IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 05, 06/2025

Magazin der IHK zu Schwerin 05 | 06 | 2025 DAS SEMINAR DER KREATIVEN Prof. Oliver Hantke Dekan der Fakultät Gestaltung der Hochschule Wismar Als Tochter in die Chefrolle 10 Erwartungen an die neue Koalition 12 MV Plasma schützt Saatgut 30 WIKO Wirtschaftskompass Westmecklenburg

Keynote-Speakerin SARAH LEWANDOWSKI Expertin für Digitalisierung und KI © Mario Drescher Wie Digitalisierung und KI den Außenhandel verändern Fach- und Netzwerkveranstaltung Verleihung des IHK-Exportpreises 4. Juni 2025, ab 10 Uhr IHK zu Schwerin Jetzt anmelden! www.ihk.de/schwerin

Bilder: Rubrik  1 Gute Ansätze Bild: info@paperheroes.de IHK Direkt 0385 5103 111 Der schnelle Weg zur IHK. Grundsätzlich stimmen die Signale des Koalitionsvertrages der neuen Bundesregierung hoffnungsvoll und lassen den Schluss zu, dass die seit langem bestehenden Forderungen der Unternehmen endlich mit konkreten und substanziellen Maßnahmen untersetzt werden sollen. Jede Art von Entlastung der Wirtschaft ist als eine Investition in die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen zu werten. Dabei ist die angekündigte spürbare und dauerhafte Senkung der Energiepreise eines der dringend benötigten Zeichen. Die Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß zu senken und die Netzentgelte zu reduzieren, muss konsequent und vor allem schnell umgesetzt werden. Die Streichung der Gasspeicherumlage darf nur der Anfang sein, um die Gaspreise abzusenken. Auch der angekündigte Ausbau des Wasserstoffkernnetzes darf nicht an Mecklenburg-Vorpommern vorbeigehen. Hier erwartet die Wirtschaft eine klare Strategie, um die Erzeugung grüner Energien, deren Umwandlung, Speicherung und Anlandung an den LNG-Terminals eng zu vernetzen. Eine Wertschöpfung darf sich dabei nicht auf bestehende Industriezentren beschränken. Beim Bekenntnis zum Abbau bürokratischer Hürden und der Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren sind Licht und Schatten eng beieinander. So begrüßt die Wirtschaft die geplante Abschaffung der Belegausgabepflicht. Allerdings gehen die Pläne bei der dringend notwendigen Planungs- und Genehmigungsbeschleunigung nicht weit genug. Das 'neue Deutschlandtempo' darf sich nicht nur auf Vorhaben beschränken, die aus dem Sondervermögen Infrastruktur finanziert werden. Hier lässt der Koalitionsvertrag noch zu viel Interpretationsspielraum. Auch die Genehmigungsfiktion sollte als Grundsatz fest verankert werden. Die Idee zur Einrichtung eines Deutschlandfonds, um die öffentlichen und privaten Investitionen zu bündeln und damit innovative Zukunftsbranchen zu befördern, begrüßt die IHK zu Schwerin ausdrücklich. Ausländische Berufsabschlüsse einfacher anerkennen, die Migration neu ordnen und Integration fördern; dies sind wichtige Bestandteile zur Sicherung von Arbeits- und Fachkräfte für die Wirtschaft. Massiv und ständig in Bildung, Kitas und Schulen zu investieren ist eine gute Zukunftsanlage. Dabei spielt die Digitalisierung ebenso eine wichtige Rolle wie für viele andere Bereiche. Schlussendlich ist dem Infrastrukturausbau eine besondere Priorität zuzuordnen, um dem jahrelangen Investitionsstau zu begegnen. Das Bekenntnis zum Ausbau der Häfen und deren Hinterlandanbindung zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des maritimen Bereiches und die klare Aussage zur nationalen Hafenstrategie als gesamtstaatliche Aufgabe nützen unserem Land. Kritisch ist jedoch der angesetzte Zeitrahmen für die Unternehmenssteuerreform zu sehen – diese ab 2028 umzusetzen, ist viel zu spät. Nachhaltige Ansätze zur dringend notwendigen Begrenzung der Kosten und Beiträge in den sozialen Sicherungssystemen vermisst die Wirtschaft. Nach Jahren des Stillstandes ist die Erwartungshaltung der Wirtschaft jetzt sehr hoch. Das verloren gegangene Vertrauen gegenüber der Ampelregierung kann die neue Koalition nur zurückgewinnen, wenn die gemeinsamen Ziele entschlossen und sehr zeitnah umgesetzt werden. Den guten Ansätzen müssen sehr bald überzeugende Tatsachenentscheidungen folgen. Matthias Belke Präsident der IHK zu Schwerin Jede Art von Entlastung der Wirtschaft ist als eine Investition in die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen zu werten. Editorial Wirtschaftskompass 05 | 06 | 2025

20 28  DIE FLIEGE MACHT AUS WENIG VIEL Eine Fliege gewinnt zunehmend an Bedeutung in der nachhaltigen Tierernährung.  WERTIGE IHK-ABSCHLÜSSE Die duale Berufsausbildung ist in Deutschland die zentrale Basis für die Gewinnung von Facharbeitern für die Unternehmen. Inhalt  STANDORTPOLITIK 10 Als Tochter in die Chefrolle 12 Erwartungen an die neue Koalition 14 Das war die Hannover Messe 2025 15 Klöntörn in Neustadt-Glewe 16 Wenn Dir jemand hilft, dann hilf doppelt zurück! 17 Holzbautage  TITELTHEMA 18 Das Seminar der Kreativen  AUS- & WEITERBILDUNG 20 Wertige IHK-Abschlüsse 21 Der erste Ausbildungstag 21 Neu in der Berufsschule 22 Der Partner Berufsschule 23 Berufsorientierung im Bus 24 Zeugnisse für die Besten 24 IHK-Frühjahrsbrunch 25 IHK-Azubis mit viel Herz 26 Freistellung ist Pflicht 26 Verpflichtender Praxislerntag 26 Ende oder Verlängerung  EXISTENZGRÜNDUNG & UNTERNEHMENSFÖRDERUNG 27 IHK-Tourismusausschuss 27 Erfolgreiche Gründungen gesucht 28 Die Fliege macht aus wenig viel 29 Verlässlichkeit gefordert 29 Veganes „Schnitzel“ 30 MV-Plasma schützt Saatgut 31 Attraktive LEADER-Förderung 32 Nachfolger suchen Unternehmen 33 Erfolgreiche Nachfolge  INTERNATIONAL 34 Das Tor nach Westafrika  RECHT & STEUERN 35 Produktsicherheitsrecht 36 Amtliche Bekanntmachungen 36 Impressum 37 Wismarer Agenturfamilie feiert Jubiläen 2  Inhalt Wirtschaftskompass 05 | 06 | 2025

09  AUSGEDOCKT Die Disney Adventure wurde am 21. April 2025 in der Hansestadt Wismar ausgedockt. Damit endet an diesem Standort der Bau von zivilen Schiffen.  PRODUKTSICHERHEITSRECHT Mit der Verabschiedung des Artificial Intelligence Act (AI-Act) setzt die EU einen entscheidenden Schritt zur Regulierung von Künstlicher Intelligenz (KI).  DAS WAR DIE HANNOVER MESSE 2025 Dass die Hannover Messe in turbulenten Zeiten stattfindet, ist mittlerweile beinahe zum geflügelten Wort geworden. Angefangen bei der Corona-Pandemie, dem Krieg in der Ukraine bis hin zu aktuellen Unsicherheiten im weltweiten Handel: Die Messe ist aufgrund ihrer Internationalität immer auch ein Stimmungsbarometer für die Wirtschaft insgesamt. 14 35 Inhalt  3 Wirtschaftskompass 05 | 06 | 2025

