IHK-Magazin "Wirtschaftskompass, Ausgabe 07, 08/2025

Magazin der IHK zu Schwerin 07 | 08 | 2025 EINFACH NICHT ZU BREMSEN Jörg Reimer Geschäftsführender Gesellschafter VARIOVAC PS Systempack GmbH Landesverkehrskonferenz 2025 12 Energiesicherheit für die Zukunft 24 Erfolgsraum Altstadt 2025 38 WIKO Wirtschaftskompass Westmecklenburg

IHR EVENT-PORTAL DER IHK: Seminare, Webinare, Workshops und Beratungen – immer aktuell und passgenau! Mehr Informationen unter: www.ihk.de/schwerin/servicemarken/veranstaltungsportal

Bilder: Rubrik  1 Stau im Kopf – Bewegung auf der Straße! Bild: info@paperheroes.de IHK Direkt 0385 5103 111 Der schnelle Weg zur IHK. Man stelle sich vor: Ein Unternehmer in Mecklenburg-Vorpommern will eine neue Halle bauen. Planung steht, Finanzierung gesichert, Nachfrage vorhanden – nur das Material kommt nicht pünktlich. Brücke gesperrt. Straße in Reparatur. Bahnstrecke dicht. Willkommen im Alltag 2025. Was uns dieser kleine Blick in die unternehmerische Realität zeigt: Es geht längst nicht mehr um Komfort oder Mobilität im Freizeitverkehr. Es geht ums wirtschaftliche Fundament unseres Landes. Wenn Lieferketten unterbrochen sind, wenn Baustellen ganze Regionen abschneiden, oder wenn Unternehmen mit Wochenfrist von Sperrungen erfahren, ist das nicht nur ärgerlich – es ist gefährlich für unseren Standort. Die IHKs in Mecklenburg-Vorpommern haben deshalb auf der Landesverkehrskonferenz in Linstow klar Position bezogen. Mit dem neuen verkehrspolitischen Papier, das an die Landesregierung überreicht wurde, liefern die IHKs in MV konkrete Lösungsansätze. Finanzierung, Erhalt, Koordination: Die Infrastrukturpolitik braucht mehr als gute Absicht. Sie braucht Mut zur Entscheidung und Lust auf Umsetzung. Dass viele Akteure im System ihr Bestes geben, will niemand bestreiten. Aber wir erleben zu oft das Gegenteil von Planbarkeit: kurzfristige Sperrzeiten, Baustellenchaos, fehlende Abstimmung – auf Straße wie Schiene. Und das kann massive Folgen haben: Die anstehende neunmonatige Vollsperrung der Bahnstrecke Hamburg–Berlin etwa ist für viele Pendler, Geschäftsreisende oder Studierende in Mecklenburg-Vorpommern ein echter Einschnitt. Was für Berlin ein Bauprojekt ist, ist für Westmecklenburg die Abkopplung vom Fernverkehr. Ohne verlässliche Ersatzkonzepte und bessere Koordination droht ein Verlust an Erreichbarkeit und Attraktivität, den wir uns nicht leisten können. Umso weniger ist nachvollziehbar, dass bei solch umfangreichen Baumaßnahmen bereits vorgesehene Bauleistungen gekürzt werden. Die Bahn verzichtet auf den Einbau des modernen europäischen Zugsicherungssystems ETCS auf der Strecke – in rund fünf Jahren soll dort dann erneut gebaut werden. Das ist weder effizient noch zumutbar für die Region. Etwas besser sieht es nun endlich beim Lückenschluss der A14 aus – ein Infrastrukturprojekt mit jahrzehntelanger Geschichte und ebenso langer Hängepartie. Mal sind es Klagen, mal Finanzierungslücken, mal politische Prioritäten, die den Weiterbau verzögern. Auch wenn nun auf allen Teilabschnitten Baurecht besteht, ist mit der Fertigstellung der Gesamttrasse nicht vor 2030 zu rechnen. Wenn es uns nicht endlich gelingt, in allen Phasen – von der Planung über die Genehmigung bis zur Bauausführung – deutlich mehr Tempo aufzunehmen, verlieren Wirtschaft und Bevölkerung weiter wertvolle Zeit. Wie lange hält es eine Branche aus, die jeden Tag Versorgung und Produktion am Laufen hält, aber in der öffentlichen Debatte kaum ein positives Wort hört? Transport und Logistik sind systemrelevant – und trotzdem allzu oft Nebensache. Das muss sich ändern. Es ist Zeit für Bewegung. Nicht nur auf den Straßen und Schienen unseres Landes. Sondern auch in den Köpfen derer, die Verantwortung tragen. Peter Todt Amt. Hauptgeschäftsführer Mit dem neuen verkehrspolitischen Papier, das an die Landesregierung überreicht wurde, liefern die IHKs in MV konkrete Lösungsansätze. Finanzierung, Erhalt, Koordination: Die Infrastrukturpolitik braucht mehr als gute Absicht. Sie braucht Mut zur Entscheidung und Lust auf Umsetzung. Editorial Wirtschaftskompass 07 | 08 | 2025

28 31  3. WEITERBILDUNGSTAG MV Wie können berufliche Weiterbildung, Fachkräftesicherung und regionale Bildungsstrukturen konkret ineinandergreifen? Antworten auf diese Frage gibt der bereits dritte Weiterbildungstag MV am 16. September 2025.  DER AUSBILDUNGSSTART Mit dem Start der Berufsausbildung beginnt für jeden Jugendlichen ein neuer Lebensabschnitt. Eine neue Umgebung, neue Kontaktpersonen, neue Herausforderungen, all das führt zur Aufgeregtheit und vielleicht auch zu Spannungen. Inhalt  STANDORTPOLITIK 09 Schlüsselbranche zeigt Zukunftskraft 10 Mit Liebe zum Erfolg 12 Landesverkehrskonferenz 2025 14 Die Trasse auf dem Meeresboden 15 Neue Herausforderungen 16 Deutschlands Nord-Süd Trasse wächst 16 Unternehmer des Jahres geehrt 17 Mobilität neu gedacht 18 Mobilität der Zukunft startet jetzt 19 Lösungsorientiert statt ideologisch 20 Bedarfe decken, Kosten senken 22 Mehr Tempo auf der Schiene 23 Gemeinsam mehr bewegen 24 Energiesicherheit für die Zukunft  TITELTHEMA 25 Fokus auf internationale Märkte 26 Einfach nicht zu bremsen!  AUS- & WEITERBILDUNG 28 Der Ausbildungsstart 29 Auszubildende in der Berufsschule anmelden 30 IHK-Berufsbildungsausschuss 30 Unterstützung in der Berufsausbildung 30 Berufsausbildungsbeihilfe 31 3. Weiterbildungstag MV  EXISTENZGRÜNDUNG & UNTERNEHMENSFÖRDERUNG 32 Durchstarten im Vergabeverfahren 32 Ohne Industrie fehlt hier was! 33 Öffentliche Aufträge 34 KfW richtet Förderung neu aus 34 Nachfolge trifft auf Gründung 35 Nachfolger suchen Unternehmen 36 Ton trifft Technik 38 Erfolgsraum Altstadt 2025  INTERNATIONAL 40 Strategisches Konzept für die Außenwirtschaft 40 Staffelstabübergabe bei der Coface 41 Innovation trifft Internationalität  RECHT & STEUERN 42 Wirtschaftsspionage 43 Gewerbeuntersagung wegen Steuerschulden 43 Erneute Besetzung der Fachgremien 44 Neue Vergütungssätze 44 Rechtsreferendariat an der IHK zu Schwerin 2  Inhalt Wirtschaftskompass 07 | 08 | 2025

