IHK-Magazin "Wirtschaftskompass, Ausgabe 07, 08/2025

sogar nur die Schwerkraft. Die Tonkörper bestehen dabei aus natürlichem, regional verfügbarem Material und sind wiederverwendbar. Die sogenannte IWUE (Irrigation Water Use Efficiency) beschreibt das Verhältnis von Ernteertrag zu verwendeter Wassermenge. Die Analyse zeigte, dass das Tonkörper-System an den DIVAGRI Pilotstandorten in Botswana und in Namibia deutlich effizienter ist, als die konventionelle Tröpfchen-Bewässerung und bis zu doppelt so viel Ertrag pro Kubikmeter Wasser ermöglichte. Die Nachhaltigkeit wird zusätzlich durch die Flexibilität der Installationen gestärkt. Einzelne Komponenten lassen sich austauschen oder erweitern – ideal für kleine wie große Betriebe. Während Tropf- oder Sprinkleranlagen meist auf stromintensive Pumpen und Steuerungen angewiesen sind, genügt beim Ton-Emitter-System ein geringer statischer Druck – oft reicht sogar die Schwerkraft.  PILOTPROJEKT AUF POEL – VOM LABOR AUFS FELD Wie gut das System unter norddeutschen Bedingungen funktioniert, testet das RSI derzeit im Schaugarten Malchow auf der Insel Poel. Unterstützt von der Fakultät für Ingenieurwissenschaften im Bereich Maschinenbau/Verfahrens- und Umwelttechnik kommen modifizierte Tonkörper im Gewächshaus und demnächst auf einer Freifläche zum Einsatz, die speziell an die Bedürfnisse regionaler Nutzpflanzen wie Tomaten und Gurkenpflanzen ausgerichtet sind. Die Pflanzen zeigen bisher eine gleichmäßige Entwicklung, die Wasserverteilung funktioniert zuverlässig, selbst an heißen Tagen mit erhöhtem Bedarf. Besonders positiv wird die einfache Handhabung bewertet: Keine elektronische Steuerung, keine Wartungszyklen, keine Abhängigkeit von Energiequellen und damit ideal für den Einstieg in die wassersparende Bewässerung.  EIN SYSTEM MIT ZUKUNFT Insgesamt steht das Tonkörper-System für einen Paradigmenwechsel von ressourcenintensiven Lösungen zu zuverlässigen und wartungsarmen Verfahren. Die Kombination aus Wasserersparnis, Selbstregulation, Nachhaltigkeit und Energieunabhängigkeit macht es zu einer Schlüsseltechnologie für die Landwirtschaft der Zukunft auch hier im Norden. Dank der Koordination durch das RSI und der Unterstützung durch europäische Förderprogramme ist die Verbindung zwischen Forschung und Anwendung bereits hergestellt, angetrieben vom Ziel eine Landwirtschaft zu schaffen, die auch unter klimatisch schwieriger werdenden Bedingungen zuverlässig und nachhaltig produzieren kann. Bilder: Hochschule Wismar Existenzgründungen & Unternehmensförderung  37 Wirtschaftskompass 07 | 08 | 2025

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