Die Carl Kühne KG blickt auf eine über 300-jährige Unternehmensgeschichte zurück: 1722 in Berlin gegründet, zählt das traditionsreiche Familienunternehmen heute zu den führenden Herstellern von Essig, Senf, Feinkost und vegetarischen Lebensmitteln. Mit Hauptsitz in Hamburg sowie Produktionsstätten in Berlin, Straelen, Schweinfurt, Hamm und Hagenow ist Kühne sowohl national als auch international präsent.  ZENTRUM DER ESSIGPRODUKTION UND LOGISTIKDREHSCHEIBE Der Standort Hagenow spielt eine zentrale Rolle innerhalb der Kühne-Gruppe. Nach einem Großbrand der Hamburger Essigfabrik im Jahr 1995 entstand hier eine hochmoderne Produktionsstätte, die seit 1996 die Essigherstellung verantwortet. Heute werden nicht nur jährlich rund 50 Millionen Liter Essig produziert und in Tanks mit einem Gesamtvolumen von fünf Millionen Litern gelagert, sondern auch in einem 3-SchichtSystem B2B-Produkte wie Mayonnaise, Grillsaucen und Dressings gefertigt. Ein weiteres Standbein ist die Logistik: Auf rund 19.000 Quadratmetern lagern die Produkte aller Kühne-Werke, bevor sie an Handelspartner in Deutschland und Europa verteilt werden.  KLARER FOKUS AUF NACHHALTIGKEIT UND WACHSTUM Nachhaltigkeit und Innovation stehen im Zentrum der Unternehmensstrategie. Seit Jahren verfolgt die Carl Kühne KG konsequent das Ziel, den Energieverbrauch jährlich um etwa zwei Prozent zu senken. Mit dem Aufbau einer eigenen Photovoltaikanlage am Standort Hagenow wird dieses Engagement nun auf eine neue Stufe gehoben. Auch die Erweiterung der Produktionskapazitäten ist ein klares Bekenntnis zur Zukunftssicherung: Geplant ist ein Neubau für zusätzliche Abfülllinien, speziell für die wachsende Nachfrage im Bereich der Systemgastronomie. Nicht zuletzt investiert Kühne auch gezielt in die Aus- und Weiterbildung seiner Mitarbeitenden – ein wichtiger Baustein, um langfristig erfolgreich am Markt zu bleiben.  STANDORT HAGENOW Carl Kühne KG IHK ZU SCHWERIN Dr. Dorothee Wetzig  0385 5103-307 wetzig@schwerin.ihk.de Bild: Carl Kühne KG (&Co.KG) 4  Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 05 | 06 | 2025

Bild:IHK Im März 2025 traf sich der Ausschuss für Industrie, Energie und Maritime Wirtschaft der IHK zu Schwerin zu seiner Sitzung bei der Carl Kühne KG (GmbH & Co.) am Standort Hagenow. Bereits vor Beginn der Sitzung erhielten die Mitglieder bei einem Betriebsrundgang exklusive Einblicke in die Produktionsprozesse des international agierenden Unternehmens. Im Anschluss an den Rundgang stellte Michael Lampe, Werksleiter am Standort Hagenow, die Geschäftsentwicklung, strategische Ausrichtung sowie aktuelle Investitionsmaßnahmen des Unternehmens vor. Er erläuterte zudem das vielfältige Produktportfolio von Kühne am Standort. Besonders positiv hob Michael Lampe die konstruktive Zusammenarbeit mit der regionalen und kommunalen Verwaltung hervor: Ein spürbares Verständnis für industrielle Belange trage wesentlich zur Standortattraktivität bei.  INNOVATIONSIMPULSE AUS DER METROPOLREGION HAMBURG Ein zukunftsweisender Impuls kam von Marcel Jeron, der über die geplante Gründung einer Innovationsagentur für die Metropolregion Hamburg (MRH) informierte. Ziel dieser Agentur sei es, bestehende Strukturen zu ergänzen, Expertenzugänge zu erleichtern und Unternehmen bei der Beantragung von Fördermitteln zu unterstützen. Darüber hinaus wurde ein neuer Verbund aus Innovations- und Wissenschaftsparks (IWP) für erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff vorgestellt. Fünf Standorte – Heide, Geesthacht, Stade, Hamburg-Bergedorf sowie Wismar/Schwerin – bündeln ihre Kompetenzen, um die Zusammenarbeit und Innovationskraft in diesem zukunftsträchtigen Bereich zu stärken.  KÜNSTLICHE INTELLIGENZ ALS SERVICE FÜR UNTERNEHMEN Ein weiteres innovatives Projekt präsentierte Roland Masche: Die Stadt Hagenow plant die Entwicklung eines KI-gestützten Chatbots. Dieses digitale Werkzeug soll Unternehmen, Wirtschaftsförderern, Institutionen sowie Bürgerinnen und Bürgern Informationen zu Standortfaktoren, Aufträgen und anderen wirtschaftlich relevanten Themen liefern. Ziel ist es, durch die Nutzung öffentlicher Datenbanken den Zugang zu Informationen zu erleichtern und die Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft zu fördern.  ENERGIE ALS STANDORTFAKTOR NUTZEN Im weiteren Verlauf der Sitzung diskutierten die Ausschussmitglieder über die Potenziale von MecklenburgVorpommern als Standort für Rechenzentren. Angesichts des steigenden Energiebedarfs durch Künstliche Intelligenz wurde betont, wie wichtig sichere und leistungsfähige Energiequellen sind. Der Ausschuss sprach sich dafür aus, erneuerbare Energien möglichst nahe am Entstehungsort in Wertschöpfung zu bringen, um Netzausbaukosten zu minimieren und die Energieversorgung effizient zu gestalten.  INFRASTRUKTUR, KLIMASCHUTZ UND VERTEIDIGUNG IM FOKUS Auch über aktuelle wirtschaftspolitische Themen wurde intensiv diskutiert. Im Zentrum standen die Infrastruktur-, Klimaschutz- und Verteidigungspakete der künftigen Bundesregierung sowie die wachsende Bedeutung der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie. Die Positionierung des Ausschusses hierzu wurde in die laufenden Aktivitäten der IHK eingebracht.  GEMEINSAME PERSPEKTIVEN: INDUSTRIE TRIFFT AUSSENWIRTSCHAFT Zum Abschluss der Sitzung sprach sich der Ausschuss dafür aus, künftig mit dem derzeitigen Außenwirtschaftsausschuss der IHK zusammenzuarbeiten. Ziel ist es, durch die Zusammenführung der Gremien zum Ausschuss für Industrie, Außenwirtschaft und Energie Synergien zu nutzen und die politische Wirksamkeit weiter zu stärken.  ZU GAST BEI KÜHNE IN HAGENOW IHK-Industrieausschuss IHK ZU SCHWERIN Dr. Dorothee Wetzig  0385 5103-307 wetzig@schwerin.ihk.de  IHK-Industrieausschusssitzung im März 2025 in der Kühne KG Hagenow. Wirtschaftsregion Westmecklenburg  5 Wirtschaftskompass 05 | 06 | 2025

