Magazin der IHK zu Schwerin 09 |10 | 2025 FORSCHEN IM FUTURE-LAB Prof. Dr.-Ing. Ingo A. Müller Dekan der Fakultät Ingenieurwissenschaften an der Hochschule Wismar Im Interview mit Lisa Haus 12 Industrieland MV 18 Austausch und Nutzung von Daten 39 WIKO Wirtschaftskompass Westmecklenburg
IHR EVENT-PORTAL DER IHK: Seminare, Webinare, Workshops und Beratungen – immer aktuell und passgenau! Mehr Informationen unter: www.ihk.de/schwerin/servicemarken/veranstaltungsportal
Bilder: Rubrik 1 Verlässliche duale Ausbildung Bild: info@paperheroes.de IHK Direkt 0385 5103 111 Der schnelle Weg zur IHK. Die Kritik an der deutschen Bildungslandschaft ist ein beliebtes Thema. In endlosen Diskussionsrunden bringen sich seit Jahrzehnten Experten, Politiker, Unternehmer und Privatpersonen intensiv ein. Häufig werden für die Ursachen am Ende Schuldzuweisungen formuliert. Ja, die deutsche Bildungslandschaft offenbart seit Jahren eklatante Schwächen. Der Föderalismus macht bundeseinheitliche Regelungen und Strukturen schlichtweg unmöglich, die Kluft zwischen den Ländern wird dadurch nicht kleiner. Einheitliche Lehrpläne sind utopisch, Qualität und leider auch die Quantität der Bildung weisen im Ländervergleich starke Unterschiede aus. Noch nie konnten die Rahmenbedingungen auf den Bildungsministerkonferenzen entscheidend verändert werden. Am Ende geht es auch dabei immer um politische Einflussnahme und sehr unterschiedliche finanzielle Möglichkeiten der Bundesländer! Für die Wirtschaft hat dies fatale Auswirkungen, denn die Fertigkeiten der Schulabgänger sind für eine Ausbildung nach der Schule hoch interessant. Zusammen mit der demografischen Entwicklung der letzten Jahre und dem damit im Zusammenhang stehenden Mangel an potenziellen Fachkräften mussten die Unternehmen ihre Anforderungen neu definieren, um Jugendliche überhaupt für eine Ausbildung zu interessieren. Leider bewerten viele Unternehmen die Qualität der Schulabgänger in ihren Grundkenntnissen seit Jahren als rückläufig. Aber es gibt auch positive Aspekte. Das System der dualen Ausbildung, welches nach den schulischen Abschlüssen beginnt, stellt für die deutsche Wirtschaft einen besonderen Wert dar. Im Ausland beneidet man uns um dieses Instrument. Den Kammern ist in Deutschland die Organisation der dualen Berufsausbildung übertragen worden. Anders als im vielfältigen Schulsystem der Länder gibt es hier einheitliche Maßstäbe. Dieser Fakt wiederum bedingt auch einheitlich anerkannte Abschlüsse, für deren Qualität die Kammern wirken. Durch die Unterstützung zahlreicher ehrenamtlich Tätiger sichern die Industrie- und Handelskammern so den beruflichen Nachwuchs und befördern auf diese Weise die in ihrer Region ansässigen Unternehmen. Die vermittelten Fähigkeiten und Fertigkeiten in insgesamt rund 145 IHK-Berufsprofilen sind nach den Prüfungen eine verlässliche Größe. Doch auch hier gibt es Probleme. Ausreichende Lehrkräfte fehlen, die Anpassung an modernste Produktionsverfahren im Unterricht fällt häufig schwer, die Umsetzung der Digitalisierung verläuft zu schleppend. Wir haben gemeinsam viele Fehler im System zu beseitigen. Nicht nur, weil wir es können, sondern weil wir es müssen. Gerade in der beruflichen Ausbildung ist enormes Engagement gefragt. Hier zählen Erfahrungen genauso wie die Umsetzung neuer Ideen. Am Ende zwingt uns der Markt dazu, besser zu werden und dafür benötigen wir vor allem gut ausgebildetes Personal! Die letzten Konjunkturumfragen der IHK zu Schwerin haben immer wieder gezeigt, dass die Unternehmen in der Fachkräftesicherung ein großes Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung sehen. In dieser Konsequenz handeln unsere Ausbildungsunternehmen sehr verantwortlich und können seit Jahren das Niveau der abgeschlossenen Ausbildungsverträge stabil gestalten. Ein wichtiges Zeichen, das weiter ausgebaut werden muss. Engagieren Sie sich aktiv für die duale Ausbildung! Lisa Haus, Hauptgeschäftsführerin der IHK zu Schwerin Das System der dualen Ausbildung, welches nach den schulischen Abschlüssen beginnt, stellt für die deutsche Wirtschaft einen besonderen Wert dar. Im Ausland beneidet man uns um dieses Instrument. Editorial Wirtschaftskompass 09 | 10 | 2025
24 30 IHK-PRÜFER GESUCHT Zur Verstärkung unserer Prüfungsausschüsse und für neue Berufe und Weiterbildungsabschlüsse suchen wir sachlich kompetente Praktiker/-innen bzw. Experten aus den IHK- Mitgliedsbetrieben. AUSBILDUNG UND AZUBIS 2025 Mit nur einer Bewerbung zum Wunschberuf! Über 5.000 Auszubildende des ersten Ausbildungsjahres beteiligen sich an der IHK-Umfrage. Inhalt STANDORTPOLITIK 12 Im Interview mit Lisa Haus 14 Energiekosten und Infrastruktur 15 Netzentgelte und Stromsteuer 16 MV investiert in Wasserstoff-Zukunft 17 Industrie-Kongress MV 2025 18 Industrieland MV 19 Neuer Vorstand 20 Westmecklenburger Familienunternehmen TITELTHEMA 22 Forschen im Future-Lab AUS- & WEITERBILDUNG 24 Ausbildung und Azubis 2025 26 Betriebe fordern Reformen 29 Die Besten der IHK-Sommerprüfungen 29 Mit Vollgas ins neue Schuljahr! 30 IHK-Prüfer gesucht 31 Lena und Celine starten ins Berufsleben EXISTENZGRÜNDUNG & UNTERNEHMENSFÖRDERUNG 32 Erfolgsraum Altstadt: Landessieger geehrt 33 Stimmen aus dem Handel 33 Nachruf 34 Starke Frauen 35 Bürokratie abbauen, Marken stärken 36 Zuschüsse für Kleinstunternehmen 36 E-Mail Sicherheitsjahr 2025 37 Nachfolger suchen Unternehmen RECHT & STEUERN 38 Leasing-Sonderzahlung 38 32. Nordischen Bausachverständigen-Tage 39 Austausch und Nutzung von Daten 39 Amtliche Bekanntmachung 40 Bundesweite Blitzumfrage 2 Inhalt Wirtschaftskompass 09 | 10 | 2025
15 NETZENTGELTE UND STROMSTEUER Die IHKs in Deutschland und insbesondere die norddeutschen IHKs fordern seit langer Zeit eine deutliche und vor allem spürbare Senkung der Stromkosten. STARKE FRAUEN In der Schweriner Puschkinstraße, zwischen historischem Markt und Altem Garten, laden gleich zwei Geschäfte zu exklusiven Einkaufserlebnissen ein. OHNE UNSERE MITARBEITER SIND WIR NICHTS … In Wismar hat sich seit 35 Jahren ein Familienbetrieb etabliert, der heute sowohl das beliebte Fischbrötchen auf die Hand als auch hochwertige Meeresspeisen im eigenen Restaurant anbietet. Hier in der “Seeperle” am Hafen in Wismar dreht sich alles um Fisch. 20 34 Inhalt 3 Wirtschaftskompass 09 | 10 | 2025
