Magazin der IHK zu Schwerin 01 | 02 | 2025 SUPERAZUBINE AUS WISMAR Maria Bellmann Illim Nordic Timber GmbH & Co. KG 1,4 Mio. Euro Beitragsentlastung 08 Ausbildung ist das A und O! 12 Rechtssichere elektronische Kommunikation 20 WIKO Wirtschaftskompass Westmecklenburg
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Bilder: Sehr geehrte Mitglieder der Vollversammlung, liebe Unternehmerkolleginnen und -kollegen! Zunächst möchte ich mich bei Ihnen allen für das Vertrauen bedanken, das Sie mir mit der erneuten Wahl zum Präsidenten der IHK zu Schwerin entgegengebracht haben. Ich nehme dies als Verpflichtung an, den bisherigen Kurs hartnäckig weiter zu verfolgen und zugleich werte ich dies auch als eine Bestätigung für die gemeinsame Arbeit in den zurückliegenden Jahren. Sie wissen alle, wie schwer die Zeiten sind, gerade wenn man Verantwortung für ein Unternehmen hat und die Menschen, die darin arbeiten. Wir alle haben uns mit der Annahme des Vollversammlungsmandats über unser Unternehmerdasein hinaus verpflichtet, für die Entwicklung der gesamten Wirtschaft in Westmecklenburg zu wirken. Eine Herausforderung, die wir gemeinsam im Februar des kommenden Jahres anhand der bereits beschlossenen Schwerpunktthemen klar untersetzen werden. Vor uns stehen grundsätzliche Problemfelder, die mit unternehmerischer Kompetenz, Hartnäckigkeit sowie kritischer und sachlicher Politikberatung im Interesse aller Unternehmen dringend angegangen werden müssen. Dabei setze ich auf eine enge Zusammenarbeit und konstruktiven Austausch mit Ihnen in diesem Gremium, den Ausschüssen, Arbeitskreisen, Projektgruppen und dem Hauptamt! Die Sichtbarkeit dieser IHK, die eine Dienstleisterin für Unternehmen ist, hängt nicht nur von den hauptamtlich Beschäftigten ab. Sie alle bestimmen maßgeblich mit, wie diese Leistungen kommuniziert werden. Nehmen Sie also bitte dieses Mandat auch als Aufforderung, in der Öffentlichkeit stattzufinden und die IHK aktiv zu vertreten. Bei Bedarf erhalten Sie die entsprechende Unterstützung verlässlich durch die hier sehr engagierten Beschäftigten. Die Zusammensetzung der neuen Vollversammlung, immerhin sind etwa 50 Prozent unter uns erstmalig in dieses Gremium gewählt worden, verspricht die Verknüpfung neuer Impulse mit den Erfahrungen der letzten Jahre. Zudem haben wir auch in der Landespolitik mit einem Wirtschaftsminister, der so wie Sie vormals als Mitglied in einer IHK-Vollversammlung gewirkt hat, sicher großes Verständnis und beste Ansätze für die Umsetzung der Belange der Wirtschaft in MV. So schlecht sind die Voraussetzungen also nicht. Wir brauchen eine bezahlbare und verlässliche Energiepolitik, wir benötigen dringend Unterstützung für Lösungen des akuten Fachkräftemangels und auch der Ausbau der Infrastruktur ist ein lebenswichtiges Thema für unsere Wirtschaft! Im Gesamtinteresse aller Unternehmen nach Kompromissen zu suchen und seine persönlichen Interessen unterzuordnen, ist ein hoher Anspruch. Eine IHK ist mit gesetzlichen Aufgaben als Körperschaft des öffentlichen Rechts eben kein Verband oder Verein. Vieles ist für uns möglich, manches aber auch nicht. Unsere Arbeit ähnelt dem Prinzip an der Börse: Meistens benötigt man einen langen Atem! Lassen Sie uns also in der Sache hartnäckig bleiben! Genau darin liegt unsere Stärke! Matthias Belke Präsident der IHK zu Schwerin Wir alle haben uns mit der Annahme des Vollversammlungsmandats über unser Unternehmerdasein hinaus verpflichtet, für die Entwicklung der gesamten Wirtschaft in Westmecklenburg zu wirken. Rubrik 1 Hartnäckig bleiben! Bild: info@paperheroes.de IHK Direkt 0385 5103 111 Der schnelle Weg zur IHK. Editorial Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2025
18 25 SCHWERINER FIRMENLAUF Ein Firmenlauf spricht vor allem die sportlich aktiven Mitarbeitenden an, die bereits Interesse an gesundheitsförderlichen Aktivitäten haben. GESETZLICHE ÄNDERUNGEN ZU 2025 Zum Jahreswechsel sind einige rechtliche Änderungen in Kraft getreten, die wir Ihnen nachfolgend gerne vorstellen. Inhalt STANDORTPOLITIK 08 1,4 Mio. Euro Beitragsentlastung 09 Mobilität in Innenstädten 10 Ein verschenktes Wirtschaftsjahr 11 Kommunale Haushaltssanierung 12 Ausbildung ist das A und O! TITELTHEMA 14 Es geht ab im Sägewerk! RECHT & STEUERN 16 Amtliche Bekanntmachung 17 Änderungen des IHKG M-V kommt 2025 18 Gesetzliche Änderungen zu 2025 19 Sachverständige 20 Rechtssichere elektronische Kommunikation INTERNATIONAL 22 Mercosur-Abkommen 22 Wichtiger Markt 23 Globale Märkte zum Greifen nah 24 Zertifikatslehrgang 24 Smart City Expo World Congress EXISTENZGRÜNDUNG & UNTERNEHMENSFÖRDERUNG 25 Schweriner Firmenlauf 26 Branchentreff der Immobilienwirtschaft 26 Produktsicherheitsverordnung 28 Wir sind hier universitär in Schwerin 30 Unternehmenskultur mit Herz 31 Ein Erfolgsfaktor für Unternehmen 31 UnternehmensCheckup 32 Nachfolger suchen Unternehmen 33 Erfolgsraum Altstadt 2025 33 Vielfalt als Zukunftsmodell AUS- & WEITERBILDUNG 34 Solider Ausbildungsstart 34 Netzwerk lotst Schüler zu Berufen 35 Duale Berufsausbildung 35 Ausbildungsangebote live 36 Angebote zur Berufsorientierung 37 Von Wismarer Bänken 2 Inhalt Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2025
10 EIN VERSCHENKTES WIRTSCHAFTSJAHR Als verschenktes Wirtschaftsjahr bezeichnet die IHK zu Schwerin in ihrer Bilanz die Lage der Unternehmen zum Jahresende 2024. WICHTIGER MARKT Deutsche Unternehmen in den USA erwarten trotz leichter Rückgänge weiterhin stabile Geschäfte. KOMMUNALE HAUSHALTSSANIERUNG Die finanzielle Lage vieler Kommunen wird als dramatisch beschrieben. Impulse für Wachstum setzen statt Steuererhöhungen zu Lasten der regionalen Wirtschaft. 11 22 Inhalt 3 Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2025
