IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 11/2023

Den idealen Reifegrad einer Mango zu identifizieren, ist schon in der heimischen Küche herausfordernd genug. Keinesfalls einfacher ist es für Lebensmitteleinzelhändler. Sind die Früchte überreif, verderben sie kurz nach dem Kauf. Sind sie jedoch noch sehr unreif, lassen die Kundinnen und Kunden sie im Regal liegen. Die Unzufriedenheit beim Einkauf spiegelt sich negativ im Umsatz der Einzelhändler wider. Ähnlich sieht es auch an weiteren Stellen der Produktions- und Lieferkette aus. Das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD entwickelt daher Lösungen, von denen insbesondere regionale Lebensmitteleinzelhändler und -produzenten profitieren. „Ob Obst und Gemüse oder tierische Produkte – mit grafischer Datenverarbeitung können wir die Qualität der Lebensmittel oder der Herstellungsschritte objektiv messbar machen“, erklärt Dr. Philipp Wree, Abteilungsleiter Smart Farming am Fraunhofer IGD Rostock. Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) oder Robotik eigneten sich nicht nur für Großkonzerne, sondern seien für viele kleine und mittelständische Unternehmen interessant. Neben wirtschaftlichen Vorteilen lässt sich beispielsweise die Lebensmittelverschwendung reduzieren und die Attraktivität von Arbeitsplätzen steigern, etwa durch Verringerung des Dokumentationsaufwands.   VERWERTUNG VON OBST UND GEMÜSE INTELLIGENT STEUERN Im Falle der Mango kann der Reifeprozess automatisiert über Kameras an verschiedenen Stellen innerhalb der Lieferkette detektiert werden, vom Anbaufeld bis zum Supermarktregal. Anhand der Ergebnisse ist es möglich, die weitere Verwendung der Früchte zielgerichtet zu steuern: Bereits reife Chargen werden beispielsweise für die Herstellung von Mangopüree genutzt, statt in den Einzelhandel zu gehen – oder im Preis gesenkt, damit diese zuerst verkauft werden. Ist die KI einmal von Wree und seinem Team angelernt, entdeckt sie Hinweise auf äußerliche Defekte oder Reife zuverlässig. Ein solches System könnte auf unterschiedliche Produkte angepasst werden. Das Fraunhofer IGD mit Standort in Rostock entwickelt diese anwendungsorientierten Lösungen für Land- und Ernährungswirtschaft in Zusammenarbeit mit dem ebenfalls in Rostock ansässigen Fraunhofer-Institut für Großstrukturen in der Produktionstechnik IGP sowie drei weiteren Fraunhofer-Instituten aus Bayern. Im Rahmen der Fraunhofer-Initiative für Biogene Wertschöpfung und Smart Farming bearbeiten sie technologieübergreifend Projekte von der Pflanzenzüchtung bis zur Qualitätskontrolle beim Endkonsumenten – gefördert von Bund und Ländern mit 80 Millionen Euro über fünf Jahre.   TIERWOHL FÜR VERBRAUCHERSIEGEL MESSBAR MACHEN Bei tierischen Produkten können die Technologien das Tierwohl – oftmals Grundlage für Verbrauchersiegel – objektivieren und so vergleichbar machen. Bislang differenzieren solche Labels nach Maßnahmen wie etwa Platz pro Tier oder Art des Futters, nicht aber nach den tatsächlichen  KÜNSTLICHE INTELLIGENZ VOM ACKER BIS AUF DEN TELLER Wie schmeckt die Zukunft? Weiterführende Informationen: www.fraunhofer.de/ initiative_bwsf Bilder: info@paperheroes.de; Fraunhofer IGD 20  Titelthema Wirtschaftskompass 11 | 2023

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