Bilder: Femern AS Ein Besuch der Baustellen beiderseits des Fehmarnbelts zeigt: Die Bauarbeiten an Nordeuropas größtem Infrastrukturprojekt gehen sichtbar voran. In Rödby, auf der dänischen Insel Lolland, ermöglicht die neue Aussichtsplattform „Pilen“ einen spektakulären Blick auf die Zufahrt zum Tunnel und die großen Hallen, in denen die Tunnelsegmente gefertigt werden. Und auch auf deutscher Seite bei Puttgarden auf Fehmarn können sich Besucher vom Baufortschritt überzeugen. Dennoch gibt es nun schlechte Nachrichten, die insbesondere die Hinterlandanbindung des Riesenprojekts betreffen. Denn die Deutsche Bahn AG hat dem Bundesverkehrsministerium im Juli mitgeteilt, dass sich die Umsetzung der Hinterlandanbindung für die feste Fehmarnbeltquerung über 2029 hinaus verzögern wird. Das Eisenbahnbundesamt als Genehmigungsbehörde geht davon aus, dass die 88 Kilometer lange Anbindungsstrecke zum Tunnel von Lübeck nach Puttgarden erst Ende 2032 komplett fertig sein wird. Als Gründe für eine Anpassung des Zeitplans werden dabei vor allem Schwierigkeiten beim Abschluss der Planungen und der Baurechtserlangung angeführt. Und auch auf dänischer Seite erwähnt die für den Tunnelbau verantwortliche Projektgesellschaft Femern AS in ihrem Geschäftsbericht für das Jahr 2024 ebenfalls ernsthafte Terminrisiken. Vor allem der technisch komplexe Prozess, die Tunnelsegmente im Wasser abzusenken, ist eine große Herausforderung. Der Fehmarnbelt Business Council, ein Zusammenschluss von Handelskammern und Wirtschaftsverbänden aus Norddeutschland, Dänemark und Schweden, dem auch die IHK zu Schwerin angehört, hatte bereits im vergangenen Jahr eine Studie in Auftrag gegeben, die die Folgen einer Verzögerung des Bauvorhabens untersucht. Die vom Hamburger LogistikExperten Jan Ninnemann veröffentlichte Studie nennt dabei jährliche Mehrkosten von ca. 60 Mio. Euro im Personen- und Güterverkehr, sowie Ausfälle für den Handel und den Tourismus. Es ist daher im Interesse von Reisenden und Unternehmen, dass die beteiligten Akteure die Fertigstellung des Tunnels sowie seiner Hinterlandanbindung mit großer Anstrengung voranbringen und nicht noch weitere Verzögerungen hinzukommen. Die bayerische MEGGLE Holding SE mit Sitz in Wasserburg am Inn übernimmt die norddeutsche Molkerei Rücker mit Standorten in Aurich und Wismar. Damit stärkt MEGGLE nicht nur seine Position im Käsesegment, sondern setzt auch ein klares Zeichen für Investitionen in der Region. Rücker gilt als Qualitätsführer für Hirtenkäse und erzielte 2024 einen Umsatz von rund 500 Millionen Euro. An den beiden Standorten sind rund 610 Mitarbeitende beschäftigt. Beide Betriebe liegen in milchstarken Regionen und verfügen über moderne Produktionsanlagen. Rücker gilt als Qualitätsführer für Hirtenkäse in Deutschland und verfügt über hohe Expertise und modernste Werke in Norddeutschland. Mit der Übernahme entsteht eine der größten Privatmolkereien in Deutschland. „Gemeinsam werden wir unsere Kompetenzen bündeln, Investitionen tätigen und die Grundlage für weiteres Wachstum legen“, so MEGGLE-CEO Matthias Oettel. „Mit MEGGLE haben wir einen Partner gefunden, der als langjähriges Familienunternehmen ähnliche Werte teilt und wo sich Strategie und Produktsortiment gut ergänzen. Wir sind zuversichtlich, dass unser Unternehmen hier eine gute Heimat finden wird“, sagt Klaus Rücker, geschäftsführender Gesellschafter der Molkerei Rücker. Die Übernahme steht unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Genehmigung. FEHMARNBELTTUNNEL UND HINTERLANDANBINDUNG Bauverzögerung KÄSE-INVESTITIONEN GEPLANT MEGGLE übernimmt Rücker IHK ZU SCHWERIN Dr. Wolf-Rüdiger Knoll 0385 5103-208 knoll@schwerin.ihk.de IHK ZU SCHWERIN Henner Willnow 0385 5103-312 willnow@schwerin.ihk.de 4 Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 09 | 10 | 2025
Bilder: IHK zu Schwerin; UPS Nach fast drei Jahrzehnten an der Spitze von HNP Mikrosysteme hat sich Mitgründer und langjähriger Geschäftsführer Dr. Thomas Weisener am 31. Juli 2025 in den aktiven Ruhestand verabschiedet. Dr. Weisener war über 15 Jahre aktives Mitglied im Außenwirtschaftsausschuss der IHK zu Schwerin. Darüber hinaus hat er sich für den Ausbau des Hochschulstandortes Schwerin und für die Fachkräftesicherung engagiert. Die IHK zu Schwerin dankte ihm für sein herausragendes unternehmerisches Engagement verbunden mit den besten Wünschen für die Zukunft. Für seine Verdienste war Dr. Weisener 2024 mit der Silbernen Ehrennadel der IHK ausgezeichnet worden. In seiner Abschiedsrede bedankte sich Dr. Weisener bei langjährigen Weggefährten, darunter Dr. Gerald Vögele und Dr. Karl Werner, bei seiner Familie sowie bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: „Sie haben mit großem Engagement dazu beigetragen, dass aus HNPM mit seinen kleinen Pumpen etwas Großes geworden ist.“ RÜCKBLICK AUF EINE ERFOLGSGESCHICHTE Die Ursprünge von HNP Mikrosysteme reichen zurück in die frühen 1990er Jahre: Am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart entwickelten Thomas Weisener und Gerald Vögele innovative Mikrotechnologien. 1994 entstand der Prototyp der heute weltweit bekannten Mikrozahnringpumpe. Auf der Suche nach einem Partner fanden sie in Hydraulik Nord in Parchim die passende Unterstützung. Gemeinsam mit Karl J. Werner gründeten sie 1996 die HNP Mikrosysteme GmbH. RAUM FÜR WACHSTUM 1998 startete das Unternehmen mit nur fünf Mitarbeitenden und einem viel versprechenden Prototyp in Parchim. Was folgte, war eine bemerkenswerte Wachstumsstory: Der technologische Vorsprung, gepaart mit unternehmerischem Gespür, machte HNP Mikrosysteme zu einem führenden Anbieter im Bereich hochpräziser Mikropumpen. 2013 erfolgte der Umzug nach Schwerin. Das Unternehmen ist seither weitergewachsen und beschäftigt heute rund 80 Mitarbeitende. Mit dem Ausscheiden von Dr. Weisener übernimmt nun Dr. Matthias Jahncke die Geschäftsführung des Technologieunternehmens. Die IHK zu Schwerin wünscht ihm sowie dem gesamten Team von HNP Mikrosysteme weiterhin viel Erfolg, Innovationskraft und beste Rahmenbedingungen für weiteres Wachstum. UPS (United Parcel Service) hat am 17. Juli 2025 seine neue Niederlassung im Gewerbegebiet „Am Brenzer Kanal“ bei Neustadt-Glewe offiziell eröffnet. Mit dieser Investition stärkt das Unternehmen gezielt seine Infrastruktur in Mecklenburg-Vorpommern und setzt ein klares Zeichen für moderne, leistungsfähige und nachhaltige Logistiklösungen in der Region. Der neue Standort ist Teil der kontinuierlichen Wachstumsstrategie von UPS in Deutschland. Die neue Anlage ergänzt die bestehenden UPS Center in Lübeck und Güstrow, die weiterhin in Betrieb bleiben. Das Servicegebiet der neuen UPS Niederlassung umfasst Schwerin und reicht von Neuruppin über Wittenberge und Hagenow bis an die Ostsee (ohne Wismar). Die neue Niederlassung sichert langfristig ausreichend Kapazitäten für diese Gebiete, um auch zukünftig die Versorgung dort sicherzustellen. Die neue Anlage verfügt über eine Gesamtfläche von 5.200 Quadratmetern, darunter 4.600 Quadratmetern Hallenfläche