Bilder: IHK; ODEG Mit Beginn des Jahres 2025 starten das Land Mecklenburg-Vorpommern und die drei Industrie- und Handelskammern des Landes gemeinsam den „LUDWIG-BÖLKOW-Technologiepreis MecklenburgVorpommern“. Bewerben Sie sich jetzt mit Ihren neu entwickelten und innovativen Produkten, Verfahren oder Dienstleistungen. Bereits seit 2003 wird der „LUDWIG-BÖLKOW-Technologiepreis Mecklenburg-Vorpommern“ regelmäßig vom Wirtschaftsministerium gemeinsam mit den drei Industrie- und Handelskammern des Landes vergeben. Unter der Schirmherrschaft des Wirtschaftsministers des Landes, Dr. Wolfgang Blank, werden Unternehmen und Wissenschaftler aus Mecklenburg-Vorpommern für ihre neuartigen Innovationen in Form von Produkten, Verfahren und technologischen Dienstleistungen ausgezeichnet. Wesentliches Ziel ist es, diese Innovationen und wissenschaftliche Erkenntnisse intensiver in die Wirtschaft des Landes Mecklenburg-Vorpommern einzubringen. Der Preis ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert und wird am 27. Mai 2025 im Rahmen einer Feierstunde in Rostock verliehen. Er erwies sich in der Vergangenheit für die Preisträger immer wieder als Türöffner und beförderte merklich die wirtschaftliche Anwendung der Entwicklungen und die Unternehmensentwicklung der Innovatoren. Die Ausschreibungsunterlagen für die diesjährige Preisverleihung sind im Internet unter www.boelkowpreis.de abrufbar. Die Bewerbung kann hier direkt online erfolgen oder schriftlich und per Mail über die hinterlegten Bewerbungsformulare. Bis zum 14. März 2025 können sich so Unternehmen, Einzelpersonen und auch Projektgruppen aus Mecklenburg-Vorpommern bewerben. Neben dem Neuheitsgrad und der technischen und wirtschaftlichen Vorteile der Innovationen werden vor allem auch der Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sowie der wirtschaftliche Erfolg bewertet. Alle weiteren Bewertungskriterien, die vollständigen Bewerbungsunterlagen und weitere Informationen finden Sie auf der Webseite. AUSSCHREIBUNG 2025 LUDWIG-BÖLKOW-Technologiepreis Mecklenburg-Vorpommerns Landeshauptstadt hat nach nur zweimonatiger Bauzeit eine neue Bahnstation: „Schwerin Industriepark“. DB-Konzernbevollmächtigter Alexander Kaczmarek eröffnete den barrierefreien Haltepunkt gemeinsam mit Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, Schwerins Oberbürgermeister Dr. Rico Badenschier, Geschäftsführer der VMV-Verkehrsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mbH Daniel Bischof, Geschäftsführer der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH (ODEG) Stefan Neubert und Vorstand Personenbahnhöfe Ralf Thieme am 02.01.2025. Bereits seit Fahrplanwechsel am 15. Dezember profitieren Mitarbeitende der ansässigen Unternehmen im Industriestandort und alle anderen Reisenden vom neuen Halt auf der Strecke Rehna–Schwerin– Parchim. Das Land Mecklenburg-Vorpommern und die Deutsche Bahn haben rund 1,9 Millionen Euro in die neue Bahnstation „Schwerin Industriepark“ investiert. Die Station ist mit einem 100 Meter langen Bahnsteig ausgestattet, der barrierefrei zugänglich ist und einen stufenfreien Zugang zum Zug ermöglicht. Die Beleuchtung ist energiesparend. Im Januar folgen noch Bahnsteigmobiliar, ein Wetterschutzhaus und das Bahnsteiggeländer. KONZERNPROGRAMM S3 Die DB hat ein Gesamtprogramm zur strukturellen Sanierung des Konzerns innerhalb der nächsten drei Jahre gestartet (S3). Ziele dabei sind, die Leistungsfähigkeit der Schiene wiederherzustellen und das Kundenerlebnis deutlich zu verbessern. Neue Bahnhöfe - wie Schwerin Industriepark – verkürzen die Reisezeit und erleichtern den Zugang zur klimafreundlichen Schiene. Bereits 2024 hat die DB mit der Sanierung der Strecke Hamburg-Berlin in die Leistungsfähigkeit und Robustheit der Infrastruktur in MecklenburgVorpommern investiert. Die Bahnstrecke konnte pünktlich am 15. Dezember 2024 wieder in Betrieb genommen werden. NEUER HALTEPUNKT Bahnstation „Schwerin Industriepark“ eröffnet IHK ZU SCHWERIN Thomas Lust 0385 5103-308 lust@schwerin.ihk.de 4 Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2025
Bilder: IHK; Barbara Arndt Die Wirtschaftsregion Westmecklenburg ist gekennzeichnet durch traditionelle Industriezweige und innovative Unternehmen, die im Einklang mit den Menschen und der Natur erfolgreich auf den nationalen und internationalen Märkten arbeiten. Die IHK zu Schwerin präsentiert in einer Publiukation namhafte Unternehmen und Unternehmerpersönlichkeiten aus der Region. Gemeinsam mit den Unternehmen verschiedener Branchen aus Westmecklenburg hat die IHK zu Schwerin mit einem Team von Redakteuren, Fotografen und dem Verlag Kommunikation & Wirtschaft GmbH ein Buch produziert. Im Inhalt kommen Unternehmerinnen und Unternehmer zur Wort, die beispielhaft für die wirtschaftliche Struktur der Region stehen. Sie beschreiben die Branchen und Strukturen, die eigenen Wege in Mecklenburg-Vorpommern und nach Westmecklenburg. Das Buch ist dabei konsequent crossmedial produziert: Neben dem gedruckten Buch ist die Publikation auch als E-Book verfügbar und die Inhalte sind auch auf der Webseite www. wirtschaftsstandortwestmecklenburg.de produziert und können von den Partnern selbst aktuell gehalten werden. REGIONALE MONOGRAPHIE Menschen und Unternehmen im Blick Die Publikation über Menschen und Unternehmen aus Westmecklenburg gibt es als Buch, E-Book und im Internet. Jeden und jede auf dem ganz individuellen sportlichen Niveau abzuholen, ist der Anspruch von Jannick Hahnloser. Der Sportwissenschaftler betreibt seit 2018 seinen KRAFTRAUM, seit fünf Jahren als Studio im Schweriner Bremsweg. Die vielfältige Ausstattung verrät: Hier geht es um Muskelaufbau. Gleichermaßen aber auch um funktionales Training, welches Beweglichkeit verbessert und vor Verletzungen im Alltag schützt. Insofern sind die Kundinnen und Kunden, die in Kleingruppen unter Anleitung und Begleitung von inzwischen vier erfahrenen Trainern ihre Übungen absolvieren, unterschiedlichsten Alters und werden von verschiedener Motivation angetrieben. „In den KRAFTRAUM kommen Menschen, die keine Lust auf ein normales Fitnessstudio haben. Diese wünschen sich, dass jemand sie aufmerksam begleitet und Acht auf die Übungsausführung gibt. Dabei gehen wir besonders auf Probleme und Vorerkrankungen ein“, erklärt Jannick Hahnloser. Das Miteinander fühlt sich fast familiär an. „Mir ist es sehr wichtig, die Kunden zu kennen, zu wissen, wie sie drauf sind und welche Wehwehchen vielleicht gerade als belastend empfunden werden.