Bild: Barbara Arndt Wirtschaftsstaatssekretär Jochen Schulte hat sich Anfang Februar 2024 bei der Carbo 1 Bravo GmbH (Tochtergesellschaft der Novocarbo GmbH) in Grevesmühlen über den Neubau des Unternehmensstandortes zur Herstellung von Pflanzenkohle informiert und symbolisch einen Zuwendungsbescheid übergeben. Mit der Herstellung von Pflanzenkohle wird Kohlendioxid dauerhaft gebunden, das bei der Verrottung oder Verbrennung pflanzlicher Abfälle normalerweise freigesetzt wird. Das ist ein guter Ansatz zum Klimaschutz. Die Carbo 1 plant zudem, die Ausgangsmaterialien wie beispielsweise Reststoffe holzverarbeitender Betriebe, kommunaler Grünschnitt oder Reststoffe aus der Lebensmittelindustrie aus der Region zu nutzen. Die 2021 gegründete Carbo 1 Bravo GmbH stellt Pflanzenkohle her. Pflanzenkohle wird bislang vornehmlich in der Landwirtschaft sowie im Garten- und Landschaftsbau als Bodenverbesserer, Torfersatz sowie Streu- und Futtermittel verwendet. Das Material besteht vorwiegend aus Kohlenstoff und Mineralien. Die Carbo 1 Bravo plant in der Betriebsstätte in Grevesmühlen für den Fertigungsprozess zwei Pyrolyseanlagen einzusetzen. Hierin wird das Ausgangsmaterial unter hohem Druck, viel Hitze und unter Ausschluss von Sauerstoff zu Pflanzenkohle umgewandelt. Beim Pyrolyse-Prozess entsteht regenerative, klimaneutrale Überschuss-Energie, die in Form von Wärme für den Prozess genutzt und zusätzlich in Strom umgewandelt wird. Strom und Wärme werden neben einer Photovoltaikanlage zur Deckung des Eigenenergiebedarfs genutzt. Die Abwärme wird als Fernwärme ausgekoppelt; der überschüssige Strom aus der Photovoltaikanlage und aus Wärme wird ins öffentliche Netz eingespeist. In Grevesmühlen werden derzeit für das Vorhaben zwei Produktionshallen, zwei Silos, ein Bürocontainer sowie zwei für den Fertigungsprozess erforderliche Pyrolyseanlagen und fördertechnische Anlagen errichtet. „Mit der Neuansiedlung entstehen acht Arbeitsplätze vor Ort“, sagte Schulte. Die Gesamtinvestition beträgt knapp neun Millionen Euro. Das Wirtschaftsministerium unterstützt das Vorhaben aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) in Höhe von rund 422.000 Euro. Pflanzenkohle aus Grevesmühlen Unweit der Hansestadt Wismar, in Gägelow, ist an der schönen Adresse Bellevue die Kranz GmbH zu Hause. Das Unternehmen versorgt bundesweit rund 40.000 Patienten mit wichtigen Hilfsmitteln. Das Portfolio reicht von elektronischen Sehhilfen bis zum Rollator, vom Scooter bis hin zu respiratorischen HomeCareAngeboten für die Sauerstoff- und Schlafatemtherapie. Um mehr Lebensqualität zu ermöglichen, legen Mitarbeitende pro Jahr 1,3 Millionen Kilometer zurück, machen täglich bis zu 150 Kundenbesuche und schreiben über 6.000 Rechnungen im Monat. Matthias Kranz, einer der Geschäftsführer des 1990 in Wismar gegründeten Familienbetriebs, legt großen Wert darauf, die Kernkompetenzen im Unternehmen zu stärken. „Als Dienstleister im öffentlichen Gesundheitswesen unterliegen wir einem stark regulierten Markt. Kaufmännisch gesehen sind Krankenkassen unsere Kunden. Die eigentlichen Dienstleistungen erbringen wir für krankenversicherte Menschen. In diesem Prozess gibt es ständig Veränderungen.“ Dafür wappnet sich das Unternehmen, welches zusammen mit einer Tochterfirma fast 90 Mitarbeitende zählt. Schon vor einigen Jahren fiel die Entscheidung, die betrieblichen Abläufe mit eigens entwickelter Software zu optimieren. „Dafür haben wir eine Menge investiert und große Fortschritte erzielt. Inzwischen gehört sogar ein eigener Entwickler zum Team“, sagt Matthias Kranz. Die Vorteile liegen für ihn auf der Hand: „Optimal gestaltete digitale Prozesse verkürzen das Onboarding neuer Mitarbeiter. Sie schärfen das Profil für unsere Kollegen und, so unser Ehrgeiz, am Ende für die Kunden.“ Damit zielt die Kranz GmbH nicht nur auf das E-Rezept ab, welches Verordnungen ab 2026 auch im Bereich der Hilfsmittel moderner werden lässt und den Markt weiter öffnet. „Wir verstehen uns als lernende Organisation. Wir möchten unsere Position überregional ausbauen und Mehrwerte schaffen.“ Eigene Kompetenzen zu stärken bedeutet für die Gägelower auch, konsequent auszubilden. „Wir alle brauchen ein Dienstleistungs-Mindset. Wer das mitbringt, hat ganz sicher beste Chancen, mit uns eine spannende berufliche Zukunft zu erleben. Denn genau dafür wir bilden aus“, so der Geschäftsführer. Junge Menschen bekommen für ihren Berufsstart nicht nur ein attraktives Paket mit vielen Benefits geschnürt, sie dürfen auch schon frühzeitig große Verantwortung wahrnehmen. Alex Taudte beispielsweise macht schon im zweiten Ausbildungsjahr zum Mechatroniker Geräte einsatzbereit, die Kranke bei der Sauerstoffversorgung unterstützen. „Mich hat die Motivation, Menschen helfen zu können, beflügelt. Die Atmosphäre ist hier sehr gut. Alles, was ich tun kann, auch“, sagt der 21-Jährige aus Wismar. Derzeit gehören fünf Azubis zur relativ jungen Firmenfamilie, die eine Start-up-Mentalität pflegt. Sehr gern möchte die Kranz GmbH zum neuen Ausbildungsjahr vier weitere Berufsstarter begrüßen. Barbara Arndt EIGENE KOMPETENZEN STÄRKEN Kranz GmbH in Gägelow Geschäftsführer Matthias Kranz setzt nicht nur auf Medizintechnik, sondern optimierte digitale Prozesse. 4 Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 03 | 04 | 2024
RkJQdWJsaXNoZXIy MTkyOTU0Ng==