und Quadratmetern Büro- und Sozialräume. Sie bietet Kapazitäten für 60 Paketfahrzeuge, 13 Trailer-Stellplätze sowie 47 Pkw-Parkplätze. In zwei Schichten können täglich bis zu 20.250 Pakete verarbeitet werden – mit einer Sortierleistung von bis zu 4.000 Paketen pro Stunde. Mit der Inbetriebnahme ist die Voraussetzung für rund 160 neue Arbeitsplätze entstanden, unter anderem in der Sortierung, Zustellung, Verwaltung sowie im technischen Bereich. Für das Projekt wurde im Gewerbegebiet Am Brenzer Kanal eine gut 1,5 Hektar umfassende Brachfläche reaktiviert. Hier lagerten jahrzehntelang etwa 5.000 Tonnen Altreifen, die aufwendig entsorgt werden mussten. Zugleich wurde ein Biologen-Team mit der Wahrung der Biodiversität im Rahmen des Projekts betraut. Die Elektrizität der Anlage stammt, wie jegliche Elektrizität in allen deutschen UPS-Niederlassungen, aus regenerativen Quellen. VERDIENTER RUHESTAND Führungswechsel bei HNP Mikrosysteme NEUE NIEDERLASSUNG IN BRENZ UPS stärkt Präsenz Klaus Uwe Scheifler und Dr. Dorothee Wetzig danken Dr. Thomas Weisener für sein andauerndes Engagement. Wirtschaftsregion Westmecklenburg 5 Wirtschaftskompass 09 | 10 | 2025
Bilder: IHK; Schottel SCHOTTEL-Firmengründer Josef Becker entwickelte mit dem rundum steuerbaren Ruderpropeller eine bahnbrechende Innovation, die die maritime Antriebstechnik nachhaltig prägen sollte. Mehr als 17.000 Mal wurde der SCHOTTEL RudderPropeller seither verkauft und treibt auf nahezu allen Gewässern der Welt die unterschiedlichsten Schiffstypen an. Jetzt jährt sich diese revolutionäre Neuerung zum 75. Mal. Mit der Erfindung des SCHOTTEL RudderPropeller (SRP) im Jahr 1950 stand einem Schiff erstmals die volle Kraft seiner Antriebsmaschine zum Manövrieren zur Verfügung – ein Z-Antrieb, der kein separates Ruderblatt mehr aufwies, sondern über einen um 360 Grad, endlos um die eigene Achse steuerbaren Propeller verfügte. Diese technische Revolution hatte einen entscheidenden Einfluss auf zahlreiche Entwicklungen im Schiffbau. 17.000+ INSTALLIERTE EINHEITEN „In seiner 75-jährigen Geschichte hat der SRP maßgeblich zur Erschließung neuer maritimer Märkte beigetragen. Ob bei den ersten Hafenschleppern, in der Offshore-Energieexploration oder aktuell als führende Lösung für vollelektrische Schlepper – dieser vielseitige Antrieb war und ist dort die erste Wahl, wo neue Anforderungen entstehen“, blickt SCHOTTEL-Geschäftsführer Stefan Kaul auf den außergewöhnlichen Erfolg zurück. Die Kunden schätzen unter anderem das vielfältige technische Know-how und den maßgeschneiderten After-Sales-Service. „Hinter bisher über 17.000 verkauften SRPs stehen Partnerschaften, die auf Vertrauen und Verlässlichkeit gewachsen sind. Das bewegt tief und macht stolz.“ FÜR 120+ UNTERSCHIEDLICHE SCHIFFSTYPEN Heute ist der SRP in zahlreichen Varianten verfügbar, die unterschiedlichste Leistungsquellen, Einbauoptionen und betriebliche Anforderungen abdecken. Die ausgeprägte Vielseitigkeit zeigt sich im Einsatz in mehr als 120 verschiedenen Schiffstypen in den unterschiedlichsten Einsatzbereichen. PRODUKTIONSSTANDORT WISMAR SCHOTTEL ist auch in der Hansestadt Wismar mit einer Produktionsstätte ansässig. Hier werden die die unterschiedlichsten RudderPropeller individuell für Kunden aus aller Welt gefertigt. 150 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. Es ist Ernüchterung eingekehrt in der Schweriner Unternehmerschaft, wenn es um den Blick auf die Bundespolitik geht. Zu sehr scheint der Moloch Bürokratie und Verwaltung das Land zu lähmen, dass mancher Minister längst nicht mehr das Steuer im eigenen Ministerium in den Händen hat. Vergabeverfahren unterscheiden sich von Gemeinde zu Gemeinde. Mangelnde Koordination führt zu Baustellenchaos in der Landeshauptstadt – ein Alptraum für Wirtschaft und Pendler zugleich. Und mit der Bundeswehrvergrößerung droht im angespannten Wettbewerb um junge Arbeitskräfte neue Konkurrenz. Doch gibt es auch Fortschritte und Erfolge, wie IHKPräsident Matthias Belke und der amtierende Hauptgeschäftsführer Peter Todt betonten. So erhält die Wirtschaft im neuen Investitionsbeirat die Möglichkeit, über die Verwendung der Mittel aus dem Sondervermögen mitzuentscheiden. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass die Investitionen Wirtschaft und Landesentwicklung zugutekommen. Auch bei den Ausbildungsvergütungen hat MV mittlerweile ein konkurrenzfähiges Niveau erreicht im Vergleich zu den Nachbarländern, was die Ausbildungszahlen stabil hält. Und mit der von Astrid Ludwig vorgestellten FachkräfteService-Zentrale MV begleitet als zentrale Anlaufstelle Unternehmen, die Fachkräfte aus Drittstaaten beschäftigen wollen. Trotz aller Probleme nimmt die IHK zu Schwerin mit ihren Schwesterkammern und Partnern ihren Auftrag mit voller Kraft wahr, die Interessen der Wirtschaft zu vertreten. Dabei gilt es einen langen Atem zu bewahren, wie Belke betont. Besonders wichtig ist jedoch, dass sich Unternehmen einbringen, ob vertieft und lösungsorientiert in den IHK-Fachgremien oder durch Impulse in Veranstaltungen wie dem Klöntörn. Sie wollen mitwirken und ihre Wirtschaftsthemen voranbringen? Dann arbeiten Sie doch in einem unserer IHK-Gremien mit! DIE FÜHRENDE ERFINDUNG SEIT 1950 SCHOTTEL RudderPropeller KLÖNTÖRN SCHWERIN Es gibt keinen Ruck mehr … IHK ZU SCHWERIN Manuel Zirm 0385 5103-143 zirm@schwerin.ihk.de 6 Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 09 | 10 | 2025
Eines der weltweit größten Kreuzfahrtschiffe verließ am 1. September 2025 die Hansestadt Wismar in Richtung Mukran, um dort Treibstoff zu bunkern und danach in Richtung Bremerhaven zu fahren. Hier soll der Riese endgültig ausgerüstet werden und im Dezember von Singapur aus seine Jungfernfahrt starten. Die MV Werften und ihr Mutterkonzern Genting Hong Kong meldeten 2022 Insolvenz an, woraufhin Disney den halbfertigen Rumpf erwarb und in Wismar fertigstellen ließ. Mit einer Länge von 342 Metern und einer Breite von 46 Metern ist die "Disney Adventure" das größte Schiff, das jemals in Deutschland gebaut wurde. Das Ausdocken aus der Werfthalle erfolgte bereits am 19. April 2025. Damit endet vorerst der zivile Schiffbau in der Hansestadt Wismar. Zukünftig wird TKMS, thyssenkrupp Marine Systems, den Standort nutzen. ABSCHIED Disney Adventure verlässt die Werft Wismar Man sieht es ihr von außen gar nicht an - die Schelfkirche St. Nikolai hat ein Problem! Und zwar ein großes. Durch Risse im Kupferblech des Kirchdaches ist über Jahre Wasser in das Innere gelangt, ohne dass es bemerkt werden konnte. Aber die Holzkonstruktion des Daches hat es übelgenommen – Hausschwamm hat sich im Traufbereich ungesehen und ungehindert