“ Diese Einstellung ließ die sportliche Gemeinschaft auch die Einschränkungen der Pandemie recht gut überstehen. Per Zoom-Konferenz trainierte man im eigenen Wohnzimmer weiter. Inzwischen hat sich daraus sogar ein zusätzliches Online-Format zur gesunden Ernährung entwickelt. Das Plus an Gesundheitsförderung ist für Jannick Hahnloser wichtig, ebenso gemeinsame soziale Aktivitäten, zu denen sich die Sportler aus dem KRAFTRAUM auch mal in Jeans und T-Shirt zum Event treffen. Die Idee, die eigene Leidenschaft mit dem Beruf zu verbinden, entwickelte der gebürtige Lüneburger während seines Studiums in Leipzig. „An der Uni gab es einen Kraftraum“, erinnert sich der 33-Jährige. Doch zunächst sammelte er als angestellter Fitnesstrainer weitere Erfahrungen – in gleich mehreren Jobs. Als seine Frau nach ihrem Studienabschluss den Blick auf ihre Heimatstadt Schwerin und die väterliche Physiotherapie richtete, entschied sich Jannick Hahnloser für den Umzug in die Landeshauptstadt und den Start in die Selbstständigkeit. „Die begann tatsächlich im Gymnastikraum der Praxis. Und zwar am 1. Januar 2018 mit null Komma null Mitgliedern. Zwei Jahre später war die räumliche Grenze erreicht. Da kam unser heutiger Standort im Bremsweg wie gerufen.“ Seither setzt der Sportexperte sein wissenschaftliches Konzept in Lankow um. Dabei wird mit dem eigenen als auch mit Zusatzgewicht dafür gesorgt, das Sporterlebnis zu etwas Besonderem zu machen. Und den KRAFTRAUM zu einem Ort, an dem die Sportler nicht nur fitter für ihren Alltag werden, sondern auch gut gelaunt nach Hause gehen. Barbara Arndt FAMILIÄRE ATMOSPHÄRE KRAFTRAUM Jannick Hahnloser ist Inhaber des KRAFTRAUMs im Schweriner Bremsweg. IHK ZU SCHWERIN Henner Willnow 0385 5103-312 willnow@schwerin.ihk.de Wirtschaftsregion Westmecklenburg 5 Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2025
Bilder: Ostsee-Zeitung Die Digitalisierung bietet Unternehmen enorme Potenziale, stellt sie aber auch vor neue Herausforderungen. Prozesse zu optimieren, Kunden effizienter zu erreichen und wettbewerbsfähig zu bleiben, erfordert sowohl technisches Know-how als auch strategische Planung. Genau hier setzt der Tag der Digitalisierung an, der am 19. Februar 2025 von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises Ludwigslust-Parchim (WIFÖG SWM) ausgerichtet wird. Nach dem erfolgreichen Auftakt 2023 geht die Veranstaltung in die zweite Runde und richtet sich erneut an Unternehmen aus der gesamten Region Westmecklenburg. Ziel ist es, praxisnahe Einblicke, fundiertes Fachwissen und konkrete Lösungen zu bieten – und das kostenfrei. DIGITALISIERUNG – WEIT MEHR ALS NUR KI Zwar beherrscht das Thema Künstliche Intelligenz (KI) derzeit viele Diskussionen, doch Digitalisierung ist deutlich vielschichtiger. Der Tag der Digitalisierung greift diese Vielfalt auf: Neben Vorträgen zu KI-Anwendungen stehen unter anderem Themen wie digitale Rechnungslegung, Barrierefreiheit von Webseiten und digitales Gesundheitsmanagement im Fokus. Ein Highlight der Veranstaltung ist die Keynote zum Thema „KI als Wachstumsmotor – Chancen für Unternehmen“. Sie zeigt auf, wie Unternehmen KI gezielt einsetzen können, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und neue Märkte zu erschließen. Das Programm umfasst insgesamt 11 Workshops und Vorträge, die jeweils am Vor- und Nachmittag angeboten werden, um eine flexible Teilnahme zu ermöglichen. Themen sind unter anderem: ► Vergabe von öffentlichen Ausschreibungen: Dos and Don’ts ► Digitale Sicherheit in Unternehmen ► Mehr digitale Sichtbarkeit durch META-Werbeanzeigen ► Canva: Flyer ohne Aufwand selbst gestalten ► KI-Avatare: Einsatzmöglichkeiten im Unternehmensalltag ► Digitaler Büroassistent: Effizienzsteigerung durch Automatisierung ANMELDUNG UND KONTAKT Die Teilnahme ist kostenlos und steht Unternehmen unabhängig von Größe und Branche offen. Die Anmeldung erfolgt über den QR-Code in dieser Ausgabe oder direkt auf der Website der WiFöG. Durch den Lieferantentag M-V werden Vertrieb und Einkauf zusammengebracht. Die Zielgruppe sind Klein- und Mittelständische Firmen aus Handwerk, Industrie, Großhandel und Dienstleistungen. Träger und Hauptorganisator ist die Regionalgruppe des Bundesverbandes für Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e. V. (BME). Die Aussteller präsentieren am Dienstag, 10. April 2025, von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr, ihre Produkte und Dienstleistungen in der HanseMesse Rostock. Ein Vortragsprogramm zu aktuellen Themen im Bereich Einkauf und Logistik ergänzt die Präsentation der Firmen. Freie Ausstellerflächen können unter folgendem Link gefunden werden: https://www.lieferantentagmv.de/online-formular.html Die Veranstaltung zur Preisverleihung würdigte erneut innovative und mutige Unternehmensgründungen in Mecklenburg-Vorpommern. Der OZ-Existenzgründerpreis 2024 ging an Florian Wolf. Die Jury entschied sich für die Prämierung seiner innovativen „Baumschule Rügen“. Sie würdigte dabei die Entwicklung vom Nebenerwerbsbetrieb 2020 zu einem Betrieb, der heute 15 Mitarbeiter beschäftigt, gerade seine Kapazitäten erheblich erweiterte und hohen Wert auf nachhaltige regionale Produktion legt. Der Zukunftspreis wurde an die HanseDeeg GmbH mit Sitz in Greifswald verliehen. Das von Andreas und Lisa Moll im März 2023 gegründete Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt unter der Marke „LowCa“ ganz besondere Kartoffelerzeugnisse. Die Instantprodukte enthalten weniger Kalorien, kaum Kohlenhydrate und mehr Proteine als handelsübliche Erzeugnisse. Den Digitalpreis gewann Rick Kummerow aus Rostock mit seinem youtube-Kanal „Mathe mit Rick“. Der Gewinner berichtete dem Publikum von zahlreichen positiven Kommentaren seiner jungen Kunden aus ganz Deutschland, die er auf dem Weg zur Mathematikprüfung erfolgreich unterstützt hat. Zu den Finalisten des Wettbewerbs zählte auch ein junges Unternehmen aus Westmecklenburg. Lesander Scharlaug aus Rastow entwirft Möbel aus rustikalen Holzbohlen, deren Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung des väterlichen Betriebes stammen. Die Ostsee-Zeitung verlieh den Existenzgründerpreis 2024 zum 22. Mal. Teilnehmen konnten junge Unternehmen, die nicht länger als fünf Jahre am Markt existieren. ENORME POTENZIALE Tag der Digitalisierung im DIZ INNOVATIV UND MUTIG OZ-Existenzgründerpreis WIFÖG LUDWIGSLUST-PARCHIM Marcel Dierke 03871 722 5603, dierke@invest-swm.de IHK ZU SCHWERIN Dr. Wolf-Rüdiger Knoll 0385 5103-208 knoll@schwerin.ihk.de Donnerstag, 10.04.2025 10:00–17:00 Uhr HanseMesse Rostock lieferantentag-mv.de Informationen & Ausstellerflächen: EINKAUF TRIFFT VERTRIEB – NETZWERKEN, AUSTAUSCHEN, WACHSEN. REGION MECKLENBURG VORPOMMERN 20. LIEFERANTENTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN DIE GRÖSSTE B2B-MESSE FÜR EINKAUF UND VERTRIEB IN MV IHK ZU SCHWERIN Frank Witt 0385 5103-306 witt@schwerin.ihk.de 6 Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2025
