Bilder: Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Wismar vermittelt Kriterien, Methoden, Vorstellungen, Erkenntnisse und Theorien, ohne die kein Unternehmen funktionieren würde. Ein hoher Praxisanteil bringt Lehre und Firmen der Region zusammen. Standort Campus Wismar Philipp-MüllerStraße 14 23966 Wismar Herr Professor Neumann, ist Wirtschaft tatsächlich eine Wissenschaft für sich? Ein Wirtschaftswissenschaftler sagt zu allem: Es kommt darauf an! Die Volkswirtschaftslehre beispielsweise erforscht Zusammenhänge, analysiert knallhart das systematische Zusammenwirken verschiedener Sektoren, entwickelt Modelle - das ist Wissenschaft pur und eine Disziplin für den Nobelpreis. Die Betriebswirtschaftslehre basiert auf wissenschaftlicher Methodik, sieht das Unternehmen als sozio-ökonomisches Objekt. Rahmenbedingungen ändern sich ständig. Insofern geht es immer wieder um Erkenntnisse die helfen, die Zielerreichung zu verbessern. Jedes Jahr gibt es somit neue Antworten auf die gleichen Fragen. Das ist faszinierend. Wenn die Halbwertzeit von betriebswirtschaftlichen Erkenntnissen so überschaubar ist, was geben Sie den Studierenden mit auf ihren Weg in die Praxis? Wir befähigen Studierende, in einem dynamischen Umfeld mit ihrem Baukasten so agieren zu können, dass sie sicher wissen, was einzusetzen ist, wenn neue Herausforderungen zur Entscheidungsfindung anstehen. Fokussiert wird der höchste Grad der Zielerreichung. Sie sollen in der Lage sein, am Ball zu bleiben und lebenslang Methoden zu entwickeln. Mit dem Erheben objektiver Daten wie Zeiten, Kosten, Klickraten ist immer die Basis dafür gegeben. Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften wirbt mit großer Praxisnähe. Wie gelingt der Spagat zwischen Hörsaal und Werkbank? Bachelor-Studierende lernen bereits im Praktikum ihr Unternehmen kennen, schreiben on the Job ihre Thesis und gehen oft gleitend in die berufliche Tätigkeit über. Im Masterstudium arbeiten viele parallel zum Studium in Teilzeit. Mit veränderten Studienformaten gehen wir als Hochschule auf diese spezielle Situation ein. Aber mehr noch: Unser Mindset befürwortet das anwendungsorientierte Studium. Wir wollen Unternehmen entsprechend ihrer Möglichkeiten gern mit ihren Themen ins Studium integrieren. Und da verspüren wir einen gewissen Druck aufgrund der Praxisanforderungen. Das duale Studium berücksichtigt solche Wünsche. Immerhin drei Viertel unserer Studierenden absolvieren ein Online-Studium über WINGS. Das heißt, viele dieser jungen Menschen stehen im Beruf und qualifizieren sich mit Hilfe des Arbeitgebers und mit großer Nähe zu dem, was sie im Beruf machen. Daraus entwickeln sich sogar etliche Themen für Abschlussarbeiten – eine tolle Geschichte. Dieser Erfolg von WINGS macht uns einzigartig. Im Fernstudium bilden sich übrigens auch Meister ökonomisch weiter – nicht in Präsenz, sondern on the Job. Welche Vorteile ergeben sich daraus für Unternehmen in der Region? Die Absolventinnen und Absolventen starten schon im Studium praktisch durch und bearbeiten direkt im Unternehmen relevante Fragestellungen. Natürlich bedarf es einer gewissen Offenheit dafür, dass die Lernenden nicht täglich am Arbeitsplatz sind. Eine persönliche Bindung und Vertrauen erleichtern das Miteinander. Ich möchte betonen, dass jede Arbeit, die wir in diesem Bereich verteidigen, für mich eine Weiterbildung ist, weil ich mit Verantwortlichen des Unternehmens Studierende betreue. Etwas Schöneres kann es nicht geben. Daher freuen wir uns, wenn wir mit Projekten und Abschlussarbeiten in Unternehmen kommen können. Unser Support umfasst Exkursionen, die Übernahme von Fahrtkosten und andere Dinge, die den gemeinsamen Erfolg stärken. Unsere Türen stehen offen… Sorgen Sie sich nicht, dass Künstliche Intelligenz viele Fragen künftig beantworten könnte? Keineswegs. Natürlich wandelt sich das Studium in herausfordernder Weise mit Blick auf KI. Jedoch sehe ich die Befähigung der Studierenden nicht darin, KI-Lösungen zu generieren, sondern die Lösung zu bewerten, zu interpretieren und zu integrieren. Die Kompetenzen müssen wir derart gestalten, dass KI berufsfeldspezifisch eingesetzt werden kann. Und zwar losgelöst von kaufmännischem Basiswissen. Reizt es junge Menschen, tief in wirtschaftliche Belange abzutauchen? An sich schon. Es liegt an uns, von Anfang an große Begeisterung zu schüren. Denn es kommt immer noch vor, dass junge Menschen nicht das nötige Interesse mitbringen oder aus Verlegenheit in unserer Disziplin landen. Das erklärt auch Abbrecherquoten, ein normaler Fachabiturient scheitert nicht aus intellektuellen Gründen an BWL. Aus einer großen Breite heraus die eigene Spezialisierung zu finden, ist wichtig. Ebenso die schon erwähnte Praxisnähe, um Sinnhaftigkeit zu erfahren. Zuspruch aus den Unternehmen motiviert enorm. Sehr stolz können wir als Fakultät auf die Entwicklung im wissenschaftlichen Bereich sein. Aktuell zählen wir vier Vollzeitstellen für Promotionsverfahren. In Kooperation mit anderen Universitäten arbeiten wir hochgradig wissenschaftlich und können durch zusätzliche Mittel vom Bund den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern. Davon waren wir in 2003, als ich hier anfing, meilenweit entfernt. Inzwischen verzeichnen wir weit mehr als ein Dutzend Promotionen. Auch diese sind – mit Blick auf die Unternehmen in der Region – anwendungsorientiert. Barbara Arndt In Zeiten des Fachkräftemangels und dynamischer Märkte sind qualifizierte Mitarbeitende ein entscheidender Erfolgsfaktor für Unternehmen. Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Wismar bietet praxisnahe Bachelor- und Masterstudiengänge, die gezielt auf die Bedürfnisse regionaler Unternehmen zugeschnitten sind. Im WIKO-Interview geht Dekan Prof. Kai Neumann auf Besonderheiten seiner Fakultät ein. Synergien auf hohem Niveau Titelthema 19 Wirtschaftskompass 11 | 12 | 2025
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