ausbreiten können. Nun besteht dringender Handlungsbedarf! Die Schelfgemeinde – und viele Menschen, die diese Kirche ins Herz geschlossen haben, machen sich Gedanken, wie die Finanzierung gestemmt werden kann. Es werden 3,8 Mio. Euro gebraucht – von Einzelspendern, Firmen und Stiftungen. Die Kirchengemeinde muss 10 Prozent alleine aufbringen. Doch ohne Hilfe schaffen wir es nicht, diese schöne Kirche zu erhalten! Darum bitten wir um Ihre Mithilfe. Bitte spenden Sie für die Schwammsanierung des Schelfkirchendaches! Spendenbescheinigungen stellen wir gerne aus. Weitere Infos: www.schelfkirche.org Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung. (Tel: 0385-569857) Achten Sie auch auf unsere Benefizkonzerte und Spendenaktionen! Vielen Dank. Der Kirchengemeinderat mit Pastorin Silke Draeger Spendenkonto der Schelfkirchengemeinde: IBAN: DE07 5206 0410 0005 3109 20 Spendenzweck: „Spende Dachsanierung Schelfkirche Schwerin “ SPENDENAUFRUF Hilfe für die Schelfkirche Bilder: IHK/info@paperheroes.de; Kirchengemeinde Wirtschaftsregion Westmecklenburg 7 Wirtschaftskompass 09 | 10 | 2025 HÖRMANN Hallenbau Ihr Spezialist für modernen Gewerbebau – jetzt noch stärker in der Region Stehen Sie am Anfang oder bereits mitten in der Planung eines neuen Gewerbe- oder Industriegebäudes? Dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, mit einem starken Partner in die Zukunft zu bauen. Planen, Fertigen, Ausführen HÖRMANN steht seit über 60 Jahren für Qualität aus eigener Fertigung. Wir begleiten Sie kompetent durch alle Phasen Ihres Bauprojekts – von der ersten Idee über die präzise Planung und Fertigung bis zur professionellen Umsetzung vor Ort. Was zeichnet HÖRMANN-Hallen aus? Wir bieten Ihnen ganzheitliche Lösungen, die ökonomische Effizienz mit ökologischer Verantwortung verbinden. • Nachhaltigkeit: Umweltgerechtes Bauen mit Holz und in Kombination mit Stahl • Wirtschaftlichkeit: Maßgeschneiderte Systeme mit flexibler Nutzung und kurzer Bauzeit • Brandschutz: Unsere F30-Bauweise ermöglicht Hallen bis 5.000 m2 ohne Sprinkleranlage und oft ohne Brandmeldeanlage – dank Holz oder beschichtetem Stahl aus eigener Fertigung. • Energieeffizienz: Integration von Photovoltaik – Aufdach-, Indach- oder Fassadensysteme Bau trifft PV Seit 2003 kombinieren wir bei HÖRMANN energieeffizientes Bauen mit Photovoltaik. Wir integrieren PV-Anlagen bereits in der Planungsphase – abgestimmt auf Nutzung, Dachform und Energiebedarf. Wie moderne Hallenlösungen aussehen können, zeigen wir Ihnen gern persönlich – bei einem Gespräch oder direkt vor Ort. Persönlich für Sie da: Tilo Graf +49 151 - 58 23 17 54 tilo.graf@hoermann-info.com Mehr unter www.hoermann-info.com
Bilder: Marjon Wolthuis; B. Kaulfuß Die IHK zu Schwerin und der IVD Nord e.V. laden am 25. November 2025, um 13:00 Uhr, zum 20. Branchentreff der Immobilienwirtschaft ein. Zum Jubiläum erwartet die Teilnehmenden erneut eine Plattform für Austausch, aktuelle Branchenthemen und zukunftsweisende Impulse. Sie können sich über nachfolgenden Link oder QR-Code anmelden: Branchentreff der Immobilienwirtschaft IHK ZU SCHWERIN Stefan Gelzer 0385 5103-311 gelzer@schwerin.ihk.de Ein plötzlicher Herzstillstand kann jeden treffen, auch am Arbeitsplatz. Die Initiative NOFiAS e.V. setzt auf drei Ebenen, um Mecklenburg-Vorpommern herzgesünder zu machen: 1. AED-Netz im öffentlichen Raum: Defibrillatoren sollen flächendeckend öffentlich zugänglich gemacht und gleichzeitig digital erfasst werden, um die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsnotdienstes zu überbrücken. 2. Schulungen für Mitarbeitende: Erste Hilfe und Wiederbelebung trainieren, das gibt Sicherheit für alle im Betrieb. Hier unterstützt NOFiAS in Vereinen oder auch bei Gesundheitstagen in Firmen. 3. Digitale Ersthelfer-Systeme: Apps lotsen Helfer und verkürzen entscheidende Minuten bis zur Erstversorgung. Auch Unternehmen können die Gesundheitsprävention zur verbesserten Herzgesundheit erhöhen, indem sie Defibrillatoren öffentlich zugänglich machen, Mitarbeitende schulen lassen und so aktiv zur Gesundheitsprävention beitragen. Denn: Jede Minute zählt, auch im Arbeitsalltag. Sie gewinnen dadurch doppelt: Sie schützen Mitarbeitende und Kunden, stärken ihre Arbeitgeberattraktivität und übernehmen soziale Verantwortung. Gesundheitsprävention wird so zum klaren Standortvorteil. Marjon Wolthuis vom Schloss Basthorst ist diesen Schritt gegangen und hat ihren Defibrillator (AED) nun öffentlich zugänglich gemacht: „Der Defibrillator ist ohnehin bei uns im Haus. Also sollte er auch für jeden zugänglich sein, der ihn im Notfall braucht. Für uns war das eine Selbstverständlichkeit, denn jede Minute zählt, um Menschen schnell zu helfen“, erklärt Marjon Wolthuis vom Schloss Basthorst.“ Mit jedem weiteren öffentlich gemeldeten AED oder jeder Schulung wächst das Sicherheitsnetz und die Chance, Leben zu retten. Unternehmen können mitmachen, indem sie bestehende Geräte melden oder neue installieren, direkt unter www.nofias.de, betonte Frederik Schlichting, Vorsitzender von NOFiAS e.V., bei der Übergabe der Kooperationsvereinbarung in der IHK zu Schwerin. NOFIAS STÄRKT DIE HERZGESUNDHEIT Gesundheitsprävention Nur rund 25 Minuten von Schwerin entfernt liegt Schloss Basthorst – ein Ort, der die Nähe zur Stadt mit der Ruhe und Abgeschiedenheit der mecklenburgischen Natur verbindet. Für Tagungen, Seminare und Workshops bietet das traditionsreiche Haus eine inspirierende Umgebung abseits des Alltags. Moderne Veranstaltungsräume mit historischem Charme, professionelle Betreuung und ein durchdachtes Servicekonzept sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Mit der neu eröffneten Coworking Lounge De Blauwe Kroon bietet Schloss Basthorst zudem einen inspirierenden Rückzugsort für alle, die einen Tapetenwechsel suchen – mit stilvollem Ambiente, ruhiger Lage im Grünen und der nötigen technischen Ausstattung für konzentriertes Arbeiten. Ein Besuch vor Ort gibt einen authentischen Eindruck davon, wie sich Arbeiten und Erholen in besonderer Umgebung verbinden lassen. SCHLOSS BASTHORST BIETET RAUM FÜR KONZENTRATION UND AUSTAUSCH Tagen mit Weitblick 8 Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 09 | 10 | 2025