09  SCHLÜSSELBRANCHE ZEIGT ZUKUNFTSKRAFT Am 26. und 27. Juni trafen sich mehr als 140 Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zur 11. Zukunftskonferenz der Maritimen Wirtschaft in der Rostocker Stadthalle. Im Fokus stand die Frage, wie die Branche die Herausforderungen einer tiefgreifenden Transformation meistern und gleichzeitig ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit sichern kann.  WIRTSCHAFTSSPIONAGE Deutsche Unternehmen können es im Alltag mit verschiedenen Gegenspielern zu tun bekommen; seien es nationale wie internationale Wettbewerber, unzufriedene Kunden oder unzuverlässige Zulieferer.  DIE TRASSE AUF DEM MEERESBODEN In Rødbyhavn läuft die industrielle Fertigung der insgesamt 89 Tunnelelemente auf sechs Produktionslinien. Seit Juli 2023 werden die ersten Segmente betoniert, zwei komplette Elemente wurden im Frühjahr 2025 im Trockendock aufgeschwommen. 14 42 Inhalt  3 Wirtschaftskompass 07 | 08 | 2025

Bilder: IHK/info@paperheroes.de; IHK Die IHK zu Schwerin hat eine neue Hauptgeschäftsführerin! Die Mitglieder der Vollversammlung der IHK zu Schwerin haben sich am 11. Juni 2025 für Lisa Haus an der Spitze des Hauptamtes entschieden. Nach zwölf Jahren bei der IHK für Rheinhessen wechselt die 35-Jährige zum 1. Oktober 2025 in die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern. Lisa Haus studierte Bildungswissenschaften mit den Fächern Anglistik und Politikwissenschaft an der Universität Koblenz-Landau und schloss ihr Studium mit dem Bachelor of Education ab. Bereits während ihres Studiums setze sie einen inhaltlichen Schwerpunkt auf politische Prozesse und Interessenvertretung. Bei der IHK für Rheinhessen hatte sie unterschiedliche Führungspositionen inne – zuletzt als stellvertretende Hauptgeschäftsführerin mit Verantwortung für den Geschäftsbereich Bildung und Unternehmensservice. Sie zeichnet sich durch eine hohe fachliche und soziale Kompetenz aus, kann auf vielfältige wirtschaftsrelevante Erfahrungen zurückblicken und kennt die IHK-Organisation sehr gut. Darüber hinaus ist sie vielfältig ehrenamtlich engagiert und hervorragend vernetzt. IHK-Präsident Matthias Belke beglückwünschte Lisa Haus im Namen der Vollversammlung: „Wir sind uns sicher, mit Ihnen eine sehr gute und richtige Wahl getroffen zu haben. Gegenseitiges Vertrauen und der Wille zum unmittelbaren gemeinsamen Handeln werden uns in schwierigen Zeiten herausfordern. Diesem hohen Anspruch müssen und werden wir uns stellen, um unseren Unternehmerinnen und Unternehmern eine starke Interessenvertretung zu sein. Wir freuen uns darauf, mit Ihnen zusammen daran zu arbeiten!“. Lisa Haus löst damit Peter Todt ab, der die Führung des Hauptamtes neben seiner Verantwortung für den Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung in der IHK zu Schwerin seit Juni 2024 amtierend ausfüllte. Damit endet ein vertrauliches Auswahlverfahren über eine durch die Vollversammlung beauftragte Agentur und eine gewählte Findungskommission, die sich aus fünf Mitgliedern der Vollversammlung der IHK zu Schwerin zusammengesetzt hat.  NEUE HAUPTGESCHÄFTSFÜHRERIN BESTELLT IHK-Vollversammlung Über 130 Teilnehmer nutzten am 3. Juli 2025 die Gelegenheit, sich beim IHK-Sommertreff bei der Mecklenburgische Brauerei Lübz GmbH in die Welt von Hefe, Malz und Hopfen zu begeben. IHK-Vizepräsident Ronny Freitag und Peter Todt, amtierender Hauptgeschäftsführer der IHK zu Schwerin, begrüßten eine vielfältige Gästeschar: Unternehmerinnen und Unternehmer aus unterschiedlichsten Branchen und Betriebsgrößen, die Lübzer Bürgermeisterin Astrid Becker und Bastian Pochstein, den Geschäftsführer des Gastgeber-Unternehmens. Dass Bierbrauen eine durchaus schweißtreibende Angelegenheit ist, spürten die Teilnehmer der Rundgänge. Viel Wärme und Energie ist im Spiel, wenn es um Maische und Würze geht. Entsprechend tropisch ist es in Teilen der Produktion. Wie wichtig Kreisläufe für die Produktion sind, zeigte sich am Kohlenstoffdioxid. Ein teurer Rohstoff, der zwar bei IHK ZU SCHWERIN Manuel Zirm  0385 5103-143 zirm@schwerin.ihk.de  WO HOPFEN UND MALZ NOCH LANGE NICHT VERLOREN SIND Sommertreff bei Lübzer 4  Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 07 | 08 | 2025