Bild: IHK Netzwerk – Markt – Know-how – Öffentlichkeit. Das sind die Säulen der Arbeit der AMV Marketinggesellschaft für die Agrar- und Ernährungswirtschaft MV. Bei ihrer Jahresversammlung im November 2024 wurde der Vorstand neu gewählt und die Geschäftsführung stellte die Aktivitäten für 2025 vor. Frank Jehring und Hans-Jörg Elvers traten nicht wieder für die Wahl des AMV-Vorstands an, die AMV-Mitglieder verabschiedeten beide Unternehmer mit Applaus und Dank für deren Arbeit in den vergangenen Jahren. Neu im Vorstand sind Mirko Bröcker (Möwe Teigwaren GmbH, Waren), Franziska Göttsche (Jackle & Heidi GmbH, Neubrandenburg) und Stefan Schwabbauer (Nutrition & Food, Altkalen). Westmecklenburg ist mit Astrid Ratz (Hanse Sektkellerei Wismar GmbH) als Schatzmeisterin und Armin Kremer (Mecklenburger Landpute GmbH, Severin) vertreten. Tobias Blömer (Die Rostocker Wurst- und Schinkenspezialitäten GmbH) wurde zum AMV-Vorsitzenden wiedergewählt. In diesem Jahr wird der AMV sein 25jähriges Jubiläum mit einer Reihe von Veranstaltungen für die Betriebe der Ernährungswirtschaft und für die Entscheiderinnen und Entscheider in der Politik begehen. Natürlich stehen auch schon bekannte Veranstaltungsformate auf dem Plan, darunter der Norddeutsche Ernährungsgipfel 2025, Messeteilnahmen und Workshops zu einer Vielzahl von Themen. Besonders hervorgehoben wurde bei der Jahresversammlung auch der Erfolg des Regionalzeichens „Natürlich aus MV“, dessen Vergabe und Management vom AMV übernommen wurde. Das Regionalzeichen ist dabei das Imagezeichen für Produkte aus MecklenburgVorpommern. Es nimmt die Bestandteile des Landessignets mit seinen landestypischen Farben und geschwungenen Landschaften auf und verweist damit auf die natürliche Vielfalt des Landes und seiner Produkte. Es wird ergänzt durch das Versprechen „Natürlich aus MV“, denn Produkte aus Mecklenburg-Vorpommern überzeugen durch Natürlichkeit, Handwerkskönnen und Innovation. Mit dieser freiwilligen Kennzeichnung verleihen Produzierende und der Handel regionalen Produkten mehr Sichtbarkeit – Konsumentinnen und Konsumenten können so die besondere Eigenschaft „Regionalität“ direkt erkennen und bewusster einkaufen. NEUES NETZWERK Food Branche SAVE THE DATE Landesverkehrskonferenz MV 25 Am Donnerstag, den 22. Mai 2025, findet die Landesverkehrskonferenz Mecklenburg-Vorpommern im Van der Valk Resort Linstow statt. Die Landesverkehrskonferenz ist eine gemeinsame Veranstaltung der drei IHKs in Mecklenburg-Vorpommern und des Landesverbandes des Verkehrsgewerbes Mecklenburg-Vorpommern e. V. Es werden verkehrspolitische Schwerpunktthemen für unser Bundesland und darüber hinaus behandelt. Diese wollen wir unter anderem mit Landesverkehrsminister M-V, Dr. Wolfgang Blank sowie dem Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes für Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung e. V., Prof. Dirk Engelhardt und Ihnen diskutieren. Bitte merken Sie sich den Termin bereits vor. IHK ZU SCHWERIN Hannes Schubert 0385 5103-209 schubert@schwerin.ihk.de IHK ZU SCHWERIN Henner Willnow 0385 5103-312 willnow@schwerin.ihk.de Von der Vision zum Projekt. 3000 Referenzen Wir beraten Sie gern persönlich. Dipl.-Ing. Fr. Bartram GmbH & Co. KG Ziegeleistraße · 24594 Hohenwestedt Tel. +49 (0) 4871 778-0 Fax +49 (0) 4871 778-105 info@bartram-bausystem.de MITGLIED GÜTEGEMEINSCHAFT BETON im Industrie- und Gewerbebau WWW.BARTRAM-BAUSYSTEM.DE über Das individuelle Bau-System Entwurf und Planung Eigenes Fertigteilwerk Festpreis Fixtermin 50 Jahre Erfahrung Alles aus einer Hand BBS_AZ_2023_09793_IHK_SH_58x185_RZ_2023-10-05_AS.indd 1 05.10.23 08:43 Wirtschaftsregion Westmecklenburg 7 Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2025
Den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit folgend beschloss die IHK-Vollversammlung einmalig für das Jahr 2025 nur 80 Prozent der Grundbeiträge und Umlagen zu erheben. Ziel sei es, Ergebnisse aus Vorjahren an die Mitgliedsunternehmen zurückzugeben. Darüber hinaus wurden die Schwerpunkte der Arbeit der IHK für das kommende Jahr definiert: 1. INTERESSENVERTRETUNG DURCH PRÄSIDIUM UND VOLLVERSAMMLUNG Zu Beginn der neuen Legislatur ist es von besonderer Bedeutung, die strategischen Ziele für die kommenden Jahre gemeinsam zu beraten und zu definieren. Zwischen den Mitgliedern der Vollversammlung und den Mitarbeitern der IHK zu Schwerin soll dazu eine enge Zusammenarbeit stattfinden. 2. FINDUNG DER NEUEN HAUPTGESCHÄFTSFÜHRUNG Verantwortlich für die Umsetzung der Ziele der IHKVollversammlung und die Führung der Mitarbeiter ist die Hauptgeschäftsführung. Daher hat die zeitnahe Nachbesetzung der vakanten Stelle eine wesentliche Priorität für das kommende Jahr. Mit Hilfe einer erfahrenen Personalagentur soll der Prozess strukturiert und zielorientiert umgesetzt werden. 3. DIGITALISIERUNG FÜR MODERNE ARBEITSWELTEN: Um die IT-Infrastruktur neu aufzustellen, ist innerhalb des IHK- und DIHK-Verbundes die Einführung von Microsoft Office 365 als „technische“ Basis auch in der IHK zu Schwerin vorgesehen. 4. FORDERUNGEN UND ERWARTUNGEN DER REGIONALEN WIRTSCHAFT AN DIE KÜNFTIGE BUNDESREGIERUNG Um die Belange der Wirtschaft Westmecklenburgs deutlich in Richtung Landes- und damit auch Bundespolitik zu platzieren, sollen die Bundestagswahlen inhaltlich konstruktiv und kritisch begleitet werden. 5. HERAUSFORDERUNGEN EINER WIRTSCHAFTSORIENTIERTEN LANDESPOLITIK Im Jahr 2026 wird der neue Landtag MecklenburgVorpommern gewählt. In der letzten Phase der aktuellen Legislatur sind wirtschaftspolitische Weichenstellungen erforderlich, um Mecklenburg- Vorpommern als attraktiven Lebens- und Arbeitsstandort weiter auszubauen. Die IHK und das Ehrenamt werden sich hierfür aktiv einbringen. 6. IHK-GENERATIONENWECHSEL ERFOLGREICH GESTALTEN Der Generationswechsel soll aufgrund der fortgeschrittenen Altersstruktur in der Führungsebene der IHK zu Schwerin systematisch umgesetzt werden. NEUES PRÄSIDIUM DER IHK ZU SCHWERIN Matthias Belke (Geschäftsführer der Autoteile M & M GmbH, Ludwigslust) ist von den Mitgliedern der Vollversammlung einstimmig zum Präsidenten der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin wiedergewählt worden. Auf ihrer konstituierenden Sitzung am 11. Dezember 2024 im Ludwig-Bölkow-Haus sprachen sich 37 der 37 anwesenden Mitglieder des Parlaments der Wirtschaft Westmecklenburgs für ihn aus. Der neu gewählte Präsident der IHK zu Schwerin kann auf eine erfolgreiche Bilanz des Die Vollversammlung der IHK zu Schwerin beschloss am 04.12.2024 den Haushalt 2025 und damit eine doppelte Senkung der IHK-Beiträge. Zum einen wird im Jahr 2025 die Beitragsumlage reduziert: Der Hebesatz sinkt von 2024 auf 2025 von 0,14 Prozent auf 0,10 Prozent. 1,4 Mio. Euro Beitragsentlastung Es freut uns, dass wir in diesen unsicheren Zeiten die rund 24.100 IHK-Unternehmen in Westmecklenburg im Haushaltsjahr 2025 voraussichtlich um 1,4 Mio. Euro entlasten können. Die IHK zu Schwerin ist damit nicht nur Interessenvertreter, sondern auch verantwortungsbewusster Partner der regionalen Wirtschaft“, so IHK-Präsident Matthias Belke. 8 Standortpolitik Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2025