Bilder: wall.you.need Der Schweriner Künstler Tino Bittner hat mit seinem Projekt AllerHand eine besondere Form der Fassadenkunst geschaffen. Hände – als Symbol menschlicher Kreativität, Tatkraft und Ausdruck – vergrößert er detailgetreu, während die restlichen Bildmotive in groben Pixeln erscheinen. So entstehen spannende Kontraste zwischen Vergangenheit und Gegenwart, alter Malerei und digitaler Bildkultur. VOM MARKT IN DIE STADTTEILE Das erste Wandbild entstand 2024 am Schlachtermarkt. Es zeigt die Hände des „Singenden Flötenspielers“ nach einem Gemälde von Gerrit van Honthorst. Im Juli 2025 folgte das zweite Werk in der Glaisinstraße: die Hände der Erbprinzessin Alexandrine von Schwerin aus einem Gemälde von Wilhelm von Schadow. Beide Werke verweisen zugleich auf die Originale in der Galerie „Alter Meister“ des Staatlichen Museums Schwerin. NEUES WERK IM HERBST Bis zur Wiedereröffnung des Staatlichen Museums im Oktober 2025 soll ein drittes Fassadenbild entstehen. Vorlage ist der „Schäfer mit Blumen“ von Paulus Moreelse. Damit wird die Kunst der Alten Meister nicht nur im Museum, sondern auch mitten im Stadtraum sichtbar. WEITERE PARTNER GESUCHT Möglich wird das Projekt durch zahlreiche Unterstützer: die Landeshauptstadt Schwerin, die Kulturstiftung der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin, die Staatlichen Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen sowie den Schweriner Kunst- und Museumsverein. Auch regionale Unternehmen halfen mit Sonderkonditionen oder Sachleistungen. „Viele haben spontan mit angepackt – das zeigt, wie sehr die Idee die Menschen bewegt“, sagt Bittner. Dennoch besteht eine Finanzierungslücke für das dritte Wandbild, weshalb der Schweriner Kunst- und Museumsverein zu Spenden aufruft: AllerHand braucht aller Hände Unterstützung – damit Schwerin bis 2025 um ein weiteres Kunstwerk reicher wird. Spendenkonto: Sparkasse Mecklenburg-Schwerin SKMV e. V. IBAN DE58 1405 2000 1729 9204 00 Verwendungszweck: AllerHand KUNST, DIE STADT UND MUSEUM VERBINDET AllerHand Wirtschaftsregion Westmecklenburg 9 AutoBrinkmann Mittelweg 1, 19059 Schwerin www.AutoBrinkmann.de Tel. 0385 44000-20 Änderungen für das Gewerbekunden-Leasingangebot vorbehalten | angegebener Preis inkl. USt | Leasingfaktor: 0,77% 0 € Anzahlung | 48 Monate Vertragslaufzeit | 10.000 km Laufleistung/Jahr | Gültig bis 31.12.2025 | Stand: 0925 Fahrzeugabbildung zeigt ggf. aufpreispflichtige Zusatzausstattung; Hyundai IONIQ 9 160 kW (218 PS) 110 kWh Batterie, Heckantrieb: Energieverbrauch kombiniert: 19,9 kWh/100 km; CO₂-Emissionen kombiniert: 0 g/km; CO₂-Klasse: A Änderungen für das Gewerbekunden-Leasingangebot vorbehalten | alle Preise ohne USt | Leasingfaktor: 0,55% keine Anzahlung | 48 Monate Laufzeit | 10.000 km Laufleistung/Jahr | Gültig bis 31.12.2025 | Stand: 0925 Fahrzeugabbildung zeigt ggf. aufpreispflichtige Zusatzausstattung; Hyundai TUCSON Select 1.6 T-GDI 118 kW (160 PS): Energieverbrauch kombiniert: 6,8 l/100 km; CO₂-Emissionen kombiniert: 155 g/km; CO₂-Klasse: E Anbieter: Brinkmann GmbH, Verbindungschaussee 8c, 18273 Güstrow | 0385 44000-20 | www.AutoBrinkmann.de Jetzt anrufen unter: 0385 44000-20 www.AutoBrinkmann.de HYUNDAI IONIQ 9 LEASINGANGEBOT FÜR GEWERBETREIBENDE 449 EUR MTL. HYUNDAI TUCSON 1.6 T-GDI Select LEASINGANGEBOT FÜR GEWERBETREIBENDE 199 EUR MTL. inkl. Wartung und Verschleiß
Bilder: Barbara Arndt; IHK Vom Tellerwäscher zum Millionär – so ganz passt dieser Werdegang nicht zu Torsten Wernicke. Wenngleich sein Unternehmen mit der Umsatzhöhe inzwischen wirklich an der magischen Million kratzt. Der 57-Jährige ist Chef des Unternehmens AP Transportkoffer. Und das liefert ebensolche Behältnisse von NeustadtGlewe aus in die halbe Welt. Alle Transportkoffer, schätzungsweise 2.000 pro Jahr, vereint der Anspruch, den Kunden wunschgerechte Produkte in höchster Qualität und für jede noch so individuelle Anforderung zu liefern. „Am Anfang waren es überwiegend Musikinstrumente, für die wir die schützenden Hüllen gefertigt haben“, erinnert sich Torsten Wernicke. Der gelernte Agrotechniker und spätere Feinmechaniker stieg im Jahr 1991 bei seinem Schwiegervater Andreas Pötz in die Firma ein. Dieser hatte zu Ostzeiten Lautsprecher repariert. Dafür gab es nach der Wende keinen Markt mehr. So suchte er nach einem Weg, im Business zu bleiben. Flight-Cases für Instrumente waren der Einstieg ins neue Metier. Heutzutage baut Firmenchef Torsten Wernicke mit seinen acht Mitarbeitern Transportkoffer für unterschiedlichste Einsatzzwecke: Werkzeuge finden darin ebenso Platz wie High-Tech-Drohnen, Medizingeräte, Kameras, Lautsprecherboxen oder Ausrüstungen für die NASA sowie Ölplattformen. Entsprechend unterschiedlich fällt die Größe aus. Die reicht vom Kugelschreiberformat bis zum Golf 4. „Wir haben tatsächlich für ein Hamburger Autohaus einen geteilten Haubenkoffer produziert, der für die Fahrzeugpremiere in einem Showroom eingesetzt wurde“, freut sich der Firmenchef aus NeustadtGlewe. Gleich ist bei allen Koffern die Fertigung: Viel Herzblut und Handarbeit sowie Liebe zum Detail stecken darin. Ein extra leichtes Material (Pappelmultiplex) findet Anwendung. „Wir verfalzen und verleimen, Nieten oder Nägel zum Verbinden gibt es nicht. Dafür orientieren wir uns mit Blick auf ein Plus an Eleganz an den Vorgaben der Kunden und erfüllen alle Wünsche. In 100 Farben und bislang 300 Dekoren.“ Das erklärt auch die Gold-Edition beim eigentlich blauen Medizinkoffer für Profisportler und Olympioniken, für die der Konsumgüterkonzern Beiersdorf den Auftrag gab. Innovativ, extrem stabil, flugtauglich, feuchtigkeitsgeschützt, ökonomisch, ökologisch: Viele Attribute finden sich für die Transportkoffer aus Neustadt-Glewe. Vor allem punktet die kleine Manufaktur, in der es natürlich auch CNC-Maschinen gibt, mit Zuverlässigkeit, guter Kommunikation und bester Qualität. Das spricht sich rum. Statt Klinkenputzen zu müssen, kommen die Anfragen fast von selbst. Seit 35 Jahren. Mehr als 4.200 Kunden vertrauen auf das Know-how des kleinen Unternehmens, welches im Nebengeschäft auch PELI Cases vertreibt. Das wiederum sind Kunststoffboxen, komplett wasserdicht, mit Überdruckventil sowie individuellen Schaumstoffeinsätzen, beispielsweise für elektronische Teile und Militärausrüstungen. Barbara Arndt Die Industrie- und Handelskammer zu Schwerin schlägt Alarm: Die Landeshauptstadt wird für Unternehmen, Lieferverkehre und Pendler immer schwerer erreichbar. Neben den erheblichen Einschränkungen im Bahnverkehr durch die Generalsanierung der Strecke HamburgBerlin belasten gleichzeitig mehrere Baustellen auf wichtigen Einfahrtsstraßen, darunter die Ludwigsluster Chaussee und die Schweriner Umgehungsstraße, den Verkehr. Mit der Vollsperrung der A 14 wegen einer Sicherheitsüberprüfung der Störbrücke „ist das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht“, so die IHK. Während Schwerin durch die Bahnsanierung ohnehin schwer erreichbar ist, müssten alle zusätzlichen, vermeidbaren oder verschiebbaren Straßenbaustellen unbedingt unterbleiben. Die IHK zu Schwerin fordert seit Jahren eine verkehrsträger- und baulastträgerübergreifende