Gefördert durch Das Projekt „Regionales Zukunftszentrum Mecklenburg-Vorpommern Plus (ZMV+)“ wird im Rahmen des Programms „Zukunftszentren“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert. JETZT POTENZIAL NUTZEN! Wir begleiten kleine und mittlere Unternehmen dabei, ihre Potenziale zu entdecken. In kostenfreien Angeboten wie Beratungen, Workshops und Veranstaltungen bringen wir analytische, praktische und kreative Intelligenz in lebendigen Austausch. Gemeinsam gestalten wir Ihre beste Zukunft! zukunftszentrum-mv.de IN JEDEM UNTERNEHMEN STECKT EIN NOCH BESSERES. der Gärung entsteht, aber nicht nur beim Aufsprudeln, sondern auch bei der Flaschenreinigung und beim Abfüllen gebraucht wird. Der Trend zum alkoholfreien Bier und zu Mischgetränken stellt die Brauereien dabei vor Herausforderungen. Und verändert das Selbstverständnis des Brauberufs. Doch angesichts des schrumpfenden Bierkonsums müssen sich alle großen Brauereien den Trends stellen. Als ertragsstarker Teil des Carlsberg-Konzerns sind die Lübzer dabei nach eigener Darstellung aber gut für die Zukunft aufgestellt und planen weitere Investitionen. Wir heben das Glas und wünschen weiterhin guten Durst! Am Rande einer Pressekonferenz, bei der es am 30. Juni 2025 in der Schweriner Staatskanzlei um die Gründung einer landeseigenen Tourismus GmbH ging, gab MV-Wirtschaftsminister Dr. Wolfgang Blank bekannt, dass der Entwurf eines Tourismusgesetzes für Mecklenburg-Vorpommern in dieser Legislaturperiode von der Landesregierung nicht weiter vorangetrieben wird. Er reagiert damit auf die massiven Einwände sowohl der IHKs in Mecklenburg-Vorpommern als auch weiterer Kammern und Verbände in MV. Damit ist die geplante unternehmensbezogene Tourismusabgabe vorläufig vom Tisch. „Wir begrüßen ausdrücklich die Entscheidung des Wirtschaftsministers. Allerdings klingt die Verlautbarung des Ministers danach, dass das Thema im bevorstehenden Landtagswahlkampf erneut auf die Agenda kommen könnte. Wir appellieren daher dringend an alle Parteien, die Idee einer unternehmensbezogenen Tourismusabgabe endgültig aufzugeben“, sagt IHK-Präsident Matthias Belke. Ob Mobilität, Energie, Sicherheit oder Infrastrukturmanagement: Smart Cities schaffen neue wirtschaftliche Chancen, verbessern die Wettbewerbsfähigkeit von Städten und bieten die Grundlage für eine nachhaltige, digitale und zukunftsfähige Wirtschaftsentwicklung. Nach fünfjähriger Projektlaufzeit stellt die Stadt Hagenow am 19. September 2025 die Ergebnisse ihres vom Bund geförderten Smart-City-Projekts gemeinsam mit der IHK zu Schwerin der Öffentlichkeit vor. Im Fokus der Veranstaltung stehen dabei Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität, der Wettbewerbsfähigkeit sowei der Einsatz Künstlicher Intelligenz diskutiert. Die Veranstaltung findet am Freitag, den 19. September 2025, im Zeitraum zwischen 10:00–14:00 Uhr in der IHK zu Schwerin statt. Informationen zum Programm und zur Anmeldung finden Sie auf der Homepage der IHK sowie direkt durch den QR-Code.  ERFOLGREICHE IHK-ARBEIT Tourismusabgabe kommt nicht  CHANCEN FÜR SCHWERIN UND HAGENOW Smart City-Projekte IHK ZU SCHWERIN Stefanie Richter  0385 5103-201 s.richter@schwerin.ihk.de IHK ZU SCHWERIN Dr. Wolf-Rüdiger Knoll  0385 5103-208 knoll@schwerin.ihk.de Wirtschaftsregion Westmecklenburg  5 Wirtschaftskompass 07 | 08 | 2025

Bilder: DW/ IHK zu Schwerin; moegrafie Die Geerds Gruppe ist ein mittelständisches Metallbauunternehmen aus Norddeutschland. An ihren Standorten in Hamburg und Groß Welzin fertigt sie Fassadentechnik für Bauprojekte in ganz Deutschland. Seit sechs Jahren erweitert zudem das Werk in Schwerin mit seinem Bereich Anlagenbau das Leistungsspektrum des Unternehmens. 1970 gründete Arno Geerds die Firma ursprünglich als Bauschlosserei in Hamburg. Nach der Wende folgte die Expansion mit einem zweiten Standort in Groß Welzin. Seither bildet dieser Standort im Landkreis Nordwestmecklenburg das Herzstück der Produktion, wo exklusive Bauteile für markante Fassadenprojekte bundesweit entstehen. Zu den Referenzen der vergangenen Jahre zählen unter anderem das NDRProgrammhaus und das Montblanc-Haus in Hamburg sowie das Hotel am Bahnhof in Bielefeld.  EINSTIEG IN DEN ANLAGENBAU Im Jahr 2006 übernahm die Geerds Metallbau GmbH die SAM GmbH aus Lübeck und integrierte diese als neue Abteilung Anlagenbau. Damit wurde das Portfolio um die Fertigung von Dreh- und Frästeilen sowie Bauteilgruppen für die Medizintechnik erweitert. Aufgrund des wachsenden Potenzials in diesem Bereich entschied sich die Unternehmensgruppe 2019, ihre Produktionskapazitäten gezielt auszubauen.  NEUES WERK IN SCHWERIN Auf der Suche nach einem neuen Standort jenseits von Groß Welzin wurde man in der Schweriner Werkstraße fündig. Nach umfangreicher Sanierung nahm Produktionsleiter Dirk Drewke mit einem engagierten Team von mittlerweile rund 30 Mitarbeitenden die Arbeit in einer modernen Fertigungsstätte auf.  PRÄZISION FÜR DIE MEDIZINTECHNIK UND MEHR Dr. Dorothee Wetzig, stellvertretende Geschäftsbereichsleiterin der IHK zu Schwerin, besuchte kürzlich Geerds Anlagenbau in Schwerin-Süd und verschaffte sich vor Ort einen Eindruck davon, wie im Schichtsystem präzise Werkstücke – sowohl Einzelteile als auch Serienfertigungen – entstehen. Zum breit gefächerten Leistungsspektrum zählen CNC-Bearbeitung, Pulverbeschichtung sowie die Montage von Baugruppen. Im Werk werden vor allem metallische Komponenten wie Teleskoprohre und Fahrgestelle für Produkte der Medizintechnik hergestellt. Zugleich übernimmt das Team von Geerds Anlagenbau Auftragsarbeiten für regionale Maschinenbauunternehmen. Insgesamt erzielt der Standort in der 3.500 Quadratmeter großen Produktionshalle einen Jahresumsatz von über 5 Millionen Euro.  ANLAGENBAU Tradition und Wachstum IHK ZU SCHWERIN Dr. Dorothee Wetzig  0385 5103-307 wetzig@schwerin.ihk.de  Dr. Dorothee Wetzig, IHK zu Schwerin, Dirk Drewke (Standortleiter) und Tino Obereigner (Leitung Qualitätssicherung) der Geerds Metallbau GmbH. Der Regionalausschuss wurde durch die Vollversammlung der IHK zu Schwerin berufen und hat das Ziel, stärker in der Region präsent zu sein und ist somit ein Bindeglied zur IHK-Vollversammlung. Am 16.06.2025 berieten die Mitglieder des Regionalausschusses Nordwestmecklenburg/Wismar in den Räumen der Diehl & Pogodda GmbH in KleinLabenz, gemeinsam mit der Kreishandwerkerschaft, dem regionalen Unternehmerverband und der Wirtschaftsförderung Nordwestmecklenburgs über die wirtschaftliche Entwicklung im Landkreis, aktuelle Probleme und gegenseitige Erwartungen. Schwerpunkte waren die wirtschaftspolitischen und bildungspolitischen Leitlinien des Koalitionsvertrages, deren Umsetzung, die langfristige Vorbereitung der Landtagswahl 2026 sowie Aktuelles aus der Vollversammlung.  NORDWESTMECKLENBURG IHK-Regionalausschuss IHK ZU SCHWERIN Peter Todt  0385 5103-401 todt@schwerin.ihk.de  Michael Meis, Carsten Krull und Dr. Thomas Drews (v.l.n.r.) Die Bürgschaftsbank Mecklenburg-Vorpommern (BMV) und Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern (MBG MV) geben einen Wechsel in der Geschäftsführung bekannt: Der zum 1. Juni 2025 in die Geschäftsführung berufene Michael Meis löst den langjährigen Geschäftsführer Dr. Thomas Drews ab. Dieser verabschiedet sich in den Ruhestand. Der 52-jährige interne Nachfolger wird gemeinsam mit Carsten Krull die Geschäfte beider Unternehmen leiten. Michael Meis, der bereits seit mehreren Jahren in leitender Funktion bei der BMV und MBG MV tätig ist, hat klare Ziele: „Ich setze mich für eine leistungsstarke, zukunftsorientierte Unternehmenskultur ein. Mit Digitalisierung als strategischem Fundament, neuen Produkten und starker regionaler Präsenz wollen wir Netzwerke stärken und die BMV und MBG MV als zentrale Anlaufstelle für Unternehmensfinanzierungen in Mecklenburg-Vorpommern etablieren.“  BMV / MBMV Wechsel in der Geschäftsführung 6  Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 07 | 08 | 2025

