IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 05, 06/2025

Von 7 Jahrhunderten menschlicher Baukunst umgeben über hochaktuelle Wirtschaftsthemen diskutieren – im Alten Haus der Burg Neustadt-Glewe ist das im Burgrestaurant möglich. Fast 50 Teilnehmer nutzten den ersten Klöntörn in Neustadt-Glewe am 4. April 2025 um sich zur frühen Stunde über aktuelle Themen und Sorgen auszutauschen. Neben den zahlreichen Unternehmerinnen und Unternehmern aus der Region beteiligten sich IHK-Präsident Matthias Belke, der amtierende Hauptgeschäftsführer Peter Todt und Neustadt-Glewes Bürgermeister Steffen Klieme an der Diskussion. Letzterer betonte in seinem Grußwort, dass selbst Neustadt-Glewe als eine der wenigen finanziell gut aufgestellten Kommunen sich nicht mehr ausreichend finanzieren könne. So blieben von den Gewerbesteuern nur 20 bis 25 Prozent bei der Stadt.  IMPULSE AUS DER IHK UND MUTMACHER AUS DER PRAXIS Den optimistischen Blick nach vorne richtete Hauptgeschäftsführer Peter Todt als er die Vorteile vorstellte, welche die neue Fachkräfte-Service-Zentrale als zentraler Ansprechpartner gerade kleinen Unternehmen bietet. Auch können dieses Jahr 1.300 Schulabgänger für eine Ausbildung in der Region geworben werden. Einige Unternehmen konnten von positiven Geschäftsentwicklungen berichten und motivierten ihre Kollegen dazu, stärker das Halten von Mitarbeitern etwa durch Wertschätzung in den Fokus zu nehmen.  „FÜLLE NUR NOCH REGISTER AUS“ Doch insgesamt überwogen die kritischen Töne. Eine Unternehmerin berichtete davon, dass sie mittlerweile die Lust verloren habe, angesichts von Bürokratie und mangelnden Arbeitskräften. Auch andere resümierten, ihr Geschäft eher zurückzufahren als auszubauen. Insgesamt waren die Dauerthemen bürokratische Belastung, Energiepreise und allgemein steigende Kosten gerade bei Versicherungen wichtige Themen im Verlauf der Diskussion. Während einerseits von Teilnehmern die IHK als Sprachrohr besonders der kleinen Unternehmen - „Politik hört uns Kleine nicht“ hervorgehoben wurde, herrschte anderseits auch die Überzeugung vor, dass es gerade beim Bürokratieabbau nicht mehr mit kleinen Schritten getan war. Die Parchimer Unternehmerin Katja Rumstich hob hervor, dass allein das Führen von Registern für statistische Dokumentationen Arbeitstage fülle. Das bekam auch der Landtagsabgeordnete und Unternehmer Christian Brade (SPD) ab. Auf sein Angebot, Vorschläge zum Bürokratieabbau in die Fraktion mitzunehmen, entgegnete Präsident Belke „Macht mal Vorschläge – das funktioniert so nicht mehr.“ Damit unterstrich er die wachsende Ungeduld der Wirtschaft gegenüber halbherzigen Versuchen des Bürokratieabbaus. So war Westmecklenburg bereits in der Vergangenheit eine Versuchsregion für Bürokratieabbau – ohne wesentliche Folgen.  “KÖNIGE DER NISCHE“ Im Anschluss besuchte der IHK-Hauptgeschäftsführer wieder Unternehmen vor Ort. Erste Station war die OECO-Möbelwerke Oelschlägel & Co. GmbH. Prokurist Jörg Buckentin und Mitarbeiterin Yvonne Meyer führten durch das Unternehmen. Das Unternehmen stellt im Gewerbegebiet An der Autobahn maßgefertigte Möbel für Privat- und Geschäftskunden her. Vom individuellen Empfangstresen über Treppenschränke bis hin zur Arztpraxenausstattung kann das Unternehmen auch ausgefallene Wünsche erfüllen und hat sich damit erfolgreich auf dem umkämpften Einrichtungsmarkt positioniert. Langjährige Kundenbeziehungen in alle Welt und Einzel- und Kleinstserienfertigungen an zahlungskräftige Geschäftskunden – das ist das erfolgreiche Geschäftsmodell von AP Transportkoffer und Inhaber Thorsten Wernicke. Seine Transportkoffer beherbergen vom Bohrkopf bis hin zur Spezial-Drohne alles was teuer und speziell ist. Damit bedient er mit 8 Mitarbeitern und einer hochmodernen CNC-Fräse ein Marktsegment, in das die großen Massenhersteller nicht vordringen können und wollen. Die IHK zu Schwerin gratuliert schon jetzt herzlich zum 25-jährigen Jubiläum Ende des Jahres. Der Klöntörn in Neustadt-Glewe hat gezeigt: Der Gesprächsbedarf ist weiter groß. Die IHK wird diesen Dialog fortsetzen.  GROSSE SORGEN UND NEUE PERSPEKTIVEN Klöntörn in Neustadt-Glewe IHK ZU SCHWERIN Manuel Zirm  0385 5103-143 zirm@schwerin.ihk.de Bild: IHK Standortpolitik  15 Wirtschaftskompass 05 | 06 | 2025

RkJQdWJsaXNoZXIy MTkyOTU0Ng==