Baustellenkoordination. Besonders kritisch sieht die IHK die Situation an der A 14-Störbrücke: Deren Zustand sei seit vielen Jahren bekannt, die dringend notwendige Sanierung wurde jedoch im vergangen Jahr erneut verschoben – wegen „Anpassungen in den Ausschreibungsunterlagen“. Dass nun ausgerechnet in dieser verkehrlich ohnehin extrem belasteten Phase eine Sicherheitsüberprüfung ansteht und eine Vollsperrung erforderlich macht, sei ein klarer Beleg für mangelnde Gesamtabstimmung und schlicht nicht akzeptabel. Die IHK fordert die zuständigen Stellen auf, kurzfristig eine bessere Abstimmung zwischen Bahn, Bund, Land, Kommune und den verschiedenen Infrastrukturträgern zu gewährleisten. Baustellen dürfen nicht isoliert geplant werden - sie müssen Teil einer Gesamtschau sein, die sowohl die Interessen des Wirtschaftsverkehrs als auch der Pendler berücksichtigt. AP TRANSPORTKOFFER ÜBERZEUGT KUNDEN MIT GROSSER INDIVIDUALITÄT Aus der Manufaktur in die halbe Welt IHK FORDERT UMFASSENDE BAUSTELLENKOORDINATION Verkehrschaos in Schwerin Torsten Wernicke legt Wert auf höchste Qualität. 10 Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 09 | 10 | 2025
Bilder: Bild: IHK Am 17. Juli 2025 kamen mehr als 40 Vertreterinnen und Vertreter der Industrieausschüsse und -arbeitskreise der drei IHKs in Mecklenburg-Vorpommern im Schloss Vietgest bei Güstrow zusammen. Im Mittelpunkt des Treffens mit Staatssekretär Jochen Schulte vom Wirtschaftsministerium stand der offene Austausch über die aktuelle Wirtschaftslage und die industriepolitische Zukunft des Landes. Zentrale Grundlage der offenen - mitunter kontroversen- Diskussion bildete die Industriepolitik des Landes. Besonders im Fokus standen dabei die Schaffung neuer Gewerbe- und Industriestandorte, die Förderung von Kooperationsnetzwerken sowie der Ausbau erneuerbarer Energien – insbesondere mit Blick auf Wasserstoff als Energieträger der Zukunft. Von den Unternehmensvertretern kam der deutliche Appell, zentrale Handlungsempfehlungen des industriepolitischen Konzeptes Mecklenburg- Vorpommern 2030 zügig und mit Nachdruck voranzubringen. NEUE PERSPEKTIVEN FÜR MV Auch neue Themen fanden Gehör: So rückte die Rolle Mecklenburg-Vorpommerns in der sicherheits- und verteidigungsrelevanten Industrie in den Blick. Zwar ist das Land bisher kein Kernstandort, doch gerade maritime Kompetenzen könnten künftig stärker eingebunden werden. Es brauche feste Ansprechpartner und Netzwerke, um Bedarfe und Angebote zwischen Politik, Verwaltung und Wirtschaft effizient zu verknüpfen. Auch die Bundesmittel für Infrastruktur eröffneten neue Chancen. Diese dürften nicht nach dem „Gießkannenprinzip“ sondern zielgerichtet und nach volkswirtschaftlichem Nutzen eingesetzt werden. Deutlich wurde: Die Unternehmen in MV erwarten mehr regionale Wertschöpfung und faire Chancen bei künftigen Vergaben. Klar wurde: Die Wirtschaft braucht faire Rahmenbedingungen und regionale Wertschöpfung, um ihre Chancen im internationalen Wettbewerb nutzen zu können. DIALOG ALS SCHLÜSSEL Das Treffen in Vietgest zeigte, wie wichtig der offene Dialog ist. Kontroverse, aber konstruktive Diskussionen machten deutlich: Die Industrie in Mecklenburg-Vorpommern steht vor großen Herausforderungen – aber auch vor großen Chancen. Entscheidend wird sein, dass politische Ziele und unternehmerische Praxis gemeinsam in konkrete Ergebnisse übersetzt werden. Die Unternehmen machten klar, dass sie schnelle Fortschritte erwarten –wenn Wirtschaft, Politik und Verwaltung an einem Strang ziehen, lassen sich die ambitionierten Ziele erreichen. INDUSTRIEVERTRETER IN MV Offener Diskurs mit der Politik IHK ZU SCHWERIN Dr. Dorothee Wetzig 0385 5103-307 wetzig@schwerin.ihk.de Standortpolitik 11 Wirtschaftskompass 09 | 10 | 2025
Bilder: IHK/info@paperheroes.de Zum 1. Oktober übernahm Lisa Haus die Hauptgeschäftsführung der IHK zu Schwerin. Die Vollversammlung bestellte sie am 11. Juni 2025. Zuvor war sie stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der IHK für Rheinhessen und verantwortete dort die Bereiche Bildung und Unternehmensservice. Studiert hat sie Bildungswissenschaften mit Anglistik und Politikwissenschaft an der Universität Koblenz-Landau. Frau Haus, herzlich willkommen in Westmecklenburg! Was war Ihr erster Gedanke nach der Wahl durch die Vollversammlung? Dankeschön! Mein erster Gedanke war: „Gemeinsam loslegen.“ Die Entscheidung der Vollversammlung ist ein großer Vertrauensvorschuss. Ich möchte dieses Vertrauen mit sichtbaren Ergebnissen erwidern – nah an unseren Mitgliedsunternehmen, pragmatisch und lösungsorientiert. Was sind Ihre drei wichtigsten Prioritäten für die ersten 100 Tage? Erstens: zuhören. Ich werde viele Unternehmen besuchen und unsere regionalen Formate wie Unternehmergespräche und Branchendialoge intensiv nutzen, um Bedarfe präzise zu verstehen. Zweitens: Service pushen. Wir schauen uns interne Prozesse mit Blick auf Schnelligkeit und Digitale Services an – von Gründung über Weiterbildung bis Außenwirtschaft. Drittens: Schwerpunktagenda definieren – gemeinsam mit unserem Ehrenamt, insbesondere Präsidium und Vollversammlung sowie unserem Team bündeln wir die Themen, bei denen die IHK den größten Hebel für die Region hat. Mit Blick auf die Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern im nächsten Jahr wollen wir hier die Interessen unserer Unternehmen mit einer starken Stimme vertreten. Welche Themen erwarten Sie dabei ganz oben? Das sind vier Felder: 1. Fachkräfte & Bildung. Ausbildung, Weiterbildung, Zuwanderung – das ist die Trias. Als IHK werden wir Betriebe bei der Berufsorientierung, beim Matching und beim Onboarding internationaler Fachkräfte noch gezielter unterstützen. 2. Standort & Infrastruktur. Verlässliche Verkehrswege, digitale Netze und Planungsbeschleunigung sind Grundvoraussetzungen. Wir bringen die Stimmen der Unternehmen in die politischen Prozesse und Allianzen im Land ein. 3. Energie & Transformation. Viele Betriebe investieren in Effizienz, Elektrifizierung und Wasserstofffähigkeit. Wir wollen Hürden abbauen, Wissen bündeln und Förderzugänge verständlich machen. 4. Gründung, Nachfolge & Innovation. Mehr Mut zum Unternehmertum – mit schlanken Verfahren, guter Begleitung und Netzwerken, die Ideen schnell in Märkte tragen und Zugang zu Kapital erleichtern. Sie kommen aus der IHK-Organisation – welche Erfahrung nehmen Sie mit, die in Schwerin sofort hilft? Vor allem das Zusammenspiel aus Interessenvertretung und Unternehmensservice. Gute Positionen entstehen aus der Praxis – aus Gesprächen in Werkhallen, Läden und Büros. Diese Nähe zur Realität, kombiniert mit belastbaren Daten, macht eine IHK stark. Vor allem aber auch eine strategisch ausgerichtete Bildungspolitik ist wichtig. Ausbildung muss als Zukunftsthema auf allen Ebenen in Schulen, Betrieben, und in Fragen der Weiterbildung systematisch gedacht werden. Wir sind fest davon überzeugt, dass die duale Ausbildung die beste Antwort auf den Fachkräftemangel ist. All das IHK ZU SCHWERIN MIT NEUER HAUPTGESCHÄFTSFÜHRERIN Im Interview mit Lisa Haus IHK ZU SCHWERIN Lisa Haus 0385 5103-122 haus@schwerin.ihk.de Lisa Haus, Hauptgeschäftsführerin der IHK zu Schwerin 12 Standortpolitik Wirtschaftskompass 09 | 10 | 2025