Bild: BlockGruppe / Sandra Biegger; Pixabay Block Menü gilt heute als Qualitätsführer für frische, gekühlte Convenience-Produkte. Ab 2026 soll durch das neu entstehende Schulungszentrum – die Chef Akademie – verstärkt Fachpublikum für Gastro-Services in die Schaalsee-Region kommen. Die Block Menü mit Sitz in Zarrentin beliefert neben den eigenen gastronomischen Betrieben der Block Gruppe und dem Fünf-SternePrivathotel Grand Elysée in Hamburg den Lebensmitteleinzelhandel mit Produkten in Restaurantqualität. Zudem werden etwa 1.300 weitere Restaurants, Hotels, Großverbraucher und Catering-Unternehmen im In- und Ausland mit Menükomponenten versorgt. Seit der Verlagerung des Firmensitzes von Hamburg nach Zarrentin im Jahr 1995 wächst die Block Menü kontinuierlich. Die Mitarbeiterzahl stieg von ursprünglich 50 auf aktuell rund 200 – und das Unternehmen stellt weiter ein. Dieses Wachstum gipfelte nun in der jüngsten Erweiterung am Standort: Mit 27 Millionen Euro für Bau, Maschinen und Technik ist der neue Südanbau die größte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte der Block Foods AG. „Unser Ziel ist es, sowohl wirtschaftlich erfolgreich als auch ökologisch verantwortungsvoll zu handeln“, betonte Karl-Heinz Krämer in seiner Festrede. Der neue Südanbau wurde feierlich eingeweiht und beherbergt neben der Feinkostproduktion ein modernes Kühllager sowie neue Sozialräume für bis zu 300 Mitarbeiter. „Die Nachfrage nach unseren Block Menü Produkten wächst kontinuierlich, daher freuen wir uns über die Erweiterung der Produktionsfläche auf insgesamt ca. 13.600 Quadratmeter. Diese Fläche bietet neue Möglichkeiten, unser Sortiment auszubauen, denn die Produktion von kundenindividuellen Menükomponenten für die Systemgastronomie steigt stetig“, erklärte Karl-Heinz Krämer weiter. Ende Juni feierte die Block Menü an seinem Standort den Geburtstag. Firmengründer Eugen Block begrüßte die gut 500 Gäste – Unternehmenspartner, Mitarbeiter mit Familien und Vertreter der regionalen Politik. Die Unternehmensführung stand für Gespräche zur Verfügung und stolz führten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Gäste durch die Produktions- und Lagerhallen der Block Menü und erklärten Produktion und Abläufe.  JUBILÄUM UND INVESTITION 30 Jahre Block Menü Die Block Menü ist ein wichtiger Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor für Zarrentin und die gesamte Region. Die Erweiterung des Betriebs zeigt, welches große Potenzial hier bei uns steckt. Dr. Till Backhaus, Minister für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt MV  Karl-Heinz Krämer, Eugen Block, Dr. Till Backhaus (v.l.) begrüßten gut 500 Gäste zum 30. Jubiläum der Block Menü GmbH in Zarrentin Klönen, stärken und einen Impuls fürs Geschäft mitnehmen: Das ist das bewährte Motto des IHK-Klöntörn. Als regionales Diskussionsformat bietet es Unternehmerinnen und Unternehmer die Möglichkeit Klartext zu sprechen und zu erfahren, was andere Unternehmer aktuell bewegt. Damit möchte die IHK Meinungen und Probleme von Mitgliedern einsammeln, die nicht im IHK-Ehrenamt aktiv sind. Am 25. Juni 2025 fand der Klöntörn zum ersten Mal in Neukloster statt. 26 Teilnehmer nutzen die Gelegenheit im neueröffneten Gasthaus Seegenuss zu diskutieren und zu netzwerken. Für die IHK diskutierten Präsident Matthias Belke und der amtierende IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Todt mit. Als politischer Gast vertrat Marleen Kempken die Stadt Neukloster. Frank Bartelsen stellte in seinem Impulsvortrag die Leistungen der Nachfolgezentrale vor. Neben Teilnehmern, die erstmalig am Klöntörn teilnahmen, nutzen auch aktive und ehemalige Vollversammlungsmitglieder die Gelegenheit zum Austausch. Auch in Neukloster zeigte sich wieder: Der Bürokratieabbau bleibt ein zentrales Thema, das nicht nur die Unternehmen belastet, sondern auch die (kommunale) Exekutive selbst. Ein weiterer Wunsch: Verwaltung muss sich endlich stärker als Dienstleister verstehen, der weniger sagt, was nicht geht; sondern hilft, im Rahmen seiner gesetzlichen Möglichkeiten alternative Problemlösungen zu finden. Diese und viele weitere Punkte nimmt die IHK gerne mit auf. Im Anschluss besuchte Peter Todt in seiner Funktion als amtierender IHKHauptgeschäftsführer wieder Unternehmen vor Ort. Die Werimo Werkzeugbau und Industriemontagen GmbH ist in Neukloster mit 75 Mitarbeitern das größte produzierende Industrieunternehmen. Wer durch die Hallen geht, erlebt eine Produktion in der Transformation vom handwerklich geprägten Unternehmen zum modernen Industriebetrieb. Als Unternehmen stark mit der regionalen Wirtschaft verzahnt, möchte sich Werimo nun auch in der Region bekannter machen. Blumenduft und Dekoartikel für Garten und Blumenkästen bildeten dann den Kontrastpunkt im Besuchsprogramm. Das Blumenstübchen am Markt im Herzen von Neukloster zeigt, dass Einzelhandel auch in Kleinstädten noch funktionieren kann. Die gute Lage an einer Durchgangsstraße, kostenfreie Parkplätze direkt vor der Ladentür und ein langjährig gepflegtes Qualitätsbewusstsein sorgen bei Inhaberin Martina Ehlers und ihrer langjährigen Mitarbeiterin stetig für Kundschaft.  DISKUSSION BEI SCHÖNSTEM SEEBLICK Klöntörn in Neukloster IHK ZU SCHWERIN Henner Willnow  0385 5103-312 willnow@schwerin.ihk.de Wirtschaftsregion Westmecklenburg  7 Wirtschaftskompass 07 | 08 | 2025