 Informatiker aus Leidenschaft: Michael Hermelschmidt befasst sich intensiv mit Entwicklungen im Bereich sprachbasierter KI. Der Arbeitsplatz von Michael Hermelschmidt misst kaum vier Quadratmeter. Zuhause im Wohnzimmer, nicht aber im Home-Office. Ein großer Schreibtisch, ein Computer, zwei Bildschirme und eine Tafel. „Mathematiker brauchen eine Tafel“, sagt der 31-Jährige. Darauf visualisiert er seine Gedanken, wischt manches wieder weg, fügt Neues hinzu. Was am Ende dabei rauskommt, weiß er am Anfang manchmal selber nicht. Fischen im Trüben? Ganz und gar nicht. Das, was der Informatiker mit MasterAbschluss da betreibt, macht in der Welt von Algorithmen sehr viel Sinn und die Welt auch besser. Davon ist der Firmengründer aus Leezen bei Schwerin überzeugt. Vor gut einem Jahr hat der aus dem Brandenburgischen kommende junge Mann nach einer Episode angestellter Tätigkeit sein eigenes Unternehmen an den Start gebracht: die Okeanos Web Services UG. Der Informatiker aus Leidenschaft setzt weitgehend auf Künstliche Intelligenz: zur gezielten Produktempfehlung, zur Automatisierung von Angeboten, beim bestärkenden Lernen maschineller Anwendungen (Reinforcement Learning in der Robotik) und auch beim spezifischen KI-Training. Oder zur automatisierten Erstellung von Content, dem Verfassen von E-Mails oder Beiträgen auf der Plattform X. Zielstellung: höhere Effizienz, steigende Produktivität, schlichtweg Zeitersparnis und nicht zuletzt mehr Komfort für Kunden. Algorithmen sind das A und O für den Informatiker. Die Handlungsanweisungen für computergestützte Systeme führen zielgerichtet zu einem gewünschten Ergebnis. Wer versteht, wie das funktioniert, kann steuernd eingreifen. Künstliche Intelligenz, die jeden Tag ihr Wissen um ein Vielfaches vergrößert, bietet eine geniale Basis, bestehende Arbeitsabläufe zu optimieren. Ein reales Beispiel erleichtert das Verständnis. Tierarznei Gruhle aus Raduhn nutzt die Unterstützung von Okeanos Metis. Damit bietet die Firma ihren Kunden an, aus einem großen Katalog an tiermedizinischen Produkten mit Hilfe KI-gesteuerter Suchtechnologien das richtige Präparat zu finden. „Das geht schnell, ist effizient und begeistert die Nutzer“, weiß Michael Hermelschmidt. Ähnliche Technologie, ganz anderes Universum: In einem Projekt entwickelt er KI-basiertes Monitoring im industriellen Umfeld, welches auch in der Raumfahrt eingesetzt wird. Michael Hermelschmidt setzt mit seinem Unternehmen auf Standards, die nicht nur im Bereich sensibler Informationen von Belang sind, sondern angesichts der weltpolitischen Entwicklung schon mal eine Portion mehr an Vertrauen schenken. „Ich nutze die Kapazität deutscher Server. Durch meine Zusammenarbeit mit Planet IC aus Schwerin kann ich garantieren, dass vollständige Datenhoheit und höchste Sicherheitsstandards möglich sind. Heute geht es nicht mehr darum, einen Code selbst schreiben zu können. Vielmehr rückt die Fähigkeit des Strukturierens in den Vordergrund. Anders gesagt: Die Fähigkeit, in der Tiefe von Systemen sprachbasierte KI in Prozessabläufe zu integrieren. Und zwar nahtlos. Das ist die Herausforderung, die mir richtig viel Freude bereitet“, sagt sich Michael Hermelschmidt. Barbara Arndt  KI-BASIERTE ANWENDUNGEN FÜR UNIVERSELLE WORKFLOWS Okeanos Web Services UG Bild: Barbara Arndt 6  Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 05 | 06 | 2025

Am 19. März 2025 setzten sich die Mitglieder des IHKAusschusses Gesundheitswirtschaft intensiv mit der spannenden und herausfordernden Entwicklung der Hilfsmittelbranche auseinander. Digitalisierung, Fachkräftemangel, neue Vorgaben und aufwendige Dokumentationen prägen die Branche und stellen Unternehmen vor große Aufgaben. Besonders bereichert wurde die Diskussion durch die Branchenexpertise unserer Gäste: Christoph Maaß von der D.O.M. Rehatechnik GmbH in Leezen und Michel Olejko von der Orthopädie- und Rehatechnik Loewe GmbH aus Schwerin. Ihr Fachwissen und ihre Perspektiven waren nicht nur für den Austausch essenziell. Sie bieten auch eine solide Grundlage für ein DIHK-Impulspapier zur Hilfsmittelversorgung, das derzeit erarbeitet wird und für die künftige Politikberatung genutzt werden soll. Darüber hinaus bot die Sitzung spannende Debatten zu weiteren relevanten Themen:  Den Auswirkungen des geplanten Tourismusgesetzes MV auf die Gesundheitsbranche und  Die Schaffung eines flächendeckenden AED-Netzes zur medizinischen Erstversorgung. Frederik Schlichting und Denis Knust vom NOFiAS e. V. zeigten eindrucksvoll, wie Unternehmen und öffentliche Institutionen mit dem Einsatz von Defibrillatoren im öffentlichen Raum aktiv Leben retten können.  IHK-AUSSCHUSS GESUNDHEITSWIRTSCHAFT Fokus auf Hilfsmittelbranche IHK ZU SCHWERIN Kristin Just  0385 5103-206 just@schwerin.ihk.de Die IHK zu Schwerin und der IVD Nord e.V. laden am 25. November 2025 zum 20. Branchentreff der Immobilienwirtschaft ein. Zum Jubiläum erwartet die Teilnehmenden erneut eine Plattform für Austausch, aktuelle Branchenthemen und zukunftsweisende Impulse. Merken Sie sich das Datum bereits vor!  SAVE THE DATE 20. Branchentreff der Immobilienwirtschaft IHK ZU SCHWERIN Ass. iur. Stefan Gelzer  0385 5103-311 gelzer@schwerin.ihk.de Das Technologie- und Gewerbezentrum Schwerin/Wismar e. V. (TGZ) feierte am 17. April 2025 sein 35-jähriges Bestehen. Gegründet wurde der Verein 1990 durch Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Gründungspartner waren u. a. die IHK zu Schwerin, der Unternehmerverband Norddeutschland, die Technische Hochschule Wismar, die Stadt Schwerin sowie weitere Partner. Über die vergangenen 35 Jahre hat sich das TGZ zu einem leistungsstarken Zentrum für Gründende und technologieorientierte Unternehmen mit drei Standorten in Westmecklenburg entwickelt. Zurzeit haben 111 Unternehmen Räumlichkeiten im TGZ angemietet und damit über 2.800 Arbeitsplätze in der Region geschaffen. Der Amtierende Hauptgeschäftsführer der IHK zu Schwerin, Peter Todt, überreichte zu diesem Anlass eine Ehrenurkunde und gratulierte herzlich.  35 JAHRE TGZ SCHWERIN/WISMAR Innovation und Wirtschaftskraft Bilder: IHK  Peter Todt, amtierender Hauptgeschäftsführer der IHK zu Schwerin, TGZ-Geschäftsführer Thomas Möller und Vorstandsvorsitzender Andreas Scher. Wirtschaftsregion Westmecklenburg  7 Wirtschaftskompass 05 | 06 | 2025

