IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 01, 02/2025

Bilder: und von Möbeln. Um Weihnachten 1995 zeichnete sich dann eine neue Perspektive ab: Die Deutsche Post suchte Speditionsunternehmen für die Lieferungen an ihre Logistikzentren. Dabei wurden Fahrzeuge mit Wechselbrücken gebraucht. Rumstich hatte zu der Zeit bereits ein solches Fahrzeug und erfuhr über einen befreundeten Unternehmer von der Ausschreibung. Anfang 1996 ging er dann ins Risiko, was sich auszahlen sollte.  DAS UNTERNEHMEN UND DIE FAMILIE Für seine Familie war das eine fordernde Zeit. Während Freunde an Feiertagen Ausflüge unternahmen, reparierte Volker Rumstich seine Fahrzeuge. Die Herausforderungen der Selbstständigkeit prägten dabei sowohl das Ehepaar Rumstich als auch die gemeinsame Tochter Katja, die sich als Interviewpartnerin erinnert: „Als Kind habe ich sogar mitgeholfen, Verunreinigung aus einem LKW-Tank herauszuholen. Da kam nur ich ran und habe dafür, glaube ich, 10 Mark bekommen.“ Damit war der vermeintliche Weg in den Familienbetrieb für Katja Rumstich eigentlich vorgezeichnet. Ihr Studium der Verkehrswirtschaft brach sie jedoch ab und ging stattdessen nach Hamburg, um dort eine Ausbildung zur Speditionskauffrau zu machen. Nach verschiedenen Jobs bis hin zu leitenden Positionen verspürte sie schließlich den Drang in die Heimat zurückzukehren und im elterlichen Betrieb Verantwortung zu übernehmen: „Ich kannte das alles ja. Ich bin damit aufgewachsen und mir brauchte von Spedition keiner was erzählen.“ Bei ihrem Vater Volker traf Katja damit auf offene Ohren. Katja Rumstich stieg zum 1.1.2008 als Gesellschafterin ein und das Unternehmen blieb auf Erfolgskurs, zählte um 2013 über 40 LKW und etwa 80 Mitarbeiter.  AUSBILDUNG ALS SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG Eine, wenn nicht die wichtigste Grundlage für den Erfolg des Unternehmens bildete dabei die Berufsausbildung. Seit 1997 wird bei Rumstich Transporte ausgebildet. Der allererste Auszubildende arbeitet noch heute im Betrieb. In Spitzenzeiten zählte das Unternehmen bis zu 8 Azubis in einem Lehrjahr. Vater und Tochter Rumstich sind sich dabei einig: „Im Schnitt bleiben zwei Drittel der Azubis bei uns. Andere sind gegangen und nach einem halben Jahr wiedergekommen, denn wir halten immer Kontakt zu unseren Azubis.“ Heute teilen sich Vater und Tochter noch immer die Arbeit auf. Katja Rumstich ist seit Mai 2022 geschäftsführende Gesellschafterin. Der Vater hat zwar das Ruhestandsalter erreicht, ist aber auch heute noch jeden Tag im Betrieb, was Katja Rumstich erfreut: „Ich schätze das wahnsinnig, weil er einfach diese enorme Erfahrung hat und auch diese Ruhe. Wir haben uns das gut aufgeteilt: Mein Vater kümmert sich um den Fuhrpark und sagt auch mal, ob die Rechnung aus der Werkstatt so passt, weil er das technische Know-how hat.“  HERAUSFORDERUNGEN Heute zählt das Unternehmen 50 Beschäftigte, sowie 28 ziehende Einheiten – wie es in der Fachsprache heißt. Und dass es sich im wahrsten Sinne des Wortes um einen Familienbetrieb handelt, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass nicht nur Volker Rumstichs Frau bis heute in der Buchhaltung tätig ist; auch der Schwiegersohn arbeitet seit 2015 im Unternehmen. Der Blick in die Zukunft stimmt beide Protagonisten durchaus nachdenklich. Volker Rumstich sieht vor allem Schwierigkeiten darin Personal zu finden und diese zu Fachleuten ausbilden. Außerdem hätten viele Unternehmer das Problem der Nachfolge in der Führung. Kinder von Geschäftsführern wollen sich das heute nicht mehr antun. Katja Rumstich nimmt dabei aber auch die Politik in die Pflicht: „Ich finde das grenzwertig: wir als Unternehmer erwirtschaften den Wohlstand, aber unsere Probleme werden von der Politik nicht wahrgenommen. Bei all den Auflagen und Anforderungen aus Brüssel und Berlin ist für uns trotz wahrscheinlich guter Absichten mittlerweile ein Bürokratiemonster entstanden, das die Sachen nur verschlimmbessert. Das sehen auch junge Menschen, die sich überlegen, ein Unternehmen zu gründen.“ Zudem wünschen sich Vater und Tochter, dass die Jugendlichen in der Region gehalten werden bzw. dazu motiviert werden können, wieder zurückzukommen. Katja Rumstich: „Hamburg ist super, aber ich möchte meinen Sohn hier aufwachsen sehen und nicht in einer Großstadt. Der Zusammenhalt hier in Parchim ist schön. Klar, für junge Leute ist das nicht immer leicht. Die wollen raus, was erleben. Aber das Aufwachsen hier ist einfach schön. Und dann kann sich jeder ausprobieren.“ In welche Richtung es zukünftig gehen kann, verdeutlicht abschließend die heutige Unternehmenschefin Katja Rumstich: „Wir brauchen auch weiterhin Ansiedlungen. Denn neue Produzenten und Kunden bedeuten am Ende auch Kinder vor Ort. Ich glaube im Bereich Erneuerbare Energien, vielleicht gerade auch Speichertechnik brauchen wir noch mehr Industrie bzw. produzierendes Gewerbe, weil das auch junge Leute anzieht. Das ist doch unser Vorteil in der Region und dafür brauchen wir auch die Voraussetzungen, dass wir den offensichtlichen Wettbewerbsvorteil auch wirklich nutzen können.“ Einig ist sich das Familiengespann auch im Hinblick auf die Bedeutung der Ausbildung für Unternehmen und Menschen vor Ort. Beide erklären unisono: „Ausbildung ist das A und O. Ohne das geht es nicht. Wir machen das seit über 25 Jahren. Aber dieses Jahr haben wir auch nur einen Lehrling, weil die Nachfrage nicht stimmt oder einfach die Grundqualifikation nicht da ist.“ Katja und Volker Rumstich Bild: IHK/Drachevsky Standortpolitik  13 Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2025

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