funktioniert immer am besten in der Selbstverwaltung der Wirtschaft. Vielleicht ist es auch von Vorteil, dass ich selbst als Unternehmerkind aufgewachsen bin. Ich kenne die DNA eines Unternehmens sehr genau. Es ist gerade für den Mittelstand immens wichtig, über eine schlagkräftige Interessenvertretung zu verfügen. Deshalb freue ich mich auch auf eine konstruktive und kritische Zusammenarbeit mit der politischen Ebene. Was bedeutet „stärkerer Service“ ganz konkret? Wir werden Anlaufwege vereinfachen. Klare Kontaktpunkte, schnellere Erstreaktion, mehr digitale SelfServices, ohne die persönliche Beratung zu ersetzen. Bei Genehmigungs- und Förderfragen wollen wir Lotsin sein: Wer ist zuständig, welches Formular, welche Frist? Ziel ist, dass Mitglieder weniger Zeit mit Suchen verbringen und mehr mit Umsetzen. Wir implementieren dazu als Organisation immer wieder neue zielgruppenaffine Produkte, wie beispielsweise die Unternehmenswerkstatt, die als digitale Plattform Betriebe im gesamten Zyklus eines Unternehmens unterstützt - von der Gründungsidee bis zur Nachfolge. Viele Unternehmen klagen über Bürokratie. Wie wird die IHK hier aktiv? Zweigleisig. Erstens im Einzelfall: Wir moderieren, klären, entwirren – gerade bei komplexen Verfahren. Zweitens systemisch: Wir bringen Fälle gebündelt in die Landes- und Bundespolitik, zeigen Wirkungsketten auf und machen Vorschläge für echte Entlastung und digitale Standards. Entbürokratisierung ist kein Schlagwort, sondern tägliche Kleinarbeit – aber genau die zahlt sich aus. Welche Rolle spielen regionale Dialogformate wie der „Klöntörn“? Das Gehör nah an den Betrieben zu haben ist für uns sehr wichtig. Formate wie der Klöntörn stehen für offene Gespräche auf Augenhöhe – dort hört man ungefiltert, was läuft und wo es hakt. Solche Formate werden wir weiter stärken und in weitere Orte der Region tragen. Sie sind ein direkter Draht zu Lage und Stimmung in der Wirtschaft und die Grundlage für die Sacharbeit in IHK-Fachausschüssen und Arbeitskreisen. Infrastruktur ist ein Dauerbrenner. Wo setzen Sie an? Wir brauchen Verlässlichkeit: plan- und finanzierbare Projekte, die wirklich vorankommen für die Straße, Schiene, Wasserstraße und digitale Netze. Die IHK bündelt Positionen, bringt Daten bei Veranstaltungen wie Verkehrskonferenzen ein und hält den Druck hoch, wenn es klemmt. Unternehmen müssen Waren, Mitarbeitende und Daten sicher bewegen können – das ist Standortqualität pur. Mecklenburg-Vorpommern befindet sich in der Energie- und Industrietransformation. Was kann die IHK beisteuern? Orientierung. Wir machen Technologien und Förderlandschaft übersichtlich, vernetzen Betriebe mit Projekten in der Region, von Erneuerbaren Energien bis Wasserstoff, und geben realistische Hinweise zu Wirtschaftlichkeit und Qualifizierung. Wichtig ist, dass Mittelstand und Industrie gleichermaßen mitgenommen werden – und dass Erfolge schnell sichtbar werden. Fachkräfte – ohne sie geht nichts. Womit können Betriebe kurzfristig rechnen? Mit handfesten Angeboten: Matching-Events, passgenaue Beratung zu Ausbildung und Weiterbildung, Unterstützung bei Anerkennung und Integration, Hilfe bei der Wohnraumsuche im Verbund mit regionalen Partnern. Und wir werden die Stärken der dualen Ausbildung offensiver sichtbar machen – für Jugendliche, Eltern und Schulen. Und langfristig? Ökonomische Bildung früher und besser verankern, Karrierewege in den Regionen transparent machen, Menschen mit Beeinträchtigung stärker in Arbeit bringen, Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern – das sind Stellschrauben, an denen wir gemeinsam drehen müssen. Die IHK ist hier Brückenbauerin. Gründung und Nachfolge – zwei Seiten derselben Medaille. Was planen Sie? Wir wollen Gründung noch unkomplizierter machen: Schlanke Erstberatung, „Erst-Check in 48 Stunden“, schnell zum Businessplan-Sparring, Kontakte zu Finanzierung, Förderstellen und Mentorinnen. In der Nachfolge bauen wir Matching und Begleitung aus – früh anfangen, realistische Bewertungen, klare Übergabepläne. Beides sichert Wertschöpfung in der Region und ermöglicht Wohlstand. Wir nutzen hier sämtliche Kanäle, die digitale Begleitung aber auch die persönliche Beratung sind möglich. Und wir bieten Vernetzungschancen - bei Events und auch im Zusammenspiel zwischen Startups und Mittelstand. Wie verstehen Sie die Rolle der IHK in politischen Debatten? Diese Rolle ergibt sich aus dem gesetzlich definierten Auftrag. Demnach müssen wir unabhängig, sachlich und lösungsorientiert sein. Wir sind keine Partei, wir sind die Stimme der gewerblichen Wirtschaft. Wir sagen klar, was funktioniert und was nicht – immer mit dem Ziel, Rahmenbedingungen zu verbessern. Dafür braucht es Dialog, Daten und manchmal auch deutliche Worte - immer vor dem Hintergrund der Gesamtinteressenvertretung. Darin sehe ich ein großes Alleinstellungsmerkmal unserer Organisation. Was wünschen Sie sich von den Unternehmen der Region? Zeit und Offenheit. Sagen Sie uns, was Sie bremst und was Sie brauchen. Nutzen Sie unsere Angebote, geben Sie Feedback – kritisch und konstruktiv. Je genauer wir die Realität kennen, desto wirksamer können wir handeln. Herzlichen Dank und viel Erfolg! Mich treibt der Ehrgeizan, Dinge spürbar besser zu machen – für Menschen, die mit Unternehmergeist Werte schaffen, Innovationen ermöglichen und die Zukunftsfähigkeit unseres Standortes sichern. Wenn am Ende eines Tages ein Betrieb schneller eine Genehmigung erhalten hat, ein Ausbildungsplatz besetzt wurde oder eine Nachfolge gefunden werden konnte, dann hat sich der Einsatz gelohnt. Standortpolitik 13 Wirtschaftskompass 09 | 10 | 2025
