Bild: IHK/info@paperheroes.de „Es war wieder ein Jahr der vertanen Chancen“, bilanziert Matthias Belke, Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin, das Wirtschaftsjahr 2023. „Eine rational-zielgerichtete Wirtschaftspolitik findet zurzeit nicht statt. Statt Belastungen abzubauen, werden zum Beispiel mit der LKW-Maut noch zusätzliche Kosten auf die Unternehmen abgewälzt. Vom viel versprochenen Bürokratieabbau ist ebenfalls nichts zu spüren. Die Politik verliert sich in ihren eigenen Querelen. Das geht zu Lasten unseres Wirtschaftsstandortes“, so Belke. Aus Sicht der IHK zu Schwerin war 2023 nunmehr das vierte Jahr in Folge, das dem Großteil der regionalen Wirtschaft mehr Belastungen als Möglichkeiten brachte. Der IHK-Konjunkturklimaindex für Westmecklenburg ist nach einer kurzen Erholung im Frühsommer dieses Jahres zur zweiten Jahreshälfte wieder abgestürzt. Mit 86,6 Punkten liegt der Index wieder deutlich unter der Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Betrachtet man den IHK-Index seit 2020, so gleicht die Wirtschaftsentwicklung einer regelrechten Achterbahnfahrt. Chancen vertan muss auch gelten zur Umsetzung des Industriepolitischen Konzeptes „Industrieland Mecklenburg-Vorpommern 2030“. „Es reicht nicht aus, die Umsetzung dieses strategischen Zukunftskonzeptes nur im Koalitionsvertrag zu verankern. Die vielen Handlungsempfehlungen zeigen den Weg, den die Wirtschaftspolitik für MV gehen muss“, so Belke weiter. „Industriestandortmarketing und die Wertschöpfung steigern durch Nutzung der hier vor Ort erzeugten erneuerbaren Energien sind nur zwei Beispiele, was alles nicht gemacht wurde“, so Belke. BELASTUNGSGRENZE IST ERREICHT „Unsicherheiten gehörten schon immer zum Unternehmertum dazu. Doch die Belastungsgrenze ist besonders für unsere kleinen und mittleren Unternehmen erreicht. Wenn Unsicherheit den Hauptteil des Tagesgeschäfts ausmacht und betriebswirtschaftliche Planungen permanent aushebelt, ist das Gift für die Wirtschaft“, so Siegbert Eisenach, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Schwerin. „Die Risiken für die Unternehmen nehmen nicht ab. Das hat Auswirkungen auf die Investitions- und Beschäftigungsabsichten.“ Die drei IHK-Konjunkturumfragen 2023 haben gezeigt, dass die finanziellen Risiken für die Unternehmen hoch bleiben und die damit verbundenen Spielräume für Investitionen auf einem weiterhin niedrigen Niveau verharren. So gehören in der Umfrage Herbst 2023 für jedes vierte Unternehmen Liquiditätsengpässe zur Tagesordnung. Auch der Anteil der Unternehmen, die Vier Jahre Dauerkrisen setzen der Wirtschaft auch in 2023 weiter zu. Eine zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik wird dringend benötigt. Die politischen Achterbahnfahrten belasten die Unternehmen immens. IHK ZU SCHWERIN ZIEHT BILANZ Wirtschaftsrückblick und Ausblick für 2024 10 Standortpolitik Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2024
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