IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 03, 04/2025

Bild: Danny Gohlke Die Entscheidung der Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, den langjährigen Präsidenten der IHK Neubrandenburg mit dem Amt des Wirtschaftsministers für MV zu betrauen, war auch für die IHKs im Land eine überraschende Nachricht. Zugleich begrüßten die Kammern diese Personalie, denn viele Ideen und Forderungen hat Dr. Blank bislang mitgetragen. Nun gilt es, möglichst viel Wirtschaftskompetenz umzusetzen. Die IHKs in Neubrandenburg, Rostock und Schwerin konnten den Wirtschaftsminister einige Fragen zu Themen stellen, deren zeitnahe Umsetzung aus Sicht der Wirtschaft dringend geboten sind. Herr Dr. Blank, herzlichen Glückwunsch zum Amt des Wirtschaftsministers. Wie waren die ersten Wochen? Die ersten Wochen waren aufregend und extrem vielseitig. In ganz kurzer Zeit habe ich ein breites Spektrum von Aktivitäten erlebt – die politischen Debatten im Landtag, die unterschiedlichen Termine vor Ort, die hohe und dauerhafte mediale Aufmerksamkeit und quasi nebenbei das Tagesgeschäft – das war eine ziemliche Druckbetankung. Insgesamt bin ich sehr gut aufgenommen worden und ich freue mich immer noch riesig auf die Aufgabe und die Chance, an exponierter Stelle etwas zu bewegen. Aus Ihrer vorherigen Funktion als Präsident der IHK Neubrandenburg für das östliche Mecklenburg-Vorpommern kennen Sie die regionale Wirtschaft sehr gut. Was bedeutet das für Ihr neues Amt? Das hilft mir sehr. Meine vorherige Funktion bringt zum einen das Verständnis für bestimmte fachliche Sachverhalte und Zusammenhänge. Zum anderen ermöglicht sie mir die Herausforderungen, vor denen die Unternehmer, aber auch die Beschäftigten, in unserem Land stehen, aus deren Perspektive zu betrachten. Diese Perspektive möchte ich als Wirtschaftsminister einbringen, um den Standort Mecklenburg-Vorpommern voranzubringen. Gleichgeblieben ist auch in der neuen Funktion, dass der direkte Austausch mit den Menschen vor Ort für mich absolut entscheidend ist. Im Herbst 2024 waren die Geschäftserwartungen der Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern abermals gesunken, Insolvenzen mehren sich. Wie können Sie wirtschaftspolitisch gegensteuern? Die Landesregierung und insbesondere mein Haus verfolgen die wirtschaftliche Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern genau. Ziel unserer Arbeit und der verschiedenen Maßnahmen ist es, den Standort Mecklenburg-Vorpommern noch attraktiver und erfolgreicher zu machen. Da gilt es an vielen kleinen und großen Stellschrauben zu drehen. Ein konkretes Beispiel, wie Politik unterstützen und Weichen stellen kann, ist die neue Fachkräfte-Service-Zentrale. Sie wird einen wichtigen Beitrag dabei leisten, den komplexen Prozess der Erwerbsmigration zu lenken und zu vereinfachen. Das ist wichtig, denn der Fach- und Arbeitskräftemangel ist und bleibt insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels eines der zentralen Probleme unserer Wirtschaft. Konkret: Haben Sie es in der Hand, die immer wieder von Unternehmen beklagte Bürokratielast einzudämmen? Für mein Ministerium kann ich sagen, wir sind dran und schauen uns unsere Prozesse genau an. Klar ist, Bürokratieabbau, das ist immer auch eine Gemeinschaftsaufgabe. Es sind alle Ebenen gefordert und in der Pflicht. Wichtig ist zu verstehen, dass sich eine Vielzahl bürokratischer Notwendigkeiten aus bundes- und europarechtlichen Verpflichtungen ergibt. Die können nicht allein in Schwerin aufgelöst werden. Die EU will jetzt mit Nachdruck ran an das Thema Bürokratieabbau. Das halte ich für dringend notwendig. Auch im Bund ist die Erkenntnis längst gereift, dass man das Rad an einigen Stellen überdreht und gleichzeitig die Chancen der Digitalisierung der Prozesse viel zu wenig genutzt hat. Das Thema steht oben auf der Agenda. Bürokratieabbau, das bleibt eine Daueraufgabe. Das heißt, immer wieder den Finger in die Wunde zu legen, um die PS auf die Straßen zu bringen. Können Sie darauf hinwirken, dass Unternehmen auf mehr Planbarkeit bei den politischen Rahmenbedingungen vertrauen können? Das Problem der fehlenden Planbarkeit war in den vergangenen Monaten klar in Berlin zu verorten. Da, wo unsere Landesregierung die Verantwortung trägt, kann nicht von mangelnder Planungssicherheit die Rede sein. Ich hoffe sehr, dass die neue Bundesregierung versteht, dass Planbarkeit und Verlässlichkeit absolut elementar sind. Wie kann es gelingen, dass Mecklenburg-Vorpommern im Wettbewerb um Industrieansiedlungen nicht abgehängt wird oder andersherum: Wie gelingt es wieder, den Wirtschaftsstandort Deutschland, insbesondere Mecklenburg-Vorpommern, attraktiver als bisher zu machen? Mecklenburg-Vorpommern war, ist und bleibt ein sehr attraktiver Wirtschaftsstandort. Dafür sprechen die neuen Ansiedlungen und Erweiterungspläne der Unternehmen im Land. Für MV spricht die geographische Lage, unsere starken Häfen und nicht zuletzt immer stärker die Verfügbarkeit von viel grüner Energie aus Wind und Sonne. Die Energiekosten sind ein drän-  VON DER WIRTSCHAFT IN DIE POLITISCHE VERANTWORTUNG Im Interview  Dr. Wolfgang Blank – Minister für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit MV Im Rahmen des Zukunftsbündnisses MecklenburgVorpommern haben Sie seinerzeit gemeinsam mit den IHKs in MV mitgewirkt am sogenannten „Industriepolitischen Konzept Industrieland MecklenburgVorpommern 2030“. Eine klare Agenda für Sie als Wirtschaftsminister? Eindeutig: Ja. Im Rahmen des Zukunftsbündnisses wurde ein starkes Konzept erarbeitet. Das gilt es fortwährend weiterzuentwickeln. 14  Standortpolitik Wirtschaftskompass 03 | 04 | 2025

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