Bilder: DW/ IHK zu Schwerin; Adobe Stock Am 5. Juni 2025 stand der direkte Austausch mit den Akteuren der Fachkräfte Service-Zentrale MV – einem zentralen Ansprechpartner rund um das Thema Fachkräftesicherung im Land im Mittelpunkt. Ziel der Veranstaltung war es, aktuelle Herausforderungen bei der Gewinnung und Bindung von Fachkräften zu beleuchten und praxisnahe Lösungen zu diskutieren. In persönlichen Gesprächen erhielten die Teilnehmenden Informationen zu bestehenden Unterstützungsangeboten, Fördermöglichkeiten und regionalen Netzwerken. Die offene Gesprächsatmosphäre bot Raum für Fragen, Impulse und neue Ideen. Die Gelegenheit wurde genutzt um konkreten Bedarfe zu schildern und gemeinsam mit den Expertinnen und Experten individuelle Lösungsansätze zu entwickeln.  AUSTAUSCH Fachkräfte- Service- Zentrale  Matthias Belke, Präsident, der IHK zu Schwerin zählte bei der großen Firmenfeier des Unternehmens Caravan Wendt in Kremmin zu den Ehrengästen. In seiner kurzen Ansprache würdigte Belke das Familienunternehmen als ein Beispiel für entschlossenes Unternehmertum in einer ländlichen Region. Belke überreichte an die Familie Wendt in dem Zusammenhang eine Ehrenurkunde. Caravan Wendt ist einer der größten Händler für Wohnmobile und Wohnwagen nicht nur in Deutschland, sondern auch in ganz Europa. Aktuell arbeiten 160 Mitarbeiter in dem Familienunternehmen das an zwei Standorten in Kremmin bei Grabow sowie in Bandenitz zu Hause ist und über einen Bestand von etwa 1.000 Campingfahrzeugen verfügt. Das Unternehmen ist jetzt 35 Jahre alt geworden und wurde einst von Mathias und Christiane Wendt gegründet. Einen besonderen Schub hat die Campingbranche in und nach der Corona Zeit erfahren. Dieser Schub hält bis heute an. Im IHK-Regionalausschuss Ludwigslust-Parchim vertreten fast 20 Unternehmer die Interessen der Wirtschaft im Landkreis. Das Gremium traf sich im Juli zu seiner ersten Sitzung der neuen Legislatur bei Kühne + Nagel in Wittenburg. Zu Gast waren der neu gewählte Landrat Stefan Sternberg und Wittenburgs Bürgermeister Christian Greger. Die Chefs der Verwaltungen berichteten über die regionalpolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen der Kommunen und gaben Einblicke in die Zusammenarbeit der Kommunen mit der Landespolitik. Massive Kritik äußerten die Wirtschaftsvertreter an der neuen Verordnung der Landesregierung zur Berufsorientierung an den Regionalschulen – Schülerinnen der 8. und 9. Klassen sollen dabei an einem Tag der Woche in Unternehmen tätig sein. Seitens der Unternehmen bestehen hier jedoch noch eine Reihe von Unsicherheiten und unbeantwortete Fragen, insbesondere zu organisatorischen Themen dieser Pflichtpraktika.  IHK-REGIONALAUSSCHUSS Wirtschaft kritisiert Bildungsidee IHK ZU SCHWERIN Astrid Ludwig  0385 5103-422 ludwig@schwerin.ihk.de IHK ZU SCHWERIN Henner Willnow  0385 5103-312 willnow@schwerin.ihk.de 8  Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 07 | 08 | 2025

Bilder: IHK zu Rostock Am 26. und 27. Juni trafen sich mehr als 140 Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zur 11. Zukunftskonferenz der Maritimen Wirtschaft in der Rostocker Stadthalle. Im Fokus stand die Frage, wie die Branche die Herausforderungen einer tiefgreifenden Transformation meistern und gleichzeitig ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit sichern kann. „Die maritime Wirtschaft steht im Spannungsfeld zwischen globalem Wettbewerb, klimapolitischem Handlungsdruck und zunehmenden Sicherheitsbedrohungen“, betonte Krister Hennige, Präsident der geschäftsführenden Industrie- und Handelskammer für die Landesarbeitsgemeinschaft der IHKs in Mecklenburg-Vorpommern. Die Konferenz beleuchtete mit Fachimpulsen, Kurzvorträgen und Diskussionsrunden drei große Schwerpunkte:  Maritime Energiewende: Hier diskutierten Fachleute, wie die Schifffahrt Emissionen reduzieren und Vorreiterin nachhaltiger Technologien werden kann. Im Fokus standen alternative Antriebe sowie die Chancen norddeutscher Häfen für die Logistik von Wasserstoff und Ammoniak.  Maritime Sicherheit: Angesichts geopolitischer Spannungen ging es um widerstandsfähige Hafeninfrastrukturen, Cyberresilienz und die verteidigungspolitische Bedeutung maritimer Verkehrswege.  Maritime Industrie der Zukunft: Moderne Schiffsentwürfe, automatisierte Fertigungsprozesse und neue Produktionssysteme zeigen, wie sich die Branche technologisch weiterentwickelt, um ökologische und wirtschaftliche Ziele miteinander zu verbinden. Eine begleitende Fachausstellung bot Unternehmen und Institutionen eine Plattform zum Austausch und zur Präsentation innovativer Lösungen. „Aufgrund der engen Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und regionalen Forschungseinrichtungen und Universitäten bestehen in Mecklenburg-Vorpommern sehr gute Rahmenbedingungen für Innovationen und Forschungs- und Entwicklungs (F&E) - Projekte. Angesichts dieser guten Standortfaktoren kann die Region eine Vorreiterrolle im Bereich Green Shipping, insbesondere der innovativen Antriebstechnologien einnehmen“, erklärte Dr. Lars Greitsch, Vorsitzender des Ausschusses Maritime Wirtschaft der IHKs in MV.  ROBUSTE BRANCHE MIT WACHSTUMSPERSPEKTIVEN Deutschlandweit arbeiten über 400.000 Menschen in der maritimen Wirtschaft. Die jährliche Wertschöpfung liegt bei rund 50 Milliarden Euro. Im Rahmen der Konferenz stellten die IHKs auch eine aktualisierte Ausgabe des Branchenmonitors Maritime Wirtschaft vor, um die Bedeutung der Branche mit Zahlen zu unterlegen. Demnach erwirtschafteten in der Maritimen Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2024 etwa 2.000 Betriebe mit knapp 37.500 Beschäftigten einen Umsatz von rund 6,9 Milliarden Euro. Die Wertschöpfung beläuft sich dabei auf etwa 2,7 Milliarden Euro.  NETZWERKEN FÜR DIE ZUKUNFT Ein festlicher Empfang am Abend rundete die Konferenz ab und bot Gelegenheit, bestehende Kontakte zu pflegen und neue Netzwerke in einer stark vernetzten Branche zu knüpfen. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Ausschuss Maritime Wirtschaft der IHKs in Mecklenburg-Vorpommern in Zusammenarbeit mit dem Maritimen Cluster Norddeutschland sowie dem Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit des Landes Mecklenburg-Vorpommern.  MARITIME WIRTSCHAFT IN MV Schlüsselbranche zeigt Zukunftskraft IHK ZU SCHWERIN Dr. Dorothee Wetzig  0385 5103-307 wetzig@schwerin.ihk.de  Am Rand der Zukunftskonferenz immer ein kompetenter Gesprächspartner: Klaus Uwe Scheifler, Geschäftsbereichsleiter der IHK zu Schwerin. Standortpolitik  9 Wirtschaftskompass 07 | 08 | 2025