Bilder: Staatskanzlei MV Ministerpräsidentin Schwesig erklärte im Anschluss an das Gespräch mit den Spitzen der Wirtschaftskammern in Göhren-Lebbin am 13. August 2025: „Wir sind uns einig, dass die Wirtschaft und auch die Bürgerinnen und Bürger bei den Energiekosten entlastet werden müssen. Die Landesregierung setzt sich seit jeher für preiswerte Energie ein. Es ist gut, dass die Bundesregierung zum 1. Januar 2026 die Gaspreisspeicherumlage abschaffen und die Netzkosten absenken will. Die Landesregierung und die Kammern im Land sind sich aber einig, dass auch die versprochene Absenkung der Stromsteuer kommen muss. Die Energiekosten sind ein wichtiger Faktor im internationalen Wettbewerb.“ Ein weiteres Thema des Gespräches war die Umsetzung des Sondervermögens Infrastruktur. „Wir haben als Landesregierung sehr bewusst die Kommunen, die Wirtschaft und die Gewerkschaften bei der Festlegung der Schwerpunkte des MV-Plans einbezogen. Mit dem Schulbau, der Sanierung von Straßen und Radwegen, dem Ausbau der digitalen Infrastruktur und der Modernisierung der Krankenhäuser setzen wir klare Schwerpunkte. All das soll unsere Wirtschaft ankurbeln und Arbeitsplätze sichern“, sagte die Ministerpräsidentin. Regierung und Wirtschaft seien sich einig, dass möglichst viele Aufträge an heimische Unternehmen gehen sollen. „Dazu haben wir heute vereinbart, dass ein Investitionsbeirat eingerichtet werden soll. An ihm werden für die Landesregierung der Wirtschaftsminister, der Finanzminister, der Innenminister und der Chef der Staatskanzlei teilnehmen. Die Kammern haben heute ihre Mitwirkung zugesagt. Wir werden auch die Unternehmensverbände und Gewerkschaften dazu einladen“, informierte die Ministerpräsidentin. Die Bundesregierung müsse die Strompreise für alle spürbar senken, forderten die Kammern gemeinsam. Bei den Netzentgelten und der Gasspeicherumlage sei man auf dem richtigen Weg. Auch die Stromsteuer müsse sinken. „Gerade die schnelle Entlastung bürokratischer Hürden und damit einhergehend die Steigerung der Effizienz der öffentlichen Verwaltung bei Genehmigungsverfahren durch den massiven Einsatz digitaler Strukturen zum Informationsaustausch der Behörden sind für unsere Unternehmen mittlerweile zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor geworden. Hier ist die Landesregierung dringend gefordert, geeignete Maßnahmen endlich umzusetzen“, so Matthias Belke, Präsident der IHK zu Schwerin. Klaus-Jürgen Strupp, Präsident der IHK zu Rostock, ergänzt: „Land und Kammern fordern: Der Bund muss mehr in unsere Häfen investieren! Sie sind Mecklenburg-Vorpommerns Tor zur Welt und ihre Bedeutung für die Wirtschaft regional und überregional immens“. MINISTERPRÄSIDENTIN VERSTÄNDIGT SICH MIT WIRTSCHAFTSKAMMERN IN MV Energiekosten und Infrastruktur 14 Standortpolitik Wirtschaftskompass 09 | 10 | 2025
Die IHKs in Deutschland und insbesondere die norddeutschen IHKs fordern seit langer Zeit eine deutliche und vor allem spürbare Senkung der Stromkosten. Come to where the power is kann nur bei geringeren Strombezugskosten in den Regionen mit einer hohen Ausbaudichte für Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie fruchten. Die Bundesregierung hat nun Anfang September ein umfangreiches Strompaket verabschiedet. Kernpunkte sind ein Bundeszuschuss zur Absenkung der Netzentgelte ab 2026 sowie die Verstetigung der Stromsteuerentlastung für bestimmte Unternehmensgruppen. Die Entlastungswirkung fällt regional und nach Zielgruppe unterschiedlich aus. Das nun vom Bundeskabinett beschlossene Paket zur Strompreisentlastung kann die Breite der Wirtschaft nicht zufrieden stellen. Die finanzielle Entlastung von Haushalten und Unternehmen soll über zwei zentrale Hebel erfolgen: Zuschüsse zu den Übertragungsnetzentgelten und über eine Absenkung der Stromsteuer nur für bestimmte Branchen und nicht für die Wirtschaftsunternehmen insgesamt. Damit die Entlastung ab Januar 2026 greifen kann, müssen die gesetzlichen Regelungen bis spätestens 10. Oktober 2025 verabschiedet sein. Nur dann können die Netzbetreiber den Zuschuss bei der Entgeltkalkulation für das Jahr 2026 berücksichtigen. Ab dem Jahr 2026 plant die Bundesregierung einen Netzentgeltzuschuss in Höhe von 6,5 Milliarden Euro für die Übertragungsnetzbetreiber. Der Zuschuss soll bis 2029 jährlich ausgezahlt werden und umfasst in Summe eine Entlastung von 26 Mrd. Euro. Finanziert wird dieser Betrag aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF). Ziel ist eine Absenkung der gestiegenen Netzentgelte, die derzeit rund ein Drittel des Strompreises im Gewerbe ausmachen. Die Bezuschussung der Netzentgelte ab 2026 kann eine direkte Entlastungswirkung für die Breite der gewerblichen Wirtschaft entfalten. Der Zuschuss wird an die Betreiber der Übertragungsnetze gehen und von dort über die nachgelagerten Verteilnetze bis zu den Abnehmern weitergegeben. Die geschätzte Entlastung liegt nach Angaben der Bundesregierung bei durchschnittlich 2 Cent je Kilowattstunde. Eine Verpflichtung oder Garantie zur tatsächlichen Entlastung der Stromabnehmer ist den Beschlussunterlagen nicht zu entnehmen. Die tatsächliche Entlastung variiert zudem je nach Region, da die Netzentgelte in den Regionen unterschiedlich hoch sind. STROMSTEUERENTLASTUNG Zweiter Bestandteil des Strompakets ist die Verstetigung der Stromsteuerabsenkung auf EU-Mindestniveau. Allerdings nur für bestimmte Unternehmensgruppen. Die Maßnahme gilt für über 600.000 Unternehmen des produzierenden Gewerbes sowie der Land- und Forstwirtschaft, darunter auch produzierende Handwerksbetriebe. Eine allgemeine Stromsteuersenkung für alle Verbrauchergruppen ist nicht vorgesehen. Die Stromsteuerregelung adressiert lediglich das produzierende Gewerbe und blendet damit zahlreiche Branchen wie Gastronomie, Handel aber auch die Logistik und Hafeninfrastruktur aus. Große Teile der Wirtschaft bleiben damit erst einmal außen vor. Auch gibt die Bundesregierung keine Perspektive, ab wann die versprochene Stromsteuersenkung für alle folgen soll. FAZIT Das Strompaket stellt eine kurzfristige Maßnahme zur Stabilisierung der Stromkosten dar. Sie ist jedoch kein Ersatz für eine kosteneffiziente Reform der Netzentgeltsystematik. Die Senkung der Netzentgelte sollte nicht nur die "Stromautobahnen" betreffen. Eine Vielzahl der Unternehmen sind im Mittelspannungsnetz angeschlossen, welches insbesondere in Norddeutschland massiv ausgebaut wurde mit hohen Ausbaukosten, was sich dann auch in den Netzentgelten niederschlägt. Die Wirtschaft hätte sich eine deutlich spürbarere Netzentgeltentlastung gewünscht mit einer regionalen Differenzierung: Hohe Entlastungen in Regionen mit hohen Netzentgelten wäre ein Gebot der Fairness. Zudem bleibt es wichtig die Stromkosten zukünftig für alle zu entlasten, indem die Stromsteuer gesenkt und weitere Umlagen in den Bundeshaushalt überführt werden. STROMPAKET IM KABINETT BESCHLOSSEN Netzentgelte und Stromsteuer Bild: pixabay_sunset-7677730 IHK ZU SCHWERIN Klaus Uwe Scheifler 0385 5103-301 scheifler@schwerin.ihk.de Standortpolitik 15 Wirtschaftskompass 09 | 10 | 2025
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