Magazin der IHK zu Schwerin 11 | 12 | 2025 SYNERGIEN AUF HOHEM NIVEAU Prof. Kai Neumann Dekan der Fakultät für Wirtschafts- wissenschaften der Hochschule Wismar Ausbildungsstart 18 Starke Frauen 22 Der Innentäter 36 WIKO Wirtschaftskompass Westmecklenburg
Bilder: Rubrik 3 Grippezeit seit drei Jahren Bild: info@paperheroes.de IHK Direkt 0385 5103 111 Der schnelle Weg zur IHK. Die Reaktionen sind meist sichtbar, die Lebensqualität ist über weite Teile eingeschränkt. Ein allgemeines Unwohlsein, Schmerzen und Müdigkeit gehen häufig damit einher. Vielleicht trotz oder wegen einer Schutzimpfung: Es ist Grippezeit! So grau und trübe wie sich die Landschaft zu dieser Jahreszeit oft präsentiert, fühlen sich auch viele Menschen. Die Sehnsucht wächst nach Sonne, Licht, Wärme und den dadurch erwachenden Tatendrang. Nicht anders geht es in diesen Zeiten der Wirtschaft! Allerdings hält die Grippe bereits seit drei Jahren Einzug! Geschwächt schleppen sich zahlreiche Unternehmen durch die Monate. Hoffnungen werden durch immer neue Rückschläge vereitelt. Statt der geforderten Entlastung für die Wirtschaft werden weitere neue Hürden aufgebaut. Die wirtschaftliche Lage in Westmecklenburg bleibt deshalb auch im Herbst 2025 angespannt. Von einer nachhaltigen Erholung kann keine Rede sein – der regionale Konjunkturmotor läuft weiter auf Sparflamme. Der aktuelle IHK-Konjunkturindex liegt mit 91,6 Punkten erneut deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 109 Punkten. Damit verharrt die regionale Wirtschaft bereits im dritten Jahr in Folge im negativen Bereich des Index. Nur 9 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage in den kommenden Monaten, während die Mehrheit weiterhin keine Besserung erwartet. Hauptbelastungen bleiben hohe Arbeits- und Lohnkosten, steigende Energiepreise sowie unklare politische Rahmenbedingungen. Über 60 Prozent der Betriebe sehen die schwache Inlandsnachfrage wieder als deutlich wachsendes Risiko. Unsere Wirtschaft läuft seit Jahren mit angezogener Handbremse. Die Unternehmen brauchen endlich eine Politik, die nicht bremst, sondern anschiebt. Wir können nicht länger zuschauen, wie Bürokratie, hohe Kosten und fehlende Investitionsimpulse unseren Standort lähmen. Deutschland braucht keinen weiteren Herbst der Diskussionen, sondern einen Herbst der Reformen. Besonders kritisch beurteilen die Unternehmen die geplante Erhöhung des Mindestlohns: Rund die Hälfte der Betriebe sieht darin eine zusätzliche Kostenbelastung, die in vielen Fällen zu Preissteigerungen führen dürfte. Gleichzeitig bleibt der Fachkräftemangel ein drängendes Problem. 31 Prozent der Betriebe können offene Stellen über längere Zeit nicht besetzen. Der Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin für den Herbst 2025 macht deutlich: Ohne strukturelle Reformen, Entlastungen bei Steuern und Abgaben sowie einen entschlossenen Bürokratieabbau wird die regionale Wirtschaft den erhofften Aufschwung weiter vertagen müssen. Es braucht jetzt wirtschaftspolitische Klarheit und Pragmatismus – kein weiteres Zögern. Matthias Belke Präsident Unsere Wirtschaft läuft seit Jahren mit angezogener Handbremse. Die Unternehmen brauchen endlich eine Politik, die nicht bremst, sondern anschiebt. Editorial Wirtschaftskompass 11 | 12 | 2025
14 32 DIGITALES URSPRUNGSZEUGNIS Seit Mitte September steht Mitgliedsunternehmen der IHK zu Schwerin, das elektronisch beantragte Ursprungszeugnis als rechtssicheres PDF mit digitaler IHK-Signatur als Download zur Verfügung. IHK-HERBSTTREFF Netzwerken in entspannter Atmosphäre und ein interessantes Unternehmen aus der Region kennenlernen, das war der IHK-Herbsttreff 2025. Inhalt UNSERE ÖFFNUNGSZEITEN ZUM JAHRESWECHSEL Die IHK zu Schwerin ist an den Werktagen zu den üblichen Geschäftszeiten geöffnet: Montag – Donnerstag 08:00–18:00 Uhr, Freitag 08:00–15:00 Uhr. Am 24. und 31. Dezember 2025 bleibt die IHK zu Schwerin geschlossen. 4 Inhalt STANDORTPOLITIK 09 Wirtschaft unter Druck 10 IHK-Jahresempfang 2025 13 Tour durch die Hansestadt 14 Schutz kritischer Infrastruktur 14 IHK-Herbsttreff 15 AqVida-Chef Wolfgang Heinze TITELTHEMA 16 Synergien auf hohem Niveau AUS- & WEITERBILDUNG 18 HANS BODE erforscht 3D-Druck 19 IHK-Meister und Fachwirte geehrt 19 Ausbildungsstart 20 TOP-Ausbildungsbetrieb 2026 21 Ende der Probezeit beachten 21 Neue IHK-Plattform für Unternehmen EXISTENZGRÜNDUNG & UNTERNEHMENSFÖRDERUNG 22 Starke Frauen 23 Industrie- und Außenwirtschaftsausschuss 24 Energieforum im Ludwig-Bölkow-Haus 26 Brennstoffzellen made in MV 27 Nachfolge für TillyTec® 28 Nachfolger suchen Unternehmen 29 IHK-Unternehmenswerkstatt 30 Bio-Wirtschaft vernetzen 30 Landwirtschaft stellte aus 31 Nachhaltige Wertschöpfung INTERNATIONAL 32 Digitales Ursprungszeugnis 33 Handelsabkommen 34 Neuer IHK-Hub 34 Das eATA Carnet 35 Kurze Infos für Zwischendurch 35 Lösung von Wirtschaftskonflikten RECHT & STEUERN 36 Der Innentäter 37 Eine Chance für einen Neuanfang 38 Verjährungsfristen 2025 40 Amtliche Bekanntmachungen 40 Prüfungstermin 41 Expertentreffen 2025 41 Unternehmen in Verantwortung 2026 Wirtschaftskompass 11 | 12 | 2025
10 IHK-JAHRESEMPFANG 2025 Rund 250 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung folgten am 7. November 2025 der Einladung der IHK zu Schwerin zum Jahresempfang im Ludwig-BölkowHaus. Unter dem Leitthema „Erfolgsfaktor Cybersicherheit – Wirtschaftliche Stärke durch digitale Sicherheit“ stellte die IHK eines der drängendsten Zukunftsthemen für Unternehmen in Westmecklenburg in den Mittelpunkt. AQVIDA-CHEF WOLFGANG HEINZE Azacitidin, Epirubicin und Paclitaxel – man muss nicht wissen, was sich hinter diesen Bezeichnungen verbirgt. Aber sie sind, wie weitere Produkte aus dem AqVida-Portfolio, von größter Bedeutung für Tumorpatienten. Zytostatika, jene Mittel, die Hoffnung für zunehmend mehr erkrankte Menschen spenden, kommen aus der Region, genauer gesagt aus Dassow. TOUR DURCH DIE HANSESTADT Eine Tour durch die Hansestadt Wismar eröffnete am 29. Oktober der IHK-Führungsspitze viele neue Erkenntnisse. 13 15 Inhalt 5 Wirtschaftskompass 11 | 12 | 2025
