IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 12/2023

Arbeit gibt es reichlich. Und Menschen, die einen Job haben wollen, auch. Ein Speeddating im Wismarer Rathaus hat unlängst gezeigt, dass es ebenfalls Interesse gibt, diese Diskrepanz zu überwinden. Lokale Akteure am Arbeitsmarkt hatten acht Arbeitgeber und rund 100 Geflüchtete eingeladen. Zwei Beispiele belegen, dass der politisch gewünschte Job-Turbo längst gezündet ist. „Wir machen bereits gute Erfahrungen mit drei Servicekräften und zwei Küchenhilfen, die nach ihrer Flucht zu uns gefunden haben“, sagt Michael Schaible vom Wyndham Garden in Gägelow. „Die Integration gelingt gut. Diese Mitarbeiter sind dankbar, höflich, selten krank und lernwillig.“ Die Stammbelegschaft reagierte erfreut auf die neuen Kollegen. „Wir hatten über eine längere Zeit eine desaströse Situation, weil uns einfach das Personal fehlte“, so Michael Schaible. Mittlerweile laufe es besser, zwei weitere Geflüchtete würde er dennoch in das Team aufnehmen wollen. Die Kollegen arbeiten hinter den Kulissen mit Handy-unterstützter Übersetzung. Für Schulungseinheiten wurden kleine Videos aufgenommen. „Die helfenden Hände zählen für uns. Alles andere kann man lernen“, sagt der Hotelchef. Auch für Stefan Drewes, bei Femeg in Rehna für Marketing und Kommunikation zuständig, geht es um helfende Hände. In vier Berufen sucht Femeg neue Kollegen. „Die Sprachkenntnisse sind nicht das Wichtigste. Unser Problem ist eher ein logistisches, das heißt, wie kommen neue Mitarbeiter zu uns…“ Ein Kleinbus stünde zur Verfügung. Mit weiteren Unternehmen im Ort will Stefan Drewes prüfen, ob der Transfer potenzieller Mitarbeiter gemeinsam organisiert werden kann. Viel weiter ist das Unternehmen in Sachen Sprachvermittlung. „Wir machen ,Training on the Job’. Dafür kommt eine Lehrkraft in unsere Firma.“ 50 Mitarbeiter zählt das Unternehmen, viele stammen aus Polen. Svitlana Shukis ist seit sechs Monaten in der Produktion beschäftigt. Die 46-jährige kam im März 2022 aus der Ukraine, wo sie als Selbstständige in der Gastronomie tätig war. Ihr macht es nichts aus, jetzt an der Verpackungslinie tätig zu sein. Gemeinsam mit Marketingassistentin Nikola Brzezinska, die seit Juli zum FemegTeam gehört, stand sie Interessierten des Speeddatings zur Seite, berichtete über ihre Arbeit und die betrieblichen Möglichkeiten zur Integration. „Es ist ein Supergefühl, so eine Chance zu bekommen. Auch ich lerne immer noch die deutsche Sprache, trotzdem kann ich mich einbringen“, sagt Nikola Brzezinska. Allein Femeg konnte 15 Interessenten für einen Folgetermin im Unternehmen begeistern. Barbara Arndt  SPEEDDATING FÜR GEFLÜCHTETE MENSCHEN Suche nach Arbeitskräften  Michael Schaible vom Wyndham Garden beantworte zahlreiche Nachfragen zu Jobs im Gägelower Hotel.  Nikola Brzezinska (M.) beriet am Tisch von Femeg geflüchtete Menschen, die gern arbeiten wollen. Bilder: Barbara Arndt 32  Aus- und Weiterbildung Wirtschaftskompass 12 | 2023

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