Bild: Bauernverband NWW Gut 150 Gäste waren in Halle 4 der NPZ Lembke in Malchow/Poel zu Gast. IHK ZU SCHWERIN Henner Willnow 0385 5103-312 willnow@schwerin.ihk.de Im Sommer hatten die Norddeutsche Pflanzenzucht Hans-Georg Lembke KG gemeinsam mit dem Kreisbauernverband Nordwestmecklenburg zum Agrarpolitischen Tag nach Malchow auf der Insel Poel eingeladen. Mehr als 150 Gäste aus der Politik, Landwirte und Unternehmensvertreter entlang der Wertschöpfungskette waren zu Gast. Diskutiert wurden die Perspektiven für landwirtschaftliche Betriebe in Zeiten unsteter politischer Rahmenbedingungen. Daniel Bohl ist der Vorsitzende des Bauernverbandes Nordwestmecklenburg, er zeichnete das Spannungsfeld auf, in dem sich die Branche befindet: Global nimmt der Bedarf an Nahrungsmitteln aufgrund des Bevölkerungswachstums zu, zugleich leidet eine erschreckend hohe Zahl an Menschen an Hunger. Aber: Auf Gunststandorten, wie sie in Mecklenburg-Vorpommern vorzufinden sind, Flächen aus der Erzeugung genommen. Bohl fasst zusammen: „Aufgrund mangelnder Planungssicherheit werden selten noch Investitionen in die Tierhaltung getätigt, und die letzten noch investitionswilligen Betriebe wird durch das Baurecht die letzte Luft genommen.“ Wie also weiter? Diese Frage richtete sich an Prof. Dr. Rainer Langosch von der Hochschule Neubrandenburg, an Dr. Gero Hocker, den Sprecher für Agrar- und Ernährungswirtschaft in der FDP-Bundestagsfraktion und an MV-Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus. Prof. Langosch zeigte in seinem Vortrag auf, wie es die Vielzahl der Zielkonflikte den Landwirten immer schwerer macht, sich mit dem auseinanderzusetzen, wofür sie ihren Beruf angetreten sind. Die Landwirtschaft müsse sich nach Worten Langoschs mit den vier Gegenspielern „Frühling, Sommer, Herbst und Winter“ auseinandersetzen und benötige mit der Politik nicht noch einen fünften Gegenspieler. Die Landwirtschaft braucht Vertrauen in ihr Handeln durch die Regierenden - und nicht weitere Vorgaben und Kontrollen. Darüber hinaus muss sich die Presse ihrer Verantwortung bewusst sein und nicht aus jedem Risiko, mit dem die Bevölkerung im täglichen Leben konfrontiert ist, eine potenzielle Gefahr herbeireden. Prof. Langosch empfahl den Landwirten: Kurs halten, Entscheidungen nicht aus dem Risiko heraus treffen und eine gewisse Flexibilität in der Wachstumsstrategie berücksichtigen. FDP-Agrarexperte Dr. Gero Hocker unterstrich das Langosch-Statement. In Hockers Augen stellt die Forderung der Gesellschaft nach einem risikofreien Leben eine große Gefahr dar. Auch sieht er die Entfernung der Bevölkerung von der Landwirtschaft als problematisch an. Auf Verständnis hingegen stießen bei ihm die Demonstrationen der Branche im Dezember und Januar. Ein verlässlicher Rahmen der Agrarpolitik sei entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft. Der Vizepräsident des Bauernverbands MV, Marco Gemballa, griff im Rahmen seiner Rede die Entwicklung der tierhaltenden Betriebe auf und legte dar, dass die Zahl solcher Betriebe seit dem Jahr 2000 um durchschnittlich 20 Prozent gesunken ist. Die zunehmenden Herausforderungen führen bei den Landwirtinnen und Landwirten zu steigendem psychischem Druck. Es brauche eine 1:1-Umsetzung des europäischen Rechts in Deutschland und des nationalen Rechtes in Mecklenburg-Vorpommern. Für die Bundesebene forderte Gemballa: Die Ergebnisse der Borchert-Kommission und der Zukunftskommission Landwirtschaft müssen endlich Anwendung finden und umgesetzt werden. Der 31. Agrarpolitische Tag fand wieder bei der Norddeutsche Pflanzenzucht Hans-Georg Lembke KG in Malchow/Poel statt. Traditionell luden die Pflanzenzüchter auch wieder zu einer Feldbegehung ein und stellten Landwirten aktuelle Zuchterfolge und Erkenntnisse für Saat und Düngung von Ackerbohne, Erbse, Weizen und Raps in den Zuchtgärten der NPZ vor. WIE WEITER MIT DER MV-LANDWIRTSCHAFT? Agrarpolitik Bilder: Existenzgründung & Unternehmensförderung 35 Wirtschaftskompass 09 | 10 | 2024
RkJQdWJsaXNoZXIy MTkyOTU0Ng==