Bild: IHK Der Erhalt und bedarfsgerechte Ausbau der Infrastruktur ist ein wichtiger Standortfaktor. Die IHKs setzen sich bundesweit dafür ein, dass die Ressourcen für diese notwendigen Investitionen zur Verfügung stehen. Da der Investitionsbedarf in die Verkehrsinfrastruktur aktuell besonders hoch ist, bedarf es jedoch auch einer optimalen Koordinierung der zahlreichen Baustellen, damit diese Investitionen nicht zu einer dauerhaften Belastung für die Wirtschaft werden. Allerdings sieht die IHK in der Realität deutlichen Handlungsbedarf. Im Oktober hatten die IHK zu Schwerin und das Landesamt für Straßenbau und Verkehr MV aus diesem Grund zu einer Koordinierungsrunde der verschiedenen Baulastträger im Großraum Schwerin eingeladen. „Wir danken dem Landesamt, dass es sich so kurzfristig um Verbesserungen bemüht und sich in einer zentralen Rolle für die Koordinierung der verschiedenen Baulastträger sieht“, sagte IHK-Präsident Matthias Belke zur Begrüßung im Ludwig-Bölkow-Haus. „Aktuell ist die Leistungsfähigkeit des Verkehrsträgers Straße besonders gefordert. Denn durch die Sanierung des Bahnkorridors Hamburg-Berlin rollen noch mehr Verkehre über die Straße, dazu zählt insbesondere auch der Schienenersatzverkehr (SEV) zwischen Hamburg und Westmecklenburg. Vermeintlich kleine Baustellen haben schnell große Auswirkungen, weil das Gesamtsystem an seine Grenzen stößt. Logistisch ist diese Situation für die Wirtschaft eine extreme Herausforderung, die zu Lieferproblemen, Ausfällen bei Dienstleistungen und Verspätungen im Individualverkehr führen. Faktoren, die sich unmittelbar als Kostentreiber in den Unternehmen auswirken“, so Belke weiter. „Verkehrssituationen wie die kürzlich beobachtete in Schwerin nehmen wir stets zum Anlass, zu prüfen, ob und wo wir noch Verbesserungen vornehmen können“, erklärt der Direktor des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr, Dr. René Firgt, anlässlich der kurzfristig einberufenen Runde. Die Fachleute des Landkreises Ludwigslust-Parchim, zuständig für die Kreisstraßen, und die Straßenbauverwaltung des Landes als Baulastträger für die Bundes- und Landesstraßen haben nochmals bekräftigt, dass sie keine Baustellen auf den Routen des Schienenersatzverkehrs geplant haben. „Wir befinden uns derzeit im sogenannten Jahresendspurt. Ziel ist es, vor dem Wintereinbruch möglichst viele Straßen instand zu setzen und fit für die kalte Jahreszeit zu machen. Um die unvermeidbaren Verkehrseinschränkungen dabei so gering wie möglich zu halten, stehen alle Beteiligten im Austausch und stimmen ihre Maßnahmen eng miteinander ab. Ebenso richtet das Straßenbauamt Schwerin seinen Winterdienst gezielt so aus, dass die Bundes- und Landesstraßen des Schienenersatzverkehrs – soweit es die Witterung zulässt – jederzeit befahrbar bleiben“, bestätigt Dr. Firgt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich darauf verständigt, einen zusätzlichen Kommunikationskanal einzurichten, um die Baustellenkoordinierung zwischen den verschiedenen Baulastträgern sowie den Verantwortlichen für den Schienenersatzverkehr durchzusetzen. Durch bessere Planungsvorläufe soll auch die Fahrgastkommunikation im SEV optimiert werden. Beschwerden zum SEV können auch direkt an die Deutsche Bahn gemeldet werden, die Kontaktmöglichkeiten finden Nutzer des SEV auf folgender Internetseite https://hamburg-berlin.deutschebahn.com/kontaktformular.html. Ein weiterer Abstimmungstermin soll noch in diesem Jahr folgen. Dann wollen die Autobahn GmbH, das Straßenbauamt Schwerin und die Landeshauptstadt die im nächsten Jahr anstehenden Maßnahmen insbesondere im Nahbereich Schwerin aufeinander abstimmen. „Die Sensibilisierung der Akteure für die großräumigen Auswirkungen von Einzelmaßnahmen war uns ein wichtiges Anliegen. Die IHK wird das Thema weiterverfolgen. Selbstverständlich endet das Thema Baustellenkoordinierung nicht an unseren Landesgrenzen, sondern beschäftigt uns beispielsweise auch bei der Zusammenarbeit in der Metropolregion Hamburg“, so Belke abschließend. Nach Ansicht der IHK zu Schwerin ist auf Grund der immensen Verkehrseinschränkungen in und um die Landeshauptstadt wegen zahlreicher Baustellen eine engere behördliche Abstimmung mit dem Ziel einer deutlichen Entlastung nötig. IHK ZU SCHWERIN Hannes Schubert 0385 5103-209 schubert@schwerin.ihk.de BAUSTELLENKOORDINIERUNG IM GROSSRAUM SCHWERIN Zeitraubende Realität 6 Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 11 | 12 | 2025
Bild: Genusswelt Der Feinkost-Fachhändler „Die Genusswelt“ mit Sitz in Langen Brütz (Landkreis Ludwigslust-Parchim) wurde zum zweiten Mal in Folge als eines der wachstumsstärksten Unternehmen Deutschlands ausgezeichnet. Im aktuellen Ranking „Wachstumschampions 2025“, das jährlich von Focus Business in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Statista veröffentlicht wird, erreicht das Unternehmen den 107. Platz im Gesamtranking (Vorjahr: Rang 213) sowie Platz 5 in der Branchenwertung „Lebensmitteleinzelhandel, Gastronomie und Tourismus“ (Vorjahr: Platz 10). Dabei wurden von über zwei Millionen Unternehmen in Deutschland die 500 wachstumsstärksten Betriebe in verschiedenen Kategorien ermittelt. Mit einem klaren Fokus auf hochwertige Feinkost, persönliche Beratung und das besondere Einkaufserlebnis hat sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren im norddeutschen Raum erfolgreich etabliert. Die Standorte befinden sich in stark frequentierten (Innen-) Altstädten und touristischen Lagen, unter anderem in Schwerin, Warnemünde, Wismar, Kühlungsborn und Stralsund. Wencke Witte, Mitgründerin und verantwortlich für Sortiment und Einkauf, ergänzt: „Wir freuen uns, dass regionale Wertschöpfung, Genusskultur und ein stimmiges Gesamtkonzept heute wieder als zukunftsfähig gelten. Für uns ist das eine große Motivation – und ein Ansporn, weiter mutig und mit Freude zu wachsen.“ Die Auszeichnung fügt sich nahtlos in eine ganze Reihe von Erfolgen ein, die das Unternehmen im Jahr 2025 verzeichnen konnte: Im Rahmen des IHK-Wettbewerbs „Erfolgsraum Altstadt“ wurde „Die Genusswelt“ mit dem Landespreis MV in der Kategorie „Reifephase“ ausgezeichnet – zuvor hatte der Standort Warnemünde den ersten Platz auf IHK-Regionalebene (IHK zu Rostock) und der Standort Schwerin das Finale (IHK zu Schwerin) erreicht. FOCUS BUSINESS RANKING Wachstumschampion „Die Genusswelt“ (v.l.) Wencke Witte, Thomas Witte und Anja Melahn von "Die Genusswelt", die Landespreisträger im IHK-Innenstadtwettbewerb Erfolgsraum Altstadt 2025 Wirtschaftsregion Westmecklenburg 7 Wirtschaftskompass 11 | 12 | 2025
