren Arbeitsbeginn möglich macht. Dennoch haben wir zum Glück aktuell sechs Auszubildende, zwei davon stammen aus Afrika. Die beiden konnten wir in Zusammenarbeit mit der IHK und diversen Unterstützungsbemühungen in die Ausbildung bringen. Wir sind sehr stolz, dass der erste von beiden im letzten Dezember seine zweijährige Ausbildung zum Fachlageristen erfolgreich abschließen konnte und nun noch ein Jahr für die weiterführende Qualifikation zur Fachkraft für Lagerlogistik aufsattelt.  WELCHE THEMEN IM BEREICH VERKEHRSPOLITIK BEWEGEN SIE DARÜBER HINAUS AKTUELL AM STÄRKSTEN? Da gibt es eine ganze Reihe. Die Pläne der Bundesregierung zur CO2-Maut sind sicher zu nennen. Eine enorme Belastung für das Gewerbe in ohnehin schwierigen Zeiten, ohne umsetzbare Alternativen zur Verfügung zu haben. Um ein Beispiel zu nennen: Wir haben gerade eine Ladestation am Standort installiert. Seitens der Stadtwerke hieß es dann, dass nur ein Anschluss statt der angefragten zwei gelegt werde - mehr gebe die Leitung nicht her. Da fällt es schwer in die Zukunft zu investieren. Wir brauchen vor allem mehr Planungssicherheit! Ein weiteres Beispiel ist der Lang-LKW: Wir haben 2019 den Versuch unternommen einen Gigaliner in Betrieb zu nehmen. Damit hätten wir einen LKW in der Nachtschicht und somit CO2, Kosten und knappe Personalressourcen einsparen können. Der Antrag scheiterte am Veto der Deutschen Bahn, da wir zunächst über die Gleise kommen mussten.  HABEN SIE WEITERE PLÄNE AM STANDORT? Wir sind absolut bestrebt, den Standort mittel- bis langfristig weiterzuentwickeln. Wir haben ein 50.000 m² Grundstück nebenan mit erworben und haben verschiedene Pläne dafür in der internen Prüfung. Alles hängt natürlich auch mit von der Fachkräftesituation und unserer Kundschaft ab.  EMONS SPEDITION GMBH »Wir brauchen vor allem mehr Planungssicherheit!« IHK ZU SCHWERIN Hannes Schubert  0385 5103-209 schubert@schwerin.ihk.de  Mario Helms, Niederlassungsleiter der Emons Spedition GmbH in Spornitz Bilder: Emons Spedition GmbH 16  Titelthema Wirtschaftskompass 06 | 2023

Ties-Christian Petersen ist Regionalleiter der Raben Trans European Germany GmbH in Fahrbinde und ehrenamtlich aktiv im IHK-Ausschuss für Verkehr, Logistik und Infrastruktur. Seit Dezember 2018 ist die Raben Group südlich der Landeshauptstadt Schwerin mit einer Niederlassung vertreten. Der unter der Firmierung Fahrbinde/Schwerin operierende Standort in der Gemeinde Rastow befindet sich in verkehrsgünstiger Lage nahe des Autobahnkreuzes Schwerin. Für einen renommierten Süßigkeitenhersteller aus der Region wird circa ein Drittel der Paletten-Stellplätze genutzt.  HERR PETERSEN, WIE KAM ES ZU DIESER STANDORTWAHL? Der Standort Fahrbinde/Schwerin im westlichen Teil von MecklenburgVorpommern vereint für uns die Anforderungen moderner Kontraktlogistik mit jenen einer effizienten Sammelgutspedition. Der Hauptfaktor war natürlich die zentrale Lage in unserem Produktionsgebiet in Westmecklenburg sowie die vorhandenen Großkunden aus der Region im Bereich der Kontraktlogistik. Die Lage direkt am Autobahnkreuz A14/ A24 ist für uns natürlich Gold wert. Mit dem Neubau konnten wir einen weiteren Mosaikstein in das Raben-eigene Stückgutnetzwerk einfügen, um die Kunden unserer Auftraggeber schnellstmöglich in Norddeutschland und darüber hinaus zu beliefern. Der Hamburger Hafen ist unmittelbar erreichbar und mit dem Weiterbau der A14 in Richtung Magdeburg eröffnen sich viele weitere Optionen für uns.  