Der Klimawandel stellt die Landwirtschaft insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern vor wachsenden Herausforderungen. Laut Klimareport MecklenburgVorpommern 2024 des Ministeriums für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt sowie des Deutschen Wetterdienstes [1] ist die mittlere Jahresmitteltemperatur in MV seit 1881 um ca. 1,6 °C gestiegen. Die Wasserverfügbarkeit in der Landwirtschaft ist durch die Schwankungen zwischen extremer Trockenheit und Starkregen gekennzeichnet, die zu einer jährlichen Gefährdung der gesunden pflanzlichen Entwicklung und einer ausreichend erwirtschafteten Ernte führen können. Das Auftreten von Trockenperioden und des einhergehenden Wassermangels verursachen dabei konsequent Ertragsverluste. Die sich abzeichnende weitergehende Klimaerwärmung und dessen ökologische und ökonomische Einflüsse machen es erforderlich, sich mit nachhaltigen und klimaangepassten Lösungen auseinanderzusetzen, die die Ernteerträge und damit das Einkommen landwirtschaftlich tätiger Unternehmer sicherstellen können. REGIONALE FORSCHUNG – INTERNATIONALE WIRKUNG Das Robert-Schmidt-Institut (RSI) der Hochschule Wismar versteht sich als interdisziplinäre Schnittstelle zwischen Hochschule, Wirtschaft und Praxis. In den Projekten MED-WET (Mediterranean Integrated Water Resources Management and Sustainable Agriculture) und DIVAGRI (Diverse and Climate-Resilient Agriculture for Sustainable Rural Transformation) koordiniert das Institut die Entwicklung und Erprobung von Technologien, die eine ressourcenschonende und resiliente Landwirtschaft in besonders trockenen Gegenden wie dem Mittelmeerraum und dem südlichen Afrika unterstützen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf das an der Hochschule Wismar patentierte Tonkörper-MikroBewässerungssystem, das in den EU-geförderten Projekten unter der Bezeichnung SLECI (Self-Regulated Low Energy Clay based Irrigation System) auf Pilot- und Demonstrationsfeldern verbaut und getestet wird. DAS PRINZIP: DER TON UND SEINE KAPILLARWIRKUNG Im Zentrum steht ein physikalisch einfaches, aber äußerst effektives Prinzip. Poröse Tonkörper geben über Kapillarkräfte und Osmose Wasser an die umgebende Erde ab und zwar nur dann, wenn es die Pflanze wirklich „braucht“. Die Wassergabe erfolgt selbstregulierend und ohne externe Technik wie ein aufwendiges Wassermanagement-System. Wird der Boden feuchter (z. B. nach Regen), reduziert sich die Abgabe; ist der Boden trocken, fließt mehr Wasser. Eine Überversorgung ist dadurch ausgeschlossen, ebenso eine Unterversorgung in kritischen Phasen. Das unterirdische System funktioniert vollständig stromlos und lässt sich an nahezu jede Kultur- oder Bodenart anpassen. Die Tonkörper, die in verschiedenen Wasserabgabe-Größen (von M bis XXL) entwickelt worden sind, können direkt unter der Pflanze eingegraben werden. Wobei die sogenannte Branch-Line-Methode, bei der Tonkörper in schmalen Bohrlöchern positioniert werden, sich besonders für den Freilandanbau bei geringem Installationsaufwand eignen. KONKRETE VORTEILE GEGENÜBER HERKÖMMLICHER TECHNIK Daten aus den Feldversuchen in Malta belegen die hohe Effizienz: In einem Orangenfeld auf Gozo verbrauchen die Bäume bei konventioneller Sommerbewässerung zwischen 120 und 150 Liter Wasser pro Tag. Mit dem wassersparenden Tröpfchen-Bewässerungssystem (Drip) sank der Bedarf auf 7,87 Liter, während das neuartige Tonkörper-System nur 1,71 Liter pro Tag benötigte – eine Wassereinsparung von über 96 Prozent bei vergleichbarem Fruchtertrag. Auch im Hinblick auf Energieverbrauch überzeugt das System: Während Tropf- oder Sprinkleranlagen meist auf stromintensive Pumpen und Steuerungen angewiesen sind, genügt beim Ton-Emitter-System ein geringer statischer Druck – oft reicht SELBSTREGULIERENDE SYSTEME Ton trifft Technik HOCHSCHULE WISMAR Jan Siering 03841 753 7277 jan.siering@hs-wismar.de Quelle: [1] „Klimareport Mecklenburg-Vorpommern 2024 Fakten bis zur Gegenwart - Erwartungen für die Zukunft“ Ministeriums für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt Deutscher Wetterdienst, Veröffentlichung des Deutschen Wetterdienstes am 06.11.2024 2. Auflage, 88 Seiten 36 Existenzgründungen & Unternehmensförderung Wirtschaftskompass 07 | 08 | 2025
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