IHK ZU SCHWERIN Hannes Schubert 0385 5103-209 schubert@schwerin.ihk.de IHK ZU SCHWERIN Dr. Wolf-Rüdiger Knoll 0385 5103-208 knoll@schwerin.ihk.de Bilder: IHK; Pixabay 8 Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 11 | 12 | 2025 Der IHK-Ausschuss für Verkehr, Logistik und Infrastruktur kam am 3. November 2025 zu seiner Sitzung bei der Nahverkehr Schwerin GmbH zusammen. Das kommunale Unternehmen stellte sich vor und schilderte aktuelle Herausforderungen, die die Branche gleichermaßen betreffen: den zunehmenden Fachkräftemangel, die Antriebs- und Mobilitätswende sowie die nach wie vor ungeklärte langfristige Finanzierung des Deutschlandtickets. Im weiteren Verlauf diskutierten die Ausschussmitglieder wichtige Themen des regionalen Wirtschaftsraums – darunter die Situation im Fahrschulwesen, Fragen der Infrastrukturfinanzierung und des Baustellenmanagements. Zudem wurde die Aktualisierung der wirtschaftspolitischen Positionen der IHK zu Schwerin im Hinblick auf die im kommenden Jahr anstehenden Oberbürgermeister- und Landtagswahlen diskutiert. IHKPräsident Matthias Belke sowie Hauptgeschäftsführerin Lisa Haus nahmen persönlich an der Sitzung teil. Die Hauptgeschäftsfüherin nutzte die Gelegenheit, sich dem Ausschuss vorzustellen und betonte die hohe Bedeutung der verkehrs- und logistikrelevanten Zukunftsthemen für die regionale Wirtschaft. Am 30.10.2025 ist das Gesetz zur Beschleunigung des Wohnungsbaus und zur Wohnraumsicherung in Kraft getreten. Anlass für die darin enthaltenen Änderungen des Baugesetzbuches (BauGB) ist der Mangel an bezahlbarem Wohnraum, insbesondere in vielen urbanen Räumen in Deutschland. Als weitgehende Flexibilisierung für den Wohnungsbau wird - als Experimentierklausel - die Einfügung eines neuen § 246e in das Baugesetzbuch (BauGB) vorgenommen. Die neue Sonderregelung und weitere damit verbundene Neuregelungen ermöglichen weitreichende Abweichungen vom Bauplanungsrecht. Das heißt: Städte und Gemeinden können entscheiden, ob und in welchem Umfang sie diese nutzen. Die neue Sonderregelung ermöglicht es, schneller, d.h. zum Beispiel ohne die bisher notwendige und langwierige Erstellung eines Bebauungsplanes neue Wohnungen zu bauen, Wohngebäude zu erweitern, aufzustocken und Gebäude in Wohnraum umzuwidmen. Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern begrüßt das neue Gesetz. Bauminister Christian Pegel: „Der Bau-Turbo ist ein Geschenk – gerade für ein dünn besiedeltes Flächenland wie unseres. Wir haben wertvolle Wohnprojekte, die bisher an zu langen Planungsverfahren gescheitert sind. Jetzt können wir sie endlich ermöglichen.“ Aus Sicht der Wirtschaft muss allerdings genau hingeschaut werden, wo wertvolle Gewerbestandorte auch zukünftig erhalten bleiben sollen. Dabei ist der Austausch mit den Unternehmen in den jeweiligen Kommunen wichtig, um Wohnraumbedarfe für Beschäftigte zu ermitteln. Damit das neue Gesetz auch möglichst schnell seine Wirksamkeit zeigt, hat das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen ein Umsetzungslabor zum Bau-Turbo ins Leben gerufen. Das Umsetzungslabor soll Kommunen dabei unterstützen, die neuen Spielräume des § 246e BauGB gezielt und wirksam zu nutzen. Das Ziel: bezahlbaren Wohnraum schneller, ökologisch und sozial verantwortlich zu realisieren. Die Ziele des Umsetzungslabors und die geplanten Veranstaltungen können über den QR-Code aufgerufen werden: https://bauwendeallianz.org/bau-turbo-umsetzungslabor/ IHK-AUSSCHUSS VERKEHR, LOGISTIK UND INFRASTRUKTUR Zu Gast beim Nahverkehr Schwerin WOHNUNGSBAU Bau-Turbo-Gesetz in Kraft und Infrastruktur
Bild: IHK Am 19.09.2025 präsentierte die Stadt Hagenow in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin die Ergebnisse ihres fünfjährigen Modellprojekts Smart City im Ludwig-Bölkow-Haus. Im Fokus der Veranstaltung standen konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität und der Wettbewerbsfähigkeit einer modernen Kommunen. Den mehr als 70 Gästen aus Wirtschaft und Verwaltung wurde unter anderem die bürgernahe HageNOWApp vorgestellt, die auf einer Open-Source-Technologie basiert. Darüber hinaus präsentierte das Team um Bürgermeister Thomas Möller und den Smart-CityVerantwortlichen Roland Masche weitere Maßnahmen wie das Konzept der Digitallotsen oder den digitalen Experimentierraum der Stadt. Ein weiteres spannendes Instrument ist der speziell auf die Region zugeschnittene Regionale Business Chatbot. Mit seiner Hilfe können unter anderem innovative Technologieträger in Westmecklenburg ermittelt werden. In drei praxisnahen Workshops konnten die Teilnehmenden daran anknüpfend unmittelbar Feedback und Anregungen zu den Projekten geben. Unter anderem wurde dabei diskutiert, wie Künstliche Intelligenz (KI) das Standortmarketing professionalisieren und die Arbeit in Verwaltungen und Unternehmen revolutionieren kann. In den Diskussionen zeigte sich, dass die Themen Datensicherheit und -souveränität als besonders wichtig angesehen werden. In Bezug auf die Etablierung von Apps stand bei den Anwesenden zudem der Wunsch nach einer zentralen und ganzheitlichen Plattform im Mittelpunkt. Diese soll nicht nur Verwaltungsleistungen wie die digitale Terminvergabe und einen „Datentresor“ zur Vereinfachung von Eingaben bündeln, sondern auch lokale Services integrieren. Die Ergebnisse des Workshops bilden nun die Grundlage für die weitere strategische Planung und die Prüfung der technischen Umsetzung. Die Stadtverwaltung Hagenows wird die zusammengetragenen Ideen nun bewerten. Zudem soll in den nächsten Monaten auch der Wissenstransfer in der Region mit anderen Städten und Gemeinden im Fokus der Aktivitäten liegen. Vom 27. bis 28. Mai 2026 wird die HanseMesse Rostock erneut zum Zentrum der digitalen Zukunft: Die NØRD – Digital Convention Mecklenburg-Vorpommern bringt Menschen, Ideen und Innovationen zusammen, um Digitalisierung erlebbar zu machen. Mit über 70 Partnern, 80 Ausstellern und mehr als 300 Fachbeiträgen bietet die NØRD 2026 ein umfangreiches Programm für Unternehmen, Start-ups, Verwaltungen und digitale Macher. Im Mittelpunkt steht der Austausch über digitale Strategien, Innovationen und zukunftsrelevante Entwicklungen – praxisnah, branchenübergreifend und mit Blick auf den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Nutzen. Die NØRD 2026 beleuchtet aktuelle und zukunftsweisende Fragen aus Bereichen wie Technologie und Innovation, digitale Gesellschaft und Teilhabe, Wirtschaft und Bildung. Weitere Schwerpunkte bilden Nachhaltigkeit, ClimateTech, Green Economy sowie smarte Lösungen für Städte und Regionen im Sinne der Smart City. Neben klassischen Formaten wie Keynotes, Fachpanels und Workshops bietet die NØRD 2026 spezielle Räume für vertiefenden Austausch und interaktives Arbeiten. Im NØRD Forum stehen Trends digitaler Transformation sowie zukunftsweise Projekte aus Mecklenburg-Vorpommern im Mittelpunkt, in der NØRD Workzone wird praxisorientiertes Arbeiten in Form von Workshops und Deep-Dive-Formaten ermöglicht. Die NØRD Lounge bietet einen informellen Rahmen für Vernetzung und persönliche Gespräche. Die Teilnahme an der NØRD 2026 ist kostenfrei. Tickets können ab sofort über die offizielle Landingpage digitalesmv.de/noerd online gebucht werden. Interessierte Organisationen, Unternehmen und Institutionen können sich außerdem über das Partnerportal registrieren, um an der Convention mitzuwirken und sich dort zu präsentieren. STADT HAGENOW STELLT ERGEBNISSE VOR Smart City Projekt NØRD 2026 Digitale Zukunft gestalten in MV IHK ZU SCHWERIN Dr. Wolf-Rüdiger Knoll 0385 5103-208 knoll@schwerin.ihk.de Wirtschaftsregion Westmecklenburg 9 Wirtschaftskompass 11 | 12 | 2025