Bild: Metje Consulting Kommunale Stadtwerke spielen eine Schlüsselrolle beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Dr. Metje Consulting GmbH – Green Energy Projects – plant, projektiert und baut Solarparks für Kommunen und Versorgungsunternehmen. In Schwerin wagt sich das erfahrene Unternehmen nun auf besonderes Terrain: Bevor der Bau eines neuen Solarparks auf einem ehemaligen russischen Militärgelände beginnen kann, rückt zunächst der Kampfmittelbergungsdienst an. Gute Zeiten für Solarstrom in Deutschland: Laut dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE wurde 2024 ein neuer Rekordwert von 72,2 Terawattstunden (TWh) erreicht. Davon speisten 59,8 TWh ins öffentliche Netz ein, während 12,4 TWh im Eigenverbrauch genutzt wurden. „Regionale Energieversorger sind der Schlüssel zur erfolgreichen Energiewende. Solarparks leisten dabei einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit und zur kosteneffizienten Stromversorgung mit Erneuerbaren“, erklärt Dr. Christian Metje, Geschäftsführer der Dr. Metje Consulting GmbH.  SOLARSTROM AUF EHEMALIGEM TRUPPENÜBUNGSPLATZ In Kooperation mit der Gesellschaft für erneuerbare Energien mbH (GES) – einem Unternehmen der Stadtwerke Schwerin – realisiert die Dr. Metje Consulting GmbH aktuell ein besonderes Projekt: den Bau eines Solarparks mit einer Leistung von 10,27 Megawatt auf einem ehemaligen russischen Truppenübungsplatz. Doch bevor der erste Sonnenstrahl in Strom umgewandelt werden kann, ist Präzisionsarbeit gefragt: Rund 13,8 Kilometer Gräben werden vom Kampfmittelräumdienst gezogen und sondiert, um mögliche Altlasten wie Munition zu beseitigen. „Erst danach darf unser Team mit dem eigentlichen Bau beginnen“, sagt Projektleiter Marc Bannert. Funde wie Maschinengewehrpatronen sind keine Seltenheit. Die Bauweise unterscheidet sich deutlich von herkömmlichen Projekten: Auf dem ehemaligen Militärgebiet dürfen die Pfeiler der Unterkonstruktion lediglich 20 Zentimeter tief in den Boden eingelassen werden – aus Sicherheitsgründen. „Um dennoch die nötige Tragfähigkeit zu erreichen, stabilisieren wir die Pfeiler mit Betonrundfundamenten“, so Bannert. Im Anschluss werden rund 17.000 Solarmodule installiert.  INVESTITIONEN ERMÖGLICHEN – DURCH SONDERVERMÖGEN Angesichts begrenzter kommunaler Haushalte fällt es vielen Städten und Gemeinden schwer, notwendiges Eigenkapital für Investitionen in die Energieinfrastruktur bereitzustellen. Abhilfe könnte das neue Sondervermögen schaffen, das Bundestag und Bundesrat im März 2025 beschlossen haben: 100 Milliarden Euro für Infrastrukturprojekte sowie weitere 100 Milliarden Euro für Klimaschutzmaßnahmen sollen mobilisiert werden. „Diese Initiative bietet eine große Chance für Stadtwerke und Kommunen“, sagt Dr. Metje. „Wichtig ist jedoch, dass Klimaschutz nicht gegen andere Aufgaben der öffentlichen Daseinsvorsorge ausgespielt wird.“  ZUVERLÄSSIGE PARTNERSCHAFTEN Zu den Kunden der Dr. Metje Consulting GmbH zählen unter anderem die Stadtwerke Erfurt, Göttingen, Hamburg, Karlsruhe, Ludwigshafen, Mainz, Saarbrücken, Stralsund, Wiesbaden und Worms. Auf Wunsch bietet das Unternehmen umfassende Betriebs- und Wartungsdienstleistungen inklusive 24/7-Monitoring – für einen langfristig sicheren und störungsfreien Betrieb der Anlagen.  ENERGIEVERSORGUNG AUF EHEMALIGEN MILITÄRGELÄNDE Solarpark in Schwerin SOLARMODULE werden auf einem ehemaligen Militärgelände installiert. 17.000 8  Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 05 | 06 | 2025

Am 12. März 2025 hat der Landtag Mecklenburg-Vorpommern die Änderung des Gesetzes über die Industrie und Handelskammern für das Land MecklenburgVorpommern (IHKG MV) beschlossen. Zukünftig werden säumige Beiträge und Gebühren nicht mehr durch die Gemeinden vollstreckt, sondern zentral durch das Landesamt für Finanzen. Damit ist der Landtag der Beschlussempfehlung des Wirtschaftsausschusses gefolgt. Die Änderung entlastet die Gemeinden und sichert die Arbeit der drei Industrie- und Handelskammern in MecklenburgVorpommern ab. Die Bearbeitung von Vollstreckungen war von unterschiedlichen Personalausstattungen in den einzelnen Gemeinden geprägt. Im Hinblick auf Fristen war es deshalb in der Gesamtschau zu unterschiedlichen Vollstreckungserfolgen gekommen. Die Kammern hatten sich dazu entschlossen, nachdem die Handwerkskammern im Bundesland von positiven Erfahrungen nach weitestgehend identischen Änderungen berichtet hatten. Das Gesetz tritt am 1. November 2025 in Kraft.  IHK-GESETZ MV Landtag beschließt Änderung Bild: IHK/Hundt Der in Rostock und Wismar hergestellte Mega-Kreuzliner „Disney Adventure“ wurde am 21. April 2025 in Wismar ausgedockt. Das Schiff ist mit über 340 Metern Länge, einer Breite von 46 Metern und 20 Decks das bislang größte Schiff, das in Deutschland je gebaut wurde. Insgesamt sieben Jahre dauerte die Fertigstellung. 6.000 Passagiere sollen zukünftig hier Platz finden. Ursprünglich war der Kreuzliner von Genting Hongkong, einem asiatischen Konzern, der sich unter anderem auf touristische Glückspielreisen spezialisiert hatte, in Auftrag gegeben worden. Die von Genting dafür übernommenen Werftenstandorte in Rostock, Stralsund und Wismar mussten jedoch im Zuge der Corona Pandemie Insolvenz anmelden. Das bereits vor der Fertigstellung stehende Schiff, die Global One, später Global Dream, wurde aus der Insolvenzmasse durch Disney Cruise Line, einem Tochterunternehmen der USamerikanischen Walt Disney Company, übernommen und umgebaut. Mit der Fertigstellung dieses Projektes endet offensichtlich der Bau von zivilen Schiffen am Standort Wismar. Voraussichtlich sollen hier von TKMS thyssenkrupp Marine Systems zukünftig U-Boote und andere Marinefahrzeuge neben Konverterplattformen entstehen.  MARITIME WIRTSCHAFT Ausgedockt  Die Disney Adventure wurde am 21. April 2025 in der Hansestadt Wismar ausgedockt. IHK ZU SCHWERIN Ass. jur. Luise-Henriette Stegen  0385 5103-513 stegen@schwerin.ihk.de Wirtschaftsregion Westmecklenburg  9 Wirtschaftskompass 05 | 06 | 2025

