IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 05, 06/2025

ppelt zurück! weiß er es besser: Sein internationaler Stammtisch zählt mittlerweile etwa 250 Teilnehmende aus 72 Ländern. Es gibt noch eine weitere selbstgewählte Verpflichtung, der Muhamed sehr gern nachkommt. Er ist als Rollstuhlpilot in einem Pflegeheim engagiert. Angefangen hat alles mit einer älteren Frau, der er unterwegs spontan half. Auf dem Weg zurück zum Pflegeheim unterhielten sie sich und er bot an, regelmäßig zu kommen und den Bewohnern Gesellschaft zu leisten. „Ich wollte so auch mehr über die Kultur und auch die Sprache lernen. Erstmal waren sie aber skeptisch. ‚Was macht der hier?‘, haben sie gedacht. Ich glaube, sie hatten nie Kontakt zu Menschen mit Migrationshintergrund.“ Die Skepsis verflog schnell. Als Rollstuhlpilot fährt Muhamed mit den Bewohnern spazieren und hört ihnen zu. Er ist dabei besonders an der Geschichte Schwerins interessiert, vor allem an der DDR-Zeit. „Davon können sie aus der eigenen Perspektive erzählen, sie wissen, wie es wirklich war.“  GUTES TUN LIEGT IN DER FAMILIE Muhameds engagiert sich mit einer Begeisterung und Überzeugung, die nachhaltig beeindruckt. Ich frage ihn, woher das komme, ob er ein Vorbild hat. Ohne Zögern antwortet er: „Mein Vater hat immer gesagt, grob übersetzt: ‚Wenn dir jemand hilft, dann hilf doppelt zurück.‘ Er selbst war auch immer ehrenamtlich unterwegs, hat eine Schule in Syrien aufgebaut. Dafür mag ich ihn sehr.“ Für Muhamed ist Helfen selbstverständlich. Es fühle sich gut an, auch ohne Lob. Er weiß: Jeder – auch er – könnte einmal auf Hilfe angewiesen sein. Muhamed setzt Ideen ohne Zögern um. Auf die Frage nach seinem Selbstvertrauen sagt er: „Früher habe ich schon oft gedacht, dass ich etwas nicht schaffe oder nicht gut genug bin. Aber durch die Unterstützung und Bestätigung des Umfelds, ist mein Selbstvertrauen gestiegen. Heute denke ich, ich kann alles schaffen – vielleicht bin ich sogar etwas zu selbstbewusst.“ Muhamed erklärt, dass es ewig gebraucht hat, bis er zu diesem Punkt gekommen ist. Er ist stolz auf das Netzwerk, das er sich aufgebaut hat und mit dessen Hilfe er richtig viel lernen konnte. „Und ich bin ziemlich stolz darauf, dass ich innerhalb einer Firma so viele Positionen erreicht habe. Das ist selten und wirklich schwer, wenn man als Auszubildender startet.“ Muhameds Weg zeigt, dass Ankommen nicht das Ziel, sondern der Anfang von etwas Großem ist. Seine Geschichte ist ein Beispiel dafür, wie man mit Mut, Offenheit und Entschlossenheit nicht nur sich selbst, sondern auch die Gemeinschaft um sich herum wachsen lassen kann. Vielen Dank für das Gespräch. Bilder: IHK Am 25. April 2025 feierten die Norddeutschen Holzbautage ihr 20. Jubiläum – in diesem Jahr mit dem Themenschwerpunkt „Holzbau Gebäudetyp E“. Dass sich die Holzbautage in den vergangenen zwei Jahrzehnten so erfolgreich etablieren konnten, ist eine Gemeinschaftsleistung. Besonderer Dank gilt der Holzbauinitiative unter Federführung des Klimaschutzministeriums MecklenburgVorpommern, der Hochschule Wismar mit dem Kompetenzzentrum Bau MV sowie dem Landesbeirat Holz. Mitglieder wie die EGGER Holzwerkstoffe Wismar GmbH & Co. KG, die Ilim Nordic Timber GmbH & Co. KG Wismar und die Pollmeier Malchow GmbH unterstützen die Holzbautage seit vielen Jahren maßgeblich.  MV ALS VORREITER IM NORDEN Auch die Allianz für nachhaltiges Bauen in MV war in diesem Jahr Partner der Holzbautage. Denn Holzbau bietet enorme Klimavorteile – gegenüber der klassischen Massivbauweise können mehr als 50 Prozent der Treibhausgasemissionen eingespart werden. Ziel der Veranstalter ist es daher, die Holzbauquote in MecklenburgVorpommern weiter zu steigern. Tatsächlich liegt die Holzbauquote im Wohnungsneubau inzwischen bei 22 Prozent. Doch aufgrund der insgesamt rückläufigen Bautätigkeit wird trotz prozentualer Steigerung nicht mehr Holz verbaut. Im Vergleich mit den Nachbarländern schneidet MV beim Holzbau gut ab, bleibt bundesweit jedoch im Durchschnitt. Dabei zeigt sich ein deutliches Nord-Süd-Gefälle: In Süddeutschland ist der Holzbau traditionell deutlich stärker verbreitet als im Norden.  HOLZ IST AUSREICHEND VORHANDEN Bedenken hinsichtlich eines Holzmangels sind unbegründet. Deutschland exportiert weiterhin große Mengen Holz. Auch wenn Baumarten wie die Fichte zuletzt unter Krisen litten, sorgen Waldumbaumaßnahmen langfristig für ausreichend verfügbares Nadelholz. Um den gesamten jährlichen Neubau in Deutschland aus Holz zu errichten, wäre nicht einmal die Hälfte der jährlichen Holzernte erforderlich.  BEFÄHIGEN UND VERNETZEN Die Holzbautage wollen nicht nur begeistern, sondern auch praxisrelevantes Wissen vermitteln. Neben inspirierenden Vorträgen zu Themen wie dem Gebäudetyp E und dem Gebäudeklima standen auch innovative Baumaterialien im Fokus. So präsentierte die TRIQBRIQ AG ihr System aus mikromodularen Holzbausteinen, das durch ein spezielles Verriegelungssystem auf künstliche Verbindungsmittel verzichtet. Die EGGER Holzwerkstoffe Wismar stellten die EGGER EcoBox vor – eine mit Holzweichfaser gedämmte Hohlkastenstütze aus OSB und Schnittholz als Alternative zu klassischen Massivholzstützen.  SUPERLATIVE IN ROSTOCK Großer Andrang herrschte bei der Exkursion am Vortag der Holzbautage: Die Besichtigung des Neubauprojekts der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Rostock war ausgebucht. Dort entsteht ein neuer Campus mit Wohngebäuden für 600 Studierende – aktuell das größte öffentliche Holzbauprojekt in Deutschland.  GENUG HOLZ FÜR ALLE Holzbautage IHK ZU SCHWERIN Dr. Dorothee Wetzig  0385 5103-221 wetzig@schwerin.ihk.de  Prof. Martin Wollensak bei der Eröffnung der 20. Norddeutschen Holzbautage. Standortpolitik  17 Wirtschaftskompass 05 | 06 | 2025

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