Bilder: maxpress; IHK Zur Wiedereröffnung am 30. Oktober sowie am sich anschließenden langen Wochenende strömten rund 8.500 Besucherinnen und Besucher ins Staatliche Museum Schwerin. Allein am Tag der Wiedereröffnung kamen rund 4.000 Menschen, um sich das modernisierte Haus und die neu konzipierte Ausstellung anzuschauen. Von Freitag bis Sonntag waren es dann nochmal ca. 4.500 Interessierte, die es in die Ausstellungssäle zog. „Das wiedereröffnete Museum erstrahlt in neuem Glanze und ist ein wahres Juwel - für Schwerin, für das Welterbe-Ensemble und für das ganze Land. Das modernisierte Gebäude und die facettenreiche Ausstellung mit ihren bemerkenswerten Werken setzen einen Glanzpunkt in unsere Kulturlandschaft, der auch jenseits von Mecklenburg-Vorpommern gesehen wird. Besonders freue ich mich darüber, dass das neue Ausstellungskonzept so modern und interaktiv ist. Ich wünsche mir, dass unser Museum viele Familien anlockt und auch Menschen Lust auf Kunst macht, die sonst eher nicht ins Museum gehen. Dabei wird der freie Eintritt in den nächsten 4 Jahren sicherlich helfen“, erklärte Kulturministerin Bettina Martin. „Für das überwältigende Interesse und die große Anerkennung der Besucherinnen und Besucher in den ersten Tagen bedanken wir uns sehr. Es ist zutiefst berührend zu sehen, wie vertraute Gemälde wieder begrüßt werden und zugleich mit welcher großen Aufgeschlossenheit Neuerungen entdeckt werden. Die viele Arbeit in den letzten Jahren hat sich gelohnt. Wir werden weitere neue Highlights zu setzen, um viele Besucherinnen und Besucher zu Stammgästen zu machen. Über den freien Eintritt für vier Jahre freuen sich die Menschen sehr“, sagte Direktorin Dr. Pirko Kristin Zinnow. Seit dem 4. November, gelten die Winteröffnungszeiten. Das Museum ist immer dienstags bis sonntags von 11:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Die Modernisierung des Museums wurde ermöglicht durch eine Förderung der Dorit & Alexander Otto Stiftung in Höhe von 7,5 Millionen Euro. Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat rund 4 Millionen Euro in die Modernisierung investiert. Am 12. November 2025 veranstaltete die IHK zu Schwerin gemeinsam mit den Kooperationspartnern der Fachkräfte-Service-Zentrale Mecklenburg-Vorpommern einen Unternehmensstammtisch zum Thema Fachkräfteeinwanderung. Mit diesem Format werden Unternehmen aus der Region zusammengebracht, um Fragen, Erfahrungen und Herausforderungen rund um die Gewinnung, um die Beschäftigung und um die Ausbildung internationaler Fachkräfte zu besprechen. Eingeladen waren Unternehmen aus allen Branchen, die bereits Fachkräfte aus Drittstaaten beschäftigen, ausbilden oder darüber nachdenken, es in Zukunft zu tun. Die Kooperationspartner sind die Bundesagentur für Arbeit, die zentrale Ausländerbehörde und das Wirtschaftsministerium. Das Ziel, praktische Einblicke, aktuelle Informationen und konkrete Unterstützungsmöglichkeiten zu vermitteln, damit Fachkräfteeinwanderung in der Praxis gut gelingt, wurde durch das Format nach Meinung der Teilnehmer erfüllt. STAATLICHES MUSEUM SCHWERIN Endlich wieder offen! FACHKRÄFTEGEWINNUNG Unternehmerstammtisch Anlässlich der Wiedereröffnung des Staatlichen Museums Schwerin freut sich Dr. Pirko Kristin Zinnow, Direktorin der Oberen Landesbehörde Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen MecklenburgVorpommern über eine Millionenspende des Unternehmers und Kunstmäzen Alexander Otto (2.v.l.). 10 Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 11 | 12 | 2025
Bild: IHK Die Vertreter der drei IHK´s in MV auf der Landespressekonferenz am 4. November 2025. (v.l.): Matthias Belke, Präsident der IHK zu Schwerin; Peter Volkmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK zu Rostock; Lisa Haus, Hauptgeschäftsführerin der IHK zu Schwerin; Ralf Pfoth, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Neubrandenburg; Axel Seitz, NDR Die Industrie- und Handelskammern in MV haben am 4. November 2025 ihre Herbst-Konjunkturanalyse auf der Landespressekonferenz vorgestellt. Demnach sehen die Unternehmen weiterhin eher eine Stagnation und zeigen sich bei entscheidenden Fragen zurückhaltend. Die Verunsicherung ist groß. Die wirtschaftliche Erholung in Mecklenburg-Vorpommern lässt weiter auf sich warten. Zwar bewerten die Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage etwas besser als im Frühsommer, doch die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate bleiben unverändert pessimistisch. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern (IHKs in MV) unter ihren Mitgliedern. Demnach stieg der Geschäftslagesaldo – die Differenz zwischen positiven und negativen Lageeinschätzungen – auf 20 Prozentpunkte (Frühsommer: 15 Prozentpunkte). Der Erwartungssaldo verharrt bei minus 19 Prozentpunkten. Damit geht der Konjunkturklimaindikator leicht nach oben auf 98 Punkte, bleibt aber deutlich unter dem Zehnjahresdurchschnitt von 110 Punkten. KOSTEN UND BÜROKRATIE BELASTEN Größte Sorgen bereiten den Betrieben die steigenden Kosten. Zum 1. Januar 2026 erhöht sich der Mindestlohn auf 13,90 Euro. Fast die Hälfte der Unternehmen plant daraufhin, auch höhere Lohngruppen anzupassen. Hinzu kommen steigende Lohnnebenkosten durch höhere Krankenkassenbeiträge und neue Bemessungsgrenzen. Auch die Energiepreise bleiben ein Unsicherheitsfaktor: Viele Unternehmen befürchten steigende Netzentgelte und höhere CO2-Kosten ab 2027. An dritter Stelle der Geschäftsrisiken stehen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Besonders die wachsende Bürokratie wird von vielen Betrieben kritisiert, da sie Projekte verzögert und wertvolle Arbeitskraft bindet. „Die Unternehmen im Land kämpfen mit hohen Kosten, wachsender Bürokratie und anhaltender Unsicherheit. Trotz einzelner Lichtblicke fehlt der klare Aufschwung“, sagt Ralf Pfoth, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Neubrandenburg für das östliche MecklenburgVorpommern im Namen der IHKs in MV. „Die Politik muss jetzt dringend für Entlastungen bei den Kosten sorgen und den Reformstau in Deutschland auflösen.“ Der Präsident der IHK zu Schwerin, Matthias Belke, äußerte: „MV braucht keine Beruhigungspillen, sondern eine echte Therapiestrategie. Die Unternehmen im Land stemmen Tag für Tag gewaltige Herausforderungen – und bekommen dafür kaum Rückenwind. Wer jetzt noch glaubt, dass die Wirtschaft das schon irgendwie richtet, verkennt die Lage. Wir brauchen endlich Entscheidungen, die Kosten senken, Verfahren beschleunigen und Investitionen ermöglichen.“ ZURÜCKHALTUNG Die verhaltenen Erwartungen dämpfen die Investitions- und Beschäftigungspläne. 