letzten Parlaments der Wirtschaft aufbauen. So sollen auch in Zukunft Themen wie die Fachkräftesicherung, die Sicherung wettbewerbsfähiger Energiepreise und die Entwicklung der Infrastruktur Westmecklenburgs Arbeitsschwerpunkte bleiben. „Ich werde den erfolgreichen Weg der letzten fünf Jahre intensiv weiter voranbringen und setze auf Transparenz und Vertrauen. Zentrales Anliegen muss vor allem sein, die Flächenpräsenz der IHK zu Schwerin zu erhöhen. Alle Unternehmen müssen das umfassende Leistungspaket der IHK kennen. Die neu gewählten Mitglieder der IHK-Vollversammlung werden sich im Februar auf konkrete Arbeitsziele verständigen, die im Interesse der Unternehmen unserer Region in Zusammenarbeit mit dem Hauptamt umgesetzt werden sollen“, so Belke. In drei Wahlbezirken und insgesamt acht Wahlgruppen standen 74 Kandidaten in den einzelnen Branchen für die 43 Sitze zur Wahl. Als besonders erfreulich wurden die 8 Mandate gewertet, die durch Frauen besetzt sind. Der IHK zu Schwerin gehören rund 24.000 Unternehmen an. Die Vollversammlung der IHK zu Schwerin ist das „Parlament der Wirtschaft“ und hat entsprechend der gesetzlichen Grundlagen vor allem das Gesamtinteresse der regionalen Wirtschaft zu vertreten. Es ist für die grundsätzliche strategische Ausrichtung der IHK zu Schwerin verantwortlich und trifft wesentliche Entscheidungen. Die aktuellen Mitglieder des neu gewählten IHK-Präsidiums sowie der Vollversammlung der IHK zu Schwerin und weitere Infos zum IHK-Ehrenamt sind online verfügbar unter: www.ihk.de/ schwerin, Dok.-Nr. 1895 Das neue IHK-Präsidium (v.l.): Marc Hoffmann (Geschäftsführer der we-connect.de GmbH, Wismar), Dr. Heike Thierfeld (Geschäftsführerin der Chirurgische Praxisklinik Schwerin Mitte - MVZ GmbH, Schwerin), Matthias Belke (Geschäftsführer der Autoteile M & M GmbH, Ludwigslust), Ronny Freitag (Geschäftsführer der MeBak Metallbau GmbH, Schönberg), Thomas Murche (Vorstand der WEMAG AG, Schwerin). Bilder: IHK/info@paperheroes.de; pixabay_girl-4181395 Wie können Mobilität, Erreichbarkeit unserer Innenstädte und Ortszentren mit Multifunktionalität und der Steigerung der Aufenthaltsqualität in Einklang gebracht werden? Darüber diskutierten Ende 2024 Fachleute aus Industrie- und Handelskammern, Wirtschaft und Politik in Berlin. Verlässliche Rahmenbedingungen und ausgewogene Mobilitätskonzepte gefragt! Der Handlungsdruck wächst, denn die Innenstädte stehen vor großen Herausforderungen: Einkaufsgewohnheiten und Mobilitätsanforderungen verändern sich stetig. Es braucht neue Ideen, um die Städte attraktiv und funktional zu halten. Themen wie Grünflächen, Handel, Gastronomie, Kultur sowie Mobilität und Erreichbarkeit stehen dabei besonders im Fokus. Oft führen diese Themen zu lebhaften Diskussionen in den Kommunen, denn der Platz in den Innenstädten ist begrenzt, und die Interessen der verschiedenen Akteure sind vielfältig. LEBENDIGE STÄDTE Unter dem Motto "Lebendige Städte für Wirtschaft und Menschen – mit mehr Mobilität und Erreichbarkeit" kamen Vertreterinnen und Vertreter aus IHKs, Wirtschaft und Politik zu diesen drei zentralen Erkenntnissen: ► VERLÄSSLICHE RAHMENBEDINGUNGEN Zwar gibt es keine universelle Lösung für alle Innenstädte, doch bestimmte, übergreifende Voraussetzungen schaffen die Grundlage für eine erfolgreiche Transformation: eine enge Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Akteuren, ein gemeinsames Zielbild, rechtliche und finanzielle Planungssicherheit sowie eine bessere Abstimmung über alle Planungsträger hinweg. Auf dieser Basis können individuelle Konzepte entwickelt werden, die auf die Bedarfe vor Ort ausgerichtet sind. ► AUSGEWOGENE MOBILITÄTSKONZEPTE Auch bei den Verkehrsmitteln gibt es nicht die "One fits all"-Lösung. Eine attraktive Innenstadt benötigt einen ausgewogenen Mobilitätsmix, der die Gegebenheiten vor Ort berücksichtigt. Wichtige Bausteine hierfür sind eine funktionsfähige Straßeninfrastruktur, attraktiver ÖPNV, intermodale Angebote sowie umfassende Rad- und Fußwegenetze. Für die Unternehmen ist die einfache Erreichbarkeit der Gewerbestandorte wichtig, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein und um eine reibungslose Logistik gewährleisten zu können. Statt auf Verbote zu setzen, ist es zielführender, Anreize zu schaffen, die Unternehmen und Bürger zum Umstieg auf nachhaltige Mobilitätsformen motivieren. ► DIALOG FÜR TRANSFORMATION Die Transformation der Innenstädte ist eine komplexe Aufgabe, die nur durch Dialog und Kooperation mit allen beteiligten Akteuren gelingen kann. Verschiedene Interessen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung müssen dabei möglichst in Einklang gebracht werden. Dabei sollte auch die interkommunale Zusammenarbeit gestärkt werden und mit Blick auf Pendler und Lieferverkehre die gesamte Region einbezogen werden. Die IHKs können hierbei eine wichtige Rolle als Vermittler einnehmen. IHKS FÜR ZUKUNFTSFÄHIGE INNENSTÄDTE Im Rahmen des Kongresses stellten IHKs Projekte vor, die bereits vor Ort einen wichtigen Beitrag leisten, etwa die "Innenstadtberater" der IHK Rhein-Neckar oder das IHK-Baustellenportal der IHK Gießen. Auch die IHK zu Schwerin engagiert sich für zukunftsfähige Zentren in MV. 2025 startet erneut der Innenstadtwettbewerb Erfolgsraum Altstadt. DIHK INNENSTADTKONGRESS 2024 Mobilität in Innenstädten IHK ZU SCHWERIN Kristin Just 0385 5103-206 just@schwerin.ihk.de Standortpolitik 9 Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2025