Ein hervorragendes Beispiel dafür ist die Firma Augenoptik Wichert, die seit 45 Jahren als traditioneller Familienbetrieb in Gadebusch und Rehna aktiv ist. Es ist ein verregneter Vormittag in der Gadebuscher Innenstadt, als sich Kathrin Wichert, Inhaberin des gleichnamigen Augenoptik-Geschäftes, und ihre Mutter Hannelore Zeit nehmen, um über die Geschichte und die Zukunft ihres Unternehmens zu sprechen. Trotz des schlechten Wetters findet im Laden in der Lübsche Straße ein reges Treiben statt - Kunden kommen und gehen. Begonnen hatte alles 1979. Der Augenoptiker Horst Wichert erhielt damals das Angebot ein Optikgeschäft in Gadebusch zu übernehmen. Zusammen mit seiner Frau, die er während seiner Ausbildung in Jena kennengelernt hatte, griff er zu und machte sich selbstständig, was zu jener Zeit kein leichtes Unterfangen war, wie sich Hannelore Wichert erinnert: „Es war sehr schwer als Selbstständiger in der DDR, aber mit viel Unterstützung hat das geklappt. Wir mussten ja immer einen Fünfjahresplan machen. Also wie viele Fassungen und Gläser brauchen wir in welchen Glasstärken?“  START IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT ZU DDR-ZEITEN UND NEUSTART 1990 Die Eröffnung des Geschäfts erfolgte gerade zwei Wochen nachdem die zweite Tochter Kathrin auf die Welt gekommen war. Es musste oft improvisiert werden und für die Belieferung wurden weite Wege in Kauf genommen. Einziger Hersteller von Brillengläsern und -fassungen waren damals die Optischen Werke Rathenow. Für viele Optiker in der DDR war das damals ein Problem, das Warensortiment war ohnehin begrenzt. Augenoptiker Wichert hatte dabei allerdings noch Glück: „Mein Mann kannte dort Mitarbeiter und so fuhren wir einmal im Monat nach Rathenow und bekamen auch mal Fassungen oder Gläser außer der Reihe. Sonst hätte es wirklich manchmal schlecht ausgesehen“, so Hannelore Wichert. Die Wiedervereinigung brachte dann insbesondere für den Einzelhandel große Veränderungen mit sich. Neue Produkte, veränderte Kundenwünsche und aufkommende Konkurrenz prägten die Zeit nach dem Herbst 1989.Hannelore Wichert: „Das war schon eine schwierige Zeit. Für uns war ja alles neu. Die Fassungen, die Gläser, die Materialien. Wir mussten uns auch neu mit den Krankenkassen auseinandersetzen. Vertreter kamen plötzlich zuhauf an. Die Finanzierung war damals auch ein großes Thema: Wir wussten gar nicht, wie wir das alles bezahlen sollen.“ Wieder half damals das Glück, beziehungsweise ein hilfreicher Kontakt. Ein Optiker aus der Nähe von Hamburg unterstützte die Familie Wichert und erklärte ihnen, wofür z.B. Gleitsichtgläser verwendet werden, die in der DDR zuvor nicht bekannt oder verfügbar waren.  BETRIEB IN ZWEITER GENERATION Mit Risiko und Investitionen in moderne Geräte und die Ausstattung des Ladens gelang der Übergang in die Marktwirtschaft. 1996 erfolgte aus Platzgründen der Umzug in die Lübsche Straße. Im selben Jahr begann auch Tochter Kathrin Wichert ihre Ausbildung im elterlichen Betrieb. Eine Zeit, die nicht ohne Reibereien blieb, wie sie sich erinnert: „Eigentlich wollte ich zur Polizei, aber es kam dann doch anders. Das war nicht immer einfach, denn ich bin ja auch ein eigener Typ.“ Nach der Lehre folgte Kathrin Wichert ihrer älteren Schwester nach Hamburg, nach Köln zur Meisterschule sowie schließlich für sechs Jahre in die Schweiz, wo ihre Schwester heute noch in Zürich als Augenoptikermeisterin arbeitet. Als der Vater und Firmengründer Horst Wichert 2011 schwer erkrankte, entschied sich Kathrin Wichert jedoch zurück zu gehen: „Ich wollte unbedingt zurück. Ich bin Mecklenburgerin und hier Der Einzelhandel in kleineren Städten steht vor großen Herausforderungen. Daher ist es besonders bedeutend, dass sich Geschäfte langfristig etablieren und erfolgreich bleiben. Mit Liebe zum Erfolg 10  Standortpolitik Wirtschaftskompass 07 | 08 | 2025

