Bilder: BDEW; WEMAG/Stephan Rudolph-Kramer Das zum 11. Mal durchgeführte Energieforum bot die Kontinuität die sich IHK-Präsident Matthias Belke auch im energiepolitischen Sinne in seiner Begrüßung wünschte. Gleichzeitig verbunden war damit der Wunsch nach einem wirtschaftlich ausgewogenen Infrastrukturwandel. Die Gestalter und Akteure, die sich zum Austausch in die IHK zu Schwerin einfanden, brauchen Verlässlichkeit von der Politik und sichtbare Geschäftsmodelle. ENERGIESTANDORT NORDDEUTSCHLAND Heute hat insbesondere der Energiestandort Norddeutschland jedoch noch mit enormen Herausforderungen zu kämpfen. Die Unternehmen im Land sind seit Jahren durch erhöhte Netzentgelte und somit höheren Strompreisen belastet. Die IHK zu Schwerin begrüßt daher ausdrücklich, dass die Bundesnetzagentur eine fairere Verteilung der Netzentgelte ab nächstem Jahr anstrebt. Das bringt eine spürbare Entlastung für die Regionen, die auch die deutschlandweite Energiewende durch einen starken Ausbau der Erneuerbaren Energien vorantreiben. Es bleibt auch weiterhin kritisch zu beobachten, ob die Entlastungen in den betroffenen Regionen ausreichen, um den ersten Verlagerungen geplanter Investitionen von Unternehmen entgegenzuwirken bzw. neue Ansiedlungen erreichen zu können. Damit unsere Region im nationalen und internationalen Standortwettbewerb ein attraktiver Wirtschaftsstandort sein kann, braucht es faire Wettbewerbsbedingungen. Eine Region, die erneuerbaren Strom in hohen Mengen verfügbar hat, sollte mindestens gleichberechtige Ansiedlungschancen im Vergleich zu Regionen haben, die diesen Vorteil nicht aufzeigen können. Die Rahmenbedingungen entsprechend anzupassen war eine klare Forderung der IHK an die Politik. Für die Integration der Erneuerbaren Energien benötigen wir den Netzausbau zum Transport und Verteilung. Der Ausbau ermöglicht zudem die Kopplung der Sektoren. Enorme Investitionen sind dafür zu stemmen. Die Wirtschaft braucht Investitionssicherheit, eine Beschleunigung von Genehmigungsverfahren und eine vereinfachte Regulatorik. ZIELE UND REALITÄT Den bundesdeutschen und europäischen Blick auf die energiepolitischen Herausforderungen lieferte Dr. Sebastian Bolay von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Der Investitionsbedarf in die Netze liegt bei ca. 600 Milliarden Euro und darf nicht allein auf die Strompreise abgewälzt werden. Die Strompreise in Deutschland sind für Unternehmen teilweise vier Mal so hoch wie für die Wettbewerber in anderen Ländern. Wenn die Übertragungsnetzentgelte über den Klima- und Transformationsfond (KTF) aus dem Bundeshaushalt entlastet würden, könnten alle Unternehmen profitieren. Die Auswirkungen des von der EU-Kommission vorgeschlagenen Klimaziels für 2040 analysiert eine Studie, die die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) und der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) kürzlich vorgestellt haben. Nach den Emissionsprognosen der EU-Mitgliedstaaten wird bereits das für 2030 anvisierte europäische Ziel einer 55-prozentigen CO2Reduktion verfehlt. Das Erreichen eines 2040-Ziels von minus 90 Prozent erscheint nicht erreichbar. Das vorgeschlagene Klimaziel 2040 beruht demnach auf zu optimistischen Annahmen. Die Verfügbarkeit von Technologien, Fachkräften, Rohstoffen und investiven Mitteln ist anzuzweifeln. Es macht keinen Sinn, langfristige Ziele zu verschärfen, wenn man kurzfristigere nicht erreichen kann. Dies führt nur zu mehr Regulierung, steigenden Kosten und politischen sowie wirtschaftlichen Verwerfungen. Vielmehr steht die Frage, wie das Ziel für 2030 kosteneffizient und wirtschaftlich tragbar erreicht werden kann. HOHE INVESTITIONEN NOTWENDIG Der Geschäftsführer der BDEW-Landesgruppe Norddeutschland, Dr. Torsten Birkholz, wurde konkret. Um die Ziele der Energiewende zu erreichen, sind Investitionen von 721 Milliarden Euro bis 2030 notwendig. Dabei hat mit 49 Prozent den größten Anteil der Ausbau der Stromerzeugung, gefolgt mit 41 Prozent „Wirtschaft braucht Energie: Nachhaltige Wege in die Zukunft“ war Gegenstand und Motto des Energieforums Mecklenburg-Vorpommern 2024. Politik, Unternehmen und Wissenschaft nutzten die Plattform zum Austausch und für die Suche nach Lösungen. Der Einladung der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin, der WEMAG, der Stadtwerke Schwerin und der Akademie Schwerin e. V. folgten 150 Gäste. Wirtschaft braucht Energie IHK ZU SCHWERIN Thomas Lust 0385 5103-308 lust@schwerin.ihk.de „Erforderliche Investitionen, um die Ziele der Energiewende bis 2030 und 2035 zu erreichen“ 12 Standortpolitik Wirtschaftskompass 11 | 12 | 2024
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