Als verschenktes Wirtschaftsjahr bezeichnet die IHK zu Schwerin in ihrer Bilanz die Lage der Unternehmen zum Jahresende 2024. Zudem konstatiert die IHK zu Schwerin gedämpfte Erwartungen im Jahr 2025. Die Wirtschaft fordert von der Politik eine klare Strategie und wichtige Impulse. Die Industrie- und Handelskammer Schwerin zieht eine ernüchternde Bilanz für das Wirtschaftsjahr 2024. Laut der regelmäßigen K onjunkturumfragen der IHK zeichnet sich für das gesamte Jahr ein überwiegend pessimistisches Bild der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Viele Unternehmen in der Region hatten und haben mit vielfältigen Problemen zu kämpfen. „2024 war für viele unserer Mitgliedsunternehmen ein extrem schwieriges Jahr“, betont Matthias Belke, Präsident der IHK zu Schwerin. „Die stark gestiegenen Energiekosten, der anhaltende Kostendruck und die schwache Konsumnachfrage haben viele Betriebe an ihre Grenzen gebracht. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen, die das Rückgrat unserer Wirtschaft bilden, stehen unter erheblichem Druck.“ DUALE BERUFSAUSBILDUNG: GEMEINSAM FÜR FACHKRÄFTE EINSETZEN Knapp 1.500 neue Fachkräfte: Die IHK zu Schwerin nahm auch in diesem Jahr erfolgreich die Weiterbildungs- und Ausbildungsprüfungen ab. Die qualitätsorientierte Durchführung der Prüfungen in der Berufsausbildung, der höheren Berufsbildung sowie der Fach- und Sachkunde gewährleistet ein bundeseinheitliches, hohes Niveau an sehr gut ausgebildeten Fachkräften, die der Wirtschaft insgesamt zur Verfügung stehen. Für die nächste Generation ist ebenfalls gesorgt. So starteten in das 2024 begonnene Ausbildungsjahr 1.256 junge Menschen ihre Berufsausbildung in einem IHK-Unternehmen. In insgesamt 145 Ausbildungsberufen über alle Branchen hinweg offerieren die Unternehmen in Westmecklenburg attraktive berufliche Perspektiven. „Unsere Unternehmen stehen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zur Dualen Berufsausbildung. Auch in diesem Jahr konnten leider nicht alle Ausbildungsstellen besetzt werden.“ so Peter Todt. ENERGIETHEMEN: ESSENZIELL FÜR DIE WIRTSCHAFT Die Wirtschaft erwartet in allen Geschäftsbereichen eine klare Ausrichtung der regionalen und überregionalen Energiepolitik. Ob Strom oder Gas: Nicht nur die Industrie leidet unter den anhaltend hohen Energiepreisen. Unternehmen im überregionalem Wettbewerb sind besonders betroffen. Ihre Produkte und Zulieferungen an Abnehmer sind kaum noch konkurrenzfähig. Aber auch der Tourismusbereich und die Gastronomie sind gezwungen, die höheren Energiekosten abzufedern oder komplett auf die Preise umzulegen. Die Sicherheit und Kostengünstigkeit der Energie muss das klare Ziel der Wirtschaftspolitik sein. Auch wenn nunmehr zum Jahreswechsel die Netzentgelte bundesweit umgelegt werden: Die Entlastungen werden zur Jahresmitte 2025 durch einen deutlichen Anstieg der Gasnetzentgelte und den weiteren Netzausbaukosten der Stromautobahnen aufgezehrt. „Die Bundepolitik mag lange rote Ampelphasen in Berlin verkraften, die regionale Wirtschaft aber nicht! Es muss ein klares Konzept durch den Bund und das Land MV in die Umsetzung gebracht werden, um die Energiekosten in ganz Norddeutschland deutlich zu senken“, so Matthias Belke. „Wir erzeugen erhebliche Mengen an Grünstrom und haben faktisch keine Vorteile davon“, so der IHK-Präsident weiter. LANDESPLANUNG MIT HINDERNISSEN Mit der Überarbeitung der Landesraumplanung erwartet die Wirtschaft insgesamt deutliche Klarheiten. Um Fach- und Arbeitskräfte zu gewinnen und zu halten braucht es aus Sicht der Wirtschaft mehr kostengünstigen Wohnraum. Mehrfamilienhäuser nahe der Gewerbezentren mit einer Vielzahl von Arbeitsplätzen stehen ganz oben auf der Wunschliste vieler Unternehmen. Die Diskussion um Grüne Gewerbegebiete muss mit den wichtigsten Bereichen in die Umsetzung gehen: Bezug von Grünstrom aus dem Umfeld ohne die am Markt üblichen Gebühren, Abgaben und Steuern, der Ausbau erneuerbarer Energien im unmittelbaren Umfeld und vor allem die schnellen Datenverbindungen sind weitere wesentliche Bestandteile der Forderungen. „Die Beratungen zur Überarbeitung des Landesraument- ERNÜCHTERNDES FAZIT Ein verschenktes Wirtschaftsjahr IHK ZU SCHWERIN Marco Woldt 0385 5103-207 woldt@schwerin.ihk.de „Handlungsbedarf ist dringend geboten“, mahnt IHK-Präsident Matthias Belke: „Die Wirtschaft kann sich nicht noch ein verschenktes Wirtschaftsjahr ohne Impulse leisten. Der Politik muss klar sein, dass Unternehmen erwirtschaften, was sie verteilt.“ 10 Standortpolitik Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2025
Bild: Adobe Stock, pixabay_money-87224 wicklungsprogramms Mecklenburg-Vorpommern (LEP) dürfen sich nicht weiter verzögern! Wir müssen visionär die kommenden 10 bis 20 Jahre in den Möglichkeiten der Raumnutzung abbilden“, so Peter Todt. „Mit dem Industriepolitischen Konzept M-V 2030 haben wir eine Steilvorlage, die leider nicht offensiv genutzt wurde und wird“, bemängelt Peter Todt. „Industrieakzeptanz und Industriemarketing sind wesentlich für einen deutlichen Ausbau des industriellen Bereiches. Die Industrie ist der primäre Wertschöpfungsbereich und sichert direkt und indirekt bei Zulieferbetrieben sowie beim Bäcker oder dem Lebensmitteleinzelhandel weitere Arbeitsplätze“. GEDÄMPFTE ERWARTUNGEN: FÜR 2025 BRAUCHT ES DEUTLICHE IMPULSE Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl richtet die IHK den dringenden Appell an die Politik, der Wirtschaft eine höhere Priorität einzuräumen. Die IHK-Konjunkturumfragen haben gezeigt, dass die Politik in 2024 zu einem Risiko der wirtschaftlichen Entwicklung geworden ist. Eine aktive Wirtschaftspolitik muss jedoch vielmehr den Rahmen für eine kontinuierliche Wettbewerbsfähigkeit und ein erfolgreiches unternehmerisches Arbeiten setzen. Dazu gehört spürbar zu deregulieren und damit überflüssige bürokratische Anforderungen abzuschaffen. Das ist eine Hauptforderung der Unternehmen in Westmecklenburg an die Politik. „Die Zeit drängt“, mahnt Matthias Belke. „Wenn die Politik 2025 nicht deutliche Impulse setzt, droht eine weitere Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit. Unsere Unternehmen stehen vor gewaltigen Umbrüchen. Ohne mutige Reformen, eine spürbare Deregulierung und eine klare wirtschaftspolitische Strategie werden wir den Anschluss verlieren.“ DER WIRTSCHAFT PRIORITÄT EINRÄUMEN Auch auf Landesebene wird die IHK zu Schwerin Politik und Verwaltung sachlich und mit Nachdruck begleiten. Zu den wesentlichen Punkten gehört, die geplante Industriestrategie umzusetzen. „Die IHK, Hauptamt wie Ehrenamt, stehen der Politik für den sachlichen Dialog zur Verfügung“, betont Peter Todt. „Man kann nur immer wieder daran erinnern, die Wirtschaft und ihr Know-how frühzeitig bei den Überlegungen zu den praktischen Auswirkungen von gesetzlichen Vorhaben einzubeziehen. Dieses Gesprächsangebot gilt für aktuelle wie zukünftige politisch Verantwortliche.