IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 09, 10/2024

Frankreich ist gemessen an Wirtschaftskraft und Bevölkerungsgröße nach Deutschland die zweitgrößte Volkswirtschaft in der Europäischen Union. Für Deutschland ist das Nachbarland nicht nur wichtiger Handelspartner, sondern auch bedeutender Investitionsstandort. Auch auf internationaler Ebene ist Frankreich ein gefragtes Investitionsziel. Gerade innovations- und forschungsorientierte Unternehmen zieht es ins Land. Eine aktive Industrie- und Innovationsförderung und gut ausgebildete Fachkräfte machen Frankreich aus Investorensicht attraktiv. Daran ändern auch ein trotz Reformen schwerfälliges Arbeitsrecht, hohe Lohnkosten und eine komplexe Bürokratie wenig. Gemessen an Wirtschaftskraft und Bevölkerungsgröße ist Frankreich nach Deutschland die zweitgrößte Volkswirtschaft in der Europäischen Union. Für die deutsche Wirtschaft spielt der Nachbar eine überragende Rolle als großer, verlässlicher Absatzmarkt. In den ersten sechs Monaten 2024 exportierte Deutschland mit 62 Milliarden Euro gut 29 Prozent mehr Güter nach Frankreich als in die VR China. Beide Märkte sind eng verflochten. Rund 2.500 deutsche Unternehmen sind mit Niederlassungen und Produktionen in Frankreich vertreten, 2.300 französische Unternehmen in Deutschland aktiv. Deutsche Unternehmensvertreter schätzen die Marktgröße, den hohen Ausbildungsstand der Mitarbeiter sowie die aktive Industrieförderpolitik.  SWOT-ANALYSE STRENGHTS  Große Volkswirtschaft mit großem Konsummarkt  Gute Position in einigen exportstarken Industrien  Gute Bildung und Ausbildung sowie starker Forschungsstandort mit Exzellenzclustern  Gute Infrastruktur und günstige Lage neben Deutschland und in der Mitte Westeuropas  Selbstbewusste Nation mit internationalem Führungsanspruch WEAKNESS  Mitunter schwieriger, umkämpfter Markt mit Zugangshürden  Geringe Wettbewerbsfähigkeit kleinerer und mittelgroßer Unternehmen  Schwache Ausprägung von Industrieclusters außerhalb der Sektoren Luft- und Raumfahrt, Chemie und Kfz  Großer, teilweise ineffizienter Staatssektor  Ausbau erneuerbarer Energien trifft auf Widerstand der Bevölkerung OPPORTUNITIES  Mittelfristiges Konjunktur- und Investitionsprogramm zur Stärkung von Zukunftsbranchen  Reformen machen Standort attraktiver und bieten Kooperations- und Marktchancen  Aktive Klimaschutzpolitik und steigende Investitionen in Energieeffizienz und Elektromobilität  Große Infrastrukturprojekte und Großveranstaltungen in der Hauptstadtregion  Dynamischer Start-up-Sektor THREATS  Bürokratische Hürden behindern Umstrukturierung der Wirtschaft  Fachkräftemangel erschwert Entwicklung von Zukunftsbranchen  Soziale Konflikte und hohe Streikbereitschaft  Hohe Energiepreise bedrohen die internationale Wettbewerbsfähigkeit  Hohe Staatsverschuldung zwingt zu Einsparungen  FRANZÖSISCHE REGIERUNG LOCKT DIE INDUSTRIE ZURÜCK INS LAND Die Reindustrialisierung des Landes steht im Zentrum der Regierungsanstrengungen. In den vergangenen Jahrzehnten war viel Industrie abgewandert. Die Verödung ganzer Regionen war die Folge. Der Anteil des verarbeitenden Gewerbes am Bruttoinlandsprodukt war von 14,5 Prozent im Jahr 2000 auf 10,2 Prozent im Jahr 2021 zurückgefallen, erholt  FRANKREICH SETZT AUF NEUE WEGE Innovation und Industrieförderung IHK ZU SCHWERIN Henrike Güdokeit  0385 5103-215 guedokeit@schwerin.ihk.de 38  International Wirtschaftskompass 09 | 10 | 2024

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