Bilder: info@paperheroes.de; VLP Per App die individuelle Fahrt buchen, zum Haltepunkt navigiert werden, losfahren: Der Rufbus als ElektroFahrzeug gehört im Landkreis Ludwigslust-Parchim zum Alltag. Künftig kommt das Beförderungsmittel allerdings ohne Fahrer. „Das ist unser Ziel für künftige Verkehre“, sagt Stefan Lösel, Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Ludwigslust-Parchim mbh (VLP). Das erste Fahrzeug der Firma MOTOR Ai GmbH Berlin wurde im Rahmen des Auftaktworkshops zum „Kompetenzzentrum autonomes Fahren im ländlichen Raum“ im Mai dieses Jahres in Ludwigslust vorgestellt. Der ganztägige inspirierende und viel gelobte Auftaktworkshop zählte rund 100 Gäste aus Wirtschaft und Politik, aus Forschung und Kommunen. Autonome, bedarfsgerechte Verkehrsangebote, die im ländlichen Raum funktionieren und von Menschen angenommen werden, sind Inhalte des Pilotprojektes „ARuf_LUP“, welches der Landkreis Ludwigslust-Parchim mit seiner Verkehrsgesellschaft VLP jetzt auf den Weg bringt. „Wir beginnen im Juli dieses Jahres, den autonomen Rufbus im Bereich Hagenow auf den Echtbetrieb vorzubereiten. Das erste Fahrzeug dafür steht bereit und verfügt über die notwendige Erprobungsgenehmigung“, sagt Stefan Lösel. „Es braucht so viel mehr als nur Fahrzeug und Betriebsbereich“, unterstreicht der VLP-Chef. Vom Betriebsbereichsmanagement über KI-Assistenten, die sowohl Fahrzeuginnenraum als auch Straßenzustand überwachen, bis hin zu vorausschauender Planung hinsichtlich Events oder Wetter… Nach der technischen Erprobung will der kommunale Verkehrsbetrieb zunächst fünf autonome Fahrzeuge in das Rufbussystem integrieren. „Das Know-how der VLP steht dann für andere Verkehrsunternehmen zur Verfügung. Mit unseren Partnern wollen wir die Region, das gesamte Land voranbringen“, betont Landrat Stefan Sternberg. Barbara Arndt KOMPETENZZENTRUM AUTONOMES FAHREN Mobilität der Zukunft startet jetzt Stefan Lösel, VLP-Geschäftsführer HAGENOW Interview Herr Lösel, welche Rolle können kommunale Verkehrsunternehmen wie die VLP bei der Gestaltung der Zukunftsmobilität einnehmen? Auch kommunale Unternehmen können technologische Vorreiter sein. Als VLP haben wir das beim Thema Rufbus bereits unter Beweis gestellt. Unsere Flotte fährt zwischenzeitlich zur Hälfte elektrisch und ermöglicht 24/7 das Erreichen der Mittel- und Oberzentren sowie Anschluss an weiterführende Verkehrsmittel wie die Bahn. Der nächste Schritt Richtung Zukunftsmobilität ist das autonome Fahren. Im Projektverbund des Landkreises mit Partnern und der VLP schaffen wir Voraussetzungen, dass in den Haushalten im ländlichen Raum auf das zweite und dritte Auto verzichtet werden kann. Das ist ein enormer Schritt zur Umsetzung der Verkehrswende. Und man wird nach Ludwigslust-Parchim schauen: Wir erbringen im zweitgrößten Flächenkreis Deutschlands Mobilitätsangebote, die perspektivisch für jeden passend sind. Die Einnahmeaufteilung beim Deutschlandticket wird viel diskutiert. Welche Position beziehen Sie zu diesem Thema? Die Einnahmen gerecht, das heißt, sinnvoll zwischen überregionalen und lokalen Verkehrsträgern und im Übrigen nach dem Wohnortprinzip aufzuteilen, ist ein guter Ansatz. Dieser hätte schon zum 1. Januar 2024 umgesetzt werden sollen. Bis heute aber gilt: „Wer verkauft, behält“. Dies begünstigt vertriebsstarke Verkehrsunternehmen und -verbünde, die Fahrgäste fahren aber bei uns. Durch die für uns unvorhersehbare Verschiebung der Einnahmeaufteilung durch einen späteren Beschluss der Verkehrsministerkonferenz auf noch unbestimmte Zeit konnten wir trotz erhöhter Beförderungszahlen keine leistungsgerechten Erträge aus dem Deutschlandticket erzielen. Uns entstand allein im Jahr 2024 ein Defizit in Millionenhöhe als VLP, weil wir an den Verkaufserlösen der 11.000 Abonnenten mit Wohnsitz im Landkreis Ludwigsust-Parchim nur zu einem geringen Teil beteiligt wurden. Darüber hinaus steigen mit Blick auf das Deutschlandticket die Ausgaben, denn die dadurch initiierte Nachfragesteigerung bedeutet auch einen erhöhten Aufwand für die steigenden Verkehrsleistungen, insbesondere im Rufbus-System. Welche Wünsche haben Sie mit Blick auf die Weiterentwicklung des Deutschlandtickets? Das Deutschlandticket sollte unbedingt erhalten und die geplanten Regelungen zur Einnahmeaufteilung schnellstmöglich umgesetzt werden. Die Erlöse aus dem Ticket müssen allen Verkehrsunternehmen gleichermaßen zukommen, unabhängig davon, ob deutschlandweite Vertriebs-Apps betrieben werden. Das wiederum ermöglicht den Verkehrsunternehmen auch vor Ort, ihre Angebote zu optimieren und so den öffentlichen Personennahverkehr noch attraktiver zu gestalten. Grundsätzlich sollte es für die verschiedenen Nutzergruppen wie Schüler, Azubis, Senioren und alle weiteren Fahrgäste bezahlbare Tickets geben. Ein Fahrzeug gibt es schon, es wurde im Mai der Öffentlichkeit vorgestellt. Bis zum Herbst wird die technische Erprobung vorbereitet. 18 Standortpolitik Wirtschaftskompass 07 | 08 | 2025
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