“ Die finanzielle Lage vieler Kommunen wird als dramatisch beschrieben. Impulse für Wachstum setzen statt Steuererhöhungen zu Lasten der regionalen Wirtschaft. Die Situation in Schwerin verdeutlicht die Herausforderungen, vor denen viele Kommunen stehen, wenn es um die Finanzierung ihrer Haushalte geht. Die geplanten Steuererhöhungen, insbesondere die Erhöhung des Hebesatzes zur Gewerbesteuer und der Übernachtungssteuer, hätten erhebliche Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft, insbesondere auf die Beherbergungsbetriebe. DIE ÜBERNACHTUNGSSTEUER Mit Bekanntwerden des Haushaltsplanentwurfes lud die IHK Anfang Oktober Schweriner Betreiber von Beherbergungsbetrieben in das Ludwig-BölkowHaus ein. Eine Einschätzung der Branche wurde verfasst, mit der widerlegt wurde, dass eine erneute Erhöhung der Übernachtungssteuer keine Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft hätte. Die IHK hat verdeutlicht, dass eine solche Erhöhung nur begrenzt zu Lasten der preissensiblen Gäste mit einem hohen Qualitätsanspruch gehen kann. Diese würde die ohnehin schon unter Druck stehenden Betriebe, die mit steigenden Kosten für Personal, Energie, Waren und andere Betriebsausgaben kämpfen, massiv belasten. Die Tatsache, dass die Umsatzsteigerungen aufgrund des Personalmangels und der damit verbundenen Schließzeiten oder nicht zu bewirtschaftender Bettenkapazitäten kaum möglich sind, macht die Situation noch prekärer. ENTSCHEIDUNG FÜR DIE UNTERNEHMEN Es ist ermutigend zu sehen, dass die Schweriner Stadtvertretung am 9. Dezember 2024 die Erhöhungen abgelehnt hat. Dies sendet ein positives Signal an die ansässigen Unternehmen und zeigt, dass die Politik die wirtschaftlichen Belange der Region ernst nimmt. Die Aussagen von Vera Hirte und Peter Todt unterstreichen die Notwendigkeit, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Unternehmen zu verbessern, anstatt sie durch zusätzliche Steuerlasten weiter zu belasten. Vera Hirte, Vorsitzende des IHK-Tourismusausschusses und Inhaberin des Hotels Speicher am Ziegelinnensee, unterstreicht: „Das wirtschaftliche Risiko muss auch mit einem Beherbergungsbetrieb in Schwerin kalkulierbar bleiben. Schon die Kostensteigerung durch die Ausweitung der Übernachtungssteuer auf Geschäftsreisende im April 2024 konnte nicht vollständig auf die Gäste umgelegt werden. Es handelt sich um eine grundlegende politische Entscheidung für die Übernachtungsbetriebe in Schwerin.“ „Es kann grundsätzlich keine Lösung sein, kommunale verwaltungsinterne Kostensteigerungen und Haushaltskonsolidierungen auf dem Rücken der ansässigen Unternehmen auszutragen“, kommentiert der amtierende Hauptgeschäftsführer der IHK zu Schwerin, Peter Todt. „Mit der Ablehnung einer weiteren Erhöhung des Hebesatzes zur Gewerbesteuer und zur Bettensteuer setzt die Schweriner Politik ein positives Zeichen für die ansässige Wirtschaft.“ KLARES NEIN DER WIRTSCHAFT Kommunale Haushaltssanierung IHK ZU SCHWERIN Kristin Just 0385 5103-206 just@schwerin.ihk.de Standortpolitik 11 Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2025
Bilder: Am 26. Juni 1990 machte sich Volker Rumstich selbstständig und ließ seine neue Firma eintragen. Dabei war der Schritt in die Selbstständigkeit keineswegs vorgezeichnet. Vielmehr sah sich der gelernte Landmaschinentraktorschlosser, der bis 1990 genauso wie seine Frau für den Kreisbetrieb für Landtechnik (KfL) im Bezirk Schwerin tätig war, nach dem Mauerfall gezwungen neue Wege zu gehen. Volker Rumstich blickt zurück an die Zeit vor der Wende und die turbulenten Anfangsjahre in der Selbstständigkeit: „Aufgrund meiner Ausbildung als Schlosser und KfZ-Meister hatte ich dort neben den Azubis auch Schüler der 7./8. Klasse im sogenannten polytechnischen Unterricht ausgebildet. Die Schüler hatten durch den Unterricht eine Idee davon, welche Unternehmen es in der Region gibt und was man dort alles machen kann. Damit hatten sie wesentlich mehr Einblick und mehr Praxis als heute.“ Doch die Wende sorgte nicht nur für eine Abschaffung des polytechnischen Unterrichts. Auch die Auszubildendenzahlen gingen drastisch zurück. Als einer von vier Ausbildern mit Meisterqualifikation erkannte Rumstich, dass er kaum noch eine Bleibeperspektive hatte und orientierte sich daher neu. Dabei halfen sowohl der Zufall als auch familiäre Kontakte im Westen: „Im Endeffekt kam mein Vater von einem Besuch wieder und sagte: Du dein Cousin da unten bei Frankfurt, der hat einen LKW, den kannst du haben. Damit kannst du Geld verdienen.‘“ START IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT Volker Rumstich machte sich umgehend auf den Weg, rief Betriebe in der Region an und fragte an, ob diese Interesse an Transportleistungen haben. Mit dem früheren VEB Großhandel Obst, Gemüse und Speisekartoffeln (OGS) meldete sich schließlich ein Unternehmen. Da die Ostdeutschen nach dem Mauerfall großes Interesse an zuvor kaum oder gar nicht verfügbaren Südfrüchten zeigten, brauchte die OGS Transporte von Lübeck nach Parchim, um die neuen Waren aus Übersee in der Region zu verteilen, wie sich Rumstich erinnert „Wir hatten damals jede Menge Sonderfahrten um Bananen zu holen. Ich habe damals gesagt: Wir leben in einer Bananenrepublik.“ Der Bedarf war groß. Rumstich legte sich zwei weitere LKW zu und warb Fahrer von der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft. Seine erste Rechnung hat er dann schon in DM gestellt, die am 1.7.1990 in Ostdeutschland eingeführt wurde. Die Geschäfte liefen zunächst gut, aber die Entscheidung auch in anderen Bereichen Fuß zu fassen, sollte sich als richtig erweisen, da bereits Anfang der 1990er Jahre Zahlungsausfälle für erhebliche Schwierigkeiten sorgen konnten, wie sich Rumstich zurückblickt: „Wir hatten schon damals viel mit Leuten zu tun, die haben einem sonst was versprochen und da ging es auch schon los mit unbezahlten Rechnungen. Das kannten wir aus der DDR gar nicht. Da galt ja noch das Prinzip des Kutschervertrages beziehungsweise des ehrbaren Kaufmanns. Wir haben zum Beispiel einmal 239.000 Mark verloren, weil eine Firma Pleite ging, für die wir Fahrten gemacht hatten. Wir durften uns dann aus der Firma Dinge aus der Insolvenzmasse mitnehmen. Unter anderem Auslegware, die in unserer Familie bis heute daher als der teuerste Teppich der Welt gilt.“ Ab Mitte der 1990er Jahre konzentrierte sich die Firma Rumstich zunächst unter anderem auf die Transporte landwirtschaftlicher Güter, von Holz Die Transportbranche bildet das Rückgrat der regionalen Wirtschaft. Ohne die Logistiker erreichen keine Waren ihr Ziel. Als im November 1989 die Mauer fiel und sich die Wiedervereinigung abzeichnete, boten sich in dieser Branche plötzlich neue Chancen für Menschen, die bereit waren, sich eine neue Existenz aufzubauen. Einer dieser Neuunternehmer war Volker Rumstich. Ausbildung ist das A und O! IHK ZU SCHWERIN Dr. Wolf-Rüdiger Knoll 0385 5103-208 knoll@schwerin.ihk.de 12 Standortpolitik Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2025