Bilder: IHK/Drachevsky IHK ZU SCHWERIN Dr. Wolf-Rüdiger Knoll  0385 5103-208 knoll@schwerin.ihk.de zu Hause.“ Nachdem attraktive Jobs in dieser Zeit schwer zu finden waren, entschied sie sich trotz der Erfahrungen der Lehrzeit für den Einstieg in den elterlichen Betrieb. Mutter und Tochter betonen unisono: „Wir haben uns zusammengerauft.“ Zum 1. Januar 2022 übernahm Kathrin Wichert den Betrieb von ihrer Mutter, die noch heute als Angestellte im Betrieb unentbehrlich ist. Die Zusatzausbildung zur Optometristin befähigt Kathrin Wichert darüber hinaus, Augenerkrankungen im Geschäft zu erkennen und Kunden ggf. zum Augenarzt zu überweisen. Kathrin Wichert: „Wir wollen hier eine große Bandbreite anbieten, um möglichst viel abdecken zu können. Wir befinden uns im ländlichen Raum und die ärztliche Versorgung ist nicht immer einfach.“  GROSSE HERAUSFORDERUNGEN SEIT 1989 Im Rückblick auf die vergangenen 35 Jahre seit dem Mauerfall schaut Hannelore Wichert gerade auf die EURO-Einführung kritisch: „Die Kosten sind damals rasant gestiegen. Gläser und Fassungen waren plötzlich wesentlich teurer im Einkauf.“ Damit umzugehen war eine große Herausforderung. Die Corona-Pandemie und ihre Folgen, die den Einzelhandel insgesamt hart trafen, waren dem Augenoptikbetrieb, der durchgängig geöffnet bleiben musste, hingegen kein Einschnitt, wie Kathrin Wichert betont: „Die Leute haben damals festgestellt, dass sie bei den traditionellen Betrieben gut aufgehoben sind. Da hat ein Umdenken stattgefunden. Unsere Kunden möchten nicht nur gut aussehen, sondern auch gut beraten werden.“ Die generelle Entwicklung der Innenstädte ist dabei allerdings aus Sicht von Hannelore Wichert seit einigen Jahren ein Problem: „Gadebusch war eine Stadt, die gut aufgestellt war. Aber im Grunde genommen ist jetzt kaum noch was da. Wir haben zwar gute Kindergärten und Schulen. Aber es ist mittlerweile eher eine Wohnstadt.“ In Rehna, wo die Familie ein zweites Geschäft betreibt, sieht das aus Sicht der Tochter anders aus. Dort sei die Innenstadt belebter, da sich dort mehr Geschäfte befänden.  BLICK IN DIE ZUKUNFT Heute zählt das Unternehmen sieben Beschäftigte in den beiden Geschäften in Gadebusch und Rehna. Mutter und Tochter Wichert legen großen Wert darauf, die Fachkräfte von morgen selbst auszubilden. Dabei ist für Kathrin Wichert klar: „Man kann sowas nur mit Herz und Seele betreiben. Wenn Sie den Beruf nicht lieben, dann werden Sie auch nicht erfolgreich sein.“ Jungen Unternehmern gibt sie dabei den Tipp, mit Freude an die Sache heranzugehen und auch zu akzeptieren, dass nicht jeder Tag einfach ist. Vertrauen und ein gutes Verhältnis zu den Mitarbeitern seien dabei enorm wichtig, um zukünftig erfolgreich zu sein. Für Augenoptik Wichert ist der Blick nach vorne jedenfalls hoffnungsvoll, wie Kathrin Wichert abschließend hervorhebt: „Wir schauen positiv in die Zukunft. Die Menschen hier wissen, wer wir sind, was wir machen und was wir können.“ Standortpolitik  11 Wirtschaftskompass 07 | 08 | 2025

Auf der Landesverkehrskonferenz 2025 in Linstow haben die IHKs in Mecklenburg-Vorpommern deshalb deutlich Position bezogen. Mit dem neuen gemeinsamen verkehrspolitischen Papier, das an die Landesregierung überreicht wurde, legen die IHK´s die Finger in die Wunden – und liefern gleichzeitig konkrete Lösungsvorschläge. Finanzierung, Erhalt, Koordination: Die Infrastrukturpolitik braucht mehr als gute Absicht. Sie braucht Mut zur Entscheidung und Lust auf Umsetzung.  INFRASTRUKTUR SICHERN – BEVOR SIE BRÖCKELT Ob Bundesautobahn oder Gemeindestraße: Instandhaltungsrückstände, gesperrte Brücken und Flickenteppiche kosten Zeit, Geld und Vertrauen. Ein landeseigenes Brückensanierungsprogramm ist überfällig. Viele Brücken – vor allem ältere Spannbetonbauwerke – sind in kritischem Zustand. Das Ergebnis: Tonnagebegrenzungen, Umwege, Einschränkungen für ganze Regionen. Die Wirtschaft fordert: eine systematische Zustandserfassung, transparente Prioritäten und konkrete Zeitpläne. Schnell. Planbar. Finanzierbar.  FINANZIERUNG MIT SYSTEM – KEIN STOP-AND-GO Mittel, die aus der Nutzung der Straßeninfrastruktur stammen – etwa aus der Lkw-Maut – müssen vollständig und zweckgebunden in den Erhalt und Ausbau der Straßen fließen. Punkt. Nur so lässt sich der Sanierungsbedarf wirklich decken. Ergänzend braucht es überjährige Budgets oder Fondslösungen, um Investitionen planbar zu gestalten – auch für Bauwirtschaft und Planungsbüros, die Kapazitäten nicht im Wochentakt hoch- und runterfahren können.  BAHN: SANIEREN JA – ABER BITTE MIT PLAN Die geplante neunmonatige Vollsperrung der Strecke Hamburg–Berlin im Rahmen der Generalsanierung des Hochleistungsnetzes mag aus Sicht der Infrastruktur logisch erscheinen. Doch für MV bedeutet sie einen verkehrlichen Einschnitt von historischem Ausmaß. Tägliche Pendlerverkehre, touristische Erreichbarkeit, Geschäftsreisen – all das wird massiv eingeschränkt. Wer von Schwerin oder Ludwigslust nach Hamburg muss, kann künftig viel Zeit mitbringen – oder umsteigen aufs Auto, mit bekannten Nebenwirkungen. Wir sagen: Sanieren ja – aber nicht auf dem Rücken der Region. Die Bahn muss liefern: verlässliche Kommunikation, abgestimmte Ersatzverkehre, transparente Baukoordination. Und vor allem: Die übrige Schieneninfrastruktur darf nicht vernachlässigt werden. Mecklenburg-Vorpommern darf nicht zur verkehrspolitischen Randnotiz im Fernverkehr werden. Die angekündigte Streichung von Frühverbindungen auf der ICE-Linie Rostock-SchwerinHamburg ist nicht akzeptabel.  TRANSPORT UND LOGISTIK – RÜCKGRAT OHNE RÜCKHALT? Die Transport- und Logistikbranche hat, neben der bröckelnden Infrastruktur weiter wichtige Baustellen. Hohe Mautkosten, doppelte CO2-Bepreisung, überWirtschaft braucht Wege. Und diese Wege brauchen Pflege. Doch genau daran hapert es immer häufiger – in MecklenburgVorpommern wie bundesweit. Der Substanzverzehr unserer Infrastruktur ist kein Randthema mehr, sondern rückt zunehmend ins Zentrum wirtschaftlicher Sorge. Was hilft ein gut gefüllter Auftragsbestand, wenn der Lkw im Stau der Dauerbaustelle steht, der Pendlerzug nicht fährt oder das Material wochenlang irgendwo zwischen Berlin und Hamburg strandet? Landesverkehrskonferenz 2025 IHK ZU SCHWERIN Hannes Schubert  0385 5103-209 schubert@schwerin.ihk.de  Übergabe der verkehrspolitischen Positionen der IHKs in MV durch die IHK-Präsidenten Matthias Belke, Schwerin, und Krister Hennige, Neubrandenburg, an Dr. René Firgt, Landesamt für Straßenbau und Verkehr MV. 12  Standortpolitik Wirtschaftskompass 07 | 08 | 2025