WIE VERLIEF DIE ANSIEDLUNG VERWALTUNGSSEITIG? Das hat alles sehr gut geklappt. Wir fühlten uns von Beginn an herzlich willkommen und sehr wertgeschätzt. Der Kauf und alle Formalitäten wurden wirklich schnell abgewickelt.  KÖNNEN SIE FÜR UNSERE LESER EINIGE KENNZAHLEN ZUM STANDORT BENENNEN? Für den schnellen Umschlag von Stückgütern existieren 15 Ladetore und 1.750 Quadratmeter Stellfläche. Insgesamt haben wir rund 7.000 Quadratmeter Lagerfläche am Standort mit circa 49.000 Palettenstellplätzen in drei großen Hallen. Für die Lagerung der Waren gibt es eine Kühlanlage, so dass je nach Produktvorgabe der benötigte Temperaturkorridor eingehalten werden kann. Das muss aber noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Wenn wir unsere Kundenakquise konsequent und erfolgreich fortsetzen, können wir künftig noch Erweiterungsoptionen nutzen, die bereits in die Konzeption des Logistikzentrums miteinflossen. Die Beschaffenheit der Niederlassung lässt, gerade für palettierte Ware, durch einen weiteren Ausbau mehr als einen Großkunden zu. Darüber hinaus haben wir aktuell 50 gewerbliche und kaufmännische Mitarbeiter.  DANKE FÜR DAS STICHWORT. WIE BEURTEILEN SIE DIE FACHKRÄFTESITUATION IN IHREM UNTERNEHMEN? Auch wir spüren den Druck auf dem Arbeitsmarkt natürlich aus allen Richtungen. Durch unser bundesweites Netzwerk sind wir in der komfortablen Situation, unseren Angestellten auch einige Extras bieten zu können und somit ein modernes und motivierendes Arbeitsumfeld zu schaffen. Gerade bei den Azubis ist es aber auffällig, dass die Zahl und Qualität der Bewerber deutlich zurückgeht. In diesem Jahr konnten wir nur eine von drei Azubistellen besetzen. Vor allem beim Lagerpersonal haben wir eigentlich immer Bedarf. Durch unser Hochregallager haben wir in diesem Bereich natürlich auch ganz besonders strenge Anforderungen an die Sicherheit und müssen uns da auf die Mitarbeiter verlassen können.  WIE STEHEN SIE ZUR SOGENANNTEN ANTRIEBSWENDE? Wir versuchen da natürlich mit der Zeit zu gehen und erkennen die Notwendigkeit. Am Standort investieren wir aktuell in einen elektrischen Hofumsätzer – auch „Wiesel“ genannt. Außerdem prüfen wir mit einem E-LKW in den Verteilerverkehr einzusteigen und loten da gerade entsprechende Förderoptionen aus. Allgemein bin ich der Meinung, dass wir uns nicht auf eine Antriebsart festlegen dürfen. Wir werden, je nach Anwendungsbereich, künftig eine gute Mischung aus den verschiedenen Antriebsmöglichkeiten brauchen. Einen Masterplan gibt es nicht. Wir tun gut daran, Technologieoffenheit zu bewahren und vor allem anzuerkennen, dass wir die Straße weiterhin als Verkehrsträger für unsere Lieferketten brauchen werden!  WAS BEDEUTET EHRENAMT FÜR SIE? WARUM BRINGEN SIE SICH IN DER IHK EIN? Mir ist es wichtig, immer ein Ohr am Puls der Zeit zu haben. Sowohl das Netzwerk mit anderen Unternehmern aus der Region spielt dabei eine Rolle für mich als auch die Verpflichtung, die örtliche IHK mit KnowHow aus der Praxis zu unterstützen, so dass sie ihrem Auftrag der Interessenvertretung gegenüber der Politik gut nachkommen kann.  RABEN TRANS EUROPEAN GERMANY GMBH »Wir tun gut daran, Technologie- offenheit zu bewahren« Bild: info@paperheroes.de Titelthema  17 Wirtschaftskompass 06 | 2023

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