38 Prozent der Unternehmen wollen ihre Investitionen in den kommenden zwölf Monaten senken, nur 22 Prozent planen höhere Ausgaben. Bei der Beschäftigung rechnen acht Prozent mit einem Zuwachs, 24 Prozent dagegen mit einem Rückgang. Der Fachkräftemangel bleibt zwar ein Thema, hat aber an Dringlichkeit verloren. LEICHTE ERHOLUNG BEIM EXPORT Etwas positiver bewerten die Unternehmen ihre Exportaussichten. Nach Abschluss der Zollverhandlungen können sie ihre Planungen wieder besser anpassen, auch wenn die neuen Zölle die Geschäfte weiterhin belasten. Befragt wurden von Mitte September bis Anfang Oktober etwa 7.200 Unternehmen in den IHK-Regionen Neubrandenburg, Rostock und Schwerin. Davon haben knapp 850 geantwortet. Lisa Haus, Hauptgeschäftsführerin der IHK zu Schwerin sagte: „Die Unternehmen sind krisenfest, aber sie verlieren an Zuversicht. Wir brauchen jetzt Planungssicherheit, stabile Energiekosten und eine Wirtschaftspolitik, die Vertrauen schafft – nicht zusätzliche Auflagen und Unsicherheiten. Ein Herbst der Reformen wäre das richtige Signal!“ IHK-KONJUNKTURANALYSE Wirtschaft unter Druck Weitere Informationen: www.ihk.de/schwerin, Dok.-Nr.: 6786550. IHK-KONJUNKTURKLIMAINDIZES FÜR WESTMECKLENBURG, MECKLENBURG-VORPOMMERN UND DEUTSCHLAND 140 130 120 110 100 90 80 70 60 Index IHK-Konjunkturklimaindex für Westmecklenburg IHK-Konjunkturklimaindex für Mecklenburg-Vorpommern DIHK-Konjunkturklimaindikator für Deutschland 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 Quellen: IHK zu Schwerin, IHKs in MV, DIHK | Aufgrund der Pandemie wurde im Frühsommer 2020 keine Umfrage auf Landesebene durchgeführt. Ein Wert kann daher nicht ausgewiesen werden. Bis zum Redaktionsschluss lagen die aktuellen Werte für DIHK und MV noch nicht vor. Standortpolitik 11 Wirtschaftskompass 11 | 12 | 2025
Rund 250 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung folgten am 7. November 2025 der Einladung der IHK zu Schwerin zum Jahresempfang im LudwigBölkow-Haus. Unter dem Leitthema „Erfolgsfaktor Cybersicherheit – Wirtschaftliche Stärke durch digitale Sicherheit“ stellte die IHK eines der drängendsten Zukunftsthemen für Unternehmen in Westmecklenburg in den Mittelpunkt. BELKE: CYBERSICHERHEIT IST WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG IHK-Präsident Matthias Belke eröffnete die Veranstaltung und betonte, dass Cybersicherheit heute ein zentraler Standortfaktor ist und über Wettbewerbsfähigkeit, Vertrauen und wirtschaftliche Resilienz entscheidet. Angesichts stark zunehmender digitaler Angriffe und Milliardenschäden forderte Belke klare politische Maßnahmen: Cybersicherheit müsse Teil der Wirtschaftsförderung werden, Gerade kleine und mittelständische Unternehmen bräuchten regionale Kompetenzzentren und rechtliche Grundlagen für den Informationsaustausch. Zudem seien mehr Investitionen in Bildung notwendig. Der IHK-Präsident verwies in seiner Eröffnungsrede auch darauf, dass der durch die Bundesregierung angekündigte „Herbst der Reformen“ weiter auf sich warten lässt: „Die wirtschaftliche Lage unseres Landes ist ernster, als es die politische Kommunikation oft vermuten lässt… Wir brauchen eine Wirtschaftspolitik, die das Problem erkennt, anerkennt und entschlossen anpackt.“ MINISTERPRÄSIDENTIN SCHWESIG BLEIBT SICH TREU Anschließend begrüßte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig die Gäste. Sie gratulierte Lisa Haus als neue IHK-Hauptgeschäftsführerin zu der Entscheidung für CYBERSICHERHEIT IM FOKUS DER REGIONALEN WIRTSCHAFT IHK-Jahresempfang 2025 Matthias Belke, Präsident der IHK zu Schwerin Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin Linus Neumann, IT-Sicherheitsexperte und Hacker 12 Standortpolitik Wirtschaftskompass 11 | 12 | 2025
Bilder: IHK/info@paperheroes.de die schönste Landeshauptstadt Deutschlands. Nach den herzlichen Worten kam die Ministerpräsidentin aber zum Kernanliegen ihres Grußwortes. Ausführlich erläuterte sie die geplanten Maßnahmen zur Förderung der Wirtschaft in MV bei der Verwendung des sogenannten Sondervermögens. „KEIN BACKUP. KEIN MITLEID!“ Für besondere Aufmerksamkeit sorgte der Impulsvortrag des IT-Sicherheitsexperten und Hackers Linus Neumann. In einem lockeren und unterhaltsamen Vortrag betonte er, dass digitale Angriffe heute viel schneller und größer als früher sind. Dabei kommt den Angreifern zugute, dass Unternehmen oft die gleichen Schwachstellen haben. Doch aufgeben müssen Unternehmen deshalb nicht. Zwar kann alles gehackt werden, Unternehmen sind aber nicht machtlos. Vor allem sollte der Fokus seinen Ausführungen zufolge auf die unmittelbare Wiederherstellung der Daten und digitalen Infrastruktur nach Die durch Lisa Haus, Hauptgeschäftsfüherin der IHK zu Schwerin, moderierte Podiumsdiskussion mit Manuel Bach, Birger Bösel, Ellen Schäfer und Minister Dr. Heiko Geue (v.l.) schloss das offizielle Programm des Jahresempfanges 2025 ab. Standortpolitik 13 Wirtschaftskompass 11 | 12 | 2025
Bilder: IHK/info@paperheroes.de möglichen Angriffen gelegt werden. Der Plan B werde bislang häufig unterschätzt, ist jedoch neben den Präventivmaßnahmen genauso wichtig. PODIUMSDISKUSSION MIT WERTVOLLEN TIPPS In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Manuel Bach (BSI), Birger Bösel (Planet IC), Dr. Heiko Geue (Minister für Finanzen und Digitalisierung MV) sowie Ellen Schäfer (Deloitte Deutschland) über konkrete Herausforderungen und Lösungsansätze für mehr digitale Sicherheit. Moderiert wurde das Gespräch von Lisa Haus, Hauptgeschäftsführerin der IHK zu Schwerin. Schnell kristallisierte sich in der Diskussion die Bedeutung von Parallelstrukturen und einer Regionalisierung in der digitalen Sicherheitsinfrastruktur. So ist es gefährlich, wenn ein großer Teil der Wirtschaft auf beispielsweise das Cloudsystem von Amazon setzt, dieses aber dann aussetze. Hier betonte Dr.Geue, dass auch bei der IT-Sicherheit deutsche und europäische Lösungen wichtig sind, um nicht neue Abhängigkeiten entstehen zu lassen. Zudem kann so die Wertschöpfung mehr in der Region gehalten werden. Expertin Schäfer brachte hierfür den Begriff der digitalen Souveränität ins Spiel. Ihr Tipp: Man muss bei der IT-Sicherheit nicht alles selbst machen. Manuel Bach betonte als Tipp den Grundsatz: „Geh davon aus, dass es schiefgeht.“, den Birger Bösel von Schweriner Unternehmen Planet IC mit dem Rat ergänzte: „Unternehmen sollten sich einen Krisenplan bereitlegen für den Fall eines Cyberangriffs. Was muss wann wie passieren, damit das Unternehmen wieder schnell arbeitsfähig wird." Das erste Fazit der Gäste war mit viel Dank an die IHK verbunden. Das Thema des Empfanges wurde genauso gelobt wie die inhaltlichen Ausführungen. Für zahlreiche Gäste war die Veranstaltung mit einem echtem Mehrwert verbunden und bot Anregungen zum Austausch an diesem Abend. Traditionell endete der Jahresempfang mit der Übergabe des Gastgeschenks an den Hauptredner: einer Skulptur des Trojanischen Pferdes. Natürlich eine kleine Anspielung auf Schadsoftware und als Erinnerung an den IHK-Jahresempfang 2025 gedacht. Beim anschließenden Empfang nutzten viele Gäste traditionell die Gelegenheit, sich auszutauschen, Kontakte zu vertiefen und neue Impulse für die digitale Zukunft der Region mitzunehmen. Andreas Scheer, Geschäftsführer der Planet IC GmbH im angeregten Gespräch. Unter den aufmerksamen Zuhörern: die IHKVizepräsidenten Ronny Freitag (l.) und Thomas Murche (r.). Katy Hoffmeister, Generalsekretärin der CDU MecklenburgVorpommern, wurde – wie viele andere Gäste – durch den IHKPräsidenten Matthias Belke und die IHKHauptgeschäftsführerin Lisa Haus herzlich begrüßt. 14 Standortpolitik Wirtschaftskompass 11 | 12 | 2025