 VOM LANDMASCHINENSCHLOSSER IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT Thomas Kluth hat sich für das Interview Zeit genommen, um auf seine Biographie und die Geschichte seines Unternehmens zurückzublicken. Der gelernte Landmaschinenschlosser absolvierte nach seiner Ausbildung eine Art Hilfsabitur an der Ingenieurhochschule für Landtechnik in Berlin. Während seines Studiums der Landtechnik brachte ihn seit Vater früh auf die Idee, sich mit Automatisierungstechnik zu beschäftigten Zu dieser Zeit kam der IBM-PC gerade auf. Der Schwiegervater war damals Chef der LPG ‚Apfelblüte‘ Dodow und so programmierte Thomas Kluth ein Abrechnungssystem für Fruchtsaft. Es gab damals so etwas wie Software noch gar nicht und so entwickelte Kluth eine Anwendung für die kaufmännische Abwicklung der Warenlieferung. Über die Wende wurde die LPG Apfelgüte an Fruchtquell verkauft und Thomas Kluth wechselte mit zum neuen Eigentümer. Dort arbeitete er als Controller, obwohl er sich selbst eher als Computerfachmann begriff. Nebenbei half er anderen sich selbstständig zu machen. 1992 entschied er sich dann, selbst den Schritt zu gehen und gründete zusammen mit einem Bekannten die Firma „abacus“.  PRODUKTPLANUNG ALS GRUNDLAGE FÜR DEN ERFOLG abacus setzte dabei auf eine Finanzbuchhaltungssoftware für kleinere und mittlere Unternehmen. Die Geschäfte liefen gut und ab 1995 wurden in Wittenburg sowohl PCs als auch die Software vor allem an Handwerker aus der Region verkauft. Thomas Kluth: „Wir nannten das Handwerkerpaket. Ein, zwei Jahre später haben wir dann die Mecklenburger Kartoffelveredlung in Hagenow kennengelernt. Die waren über viele Jahre unser Kunde Nummer 1. Und mit denen sind wir eigentlich groß geworden.“ 2002 erfolgte die einvernehmliche Trennung der beiden Firmengründer. Thomas Kluth übernahm einen Teil des Unternehmens und konzentrierte sich auf die Weiterentwicklung der Software. Bis heute setzt abacus dabei auf das Produkt, das mittlerweile unter dem Namen Sage weltbekannt ist. Die wichtigsten Kunden stammen dabei heute aus der mittelständischen Lebensmittelindustrie. Zu Ihnen zählen unter anderem Rügenwalder Spezialitäten und bioverde.  DIE ZWEITE GENERATION ÜBERNIMMT DAS STEUER Die ersten Jahre der Selbstständigkeit waren für die Familie von Thomas Kluth eine herausfordernde Zeit. Tochter Katharina, geboren im Oktober 1990, erinnert sich an die Anfangszeit des Familienunternehmens, in dem auch ihre Mutter heute noch tätig ist: „Als Kind war das für uns ein kleiner Abenteuerspielplatz. Da stand ein Kopierer unter der Treppe, wo man die Hände kopieren konnte. Als Kind war das einfach spannend. Da wurde auf dem Weg in den Urlaub noch beim Kunden angehalten oder der Urlaub wurde früher abgebrochen, weil ein dringender Auftrag erledigt werden musste. Für uns war das aber normal.“ Katharina Kluth hat 2009 in Wittenburg Abitur gemacht und ging zum Studium der Betriebswirtschaftslehre nach Hamburg und anschließend nach München. Nach Abschluss des Studiums beschloss Sie dann mit ihrem Partner zurück in die Heimat zu ziehen. Dabei spielte von Anfang die Frage eine wichtige Rolle, ob sie den elterlichen Betrieb weiterführen wolle. Thomas Kluth wünschte sich genau das: „Die Alternative war damals, den Betrieb zu verkaufen oder meine Tochter kommt ins Unternehmen mit dem Ziel, den Betrieb zu übernehmen. Ich war glücklich, dass wir uns für den zweiten Weg entschieden haben.“ Für die Tochter war der Start – sie begann schon während ihres Masterstudiums im Unternehmen mitzuarbeiten und stieg dann 2016 voll ein – keineswegs einfach: „Man ist dann doch irgendwie die Tochter, die mit reinkommt. Da muss man dann doch sehr vorsichtig mit umgehen, um auch eine gewisse Akzeptanz von den Kollegen zu bekommen, was nicht ganz leicht war. Die ersten beiden Jahre waren sehr intensiv.“ Und Thomas Kluth ergänzt dazu „Irgendwann hat sie mich mal gefragt, warum ich sie das alles machen lasse. Ich habe gesagt: ;Weil du es kannst.‘ Jeder muss mal seine Fehler machen, ich bin bestimmt derjenige, der das meiste Geld in dieser Firma verbrannt hat. Aber als Tochter in die Chefrolle ist nicht selbstverständlich.“ Katharina Kluth springt ihrem Vater wiederum zur Seite und ergänzt: „Während mein Vater eben von der technischen Seite kommt, ist mein Steckenpferd das Betriebswirtschaftliche. Am Anfang war das für mich das Problem, dass ich dachte, ich müsste seine Sachen auch machen, aber das konnte ich nicht. Da habe ich im Laufe der Jahre verstanden, dass wir aus komplett unterschiedlichen Richtungen kommen, Aber das, was ich mitbringe, gerade im Bereich Personalentwicklung, hat eben hier auch sehr gut funktioniert.“  ABACUS HEUTE Für Thomas Kluth ist es heute wichtiger denn je, dass seine Tochter die Leitungsfunktion übernommen hat und unterstreicht den Charakter des FamilienunterDie IT-Branche gilt heute noch immer als klassische Männerdomäne. Die 1992 gegründete Firma abacus aus Wittenburg ist dabei bereits einen Schritt weiter. Denn heute führt die Tochter des Firmengründers das Unternehmen – und kann sich dabei auf die Expertise ihres Vaters lassen. Als Tochter in die Chefrolle IHK ZU SCHWERIN Dr. Wolf-Rüdiger Knoll  0385 5103-208 knoll@schwerin.ihk.de Man ist dann doch irgendwie die Tochter, die mit reinkommt. Da muss man dann doch sehr vorsichtig mit umgehen, um auch eine gewisse Akzeptanz von den Kollegen zu bekommen, was nicht ganz leicht war. Die ersten beiden Jahre waren sehr intensiv. 10  Standortpolitik Wirtschaftskompass 05 | 06 | 2025

Bilder: IHK/Drachevsky nehmens: „Wir wollen Familie sein und das funktioniert hier in unserer Struktur. Wir haben damals mit zwei Leuten angefangen und das Unternehmen dann sukzessive ausgebaut mit heute 35 Beschäftigten.“ Dabei betont er, wie sehr er seiner Tochter vertraut und sich daher seit einigen Jahren aus dem operativen Geschäft mehr und mehr zurückzieht: „Böse Zungen haben damals behauptet, wenn ich einen Tag in der Woche weniger arbeite, dann am Sonntag. Jetzt bin ich noch zwei Tage die Woche da, aber eigentlich schmeißt Katharina den Laden“. Dass die Familie unter den Veränderungen nicht leidet, betont auch Katharina Kluth: „Wir haben immer gesagt, dass wir uns in der Firma besser verstehen, als am Mittagstisch. Es gab schon Situationen, wo es ordentlich geknallt hat, aber wir haben eine gute Streitkultur.“  WEITERENTWICKLUNG UND FACHKRÄFTESICHERUNG Sein Unternehmen, das seinen Sitz seit einigen Jahren in einem modernen Gebäude im Wittenburger Gewerbegebiet hat, sieht Thomas Kluth dabei für die Zukunft gut aufgestellt, was aus seiner Sicht aber nicht für die Branche generell gilt: „Aktuell werden viele kleinere Unternehmen an große verkauft, weil kein Nachfolger zu finden ist. Dieses Problem haben wir nicht. Unsere Familienkultur kann fortgesetzt werden.“ Beim Thema Ausbildung setze man laut Katharina Kluth auf Nachwuchsgewinnung etwa durch Kooperationen mit dem Gymnasium in Wittenburg. Im Rahmen von Praktika werden Schülerinnen und Schüler spielerisch an das Programmieren mit Einsatz eines Lego-Computers herangeführt. Zur Stärkung der MINT-Fächer sponsorte abacus zudem das Gymnasium mit einem Klassensatz Mini-Computern. Mit Blick auf Wittenburg und die Region sieht Katharina Kluth durchaus Standortvorteile: „Oft heißt es ja, die Lage des Standorts Wittenburg ist schwierig. Für uns ist es aber auch ein Vorteil. Denn wenn jemand mit der Region verbunden ist und einen attraktiven Arbeitsplatz in der IT-Branche sucht, dann gibt es davon nicht so viele. Und wenn jemand eben nicht bis nach Hamburg pendeln möchte, kann er bei uns sein berufliches Zuhause finden.“  FAZIT UND AUSBLICK Zum Abschluss des Gesprächs wagt Thomas Kluth noch einmal einen Blick in die Zukunft. Wenn ich mir etwas wünsche, dann ist das die Digitalisierung in der Verwaltung, um Zeit und Ressourcen zu sparen. Vielen graust es davor, aber ich habe die Hoffnung, dass wir in absehbarer Zeit ein Stück weit von KI regiert werden. Der Rechner Deep Blue hat schon vor vielen Jahren gegen den damaligen Weltmeister im Schach gewonnen. Und wenn wir ehrlich sind, dann ist doch Politik genau das: ein Schachspiel. KI kann allerdings bessere und sachlichere Entscheidungen für die Menschheit treffen.“ An dieser Stelle widerspricht Katharina Kluth ihrem Vater dann doch und spannt dabei den Bogen von der Wiedervereinigung in die Gegenwart: „Vielleicht kann mein Vater das in seinem Alter so fordern, aber ich würde mir das für mich und meine Kinder gar nicht wünschen, sondern dass wir auf menschlicher Ebene wieder stärker an vernünftigen Werten festhalten. Das bewegt mich für die Zukunft.“  Thomas Kluth freut sich über die Fortführung der Familientradition durch die Entscheidung seiner Tochter Katharina, das Unternehmen fortzuführen. Standortpolitik  11 Wirtschaftskompass 05 | 06 | 2025

