Viele Bundesländer haben sie schon, einige setzen sie bereits um – eine landesweite Wasserstoffstrategie. Mecklenburg-Vorpommern hängt, man möchte sagen, wieder etwas hinten dran. Nach der Europäischen, Nationalen und der Norddeutschen Wasserstoffstrategie nun also auch die Strategie für Mecklenburg-Vorpommern. Das Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit Mecklenburg-Vorpommern hatte Ende Oktober in die IHK zu Schwerin geladen, zu einem offenen Dialog, einem „Zukunftsdialog Wasserstoff“, um mit den Akteuren des energetischen Infrastrukturwandels die besten Pläne und Lösungsansätze zusammenzutragen und zu diskutieren. Arbeitsgruppen befassten sich mit Erzeugung und Import, Transport und Speicherung, Verbrauch und Verarbeitung, Forschung und Fachkräfte sowie den Rahmenbedingungen und Kooperationen. Minister Reinhardt Meyer stellte in seiner Begrüßung klar, dass grüner Wasserstoff das Ziel sein muss. Er plädierte für pragmatisches Vorgehen und mehr Wirtschaftsansiedlungen, um den notwendigen Wasserstoffmarkthochlauf zu schaffen. Das Kappen der Pläne von Ontras sogar nach der Zusage von Fördermittel für die IPCEI-Wasserstoffprojekte in MV und der damit verbundenen Absage an die die Nord-Süd-Pipeline von Güstrow aus in das deutsche und europäische Wasserstoffnetz, beklagte Minister Meyer nochmals. Als Grund nennt Ontras die fehlende Wirtschaftlichkeit. So soll der Wasserstoff günstiger über Rostock-Lubmin-Berlin transportiert werden. KRITIK DER IHK BEREITS IM KONSULTATIONSVERFAHREN DES BUNDES Die Industrie- und Handelskammer zu Schwerin hatte die Abänderung der Pläne für das Wasserstoffkernnetz aus dem letzten Jahr bereits für wettbewerbsschädlich kritisiert. Diese nämlich benachteiligte bereits große Teile von Mecklenburg-Vorpommern und läuft auch gesamtvolkswirtschaftlich betrachtet auf eine Fehlentwicklung hinaus. Systemrelevante Speicher, wie der Speicher Kraak, aber auch zukünftige wirtschaftliche Ansiedlungen und Entwicklungen bleiben damit hier in der Region außen vor. Der Ausbau der Offshore-Windenergie, eine dezentrale Elektrolyseurstruktur und künftige Wasserstoff-Importe müssen aber bei der bundesweiten Infrastruktur von morgen berücksichtigt werden. Bei einer bereits jetzt erkennbaren Verstärkung des Trends hin zur Green Production ist es etwa für die Ernährungsbranche besonders wichtig ihre Produktion wie auch Logistik CO2-neutral fortentwickeln zu können. Ist eine Umstellung auf Wasserstoff mangels vorhandener Infrastruktur nicht möglich, werden die regionalen Produktionsstandorte abwandern. Gleiches gilt für die Tourismusstandorte landesweit. Der Grüne Tourismus ist längst kein Schlagwort mehr, sondern Realität Um nochmals die besondere Rolle des Nordens und speziell des Nordostens deutlich zu machen: Wir gewährleisten nicht nur eine Produktion der Grünen Energie vor Ort, Mecklenburg-Vorpommern wird auch durch die hier betriebenen systemdienlichen Elektrolyseure eine verlässliche bundesweite Energieversorgung ermöglichen. Dies macht auch volkswirtschaftlich Sinn für den Süden und sollte ebenso wie systemdienliche fossile Kraftwerke in der Übergangsphase finanziell unterstützt werden. Und um weiter ganz konkret zu werden: im Bereich der Wasserstoffinfrastruktur ist eine Anbindung Westmecklenburgs an das Wasserstoffkernnetz geboten, nicht zuletzt aufgrund der perspektivisch auch systemischen Rolle des Speicher Kraaks für die Versorgung Norddeutschlands mit Wasserstoff. INDUSTRIEPOLITIK MIT H2-STRATEGIE KOPPELN In den weiteren Diskussionen wurde deutlich, dass Mecklenburg-Vorpommern als sogenanntes Energiebindeglied Deutschlands fungieren kann hin zum Baltikum und Nordosteuropa. Notwendig sind dezentrale Lösungen zur Umwandlung des Grünstroms, zur Nutzung der Prozesswärme und des Wasserstoffs und auch für die Einleitung von hier erzeugtem Wasserstoff in die Verteilnetze. Daraus abgeleitet ergibt sich eine Industriepolitische Strategie, die Industrie- und Gewerbeansiedlungen mit der Nutzung der erneuerbaren Energien und Wasserstoff verknüpft. Ein Konzept, dass die Industrie- und Handelskammern bereits seit drei Jahren vorgelegt haben. Unser Land mit seiner hohen Produktionskapazität für erneuerbare Energien, wie Windenergie, Photovoltaik, Geothermie und Biomasse bietet die besten Bedingungen für eine Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Hiervon müssen unsere Unternehmen profitieren können. Wir benötigen Entlastungen sowie Verlässlichkeit und Planbarkeit von der Politik. Die Landesregierung hat mit der Vorlage einer Wasserstoffstrategie die Chance, dem gerecht zu werden. STRATEGIE FÜR MECKLENBURG-VORPOMMERN Zukunftsdialog Wasserstoff IHK ZU SCHWERIN Thomas Lust 0385 5103-308 lust@schwerin.ihk.de Bild: IHK 14 Standortpolitik Wirtschaftskompass 11 | 12 | 2024
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