Eine Tour durch die Hansestadt Wismar eröffnete am 29. Oktober der IHK-Führungsspitze viele neue Erkenntnisse. Vor allem ging es für Präsident Matthias Belke und IHK-Hauptgeschäftsführerin Lisa Haus darum, Probleme zu erörtern und einzusammeln, bei deren Beseitigung die IHK im Interesse der Unternehmen helfen kann. Aber auch das Kennenlernen des wichtigen Standortes war an diesem Tag ein Grundanliegen für die Tour. Der Standort des Technologie- und Gewerbezentrums Schwerin Wismar, an der Kaikante des Wismarer Hafens, ist imponierend und äußerst attraktiv für Gründer und junge Unternehmen. Die eindrucksvolle Entwicklung des TGZ wurde durch die Stellvertretende Geschäftsführerin, Lisbeth Homp, dargelegt. Es folgte die Vorstellung der LiCuSpace GmbH, einem jungen Startup-Unternehmen, das sich mit der Entwicklung hochinnovativer Messinstrumente aus dem Bereich der Wetter- und Klimaanalyse befasst. Marc Hoffmann, Vizepräsident der IHK zu Schwerin, war bei diesem Termin an der Seite der Hauptgeschäftsführerin und berichtete von seinen langjährigen Erfahrungen als junges Unternehmen im TGZ. Folgerichtig war der sich anschließende Besuch des InnovationPorts ganz in der Nähe des TGZ. Hier erläuterte die Leiterin, Doreen Heydenbluth-Peters, die Ziele und Aufgaben. Der InnoPort, so die Kurzbezeichnung, ist als Netzwerkraum zwischen der Phase einer Ideenfindung zur Gründung bis zum Schritt der Nutzung der Infrastruktur des TGZ, den viele Unternehmen nach der Gründung gehen, zu werten. Hier trifft man auf Gleichgesinnte, tauscht sich aus, sammelt Informationen und Erfahrungen auf zahlreichen Veranstaltungsformaten und vernetzt sich. Mit dem Landrat des Landkreises Nordwestmecklenburg, Tino Schomann, dem Bürgermeister der Hansestadtt Wismar, Thomas Beyer und dem Vorsitzenden der Wismarer Wirtschaftsgemeinschaft, Jörg Denecke, gab es während eines Mittagsgespräches einen sehr offenen und konstruktiv-kritischen Austausch mit der IHK-Führung. Zentrale Themen wie die Schaffung neuer Gewerbeflächen, fehlender Wohnraum, bezahlbare Energie, die Innenstadtentwicklung und die Fachkräftesituation wurden diskutiert. Ein Abstecher in die Innenstadt mit dem Besuch einer Einzelhändlerin folgte. Karin Pottberg empfing in ihrem Geschäft „darunter“ den IHK-Präsidenten und die Hauptgeschäftsführerin. Die Situation der besorgniserregenden Entwicklung der Innenstädte und die Initiativen, die durch engagierte Einzelhändler dem anhaltenden Trend entgegenwirken sollen, wurden hier thematisiert. In diesem Zusammenhang äußerte Karin Pottberg den Wunsch, dass die städtische Verwaltung mehr den Bedarfen des Einzelhandels entspricht. So z.B. durch Verkehrsführungen oder die Parkflächensituation. Um die Dimension des im Wismarer Haffeld ansässigen Holzclusters zu erfassen, gab es nach dem Besuch in der Innenstadt eine Befahrung des weitläufigen Industriegebietes. Stellvertretend für die hier ansässige Branche besuchte die IHK-Spitze hier die EGGER Holzstoffwerke und besichtigte die Produktionsanlage sowie die Lehrwerkstatt. Während des geführten Rundganges erläuterte Mirko Graitzsch, Teamleiter Ausbildung, auftretende Fragen. Insbesondere zum Thema Ausbildung tauschten sich beide Seiten intensiv aus. Den Abschluss des Programms bildete ein Gespräch mit der Führung in der Schottel GmbH. Stefan Kaul, Chief Executiver Officer der Schottel GmbH und Dr. Michael Potts, Standortleiter der Niederlassung in Wismar, diskutierten mit der IHK-Spitze offen die aktuellen wirtschaftspolitischen Themen. Eine gute Einstimmung auf den sich anschließenden IHK-Herbsttreff, für den Schottel als gastgebendes Unternehmen seine Hallentore geöffnet hatte. AM PULS DER WIRTSCHAFT Tour durch die Hansestadt Mittagsgespräch zwischen der IHK-Spitze, dem Bürgermeister der Hansestadt Wismar, Thomas Beyer; dem Landrat des Landkreises Nordwestmecklenburg, Tino Schomann und dem Vorsitzenden der Wismarer Wirtschaftsgemeinschaft, Jörg Denecke (v.l.). Besuch im TGZ und bei der LiCuSpace GmbH. Zu Gast bei Karin Pottberg (l.), Einzelhändlerin in der Wismarer ALtstadt. Eindrücke bei den Egger Holzstoffwerken. Bilder: IHK Standortpolitik 15 Wirtschaftskompass 11 | 12 | 2025
Bild: IHK Netzwerken in entspannter Atmosphäre und ein interessantes Unternehmen aus der Region kennenlernen, das war der IHK-Herbsttreff 2025. 120 interessierte Unternehmerinnen und Unternehmen folgten der Einladung am 29. Oktober 2025. Die Schottel GmbH in Wismar war dabei das gastgebende Unternehmen und erzeugte sehr viel Neugierde. Das Unternehmen ist Weltmarktführer für die Entwicklung und Produktion von rundum steuerbaren Antriebs- und Manövriersystemen sowie kompletten Antriebsanlagen bis zu 30 MW Leistung für beispielsweise Schlepper aller Größen. Damit steht Schottel für die wichtige maritime Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern mit 2.000 Betrieben und 37.500 Beschäftigten. IHK-Präsident Matthias Belke und Lisa Haus, Hauptgeschäftsführerin der IHK zu Schwerin, begrüßten in der Schottel-Werkshalle die Gäste: Unternehmerinnen und Unternehmer aus unterschiedlichsten Branchen und Betriebsgrößen, den Wismarer Bürgermeister Thomas Beyer, die erste Stellvertreterin des Landrates, Katrin Patynowski und natürlich die Vertreter des gastgebenden Unternehmens, Stefan Kaul, den Chefmanager des Unternehmens mit Hauptsitz in Spay, sowie Dr. Michael Potts, der den Standort in Wismar führt. Nach dem äußerst großen Zuspruch 2025 können sich die Mitglieder der IHK zu Schwerin auch 2026 wieder auf interessante, unterhaltsame und informative Jahreszeitentreffen freuen. ZU GAST BEI DER SCHOTTEL GMBH IN WISMAR IHK-Herbsttreff IHK ZU SCHWERIN Manuel Zirm 0385 5103-143 zirm@schwerin.ihk.de Anfang September 2025 haben die IHKs über ihren Dachverband DIHK zum Referentenentwurf eines Gesetzes zur Umsetzung der CER-Richtlinie (EU) 2022/2557 und zur Stärkung der Resilienz von Betreibern kritischer Anlagen (KRITIS-Dachgesetz) Stellung bezogen. WORUM GEHT ES? Staat und Wirtschaft sind gemeinsam gefordert, die Sicherheit der Netze und kritischer Anlagen zu gewährleisten. Einheitliche Maßstäbe