Bild: IHK Die Vertreter der drei IHK´s in MV auf der Landespressekonferenz am 4. November 2025. (v.l.): Matthias Belke, Präsident der IHK zu Schwerin; Peter Volkmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK zu Rostock; Lisa Haus, Hauptgeschäftsführerin der IHK zu Schwerin; Ralf Pfoth, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Neubrandenburg; Axel Seitz, NDR Die Industrie- und Handelskammern in MV haben am 4. November 2025 ihre Herbst-Konjunkturanalyse auf der Landespressekonferenz vorgestellt. Demnach sehen die Unternehmen weiterhin eher eine Stagnation und zeigen sich bei entscheidenden Fragen zurückhaltend. Die Verunsicherung ist groß. Die wirtschaftliche Erholung in Mecklenburg-Vorpommern lässt weiter auf sich warten. Zwar bewerten die Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage etwas besser als im Frühsommer, doch die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate bleiben unverändert pessimistisch. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern (IHKs in MV) unter ihren Mitgliedern. Demnach stieg der Geschäftslagesaldo – die Differenz zwischen positiven und negativen Lageeinschätzungen – auf 20 Prozentpunkte (Frühsommer: 15 Prozentpunkte). Der Erwartungssaldo verharrt bei minus 19 Prozentpunkten. Damit geht der Konjunkturklimaindikator leicht nach oben auf 98 Punkte, bleibt aber deutlich unter dem Zehnjahresdurchschnitt von 110 Punkten. KOSTEN UND BÜROKRATIE BELASTEN Größte Sorgen bereiten den Betrieben die steigenden Kosten. Zum 1. Januar 2026 erhöht sich der Mindestlohn auf 13,90 Euro. Fast die Hälfte der Unternehmen plant daraufhin, auch höhere Lohngruppen anzupassen. Hinzu kommen steigende Lohnnebenkosten durch höhere Krankenkassenbeiträge und neue Bemessungsgrenzen. Auch die Energiepreise bleiben ein Unsicherheitsfaktor: Viele Unternehmen befürchten steigende Netzentgelte und höhere CO2-Kosten ab 2027. An dritter Stelle der Geschäftsrisiken stehen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Besonders die wachsende Bürokratie wird von vielen Betrieben kritisiert, da sie Projekte verzögert und wertvolle Arbeitskraft bindet. „Die Unternehmen im Land kämpfen mit hohen Kosten, wachsender Bürokratie und anhaltender Unsicherheit. Trotz einzelner Lichtblicke fehlt der klare Aufschwung“, sagt Ralf Pfoth, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Neubrandenburg für das östliche MecklenburgVorpommern im Namen der IHKs in MV. „Die Politik muss jetzt dringend für Entlastungen bei den Kosten sorgen und den Reformstau in Deutschland auflösen.“ Der Präsident der IHK zu Schwerin, Matthias Belke, äußerte: „MV braucht keine Beruhigungspillen, sondern eine echte Therapiestrategie. Die Unternehmen im Land stemmen Tag für Tag gewaltige Herausforderungen – und bekommen dafür kaum Rückenwind. Wer jetzt noch glaubt, dass die Wirtschaft das schon irgendwie richtet, verkennt die Lage. Wir brauchen endlich Entscheidungen, die Kosten senken, Verfahren beschleunigen und Investitionen ermöglichen.“ ZURÜCKHALTUNG Die verhaltenen Erwartungen dämpfen die Investitions- und Beschäftigungspläne. 38 Prozent der Unternehmen wollen ihre Investitionen in den kommenden zwölf Monaten senken, nur 22 Prozent planen höhere Ausgaben. Bei der Beschäftigung rechnen acht Prozent mit einem Zuwachs, 24 Prozent dagegen mit einem Rückgang. Der Fachkräftemangel bleibt zwar ein Thema, hat aber an Dringlichkeit verloren. LEICHTE ERHOLUNG BEIM EXPORT Etwas positiver bewerten die Unternehmen ihre Exportaussichten. Nach Abschluss der Zollverhandlungen können sie ihre Planungen wieder besser anpassen, auch wenn die neuen Zölle die Geschäfte weiterhin belasten. Befragt wurden von Mitte September bis Anfang Oktober etwa 7.200 Unternehmen in den IHK-Regionen Neubrandenburg, Rostock und Schwerin. Davon haben knapp 850 geantwortet. Lisa Haus, Hauptgeschäftsführerin der IHK zu Schwerin sagte: „Die Unternehmen sind krisenfest, aber sie verlieren an Zuversicht. Wir brauchen jetzt Planungssicherheit, stabile Energiekosten und eine Wirtschaftspolitik, die Vertrauen schafft – nicht zusätzliche Auflagen und Unsicherheiten. Ein Herbst der Reformen wäre das richtige Signal!“ IHK-KONJUNKTURANALYSE Wirtschaft unter Druck Weitere Informationen: www.ihk.de/schwerin, Dok.-Nr.: 6786550. IHK-KONJUNKTURKLIMAINDIZES FÜR WESTMECKLENBURG, MECKLENBURG-VORPOMMERN UND DEUTSCHLAND 140 130 120 110 100 90 80 70 60 Index IHK-Konjunkturklimaindex für Westmecklenburg IHK-Konjunkturklimaindex für Mecklenburg-Vorpommern DIHK-Konjunkturklimaindikator für Deutschland 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 Quellen: IHK zu Schwerin, IHKs in MV, DIHK | Aufgrund der Pandemie wurde im Frühsommer 2020 keine Umfrage auf Landesebene durchgeführt. Ein Wert kann daher nicht ausgewiesen werden. Bis zum Redaktionsschluss lagen die aktuellen Werte für DIHK und MV noch nicht vor. Standortpolitik 11 Wirtschaftskompass 11 | 12 | 2025
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