Bilder: und von Möbeln. Um Weihnachten 1995 zeichnete sich dann eine neue Perspektive ab: Die Deutsche Post suchte Speditionsunternehmen für die Lieferungen an ihre Logistikzentren. Dabei wurden Fahrzeuge mit Wechselbrücken gebraucht. Rumstich hatte zu der Zeit bereits ein solches Fahrzeug und erfuhr über einen befreundeten Unternehmer von der Ausschreibung. Anfang 1996 ging er dann ins Risiko, was sich auszahlen sollte. DAS UNTERNEHMEN UND DIE FAMILIE Für seine Familie war das eine fordernde Zeit. Während Freunde an Feiertagen Ausflüge unternahmen, reparierte Volker Rumstich seine Fahrzeuge. Die Herausforderungen der Selbstständigkeit prägten dabei sowohl das Ehepaar Rumstich als auch die gemeinsame Tochter Katja, die sich als Interviewpartnerin erinnert: „Als Kind habe ich sogar mitgeholfen, Verunreinigung aus einem LKW-Tank herauszuholen. Da kam nur ich ran und habe dafür, glaube ich, 10 Mark bekommen.“ Damit war der vermeintliche Weg in den Familienbetrieb für Katja Rumstich eigentlich vorgezeichnet. Ihr Studium der Verkehrswirtschaft brach sie jedoch ab und ging stattdessen nach Hamburg, um dort eine Ausbildung zur Speditionskauffrau zu machen. Nach verschiedenen Jobs bis hin zu leitenden Positionen verspürte sie schließlich den Drang in die Heimat zurückzukehren und im elterlichen Betrieb Verantwortung zu übernehmen: „Ich kannte das alles ja. Ich bin damit aufgewachsen und mir brauchte von Spedition keiner was erzählen.“ Bei ihrem Vater Volker traf Katja damit auf offene Ohren. Katja Rumstich stieg zum 1.1.2008 als Gesellschafterin ein und das Unternehmen blieb auf Erfolgskurs, zählte um 2013 über 40 LKW und etwa 80 Mitarbeiter. AUSBILDUNG ALS SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG Eine, wenn nicht die wichtigste Grundlage für den Erfolg des Unternehmens bildete dabei die Berufsausbildung. Seit 1997 wird bei Rumstich Transporte ausgebildet. Der allererste Auszubildende arbeitet noch heute im Betrieb. In Spitzenzeiten zählte das Unternehmen bis zu 8 Azubis in einem Lehrjahr. Vater und Tochter Rumstich sind sich dabei einig: „Im Schnitt bleiben zwei Drittel der Azubis bei uns. Andere sind gegangen und nach einem halben Jahr wiedergekommen, denn wir halten immer Kontakt zu unseren Azubis.“ Heute teilen sich Vater und Tochter noch immer die Arbeit auf. Katja Rumstich ist seit Mai 2022 geschäftsführende Gesellschafterin. Der Vater hat zwar das Ruhestandsalter erreicht, ist aber auch heute noch jeden Tag im Betrieb, was Katja Rumstich erfreut: „Ich schätze das wahnsinnig, weil er einfach diese enorme Erfahrung hat und auch diese Ruhe. Wir haben uns das gut aufgeteilt: Mein Vater kümmert sich um den Fuhrpark und sagt auch mal, ob die Rechnung aus der Werkstatt so passt, weil er das technische Know-how hat.“ HERAUSFORDERUNGEN Heute zählt das Unternehmen 50 Beschäftigte, sowie 28 ziehende Einheiten – wie es in der Fachsprache heißt. Und dass es sich im wahrsten Sinne des Wortes um einen Familienbetrieb handelt, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass nicht nur Volker Rumstichs Frau bis heute in der Buchhaltung tätig ist; auch der Schwiegersohn arbeitet seit 2015 im Unternehmen. Der Blick in die Zukunft stimmt beide Protagonisten durchaus nachdenklich. Volker Rumstich sieht vor allem Schwierigkeiten darin Personal zu finden und diese zu Fachleuten ausbilden. Außerdem hätten viele Unternehmer das Problem der Nachfolge in der Führung. Kinder von Geschäftsführern wollen sich das heute nicht mehr antun. Katja Rumstich nimmt dabei aber auch die Politik in die Pflicht: „Ich finde das grenzwertig: wir als Unternehmer erwirtschaften den Wohlstand, aber unsere Probleme werden von der Politik nicht wahrgenommen. Bei all den Auflagen und Anforderungen aus Brüssel und Berlin ist für uns trotz wahrscheinlich guter Absichten mittlerweile ein Bürokratiemonster entstanden, das die Sachen nur verschlimmbessert. Das sehen auch junge Menschen, die sich überlegen, ein Unternehmen zu gründen.“ Zudem wünschen sich Vater und Tochter, dass die Jugendlichen in der Region gehalten werden bzw. dazu motiviert werden können, wieder zurückzukommen. Katja Rumstich: „Hamburg ist super, aber ich möchte meinen Sohn hier aufwachsen sehen und nicht in einer Großstadt. Der Zusammenhalt hier in Parchim ist schön. Klar, für junge Leute ist das nicht immer leicht. Die wollen raus, was erleben. Aber das Aufwachsen hier ist einfach schön. Und dann kann sich jeder ausprobieren.“ In welche Richtung es zukünftig gehen kann, verdeutlicht abschließend die heutige Unternehmenschefin Katja Rumstich: „Wir brauchen auch weiterhin Ansiedlungen. Denn neue Produzenten und Kunden bedeuten am Ende auch Kinder vor Ort. Ich glaube im Bereich Erneuerbare Energien, vielleicht gerade auch Speichertechnik brauchen wir noch mehr Industrie bzw. produzierendes Gewerbe, weil das auch junge Leute anzieht. Das ist doch unser Vorteil in der Region und dafür brauchen wir auch die Voraussetzungen, dass wir den offensichtlichen Wettbewerbsvorteil auch wirklich nutzen können.“ Einig ist sich das Familiengespann auch im Hinblick auf die Bedeutung der Ausbildung für Unternehmen und Menschen vor Ort. Beide erklären unisono: „Ausbildung ist das A und O. Ohne das geht es nicht. Wir machen das seit über 25 Jahren. Aber dieses Jahr haben wir auch nur einen Lehrling, weil die Nachfrage nicht stimmt oder einfach die Grundqualifikation nicht da ist.“ Katja und Volker Rumstich Bild: IHK/Drachevsky Standortpolitik 13 Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2025
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