zur Verbesserung der Sicherheit, insbesondere kritischer Infrastrukturen, sind von besonderer Bedeutung für das Funktionieren der gesamten deutschen Wirtschaft. Das Gesetz adressiert dieses Anliegen, indem es die physische Sicherheit und Resilienz von Betreibern kritischer Infrastrukturen stärken soll. Es setzt die EU CER-Richtlinie (EU 2022/2557) um und reguliert Betreiber kritischer Anlagen mit zusätzlichen Maßnahmen und Pflichten insbesondere in den Bereichen Business Continuity Management, physische Sicherheit, Risiko- und Krisenmanagement. WAS FORDERN DIE IHKS? Unternehmen benötigen klare rechtliche Vorgaben, um rechtssicher handeln zu können. Die Regelungen des KRITIS-Dachgesetzes müssen praktikabel umsetzbar sein und sollten dem Ziel der eigenen Unternehmenssicherheit dienen. Zusätzliche Registrierungs- und Meldepflichten, Fristen und Dokumentationen sollten mit angemessenem Aufwand umsetzbar sein. Die Umsetzung sollte durch unterstützende Maßnahmen und effektive Zusammenarbeitsprozesse zwischen Staat und Wirtschaft flankiert werden. Unternehmen wünschen sich verständliche, logisch aufgebaute Regelungen ohne Redundanzen und komplizierte Verflechtungen mit anderen Fachgesetzen. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass zusätzlich zum Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) weitere Aufsichtsbehörden von Bund und Ländern für die Umsetzung verantwortlich zeichnen, die sich untereinander vernetzen müssen, sollten die Prozesse der Zusammenarbeit zwischen den Behörden klar definiert werden. Nur so lassen sich Doppelaufwand für die Unternehmen, z. B. durch Mehrfachmeldungen, verhindern und umgekehrt effektive Warnhinweise an die Unternehmen gewährleisten. Alle Maßnahmen müssen darauf hinwirken, das Schutzniveau der Unternehmen zu verbessern und deren eigene Sicherheitsbemühungen zu unterstützen. Die öffentliche Hand sollte den Unternehmen insbesondere passgenaue Informationen zur aktuellen Sicherheitslage (Cyber- und analoge Bedrohungen) mit konkreten Handlungsempfehlungen zur Verfügung stellen. Zudem müssen unterschiedliche Auslegungen durch Landesbehörden vermieden werden. HÖHERE RESILIENZ DER UNTERNEHMEN ERFORDERLICH Schutz kritischer Infrastruktur IHK ZU SCHWERIN Stefanie Richter 0385 5103-201 s.richter@schwerin.ihk.de Sektoren kritischer Infrastrukturen Energie Informationstechnik und Telekommunikation Transport und Verkehr Gesundheit Medien und Kultur Wasser Ernährung Finanz- und Versicherungswesen Siedlungsabfallentsorgung Staat und Verwaltung 16 Standortpolitik Wirtschaftskompass 11 | 12 | 2025
Bild: IHK/info@paperheroes.de Azacitidin, Epirubicin und Paclitaxel – man muss nicht wissen, was sich hinter diesen Bezeichnungen verbirgt. Aber sie sind, wie weitere Produkte aus dem AqVidaPortfolio, von größter Bedeutung für Tumorpatienten. Zytostatika, jene Mittel, die Hoffnung für zunehmend mehr erkrankte Menschen spenden, kommen aus der Region, genauer gesagt aus Dassow. Seit knapp zehn Jahren produziert hier die AqVida GmbH verschiedenste Therapeutika. Und das mit einem sehr hohen Anspruch. „Producing the World’s best oncology Products“ steht über dem Eingang zum Unternehmen. Geschäftsführer Wolfgang Heinze und sein knapp 120 Mitarbeitende zählendes Team wollen ihren Beitrag leisten für die bestmögliche Versorgung der Patienten. Und das tatsächlich weltweit. Chemotherapeutika aus Dassow finden in 60 Ländern Anwendung. In Europa, Afrika, Südamerika… Das hochmoderne Werk in Dassow verfügt über eine automatisierte Abfülllinie für höchste Sicherheitsstandards bei der aseptischen Herstellung der Zytostatika. Das bedeutet höchste hygienische Standards und internationale Zertifikate. Oder anders gesagt: größtmögliche Anforderungen an Qualität. „Wir produzieren in Dassow generische Arzneimittel. Das bedeutet, dass unsere Präparate wirkstoffgleiche Nachbildungen von Medikamenten sind, deren Patentschutz abgelaufen ist. Dadurch sind Generika in der Regel kostengünstiger“, erklärt Wolfgang Heinze. Er betont, dass Generika strengen regulatorischen Kontrollen unterliegen: „Für jedes Produkt müssen die therapeutische Gleichwertigkeit, gegebenenfalls sogar in einer Studie in Menschen, einer sogenannten Bioäquivalenzstudie, zweifelsfrei nachgewiesen werden.“ Gleichzeitig beschränke sich AqVida nicht auf eine reine Nachahmung der Originalpräparate. „Wir optimieren die Produkte, die wir in Vials – also kleinen Fläschchen in verschiedenen Größen – abfüllen, beispielsweise hinsichtlich ihrer Stabilität und Handhabung. Darüber hinaus testen wir verschiedene Verbesserungsansätze, die auch den Patienten zugute kommen. Genau hier beginnt unsere eigene Entwicklungsarbeit“, so der Firmenchef, der unlängst als Unternehmer des Jahres im Landkreis Nordwestmecklenburg geehrt wurde. Gemeinsam mit der Universität Hamburg forscht das Unternehmen im pharmakogenetischen Bereich zur Dosisoptimierung. Und da beispielsweise in Entwicklungsländern nicht jeder Abnehmer bei der patientenindividuellen Zubereitung die notwendigen Reinraumbedingungen garantieren kann, entwickelte AqVida dafür eine Containerlösung. So gelangt der hohe deutsche Standard auch sicher an den Patienten. Ihren Ursprung hat die AqVida GmbH in Hamburg. Wolfgang Heinze kam in seiner Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann mit pharmazeutischen Produkten in Berührung, studierte das Fach seiner Wahl – nämlich Philosophie – und ging erstmal in die Unternehmensberatung. Mit vielen Erfahrungen und der Fähigkeit, „komplexe Sachverhalte in verständliche Teilfragen aufzubrechen“, machte er sich 2005 selbstständig und begann, onkologische Präparate zu vertreiben. „Um der globalen Abhängigkeit mit Kapazitäts- und Absatzproblemen zu entkommen, fiel 2013 die mutige Entscheidung für einen Wachstumssprung. Wir haben gleich für Dassow geplant, 2014 mit dem Bau begonnen und 2016 unseren Standort eröffnet.“ Wolfgang Heinze fühlte sich bei der Umsetzung bestens begleitet. „Hier existiert eine hervorragende Zusammenarbeit mit Behörden. Diese sind ansprechbar und offen, um über Projekte ins Gespräch zu kommen. Vieles ging schnell und unkompliziert - das gab uns enorme Sicherheit.“ Mit dem immer noch wertvollen Claim „Made in Germany“ wächst das Unternehmen. In Dassow sind 70 Mitarbeitende tätig. Fachkräfte wie Pharmazeuten, Chemiker und Chemielaboranten wirken am Erfolg von AqVida mit. Hierfür rekrutiert die Firma auch im Ausland und vereint in dem Team Mitarbeiter aus über 20 Nationen. All dies sind die Grundlagen für die weiteren Wachstumspläne. Baugrundstücke für die Erweiterung der Produktion in Dassow hat Wolfgang Heinze sich bereits gesichert. Barbara Arndt HOCHWERTIGE KREBSMEDIZIN KOMMT AUS DASSOW AqVida-Chef Wolfgang Heinze Vor wenigen Wochen erhielt Wolfgang Heinze vom Landkreis Nodwestmecklenburg die Auszeichnung als „Unternehmer des Jahres 2025". Standortpolitik 17 Wirtschaftskompass 11 | 12 | 2025