Bild: Pixabay; IHK Bereits im Vorfeld der Koalitionsverhandlungen hatte die Wirtschaft klare Forderungen formuliert: Bürokratieabbau, Steuererleichterungen, sinkende Energiepreise und eine zukunftsorientierte Standortpolitik. Viele dieser Themen stehen seit Jahren auf der politischen Agenda – konkrete Fortschritte blieben jedoch häufig aus. Bereits Initiativen wie die Bürokratieabbau-Testregion Westmecklenburg (ab 2002) machten auch mit Unterstützung des Altkanzlers Helmut Schmidt Vorschläge zum Abbau bürokratischer Hemmnisse. Obwohl diese zeigten, wie belastend bürokratische Hemmnisse für die Wirtschaft sind, wuchs die Anzahl der Gesetze, Verordnungen und Erlasse weiterhin. Die neue Bundesregierung hat die Messlatte in ihrer Koalitionsvereinbarung hochgelegt und steht nun in der Pflicht, Vertrauen durch zügige und spürbare Verbesserungen wiederherzustellen.  BESCHLEUNIGUNG DURCH BÜROKRATIEABBAU Die Formulierungen im Koalitionsvertrag sind ambitioniert: Eine tiefgreifende Reform des Planungs-, Bau-, Umwelt- und Verwaltungsrechts soll die Verfahren insbesondere bei großen Infrastrukturprojekten drastisch beschleunigen. Die Wirtschaft erwartet mehr als Fristverkürzungen – es geht um eine handlungsfähige Verwaltung, rechtssichere Entscheidungen und eine Entschlackung des materiellen Verwaltungsrechts. Auch gerichtliche Überprüfungsverfahren müssen auf Notwendigkeit und Effizienz hin überprüft werden.  ENERGIEPOLITIK: WETTBEWERBSFÄHIGKEIT SICHERN Ein zentrales industriepolitisches Thema bleibt der Energiemarkt. Die Strompreise sollen durch Senkung der Stromsteuer, Reduzierung von Umlagen und Netzentgelten sowie durch einen wettbewerbsfähigen Industriestrompreis für energieintensive Unternehmen um mindestens fünf Cent pro kWh sinken. Der Aufbau eines Wasserstoff-Kernnetzes inklusive neuer Trassen und Importinfrastruktur ist ebenso vorgesehen wie die Nutzung aller H2-Farben im Markthochlauf. Die Planungen der Gasnetzbetreiber und der Bundesnetzagentur für Mecklenburg-Vorpommern stoßen auf Kritik seitens der Wirtschaft: Eine alleinige Nord-Süd-Leitung von Lubmin mit einer Querverbindung vom Hafen Rostock reicht nicht aus. Eine zusätzliche Trasse durch Westmecklenburg – insbesondere zur Anbindung eines künftigen Wasserstoffspeichers in Kraak – ist unerlässlich.  ENERGIEPREISE UND MARKTENTWICKLUNG Bis zur Sommerpause wird ein umfassendes Monitoring zu Strombedarf, Versorgungssicherheit, Netzausbau und Erneuerbaren Energien erwartet – als Grundlage für weitere politische Entscheidungen. Die dezentrale Nutzung bisher abgeregelten Stroms soll erleichtert und die Ansiedlung großer Stromverbraucher in netzdienlichen Regionen wie Norddeutschland gezielt gefördert werden. Die Bundesregierung muss sich zudem klar zur einheitlichen Strompreiszone bekennen – gegen Überlegungen aus Brüssel, Deutschland in bis zu fünf Preiszonen zu zerschneiden. Die geplante Kraftwerksstrategie mit bis zu 20 GW an Gaskraft soll ohne regional einseitige Anreize („Südbonus“) umgesetzt werden – mit Vorrang für bestehende Standorte und flankiert durch einen neuen Kapazitätsmechanismus.  CCS, OFFSHORE-WIND UND HYBRIDE NETZANBINDUNG Ein zügiges Gesetzespaket zur Nutzung von CCS/ CCU-Technologien ist angekündigt. CO2-Abscheidung, -Transport und -Speicherung sollen insbesondere für schwer vermeidbare Emissionen ermöglicht werden. Eine Länderöffnungsklausel soll auch Onshore-Speicherung erlauben. Die Windenergie wird weiter ausgebaut – auch Offshore. Dabei soll enger mit anderen Nordsee-Anrainern kooperiert werden, etwa zur Vermeidung von Netzengpässen. Das Windenergie-aufSee-Gesetz wird um die Option hybrider Anbindung (Stromleitung plus Wasserstoffpipeline) erweitert.  HANDELSPOLITIK: REGELBASIERT UND WIRTSCHAFTSFREUNDLICH Auf EU-Ebene setzt die Koalition auf eine regelbasierte und pragmatische Handelspolitik. 259 Mit dem Start der neuen Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD im Mai 2025 steigt der Erwartungsdruck – insbesondere aus der Wirtschaft. Die Herausforderungen der letzten Jahre – Corona-Pandemie, Energiekrise infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und globale wirtschaftliche Verwerfungen – haben die Industrie in Deutschland stark belastet. Die Phase von Rezession und stagnierendem Wachstum muss nun beendet werden. Der Titel des Koalitionsvertrags „Neues Wachstum, gute Arbeit, gemeinsame Kraftanstrengung“ formuliert den Anspruch – nun sind konkrete Taten gefragt. Erwartungen an die neue Koalition IHK ZU SCHWERIN Klaus Uwe Scheifler  0385 5103-301 scheifler@schwerin.ihk.de 12  Standortpolitik Wirtschaftskompass 05 | 06 | 2025

