IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 09/2023

Das Problem ist offensichtlich: Unsere Unternehmen suchen dringend Arbeitskräfte! Eingeschränkte Serviceangebote im Bereich der Gastronomie, deutlich kürzere Öffnungszeiten von Geschäften im Einzelhandel und verlängerte Lieferzeiten für unterschiedlichste Produkte und Dienstleistungen zeugen vom angestrengten Arbeitsmarkt. Die Suche nach Fachkräften ist längst durch den generellen Mangel an Arbeitskräften überlagert worden. Bereits seit Jahren scheiden deutlich mehr Arbeitskräfte aus Altersgründen aus dem Arbeitsprozess aus, als junge Schulabgänger nachrücken. Vor allem die demografische Entwicklung ist eine plausible Erklärung für diese Situation. Die momentane Aufgabe besteht also darin, das vorhandene Arbeitskräftepotenzial optimal zu erschließen und zu nutzen und die Arbeitskraft lange zu erhalten. Dazu zählen sowohl die Ausbildung, die Qualifizierung im Arbeitsprozess, aber auch die Nachqualifizierung für potenzielle Wiedereinsteiger (über die Agentur für Arbeit bzw. Job Center) sowie die Schaffung optimaler Rahmenbedingungen für Alleinerziehende und auch das betriebliches Gesundheitsmanagement. Aber diese Ressourcen werden jedoch nicht ausreichen, den großen Bedarf ausreichend zu decken. Deshalb werden ausländische Arbeitskräfte dringend benötigt. Für diese Zielgruppe ist die Kenntnis des regionalen Arbeitsmarkts mit seinen Anforderungen und über notwendige berufliche Qualifikationen sehr wichtig. Marketing und Information in eigener Sache sind also eine gute Investition. Achten wir bei den deutschen Arbeitnehmern auf die berufliche Qualifikation, ist das natürlich auch bei den ausländischen Arbeitskräften notwendig. Hier kann eine fachliche Anerkennungsberatung helfen. Grundsätzlich sind dabei drei Fragen zu beantworten: Welche beruflichen Qualifikationen liegen vor? Entsprechen diese den Anforderungen bzw. können sie nachgewiesen werden? Mit dem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz deutet sich Bewegung an. Drei Säulen stellen die Basis dar. In der „Fachkräftesäule“ geht man von einem im Ausland erworbenen Berufsabschluss aus. Dieser wird bewertet und anerkannt bzw. gleichgestellt. Für die IHK-Berufe geschieht das im Rahmen einer Erstberatung in der IHK und final über die IHK Foreign Skills Approval (IHK FOSA), dem bundesweiten Kompetenzzentrum deutscher Industrie- und Handelskammern zur Feststellung der Gleichwertigkeit ausländischer Berufsabschlüsse. In der „Erfahrungssäule“ erfolgt eine mögliche Beschäftigung ohne Anerkennungsverfahren. Der Nachweis des Berufsabschlusses sollte aber nachgeholt werden. In der „Potenzialsäule“ werden über eine Chancenkarte Sprachkenntnisse, Berufserfahrung, Alter und Deutschbezug erfasst und bewertet. Mit dem von der Wirtschaft lange eingeforderten neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz ist eine erste Öffnung des Arbeitsmarktes gelungen, jedoch nicht der große und von vielen Unternehmen erwartete Wurf. Zudem müssen wir nun auf die endgültige und rechtsgültige Gesetzesfassung warten. Was unsere Unternehmen aber dringend vorbereiten müssen, ist eine weltoffene Willkommenskultur, die durch ein interkulturelles Verständnis geprägt ist. Die Akzeptanz am Arbeitsort und die Bereitschaft, geringere deutsche Sprachkenntnisse zu akzeptieren, sind nur der Anfang. Am Ende steht die gesellschaftliche Erkenntnis, dass ausländische Arbeitskräfte genau die Lücke schließen, die wir am Anfang aufgezeigt haben. Wollen wir das eine, müssen wir das andere bewusst angehen – viel Erfolg! Siegbert Eisenach Hauptgeschäftsführer Die Suche nach Fachkräften ist längst durch den generellen Mangel an Arbeitskräften überlagert worden. Bild: info@paperheroes.de IHK Direkt 0385 5103 111 Der schnelle Weg zur IHK. Instrument um Arbeitskräfte zu finden Editorial  1 Wirtschaftskompass 09 | 2023

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