Bild: IHK/info@paperheroes.de Studiengänge der Fakultät Wirtschaftswissenschaften Bachelor: Betriebswirtschaft, Wirtschaftsinformatik, Wirtschaftsrecht, Wirtschaftspsychologie Master: Betriebswirtschaft, Wirtschaftsinformatik, Wirtschaftsrecht, International Management, Digitale Logistik & Management, Human Resource Management, Entrepreneurship, Deutsches und internationales Wirtschaftsrecht sowie Finance, Accounting, Controlling, Taxation (FACT) 51 Mitarbeitende, darunter 43 wissenschaftliche, darunter 35 Professorinnen und Professoren 733 Studierende im Direktstudium und 3805 Studierende im Fern- und Onlinestudium *alle Angaben für das Wintersemester 2024 | https://fww.hs-wismar.de/ 18 Titelthema Wirtschaftskompass 11 | 12 | 2025
Bilder: Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Wismar vermittelt Kriterien, Methoden, Vorstellungen, Erkenntnisse und Theorien, ohne die kein Unternehmen funktionieren würde. Ein hoher Praxisanteil bringt Lehre und Firmen der Region zusammen. Standort Campus Wismar Philipp-MüllerStraße 14 23966 Wismar Herr Professor Neumann, ist Wirtschaft tatsächlich eine Wissenschaft für sich? Ein Wirtschaftswissenschaftler sagt zu allem: Es kommt darauf an! Die Volkswirtschaftslehre beispielsweise erforscht Zusammenhänge, analysiert knallhart das systematische Zusammenwirken verschiedener Sektoren, entwickelt Modelle - das ist Wissenschaft pur und eine Disziplin für den Nobelpreis. Die Betriebswirtschaftslehre basiert auf wissenschaftlicher Methodik, sieht das Unternehmen als sozio-ökonomisches Objekt. Rahmenbedingungen ändern sich ständig. Insofern geht es immer wieder um Erkenntnisse die helfen, die Zielerreichung zu verbessern. Jedes Jahr gibt es somit neue Antworten auf die gleichen Fragen. Das ist faszinierend. Wenn die Halbwertzeit von betriebswirtschaftlichen Erkenntnissen so überschaubar ist, was geben Sie den Studierenden mit auf ihren Weg in die Praxis? Wir befähigen Studierende, in einem dynamischen Umfeld mit ihrem Baukasten so agieren zu können, dass sie sicher wissen, was einzusetzen ist, wenn neue Herausforderungen zur Entscheidungsfindung anstehen. Fokussiert wird der höchste Grad der Zielerreichung. Sie sollen in der Lage sein, am Ball zu bleiben und lebenslang Methoden zu entwickeln. Mit dem Erheben objektiver Daten wie Zeiten, Kosten, Klickraten ist immer die Basis dafür gegeben. Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften wirbt mit großer Praxisnähe. Wie gelingt der Spagat zwischen Hörsaal und Werkbank? Bachelor-Studierende lernen bereits im Praktikum ihr Unternehmen kennen, schreiben on the Job ihre Thesis und gehen oft gleitend in die berufliche Tätigkeit über. Im Masterstudium arbeiten viele parallel zum Studium in Teilzeit. Mit veränderten Studienformaten gehen wir als Hochschule auf diese spezielle Situation ein. Aber mehr noch: Unser Mindset befürwortet das anwendungsorientierte Studium. Wir wollen Unternehmen entsprechend ihrer Möglichkeiten gern mit ihren Themen ins Studium integrieren. Und da verspüren wir einen gewissen Druck aufgrund der Praxisanforderungen. Das duale Studium berücksichtigt solche Wünsche. Immerhin drei Viertel unserer Studierenden absolvieren ein Online-Studium über WINGS. Das heißt, viele dieser jungen Menschen stehen im Beruf und qualifizieren sich mit Hilfe des Arbeitgebers und mit großer Nähe zu dem, was sie im Beruf machen. Daraus entwickeln sich sogar etliche Themen für Abschlussarbeiten – eine tolle Geschichte. Dieser Erfolg von WINGS macht uns einzigartig. Im Fernstudium bilden sich übrigens auch Meister ökonomisch weiter – nicht in Präsenz, sondern on the Job. Welche Vorteile ergeben sich daraus für Unternehmen in der Region? Die Absolventinnen und Absolventen starten schon im Studium praktisch durch und bearbeiten direkt im Unternehmen relevante Fragestellungen. Natürlich bedarf es einer gewissen Offenheit dafür, dass die Lernenden nicht täglich am Arbeitsplatz sind. Eine persönliche Bindung und Vertrauen erleichtern das Miteinander. Ich möchte betonen, dass jede Arbeit, die wir in diesem Bereich verteidigen, für mich eine Weiterbildung ist, weil ich mit Verantwortlichen des Unternehmens Studierende betreue. Etwas Schöneres kann es nicht geben. Daher freuen wir uns, wenn wir mit Projekten und Abschlussarbeiten in Unternehmen kommen können. Unser Support umfasst Exkursionen, die Übernahme von Fahrtkosten und andere Dinge, die den gemeinsamen Erfolg stärken. Unsere Türen stehen offen… Sorgen Sie sich nicht, dass Künstliche Intelligenz viele Fragen künftig beantworten könnte? Keineswegs. Natürlich wandelt sich das Studium in herausfordernder Weise mit Blick auf KI. Jedoch sehe ich die Befähigung der Studierenden nicht darin, KI-Lösungen zu generieren, sondern die Lösung zu bewerten, zu interpretieren und zu integrieren. Die Kompetenzen müssen wir derart gestalten, dass KI berufsfeldspezifisch eingesetzt werden kann. Und zwar losgelöst von kaufmännischem Basiswissen. Reizt es junge Menschen, tief in wirtschaftliche Belange abzutauchen? An sich schon. Es liegt an uns, von Anfang an große Begeisterung zu schüren. Denn es kommt immer noch vor, dass junge Menschen nicht das nötige Interesse mitbringen oder aus Verlegenheit in unserer Disziplin landen. Das erklärt auch Abbrecherquoten, ein normaler Fachabiturient scheitert nicht aus intellektuellen Gründen an BWL. Aus einer großen Breite heraus die eigene Spezialisierung zu finden, ist wichtig. Ebenso die schon erwähnte Praxisnähe, um Sinnhaftigkeit zu erfahren. Zuspruch aus den Unternehmen motiviert enorm. Sehr stolz können wir als Fakultät auf die Entwicklung im wissenschaftlichen Bereich sein. Aktuell zählen wir vier Vollzeitstellen für Promotionsverfahren. In Kooperation mit anderen Universitäten arbeiten wir hochgradig wissenschaftlich und können durch zusätzliche Mittel vom Bund den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern. Davon waren wir in 2003, als ich hier anfing, meilenweit entfernt. Inzwischen verzeichnen wir weit mehr als ein Dutzend Promotionen. Auch diese sind – mit Blick auf die Unternehmen in der Region – anwendungsorientiert. Barbara Arndt In Zeiten des Fachkräftemangels und dynamischer Märkte sind qualifizierte Mitarbeitende ein entscheidender Erfolgsfaktor für Unternehmen. Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Wismar bietet praxisnahe Bachelor- und Masterstudiengänge, die gezielt auf die Bedürfnisse regionaler Unternehmen zugeschnitten sind. Im WIKO-Interview geht Dekan Prof. Kai Neumann auf Besonderheiten seiner Fakultät ein. Synergien auf hohem Niveau Titelthema 19 Wirtschaftskompass 11 | 12 | 2025
RkJQdWJsaXNoZXIy MTkyOTU0Ng==