Handelsabkommen sollen im „EU-only“-Modus abgeschlossen werden. Ziel ist eine wirtschaftsfreundliche Ausgestaltung – mit einheitlichen Ursprungsregeln, bürokratiearmen Verfahren und flexiblen Nachweisoptionen. Die zunehmend komplexen Anforderungen an Unternehmen – etwa in Umwelt- und Sozialfragen – drohen zum Wettbewerbsnachteil zu werden. Hier fehlen im Koalitionsvertrag bislang klare Entlastungsperspektiven. Die Bundesregierung sollte aus Sicht der norddeutschen Wirtschaft aktiv auf eine wirtschaftlich sinnvolle EUGesetzgebung hinwirken.  ERNÄHRUNGSWIRTSCHAFT: FREIRÄUME STATT REGULIERUNGSDRUCK Der Grundsatz „Freiwilligkeit, Anreize, Eigenverantwortung“ wird positiv bewertet. Statt zusätzlicher Nachweispflichten braucht es praxistaugliche Regeln und Offenheit für Innovationen – von der Fischerei über alternative Proteine bis hin zur Tierhaltung. So soll die Fischerei entsprechend den Empfehlungen der Zukunftskommission Fischerei (ZKF) und der Leitbildkommission Ostseefischerei gestärkt werden, ebenso wie die Entwicklung und Markteinführung nachhaltiger alternativer Proteine. Unter Einbeziehung der gesamten Wertschöpfungskette soll das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz grundsätzlich überarbeitet werden, um es praxistauglich zu gestalten und auf das Tierwohl auszurichten. Ein generelles Verbot ganzer Stoffgruppen wie PFAS lehnt die Wirtschaft ab. Wo Alternativen existieren, soll ein schneller Ersatz erfolgen.  BILDUNG, FORSCHUNG UND VERTEIDIGUNG Der Hochschulbereich mit den vielfältigen Möglichkeiten für Kooperationen Wissenschaft-Wirtschaft muss zukunftsfähig ausgestaltet und ausfinanziert werden. Kürzungen in diesem Bereich sind kontraproduktiv und werden von der Wirtschaft klar abgelehnt!  CHANCEN FÜR MV Forschung und Entwicklung (FuE) sind Treiber von Innovation und Wettbewerbsfähigkeit – auch in sicherheitsrelevanten Bereichen. Mecklenburg-Vorpommern könnte von Investitionen in maritime Sicherheit und verteidigungsnahe Forschung profitieren. Hieraus ergeben sich nicht selten auch zivile Anwendungen. Auch die maritime Sicherheit in Nord- und Ostsee ist von Bedeutung. Der Koalitionsvertrag nennt ausdrücklich den wehrtechnischen Mittelstand. Wichtig ist nun die schnelle Klärung von Produktionskapazitäten, Finanzierung und die konkrete Ausgestaltung neuer Sicherstellungsgesetze. Die norddeutschen IHKs werden diesen Prozess und die Auswirkungen auf die Wirtschaft Norddeutschlands aktiv begleiten.  MINDESTLOHN: WETTBEWERBSFÄHIGKEIT SICHERN Ein Schwerpunkt vieler IHK-Gremiensitzungen war die aktuelle Mindestlohndebatte, die im neuen Koalitionsvertrag einen bedeutenden Platz einnimmt. Die geplante Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro bringt besonders für arbeitsintensive Branchen – etwa in der Landwirtschaft – große Herausforderungen. Auch wegen des Abstandsgebots zu höheren Lohngruppen ist ein deutlicher Lohnkostenschub zu erwarten, der die Wettbewerbsfähigkeit gefährdet. Ob dann aber der Spargelanbau oder der von Beerenfüchten noch rentabel ist, wird bei Unternehmen der Branche bezweifelt. Politik muss hier mit Augenmaß agieren und Ausnahmeregelungen oder Übergangsfristen prüfen. Eine zukunftsorientierte, pragmatische Politik Wirtschafts- und Industriepolitik für die kommenden Jahre muss sich zahlreichen Herausforderungen stellen, muss abgewogen die Interessen des Wirtschafts- und Industriestandortes beachten, um so die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu sichern und den Unternehmen Freiräume für Innovation und Wachstum zu schaffen.  Das Lächeln für die Kamera darf nicht darüber hinweg täuschen, dass sich die Präsidenten und Hauptgeschäftsführer der drei Industrie- und Handelskammern in den regelmäßigen Gesprächen mit dem Wirtschaftsminister Dr. Wolfgang Blank (3.v.r.) intensiv für die Belange der Interessen unserer Unternehmerinnen und Unternehmer einsetzen. Die Umsetzung durch das Land sorgt in vielen Bereichen für Unmut und geht nach Auffassung der Wirtschaftskammern viel zu schleppend voran. Standortpolitik  13 Wirtschaftskompass 05 | 06 | 2025

Dass die Hannover Messe in turbulenten Zeiten stattfindet, ist mittlerweile beinahe zum geflügelten Wort geworden. Angefangen bei der Corona-Pandemie, dem Krieg in der Ukraine bis hin zu aktuellen Unsicherheiten im weltweiten Handel: Die Messe ist aufgrund ihrer Internationalität immer auch ein Stimmungsbarometer für die Wirtschaft insgesamt. Dabei fungiert sie zugleich als Tech-Show, Business-Messe und als Plattform für den wirtschaftspolitischen Dialog. Insgesamt 28 Unternehmen aus Mecklenburg-Vorpommern waren 2025 als Aussteller auf der Hannover Messe vertreten. Schwerpunktthemen vieler Gespräche zwischen Ausstellern und Kunden sowie interessierten Besuchern waren u. a. die Möglichkeiten zum Einsatz von KI und das Thema Energieeffizienz, aber auch die Zukunft der additiven Fertigung. Auf dem Firmengemeinschaftsstand des Landes Mecklenburg-Vorpommern zeigten insgesamt 15 Unternehmen ihre neuesten Verfahren und Produktlösungen. Dr. Jan Wagner, Organisator des Landesstandes, vom CIM Technologie-Zentrum Wismar e.V., zog eine zufriedene Bilanz: „Wir haben einen positiven Eindruck. Das Feedback der Unternehmen zeigt uns, dass sie gute Gespräche geführt haben. Die Besuche des Wirtschaftsministers, des Chefs der Staatskanzlei, der Staatssekretär Schulte sowie der von der Staatskanzlei ausgerichtete Standempfang inkl. digitalem Grußwort der Ministerpräsidentin haben zudem deutlich gemacht, dass das Engagement der Unternehmen, die das Land Mecklenburg-Vorpommern repräsentieren, gesehen wird.“  EINDRÜCKE DER UNTERNEHMEN Einige Unternehmen auf dem Landesstand sind mehreren Jahren auf der Hannover Messe vertreten, wie z. B. die Gummifabrik Lubeca oder die SKM aus Schwerin. Mit den CYTOK hydrogen pirates aus Rostock war dieses Jahr auch ein Unternehmen auf der Hannover Messe zum ersten Mal dabei. Martin Weiss, Managing Director des Anbieters für Power-to-X-Konzepte: „Unsere Erwartungen haben sich erfüllt. Als Start-up im Energiebereich wollten wir Reichweite erzeugen und neue Kontakte knüpfen. Das ist uns gerade an den ersten Messetagen sehr gut gelungen.“ Lobende Worte fanden beide Vertreter des jungen Unternehmens für den Landesgemeinschaftsstand, so auch Geschäftsführer Klaus Schirmer: „Die Organisation hier auf dem Stand war optimal. Das Gefühl, dass alles für einen getan wird, kann man gerade, wenn man neu auf einer Messe dabei ist, gar nicht genug schätzen.“ Für Michael Lüdeke, Geschäftsführer der Energieanlagen Greifswald GmbH, bot die Messe zudem die Gelegenheit Lösungen für regenerative Energietechniken zu zeigen und B2B-Gespräche mit Großkunden zu führen: „Wir hatten tolle Gespräche, bei denen wir z. B. auch wertvolle Tipps für Projekte erhalten haben, die sich in der Endphase der Umsetzung befinden.“ Auch Tino Hülsenbeck, Geschäftsführer der pironex GmbH aus Rostock, zog eine positive Bilanz, wenngleich das schwierige wirtschaftliche Umfeld sich 2025 auch an den Besucherahlen zeigte: „Die Messe war dieses Jahr ruhiger als letztes Jahr. Unser Fokus lag auf dem Bereich Energy. Wir haben z. B. neue Produkte für die Datenerfassung bei Wärme und Strom gezeigt.“ Sowohl die Pironex als auch die Energieanlagen aus Greifswald setzen neben der Hannover Messe auch auf weitere Fachmessen wie die E-World in Essen oder die HEATEXPO in Dortmund.  TAG DER INDUSTRIE MIT STUDIERENDEN AUS ROSTOCK UND WISMAR Den traditionell von den Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern (IHKs in MV) ausgerichteten Tag der Industrie konnten diesmal Studierende aus Wismar und Rostock nutzen, um die Vielfalt der Unternehmenslandschaft in Mecklenburg-Vorpommern kennenzulernen. Die gemeinsame Busreise zur Messe bot den 45 Studierenden dabei die Gelegenheit, sich vorab mit den ausstellenden Unternehmen zu beschäftigen und im Anschluss die Eindrücke von der Messe auszuwerten. Ein kleines Quiz mit Preisen lud die Studierenden ein, die MV-Unternehmen kennenzulernen. Auch die begleitenden Professoren nutzten die Gelegenheit, um mit den Unternehmensvertretern Fachgespräche zu führen. Da ein Rückblick immer auch einen Ausblick enthält, schaut Standorganisator Jan Wagner mit Vorfreude auf 2026: “Die Hannover Messe ist und bleibt eine wichtige Gelegenheit, um einem großen Publikum zu zeigen, wie innovativ unsere Unternehmen aus MV aufgestellt sind. Diese Bühne wollen wir auch 2026 nutzen und freuen uns dabei auf die bewährte Zusammenarbeit mit unseren Partnern.”  NACH DER MESSE IST VOR DER MESSE! Wenn Sie eine höhere (inter-)nationale Sichtbarkeit für Ihr Unternehmen anstreben und Interesse haben, selbst als Aussteller aufzutreten, erkundigen Sie sich gerne bei der IHK zu Schwerin nach den Teilnahmebedingungen für die Hannover Messe 2026 (20. - 24. April 2026). Durch Frühbucherrabatte können wir Unternehmen attraktive Konditionen bieten. Sprechen Sie uns an!  INDUSTRIESCHAU Das war die Hannover Messe 2025 IHK ZU SCHWERIN Dr. Wolf-Rüdiger Knoll  0385 5103-208 knoll@schwerin.ihk.de Bilder: IHK Wir hatten tolle Gespräche, bei denen wir z. B. auch wertvolle Tipps für Projekte erhalten haben, die sich in der Endphase der Umsetzung befinden. Michael Lüdeke, Geschäftsführer der Energieanlagen Greifswald GmbH 14  Standortpolitik Wirtschaftskompass 05 | 06 | 2025

