Als verschenktes Wirtschaftsjahr bezeichnet die IHK zu Schwerin in ihrer Bilanz die Lage der Unternehmen zum Jahresende 2024. Zudem konstatiert die IHK zu Schwerin gedämpfte Erwartungen im Jahr 2025. Die Wirtschaft fordert von der Politik eine klare Strategie und wichtige Impulse. Die Industrie- und Handelskammer Schwerin zieht eine ernüchternde Bilanz für das Wirtschaftsjahr 2024. Laut der regelmäßigen K onjunkturumfragen der IHK zeichnet sich für das gesamte Jahr ein überwiegend pessimistisches Bild der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Viele Unternehmen in der Region hatten und haben mit vielfältigen Problemen zu kämpfen. „2024 war für viele unserer Mitgliedsunternehmen ein extrem schwieriges Jahr“, betont Matthias Belke, Präsident der IHK zu Schwerin. „Die stark gestiegenen Energiekosten, der anhaltende Kostendruck und die schwache Konsumnachfrage haben viele Betriebe an ihre Grenzen gebracht. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen, die das Rückgrat unserer Wirtschaft bilden, stehen unter erheblichem Druck.“ DUALE BERUFSAUSBILDUNG: GEMEINSAM FÜR FACHKRÄFTE EINSETZEN Knapp 1.500 neue Fachkräfte: Die IHK zu Schwerin nahm auch in diesem Jahr erfolgreich die Weiterbildungs- und Ausbildungsprüfungen ab. Die qualitätsorientierte Durchführung der Prüfungen in der Berufsausbildung, der höheren Berufsbildung sowie der Fach- und Sachkunde gewährleistet ein bundeseinheitliches, hohes Niveau an sehr gut ausgebildeten Fachkräften, die der Wirtschaft insgesamt zur Verfügung stehen. Für die nächste Generation ist ebenfalls gesorgt. So starteten in das 2024 begonnene Ausbildungsjahr 1.256 junge Menschen ihre Berufsausbildung in einem IHK-Unternehmen. In insgesamt 145 Ausbildungsberufen über alle Branchen hinweg offerieren die Unternehmen in Westmecklenburg attraktive berufliche Perspektiven. „Unsere Unternehmen stehen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zur Dualen Berufsausbildung. Auch in diesem Jahr konnten leider nicht alle Ausbildungsstellen besetzt werden.“ so Peter Todt. ENERGIETHEMEN: ESSENZIELL FÜR DIE WIRTSCHAFT Die Wirtschaft erwartet in allen Geschäftsbereichen eine klare Ausrichtung der regionalen und überregionalen Energiepolitik. Ob Strom oder Gas: Nicht nur die Industrie leidet unter den anhaltend hohen Energiepreisen. Unternehmen im überregionalem Wettbewerb sind besonders betroffen. Ihre Produkte und Zulieferungen an Abnehmer sind kaum noch konkurrenzfähig. Aber auch der Tourismusbereich und die Gastronomie sind gezwungen, die höheren Energiekosten abzufedern oder komplett auf die Preise umzulegen. Die Sicherheit und Kostengünstigkeit der Energie muss das klare Ziel der Wirtschaftspolitik sein. Auch wenn nunmehr zum Jahreswechsel die Netzentgelte bundesweit umgelegt werden: Die Entlastungen werden zur Jahresmitte 2025 durch einen deutlichen Anstieg der Gasnetzentgelte und den weiteren Netzausbaukosten der Stromautobahnen aufgezehrt. „Die Bundepolitik mag lange rote Ampelphasen in Berlin verkraften, die regionale Wirtschaft aber nicht! Es muss ein klares Konzept durch den Bund und das Land MV in die Umsetzung gebracht werden, um die Energiekosten in ganz Norddeutschland deutlich zu senken“, so Matthias Belke. „Wir erzeugen erhebliche Mengen an Grünstrom und haben faktisch keine Vorteile davon“, so der IHK-Präsident weiter. LANDESPLANUNG MIT HINDERNISSEN Mit der Überarbeitung der Landesraumplanung erwartet die Wirtschaft insgesamt deutliche Klarheiten. Um Fach- und Arbeitskräfte zu gewinnen und zu halten braucht es aus Sicht der Wirtschaft mehr kostengünstigen Wohnraum. Mehrfamilienhäuser nahe der Gewerbezentren mit einer Vielzahl von Arbeitsplätzen stehen ganz oben auf der Wunschliste vieler Unternehmen. Die Diskussion um Grüne Gewerbegebiete muss mit den wichtigsten Bereichen in die Umsetzung gehen: Bezug von Grünstrom aus dem Umfeld ohne die am Markt üblichen Gebühren, Abgaben und Steuern, der Ausbau erneuerbarer Energien im unmittelbaren Umfeld und vor allem die schnellen Datenverbindungen sind weitere wesentliche Bestandteile der Forderungen. „Die Beratungen zur Überarbeitung des Landesraument- ERNÜCHTERNDES FAZIT Ein verschenktes Wirtschaftsjahr IHK ZU SCHWERIN Marco Woldt 0385 5103-207 woldt@schwerin.ihk.de „Handlungsbedarf ist dringend geboten“, mahnt IHK-Präsident Matthias Belke: „Die Wirtschaft kann sich nicht noch ein verschenktes Wirtschaftsjahr ohne Impulse leisten. Der Politik muss klar sein, dass Unternehmen erwirtschaften, was sie verteilt.“ 10 Standortpolitik Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2025
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