IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 12/2023

Die berufliche Weiterbildung ist das klassische Feld für Kurse zur Vertiefung oder Ergänzung beruflicher Kenntnisse. Damit unterstützt sie eine kontinuierliche Anpassung an Anforderungen, die sich immer rascher wandeln. Um dafür individuelle Potenziale und Optionen mit den wirtschaftlichen und sozialen Handlungsanforderungen in Einklang zu bringen, bedarf es einer Weiterbildungskultur, die sich an Nachhaltigkeit und Innovationsfähigkeit orientiert und die demographischen Entwicklungen berücksichtigt. In der Praxis unterscheidet man zusätzlich zwischen Umschulung, Aufstiegsfortbildung und Anpassungsfortbildung.  UMSCHULUNG Unter Umschulung versteht man die Aus- bzw. Weiterbildung für eine andere als die vorher ausgeübte oder erlernte Tätigkeit. Dabei erlauben Kenntnisse und Erfahrungen aus der vorigen Tätigkeit oft eine Verkürzung der Ausbildung zum neuen Berufsbild gegenüber einem Anfänger.  ANPASSUNGSFORTBILDUNG Eine Anpassungsfortbildung kann bzw. muss zum Beispiel dann absolviert werden, wenn sich am Arbeitsplatz neue Aufgaben ergeben oder sich bestimmte Anforderungen ändern. In der Regel baut eine Anpassungsfortbildung auf die bereits bestehenden Qualifikationen auf und erweitert sie oder frischt sie auf – und zwar durch ein Seminar zu einem ganz bestimmten Thema. Ziel ist es also, sich in einem speziellen Bereich weiterzubilden, so dass Sie Ihre Arbeit professionell und auf dem neuesten Stand ausführen können und eine gute Arbeitskraft im Betrieb bleiben.  AUFSTIEGSFORTBILDUNG Neben der Anpassungsfortbildung gibt es die Aufstiegsfortbildung - die Höhere Berufsbildung. Gut ausgebildete Fachkräfte sichern die erfolgreiche Geschäftstätigkeit eines Unternehmens. Zentraler Pfeiler ist die betriebliche Ausbildung, mit der Unternehmen ihren Nachwuchs selbst ausbilden. Im Rahmen strategischer Personalplanung und -entwicklung nimmt gleichzeitig die Mitarbeiterweiterbildung für das Management eines Unternehmens immer weiter an Bedeutung zu. Was aus der Sicht des Unternehmens gilt, gilt auch aus der Perspektive der Beschäftigten. Eine gute Ausbildung und darauf aufbauend gezielte Weiterbildung bieten die beste Basis, die Chancen des Arbeitslebens zu ergreifen und für sich nutzbar zu machen. Ein Aufstieg im Unternehmen mit der Übernahme von fachlicher und personeller Verantwortung ist in der Regel mit einem Weiterbildungsengagement verknüpft.  HÖHERE BERUFSBILDUNG Die Höhere Berufsbildung eröffnet insbesondere dual Ausgebildeten attraktive Entwicklungswege. Denn, wer nach seiner Ausbildung einen Abschluss der Höheren Berufsbildung erreicht hat:  hat beste Aussichten auf ein gutes Einkommen,  hat hervorragende Chancen, auf der Karriereleiter noch weiter aufzusteigen,  gibt in der betrieblichen Praxis öfter den Ton an und  braucht keine Arbeitslosigkeit zu fürchten. Mehr als 70 Abschlüsse der Höheren Berufsbildung ermöglichen die Übernahme von verantwortungsvollen Aufgaben in vier Tätigkeitsfeldern: Kaufmännisch, industriell-technisch, IT und Medien sowie berufspädagogisch. Drei Qualifikationsebenen gewährleisten vielfältige Perspektiven für angehende Fach- und Führungskräfte. Im Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) sind die Abschlüsse den anspruchsvollen Niveaus 5 bis 7 zugeordnet. Auf der ersten Ebene – Niveau 5 - können sich Personen mit Ausbildung und Berufspraxis z. B. zum Fachberater oder Servicetechniker weiterbilden. Sie sind dann Fachexperten*innen ihrer Branchen. Die zweite Ebene – Niveau 6 - bietet die Abschlüsse zu den Fachwirten (Wirtschaftsfachwirt, Handelsfachwirt, Industriefachwirt, …), Fachkaufleuten (Personalfachkaufleute, Bilanzbuchhalter - Bachelor Professional), Industrie- und Fachmeistern, IT-Operativen Professionals sowie Aus- und Weiterbildungspädagogen. Geprüfter Betriebswirt - Master Professional bzw. Geprüfter Technischer Betriebswirt, IT-Engineer und Berufspädagoge sind die Abschlüsse der dritten Ebene, des Niveaus 7. Diese qualifizieren für die Übernahme selbstständiger und strategischer Managementaufgaben. Seit der Novellierung des Berufsbildungsgesetzes 2020 wurden transparente Fortbildungsstufen für die Höhere Berufsbildung eingeführt. Abschlüsse können künftig die Bezeichnungen „Geprüfter Berufsspezialist“, „Bachelor Professional“ oder „Master Professional“ tragen. Die Gleichwertigkeit von beruflicher Fortbildung und Studium wird dadurch besser sichtbar. Da die Bezeichnungen international verständlich sind, fördern sie die Mobilität für berufliche Aufsteigerinnen und Aufsteiger auf den weltweiten Arbeitsmärkten.  MEHR DRAUS MACHEN Berufliche Weiterbildung Bild: AdobeStock 28  Aus- und Weiterbildung Wirtschaftskompass 12 | 2023

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