Immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmer hierzulande finden keine geeignete Nachfolge. Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) in ihrem aktuellen Report Unternehmensnachfolge, dem mehr als 48.000 Beratungsgespräche in den Industrie- und Handelskammern (IHKs) zugrunde liegen. Wegen des scheiternden Generationswechsels ist es der Umfrage zufolge derzeit für 28 Prozent der SeniorChefs und -Chefinnen eine Option, die Türen für immer zu schließen. Im Vorjahr waren es 25 Prozent. Hochgerechnet stehen deswegen in den nächsten fünf Jahren mehr als eine Viertelmillion Unternehmen vor dem Aus. Die Rückmeldungen aus den Unternehmen bereiten der DIHK große Sorgen. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer fühlen sich von der Politik nicht richtig ernst genommen und empfinden die zunehmenden Detailregelungen und kleinteiligen Pflichten als bürokratisch und oftmals als vollständig unverhältnismäßig. Sie wollen etwas schaffen und innovativ sein. Stattdessen sollen sie Daten sammeln und Formulare bearbeiten, abschicken und abheften – so ein Fazit des DIHK-Präsidenten Peter Adrian. Angesichts weiterer Hürden – dazu zählen hohe Kosten etwa für Energie, inflationsbedingte Kaufzurückhaltung, fehlende Fachkräfte und eine stark gewachsene Unsicherheit über den Kurs der Wirtschaftspolitik schätzt die DIHK ein, dass sich die Rahmenbedingungen am Standort Deutschland verschlechtern. Immerhin sehen die IHKs nach der schwierigen CoronaZeit wieder vermehrt Nachfragen in den Dienstleistungsbranchen. Zudem zahlt sich der Umfrage zufolge das intensive Engagement der IHKs aus: Mancherorts können sie dadurch mehr Interessenten für die Unternehmensnachfolge gewinnen. ALARMIERENDE EINBUSSEN BEIM ÜBERNAHMEINTERESSE Allerdings ist der Rückgang gegenüber der Vorkrisenzeit weiter frappierend. Im Vergleich zum Jahr 2019 meldeten sich 36 Prozent weniger Interessenten, die einen Betrieb übernehmen wollten. Dass die Corona-Einbußen zwischenzeitlich nicht wieder aufgeholt werden konnten, bewertet die DIHK als Alarmsignal. Vielfältige Unsicherheiten führen nach den Erfahrungen der IHKs weiterhin zu einer abwartenden Haltung bei Investitionen und beim unternehmerischen Engagement. Gleichzeitig haben sich noch nie so viele Senior-Unternehmerinnen und -Unternehmer zur Unternehmensnachfolge beraten lassen wie im vergangenen Jahr. Die Zahl der Beratungen stieg 2023 auf 8.276 – das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von fast einem Viertel (22 Prozent). Im selben Zeitraum meldeten sich 2.760 Übernahmeinteressierte bei den IHKs. Die Zahl der Unternehmerinnen und Unternehmer, die eine Nachfolgelösung suchen, ist also dreimal so hoch wie die Zahl der Interessenten. Sehr herausfordernd ist die Situation im Gastgewerbe, im Handel und in der Verkehrsbranche. PROZESSE VERSCHLANKEN UND DIGITALISIEREN Nach Auffassung der DIHK gilt es, ganz konkrete Hindernisse für den Übergang zu beseitigen. So sollten Genehmigungen für einen Betrieb auch nach dem Wechsel in der Eigentumsstruktur und der Geschäftsführung fortgelten. Die mit den Unternehmensnachfolgen verbundenen Verwaltungsprozesse müssen verschlankt und digitalisiert werden. Künftig sollten die Beteiligten einen beabsichtigten Betriebsübergang nur noch bei einer einzigen staatlichen Stelle anzeigen müssen. Auch für die Weiternutzung von Kunden- und Lieferantendaten bedarf es einer praktikablen Lösung. Nachfolgerinnen und Nachfolgern sollen möglichst reibungsfrei das Geschäft mit Kunden und Geschäftspartnern fortführen können – was die Partner zu fast 100 Prozent auch wollen. DETAILREGELUNGEN MACHEN UNTERNEHMERTUM IMMER UNATTRAKTIVER Schwierige Nachfolge Der vollständige DIHK-Report Unternehmens- nachfolge ist unter www.ihk.de/schwerin im Artikel 3020504 abrufbar. Die drei IHKs aus Mecklenburg-Vorpommern boten gemeinsam in der Woche vom 17.-21. Juni ein komplexes Informationspaket zum Thema Unternehmensnachfolge an. Bundesweite beteiligten sich 59 IHKs an der Aktionsoche. Unter dem Titel „Nachfolge mit Weitblick Rechtliche Rahmenbedingungen“ informierte RA Carlo Thiel aus Rostock die Teilnehmer über wesentliche Regelungen und Vertragsgestaltungen bei Einzelunternehmen und Kapitalgesellschaften. RA Philipp v. Wrangell aus Schwerin stellte seine Ausführungen unter die Überschrift „Erbrechtlicher Überblick zur Unternehmensnachfolge“ und appellierte an die Zuhörer, frühzeitig sich der Thematik anzunehmen. Am dritten Tag stellte Steuerberater Dietrich Loll aus Berlin steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten in der Vorbereitung und Durchführung des Prozesses der Unternehmensnachfolge vor. BUNDESWEITE IHK-AKTION UNTERNEHMENSNACHFOLGE Fortsetzung folgt! 50 Existenzgründung & Unternehmensförderung Wirtschaftskompass 07 | 08 | 2024
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