IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 11/2023

Bilder: Die Ernährungswirtschaft ist in Mecklenburg-Vorpommern sehr präsent. Sie gilt traditionell als stärkster Wirtschaftszweig im verarbeitenden Gewerbe – sowohl was Umsatzerlöse angeht, aber auch bei der Anzahl der Beschäftigten. Gerade in Westmecklenburg konzentrieren sich die meisten Betriebe der Ernährungswirtschaft in MV. Einen Überblick bietet dazu die IHK-Publikation „Agrar- und Ernährungswirtschaft in Westmecklenburg“, in der die über 150 Unternehmen mit ihren Leistungen eindrucksvoll dargestellt werden. Trotz der Volksweisheit „Gegessen und getrunken wird immer!“ stehen die Lebensmittelproduzenten massiv unter Druck. Viele Faktoren wirken sich ungünstig auf deren Geschäfte aus. Gestiegene Rohstoff- und Energiepreise sowie der Mangel an Arbeitskräften aber auch Verkaufspreise sind fundamentale Schwierigkeiten. So beschäftigen sich nach aktuellen Erkenntnissen fast ein Viertel der Unternehmen der Ernährungswirtschaft in MV mit der Aufgabe oder dem Verkauf ihres Unternehmens. Hochproblematisch für die hiesige Wirtschaft ist aber die Einfuhr und Vermarktung von Lebensmitteln aus dem benachbarten Ausland. Dort produziert man mit weniger staatlich verordneten Gütesiegeln und geringeren Arbeitskosten zu einem günstigeren Preis. Dies hat direkte Auswirkungen beim Absatz der hier hergestellten Produkte, denn Verbraucher entscheiden häufig am Regal über den Preis, zu welchem Produkt sie greifen. Die kleine und mittelständische Ernährungswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern leidet darunter massiv. Auf dem kürzlich stattgefundenen Norddeutschen Ernährungsgipfel erging deshalb die Aufforderung an die Politik, die sichere Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Produkten aus der Region mit geeigneten Maßnahmen zu unterstützen. Die Lebensmittelproduzenten setzen bereits die Erkenntnis um, dass sich Ernährungsgewohnheiten verändern und zeigen sich innovationsfähig. Bildgebende Verfahren sind bei der Produktion von Lebensmitteln lange bekannt, nun kommen künstliche Intelligenz und ein Mehr an autarken Landtechnik- und Produktionssystemen zum Einsatz. Neue Produkte, insbesondere vegane und vegetarische Angebote bilden einen starken Wachstumsmarkt. Mecklenburg-Vorpommern ist Teil dieser AgriStartup-Szene. Junge Unternehmer haben schon vor Jahren eine Technologie für die Nutzung alternativer Proteine aus der Blauen Süßlupine in den Markt gebracht. Wissenschaftler aus dem Bundesland entwickeln innovative Verfahrung für die Nutzung bisheriger Reststoffe der Lebensmittelproduktion – so hat man in Neubrandenburg ein Verfahren zur Gewinnung von hochwertigem Eiweiß aus Biertreber entwickelt anstatt diesen hochenergetischen Stoff in die Biogasanlage zu geben. Aktuell kommen Startups mit innovativen und nachgefragten Produkten aus Insekten um die Ecke und in Rostock wird ein Verfahren zur Produktion von künstlichem Fleisch entwickelt. Trotz aller Herausforderungen: Die Ernährungswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern ist stark und innovativ. Die hohen Qualitätsansprüche sind ein Markenzeichen der gesamten Branche. Dennoch sind viele Unternehmen an der Grenze der Belastbarkeit angelangt. Es bedarf nun konkreter Maßnahmen zur Entlastung. Bürokratische Hemmnisse müssen abgebaut werden, eine auskömmliche Preisgestaltung muss möglich sein, eine stabile Versorgung mit Energie zu annehmbaren Preisen muss garantiert werden. Zuletzt müssen geeignete Programme für die unkomplizierte Beschäftigung auch von Arbeitskräften mit Fluchterfahrung greifen. Siegbert Eisenach Hauptgeschäftsführer Rubrik  1 Starke Branche in schwieriger Lage Bild: info@paperheroes.de IHK Direkt 0385 5103 111 Der schnelle Weg zur IHK. Hochproblematisch für die hiesige Wirtschaft ist aber die Einfuhr und Vermarktung von Lebensmitteln aus dem benachbarten Ausland. Dort produziert man mit weniger staatlich verordneten Gütesiegeln und geringeren Arbeitskosten zu einem günstigeren Preis. Editorial Wirtschaftskompass 11 | 2023

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