Von 7 Jahrhunderten menschlicher Baukunst umgeben über hochaktuelle Wirtschaftsthemen diskutieren – im Alten Haus der Burg Neustadt-Glewe ist das im Burgrestaurant möglich. Fast 50 Teilnehmer nutzten den ersten Klöntörn in Neustadt-Glewe am 4. April 2025 um sich zur frühen Stunde über aktuelle Themen und Sorgen auszutauschen. Neben den zahlreichen Unternehmerinnen und Unternehmern aus der Region beteiligten sich IHK-Präsident Matthias Belke, der amtierende Hauptgeschäftsführer Peter Todt und Neustadt-Glewes Bürgermeister Steffen Klieme an der Diskussion. Letzterer betonte in seinem Grußwort, dass selbst Neustadt-Glewe als eine der wenigen finanziell gut aufgestellten Kommunen sich nicht mehr ausreichend finanzieren könne. So blieben von den Gewerbesteuern nur 20 bis 25 Prozent bei der Stadt.  IMPULSE AUS DER IHK UND MUTMACHER AUS DER PRAXIS Den optimistischen Blick nach vorne richtete Hauptgeschäftsführer Peter Todt als er die Vorteile vorstellte, welche die neue Fachkräfte-Service-Zentrale als zentraler Ansprechpartner gerade kleinen Unternehmen bietet. Auch können dieses Jahr 1.300 Schulabgänger für eine Ausbildung in der Region geworben werden. Einige Unternehmen konnten von positiven Geschäftsentwicklungen berichten und motivierten ihre Kollegen dazu, stärker das Halten von Mitarbeitern etwa durch Wertschätzung in den Fokus zu nehmen.  „FÜLLE NUR NOCH REGISTER AUS“ Doch insgesamt überwogen die kritischen Töne. Eine Unternehmerin berichtete davon, dass sie mittlerweile die Lust verloren habe, angesichts von Bürokratie und mangelnden Arbeitskräften. Auch andere resümierten, ihr Geschäft eher zurückzufahren als auszubauen. Insgesamt waren die Dauerthemen bürokratische Belastung, Energiepreise und allgemein steigende Kosten gerade bei Versicherungen wichtige Themen im Verlauf der Diskussion. Während einerseits von Teilnehmern die IHK als Sprachrohr besonders der kleinen Unternehmen - „Politik hört uns Kleine nicht“ hervorgehoben wurde, herrschte anderseits auch die Überzeugung vor, dass es gerade beim Bürokratieabbau nicht mehr mit kleinen Schritten getan war. Die Parchimer Unternehmerin Katja Rumstich hob hervor, dass allein das Führen von Registern für statistische Dokumentationen Arbeitstage fülle. Das bekam auch der Landtagsabgeordnete und Unternehmer Christian Brade (SPD) ab. Auf sein Angebot, Vorschläge zum Bürokratieabbau in die Fraktion mitzunehmen, entgegnete Präsident Belke „Macht mal Vorschläge – das funktioniert so nicht mehr.“ Damit unterstrich er die wachsende Ungeduld der Wirtschaft gegenüber halbherzigen Versuchen des Bürokratieabbaus. So war Westmecklenburg bereits in der Vergangenheit eine Versuchsregion für Bürokratieabbau – ohne wesentliche Folgen.  “KÖNIGE DER NISCHE“ Im Anschluss besuchte der IHK-Hauptgeschäftsführer wieder Unternehmen vor Ort. Erste Station war die OECO-Möbelwerke Oelschlägel & Co. GmbH. Prokurist Jörg Buckentin und Mitarbeiterin Yvonne Meyer führten durch das Unternehmen. Das Unternehmen stellt im Gewerbegebiet An der Autobahn maßgefertigte Möbel für Privat- und Geschäftskunden her. Vom individuellen Empfangstresen über Treppenschränke bis hin zur Arztpraxenausstattung kann das Unternehmen auch ausgefallene Wünsche erfüllen und hat sich damit erfolgreich auf dem umkämpften Einrichtungsmarkt positioniert. Langjährige Kundenbeziehungen in alle Welt und Einzel- und Kleinstserienfertigungen an zahlungskräftige Geschäftskunden – das ist das erfolgreiche Geschäftsmodell von AP Transportkoffer und Inhaber Thorsten Wernicke. Seine Transportkoffer beherbergen vom Bohrkopf bis hin zur Spezial-Drohne alles was teuer und speziell ist. Damit bedient er mit 8 Mitarbeitern und einer hochmodernen CNC-Fräse ein Marktsegment, in das die großen Massenhersteller nicht vordringen können und wollen. Die IHK zu Schwerin gratuliert schon jetzt herzlich zum 25-jährigen Jubiläum Ende des Jahres. Der Klöntörn in Neustadt-Glewe hat gezeigt: Der Gesprächsbedarf ist weiter groß. Die IHK wird diesen Dialog fortsetzen.  GROSSE SORGEN UND NEUE PERSPEKTIVEN Klöntörn in Neustadt-Glewe IHK ZU SCHWERIN Manuel Zirm  0385 5103-143 zirm@schwerin.ihk.de Bild: IHK Standortpolitik  15 Wirtschaftskompass 05 | 06 | 2025

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