IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 05, 06/2024

Für deutsche Unternehmen ist die Europäische Union (EU) von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Wichtig für ihre Geschäftsentwicklung sind die Stabilität, der gemeinsamen Währungsraum sowie der Zugang zu europäischen Märkten und die einheitlichen EU-Normen. Der Binnenmarkt, die gemeinsame Währung und die einheitlichen Regeln liefern konkreten Nutzen für die große Mehrheit der Betriebe. Allerdings sieht mehr als die Hälfte der Unternehmen, dass die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Europa in den letzten fünf Jahren abgenommen hat. Dringende Aufgaben für die Zeit nach den EU-Wahlen bestehen aus Sicht der Wirtschaft im Abbau von Bürokratie sowie die Sicherstellung einer europaweiten, bezahlbaren Energieversorgung, um Europas Wirtschaft wieder zu stärken.  NUTZEN DER EU AUS SICHT DER UNTERNEHMEN Die Unternehmen in Deutschland sehen die Stabilität des EU-Wirtschaftsraums als besonders wichtig an. 82 Prozent der Unternehmen ziehen laut Umfrage hieraus einen Nutzen. Gerade in einem schwieriger werdenden außenwirtschaftlichen Umfeld bildet die EU nach wie vor einen wichtigen Anker für Verlässlichkeit und Planbarkeit. Auch der Euro (Wegfall von Wechselkursrisiken: 76 Prozent) und der Zugang zum Binnenmarkt (Zugang zu europäischen Märkten: 66 Prozent) sind wichtige Faktoren für unternehmerischen Erfolg. Für die Unternehmen der Industriebranche (81 Prozent) ist zudem die gemeinsame Handelspolitik von großer Bedeutung. Am geringsten werden die Integrationsvorteile hinsichtlich verbesserter Finanzierungsmöglichkeiten eingestuft. Insbesondere der unvollendete Kapitalmarkt trägt dazu bei, dass nur rund ein Drittel der Unternehmen einen spürbaren Nutzen daraus ziehen (31 Prozent).  DER EUROPÄISCHE STANDORT VERLIERT AN ATTRAKTIVITÄT Trotz der zuvor genannten Vorteile des „Projekts Europa“, geben mehr als die Hälfte der Unternehmen (56 Prozent) über alle Branchen hinweg an, dass die Attraktivität des Unternehmensstandorts Europa in den letzten fünf Jahren gesunken ist. Nur sieben Prozent sehen eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit.  PRIORITÄTEN, DIE NACH DEN EU-WAHLEN ANGEGANGEN WERDEN MÜSSEN UND DIE ÜBERPRÜFUNG VON WETTBEWERBSFÄHIGKEITSHEMMENDEN EU-INITIATIVEN Um die Wettbewerbsfähigkeit des Standort Europas zu verbessern, muss die EU laut der Unternehmen in erster Linie Bürokratie abbauen. 95 Prozent sehen dies als Priorität an. Dies bedeutet auch, dass die bisherigen europäischen Maßnahmen zur besseren Rechtsetzung, wie der KMU-Test oder das One-In-One-Out-Prinzip, ihren Zweck nicht ausreichend erfüllen und dort nachgebessert werden muss. Ein weiterer wichtiger Punkt für die deutschen Unternehmen ist die Sicherstellung einer bezahlbaren Energieversorgung (68 Prozent). Gerade im Hinblick auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gilt es, eine stabile und bezahlbare europäische Energieversorgung zu gewährleisten. Eine Umfrage unter 3.000 Betrieben zeigt: Unternehmen setzen weiter auf den Mehrwert der EU, fühlen sich aber durch Bürokratie und falschen Fokus blockiert - Für fast zwei Drittel der Industriebetriebe hat der Standort EU an Attraktivität verloren.  IHK-UNTERNEHMENSBAROMETER ZUR EUROPAWAHL 2024 EU mit Bürokratie und falschem Fokus IHK ZU SCHWERIN Henrike Güdokeit  0385 5103-215 guedokeit@schwerin.ihk.de Wie hat sich die Attraktivität der EU als Unternehmensstandort in den letzten fünf Jahren entwickelt? gestiegen Alle Branchen Alle Branchen Baugewerbe Handel Dienstleistungen Angaben in Prozent Quelle: IHK-Unternehmensbarometer zur EU-Wahl 2024 gleich geblieben gesunken keine Angabe Bild: Pixabay 10  Standortpolitik Wirtschaftskompass 05 | 06 | 2024

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