IHIK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 10/2023

730.000 Erwerbstätige verlassen in den kommenden zehn Jahren jedes Jahr den deutschen Arbeitsmarkt. Das entspricht der Einwohnerzahl der hessischen Metropole Frankfurt am Main. Aufgrund geburtenschwächerer Jahrgänge kommen nicht so viele Arbeitskräfte nach, wie benötigt werden. Laut Bundesagentur für Arbeit müssten jedes Jahr mindestens 400.000 Personen einwandern. Eine familienorientierte Unternehmenskultur ist ein langfristig wirkendes Instrument und kann ein schlagkräftiges Argument für die Gewinnung und Sicherung von Fachkräften sein. Diese Unternehmen sind häufig näher an ihren Mitarbeitenden dran. Sie stehen im persönlichen Austausch und wissen daher um die Bedarfe und Sorgen ihrer Beschäftigten. Sie sind sich bewusst, dass es nicht nur um Kinderbetreuung und „Muttischichten“ geht.  INDIVIDUELLE LÖSUNGEN IN WESTMECKLENBURG Unternehmen gleicher Branche und Größe können zu vollkommen unterschiedlichen Lösungen kommen. Das gilt für Bürotätigkeiten genauso wie für Produktionsbetriebe. So gibt es im verarbeitende Unternehmen, die in Abstimmung mit der gesamten Belegschaft eine Elternschicht eingeführt haben, die sich an den Öffnungszeiten der lokalen Kita orientiert. Ein weiteres Unternehmen hat dieselbe Herausforderung mit einer App für den Schichtwechsel gelöst. Das zeigt wie vielfältig die individuellen Bedürfnisse sind und dementsprechend die Maßnahmen sein müssen. Allen Unternehmen mit einer erfolgreichen familienorientierten Unternehmenskultur sind ein paar Aspekte gemein. Sie erkennen an, dass es vielfältige, individuelle Lebensentwürfe und Familientypen gibt. Sie fördern bewusst eine vertrauensvolle Kommunikation und unterscheiden nicht bei den Maßnahmen nach dem Geschlecht. Zudem sind sie bereit, sich stetig weiterzuentwickeln.  ZENTRALE SCHRITTE UM SICH AUF DEN WEG ZU MACHEN Um seine eigene familienorientiere Unternehmenskultur voranzubringen oder zu starten, bietet es sich an, drei wesentliche Schritte zu berücksichtigen: 1. Komm mit deinen Mitarbeitenden in den Austausch. Das sollte sowohl über ein persönliches Gespräch, als auch über eine anonyme Umfrage geschehen. Das schafft Vertrauen. 2. Binde deine Belegschaft aktiv ein bei der Entwicklung und Umsetzung der Maßnahmen. Das schafft Akzeptanz. 3. Überprüfe zusammen mit deinen Mitarbeitenden die Maßnahmen regelmäßig auf ihre Effektivität und die Bedarfe hin. Entwickle sie weiter oder stelle sie gegebenenfalls ein. Das schafft Wertschätzung. Die betriebswirtschaftlichen Vorteile lassen sich messen. So haben Unternehmen mit einer konsequenten familienorientierten Unternehmenskultur nachweislich eine geringere Fluktuation und einen niedrigeren Krankheitsstand. Spürbare Auswirkungen im Arbeitsalltag sind, dass die Zufriedenheit der Mitarbeitenden steigt, sie sich stärker an das Unternehmen gebunden fühlen und ihre positive Einstellung nach außen tragen. Die eigene Arbeitgebermarke wird davon profitieren. Erste Maßnahmen sind vielfach einfach umzusetzen. Sie kosten häufig wenig und betreffen sehr oft die interne Kommunikation. Einen Überblick über Maßnahmen und Best Practices bietet das IHK-Netzwerk „Erfolgsfaktor Familie“ – online und kostenfrei: www. erfolgsfaktor-familie.de  FAMILIENORIENTIERTE UNTERNEHMENSKULTUR Es geht nicht nur um „Muttischichten“ IHK ZU SCHWERIN Marco Woldt  0385 5103-207 woldt@schwerin.ihk.de Bild: Pixabay 10  Standortpolitik Wirtschaftskompass 10 | 2023

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