HELIOS KLINIKEN SCHWERIN Wir sind hier universitär in Schwerin Es ist eine gewagte These, die Prof. Dr. Dr. Aram Prokop aufstellt. Er ist Leiter der Kinderonkologie/-Hämatologie und Arbeitsgruppenleiter der AG Experimentelle Onkologie in der Kinderklinik der Helios Kliniken Schwerin. Als Wissenschaftler weiß man jedoch mit Thesen und deren Beweisführung umzugehen - im IHKGespräch mit Prof. Prokop und seinem Forschungsteam rund um Franziska Bannwart, Promotionsstudentin an der MSH Medical School Hamburg. Franziska Bannwart gewann den Innovationspreis des Fördervereins „Hochschulen in Schwerin“, gestiftet von den Stadtwerken Schwerin, auf der Eröffnungsveranstaltung zur Schweriner Wissenschaftswoche 2024 in der IHK zu Schwerin. In ihrer Promotion stellt sie dar, wie bereits resistente Krebszellen wieder ihre Anfälligkeit für individuellen Behandlungsmöglichkeiten mit Hilfe neuartigen Gold-Komplexen zu bekommen. Die Gold-Komplexe haben eine wachstumshemmende Wirkung und greifen die bösartige Krebszellen an. Die Resistenz der Krebszellen gegen verschiedene Medikamente wird mit In-vitro-Behandlungen überwunden. So Könnte das Potenzial konventioneller Medikation als therapeutisches Mittel in der Krebsbehandlung erhöht werden. Prof. Prokop gründete im Jahr 2003 die Arbeitsgruppe »Experimentelle Onkologie« an der Charité Berlin. 2008 zog diese Gruppe nach Köln um und seit 2020 an die Helios Kliniken in Schwerin. Vier Forschende folgten Prof. Prokop und der gesamten Laborausstattung mit nach Schwerin. Medizinisch und biologisch technische Angestellte werden in Schwerin ausgebildet und Studierende der Medizin und der Naturwissenschaften an der MSH in ihren Bachelor- und Master-Arbeiten und Dissertationen betreut. Insgesamt 14 Mitarbeiter und medizinische Doktoranden arbeiten nun in Schwerin an neuen Wirkstoffklassen gegen bösartige Erkrankungen. Das Labor und die Forschung werden überwiegend aus Drittmitteln finanziert und sind an der MSH angesiedelt. Der Wissenschaftler fasst die Diskussion um den Wissenschaftsstandort Schwerin dann auch so zusammen: „Wir sind hier universitär in Schwerin. Da muss sich unser Schweriner Campus nicht verstecken.“ In Kooperation mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Schmalz an der Universität zu Köln ist in der AG Experimentelle Onkologie eine neue Steroidklasse gegen Zytostatika-resistente Tumor- und Leukämiezellen entwickelt worden, die die Blut-Hirn-Schranke überwinden können und gegen Hirntumorzellen wirksam sind. Dieses Forschungsprojekt wird vom BMBF gefördert mit dem Ziel einer Firmenausgründung zum Zwecke der HEntwicklung eines neuen Medikamentes gegen Hirntumoren. Auch die Firma BioNTech, das seit der CovidKrise weltbekannten Mainzer Biotechnologieunternehmen, ist über dieses Programm des Bundesministeriums für Forschung ausgegründet worden. Neben SAP gilt BioNTech heute als eines von wenigen international erfolgreichen Start-up-Gründungen in Deutschland. Die Forschungserfolge in Schwerin machen aber auch gleichzeitig das Potenzial für Unternehmensgründungen deutlich, wenn entsprechend mit finanzieller Begleitung, Venture Capital oder auch der Vergabe von medizinischen Stipendien weiter am Standort Schwerin investiert wird. Denkbar, dass Produkte der medizinischen Forschung und Pharmazeutika somit auch aus Westmecklenburg als Teil der Metropolregion Hamburg in einen hochpotenten Markt eingeführt werden können. Auch hier sollte gelten, dass Glück machbar ist wenn die wirtschaftspolitischen und wissenschaftlichen Rahmenbedingungen geschaffen sind. IHK ZU SCHWERIN Thomas Lust 0385 5103-308 lust@schwerin.ihk.de 28 Existenzgründung & Unternehmensförderung Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2025
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