IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 09, 10/2025

Bilder: Barbara Arndt; IHK Vom Tellerwäscher zum Millionär – so ganz passt dieser Werdegang nicht zu Torsten Wernicke. Wenngleich sein Unternehmen mit der Umsatzhöhe inzwischen wirklich an der magischen Million kratzt. Der 57-Jährige ist Chef des Unternehmens AP Transportkoffer. Und das liefert ebensolche Behältnisse von NeustadtGlewe aus in die halbe Welt. Alle Transportkoffer, schätzungsweise 2.000 pro Jahr, vereint der Anspruch, den Kunden wunschgerechte Produkte in höchster Qualität und für jede noch so individuelle Anforderung zu liefern. „Am Anfang waren es überwiegend Musikinstrumente, für die wir die schützenden Hüllen gefertigt haben“, erinnert sich Torsten Wernicke. Der gelernte Agrotechniker und spätere Feinmechaniker stieg im Jahr 1991 bei seinem Schwiegervater Andreas Pötz in die Firma ein. Dieser hatte zu Ostzeiten Lautsprecher repariert. Dafür gab es nach der Wende keinen Markt mehr. So suchte er nach einem Weg, im Business zu bleiben. Flight-Cases für Instrumente waren der Einstieg ins neue Metier. Heutzutage baut Firmenchef Torsten Wernicke mit seinen acht Mitarbeitern Transportkoffer für unterschiedlichste Einsatzzwecke: Werkzeuge finden darin ebenso Platz wie High-Tech-Drohnen, Medizingeräte, Kameras, Lautsprecherboxen oder Ausrüstungen für die NASA sowie Ölplattformen. Entsprechend unterschiedlich fällt die Größe aus. Die reicht vom Kugelschreiberformat bis zum Golf 4. „Wir haben tatsächlich für ein Hamburger Autohaus einen geteilten Haubenkoffer produziert, der für die Fahrzeugpremiere in einem Showroom eingesetzt wurde“, freut sich der Firmenchef aus NeustadtGlewe. Gleich ist bei allen Koffern die Fertigung: Viel Herzblut und Handarbeit sowie Liebe zum Detail stecken darin. Ein extra leichtes Material (Pappelmultiplex) findet Anwendung. „Wir verfalzen und verleimen, Nieten oder Nägel zum Verbinden gibt es nicht. Dafür orientieren wir uns mit Blick auf ein Plus an Eleganz an den Vorgaben der Kunden und erfüllen alle Wünsche. In 100 Farben und bislang 300 Dekoren.“ Das erklärt auch die Gold-Edition beim eigentlich blauen Medizinkoffer für Profisportler und Olympioniken, für die der Konsumgüterkonzern Beiersdorf den Auftrag gab. Innovativ, extrem stabil, flugtauglich, feuchtigkeitsgeschützt, ökonomisch, ökologisch: Viele Attribute finden sich für die Transportkoffer aus Neustadt-Glewe. Vor allem punktet die kleine Manufaktur, in der es natürlich auch CNC-Maschinen gibt, mit Zuverlässigkeit, guter Kommunikation und bester Qualität. Das spricht sich rum. Statt Klinkenputzen zu müssen, kommen die Anfragen fast von selbst. Seit 35 Jahren. Mehr als 4.200 Kunden vertrauen auf das Know-how des kleinen Unternehmens, welches im Nebengeschäft auch PELI Cases vertreibt. Das wiederum sind Kunststoffboxen, komplett wasserdicht, mit Überdruckventil sowie individuellen Schaumstoffeinsätzen, beispielsweise für elektronische Teile und Militärausrüstungen. Barbara Arndt Die Industrie- und Handelskammer zu Schwerin schlägt Alarm: Die Landeshauptstadt wird für Unternehmen, Lieferverkehre und Pendler immer schwerer erreichbar. Neben den erheblichen Einschränkungen im Bahnverkehr durch die Generalsanierung der Strecke HamburgBerlin belasten gleichzeitig mehrere Baustellen auf wichtigen Einfahrtsstraßen, darunter die Ludwigsluster Chaussee und die Schweriner Umgehungsstraße, den Verkehr. Mit der Vollsperrung der A 14 wegen einer Sicherheitsüberprüfung der Störbrücke „ist das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht“, so die IHK. Während Schwerin durch die Bahnsanierung ohnehin schwer erreichbar ist, müssten alle zusätzlichen, vermeidbaren oder verschiebbaren Straßenbaustellen unbedingt unterbleiben. Die IHK zu Schwerin fordert seit Jahren eine verkehrsträger- und baulastträgerübergreifende Baustellenkoordination. Besonders kritisch sieht die IHK die Situation an der A 14-Störbrücke: Deren Zustand sei seit vielen Jahren bekannt, die dringend notwendige Sanierung wurde jedoch im vergangen Jahr erneut verschoben – wegen „Anpassungen in den Ausschreibungsunterlagen“. Dass nun ausgerechnet in dieser verkehrlich ohnehin extrem belasteten Phase eine Sicherheitsüberprüfung ansteht und eine Vollsperrung erforderlich macht, sei ein klarer Beleg für mangelnde Gesamtabstimmung und schlicht nicht akzeptabel. Die IHK fordert die zuständigen Stellen auf, kurzfristig eine bessere Abstimmung zwischen Bahn, Bund, Land, Kommune und den verschiedenen Infrastrukturträgern zu gewährleisten. Baustellen dürfen nicht isoliert geplant werden - sie müssen Teil einer Gesamtschau sein, die sowohl die Interessen des Wirtschaftsverkehrs als auch der Pendler berücksichtigt.  AP TRANSPORTKOFFER ÜBERZEUGT KUNDEN MIT GROSSER INDIVIDUALITÄT Aus der Manufaktur in die halbe Welt  IHK FORDERT UMFASSENDE BAUSTELLENKOORDINATION Verkehrschaos in Schwerin  Torsten Wernicke legt Wert auf höchste Qualität. 10  Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 09 | 10 | 2025

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