bordende Dokumentationspflichten und ein zunehmend akuter Fahrermangel setzen die Betriebe unter Druck – besonders die vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen in MV. Dabei sichern sie tagtäglich Versorgung, Produktion, Export – und damit unseren wirtschaftlichen Alltag. Die Forderungen der IHKs sind klar: Bürokratieabbau, faire Rahmenbedingungen, steuerliche Entlastung alternativer Antriebe, gezielte Förderungen – und ein Stück mehr gesellschaftliche Wertschätzung für eine Branche, ohne die in diesem Land buchstäblich nichts rollt.  KOMMUNIKATION IST GOLD – VOR ALLEM BEI BAUSTELLEN Ein letzter Punkt – aber einer mit großer Wirkung: Wenn gebaut wird, muss gesprochen werden. Denn Baustellen sind keine Überraschungseier. Ob Vollsperrung oder halbseitige Blockade: Unternehmen brauchen frühzeitige Information, verständliche Umleitungen und planbare Abläufe. Gute Baustellenkommunikation ist keine Kür, sondern Pflicht – und spart am Ende mehr, als sie kostet. Einen Überblick zu aktuellen und künftigen Baustellen in Mecklenburg-Vorpommern liefern die Baustellenkarte und die Baustellenliste des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr M-V. Weitere Einblicke zur Landesverkehrskonferenz sowie die kompletten verkehrspolitischen Positionen der IHKs in MV finden Sie auf unserer Homepage.  Sebastian Mundt, Holztransporte Mundt, Besitz  MEINUNGSBEITRAG AUS DER PRAXIS „Wir brauchen keine Schlagzeilen. Wir brauchen Lösungen.“ – Ein Appell aus dem Mittelstand zur Realität der Verkehrswende von Sebastian Mundt, Unternehmer und Co-Vorsitzender des IHK-Verkehrsausschusses. Ich bin Inhaber eines Familienunternehmens, das sich auf Rundholz- und Schüttguttransporte spezialisiert hat. Wir sind täglich auf den Straßen Norddeutschlands unterwegs – und damit mittendrin in der Realität der Transportbranche. Seit 2024 engagiere ich mich in der IHK-Vollversammlung und leite seit diesem Jahr den Verkehrsausschuss. Ich weiß also, wovon ich rede, wenn es um Infrastruktur, Logistik und Zukunftsfähigkeit geht. Beim Lesen eines Artikels in der SVZ vom 12. Juni 2025, in dem sich der Vorstand von Scania und Vorsitzende des ACEA äußert, stockte mir ehrlich gesagt der Atem. Dort ist von Ladeinfrastruktur, CO2-Zielen und der Notwendigkeit die Rede, den klimaschädlichen Diesel endlich deutlich zu verteuern. Was in diesem Beitrag jedoch fehlt, ist die Realität der mittelständischen Transport- und Logistikbetriebe – also derjenigen, die jeden Tag die Arbeit machen. Denn was nützt mir eine Ladesäule, wenn ich mir das Fahrzeug, das dort laden soll, gar nicht leisten kann? Die Anschaffungskosten für einen E-LKW liegen aktuell rund 100.000 Euro über denen eines Diesel-Modells – bei gleichzeitig reduzierter Nutzlast. Das ist wirtschaftlich für viele Betriebe schlicht nicht machbar. Und trotzdem heißt es aus Politik und Industrie immer wieder: Ihr müsst liefern. Ihr müsst investieren. Ihr müsst umstellen. Aber womit eigentlich? Von welchem Geld? Wir reden nicht über börsennotierte Konzerne, sondern über Familienbetriebe – oft mit jahrzehntelanger Geschichte. Über Unternehmen, die schon jetzt mit steigenden Anforderungen, wachsender Bürokratie und enormem wirtschaftlichem Druck zu kämpfen haben. Für mich zeigen die Aussagen aus der Industrie vor allem eines: Es fehlt an Plan, Führung und Verantwortung. Die Ziele sind hochgesteckt, aber statt ehrlich zu benennen, dass viele davon derzeit nicht erreichbar sind, wird der Druck einfach weitergereicht – auf uns im Mittelstand. Dabei sind wir keine Randerscheinung – wir sind das Rückgrat der Wirtschaft! Wir sollen uns „anpassen“ – aber womit? Ich erwarte keine Sonderbehandlung, aber verlässliche, faire Rahmenbedingungen:  Förderprogramme, die ihren Namen verdienen  E-Lkw, die nicht nur auf Messen, sondern auf Straßen funktionieren – zu Preisen, die Betriebe wie meiner auch bezahlen können  Eine Infrastrukturstrategie, die nicht nur auf Brüssel schaut – sondern auch nach Schwerin, Rostock oder Boizenburg. Ich bin bereit für Veränderung. Aber ich will eine, die machbar ist – nicht nur auf dem Papier, sondern in der Praxis. Wir brauchen keine Schlagzeilen. Wir brauchen Lösungen. Jetzt! Bilder: IHK; IHK/info@paperheroes.de Standortpolitik  13 Wirtschaftskompass 07 | 08 | 2025

Bilder: Bilder: Femern AS  PRODUKTION DER TUNNELELEMENTE IN DÄNEMARK In Rødbyhavn läuft die industrielle Fertigung der insgesamt 89 Tunnelelemente auf sechs Produktionslinien. Seit Juli 2023 werden die ersten Segmente betoniert, zwei komplette Elemente wurden im Frühjahr 2025 im Trockendock aufgeschwommen. Die weiteren Vorbereitungen – wie technische Installationen und Abdichtungen – laufen parallel. Ein speziell geflutetes Becken ermöglicht künftig den Abtransport der Elemente zum Absenkpunkt im Fehmarnbelt.  LOGISTIK, HAFEN UND WOHNINFRASTRUKTUR Der dänische Arbeitshafen ist seit 2022 in Betrieb und schlägt bis zu 65.000 Tonnen Material pro Woche um. Vier große Silos sichern die Baustoffversorgung. Die Wohnanlage für rund 1.300 Tunnelbauer mit Sport- und Versorgungsangeboten ist seit Sommer 2023 vollständig fertiggestellt.  TUNNELPORTAL UND KÜSTENARBEITEN BEI RØDBY Das dänische Tunnelportal ist weitgehend errichtet. Die Lichtübergangszone wurde abgeschlossen, ein neuer Deich markiert die künftige Küstenlinie. Bereits geflutete Tunnelabschnitte werden als nächstes mit den Absenkelementen verbunden. Zudem laufen Tests mit Spezialpontons, die das Absenken der Elemente übernehmen werden.  FORTSCHRITTE AUF DEUTSCHER SEITE Auch bei Puttgarden ist der Fortschritt deutlich: Zwei von drei Brücken sind nahezu fertig, der Bau der deutschen Tunneleinfahrt ist zu drei Vierteln abgeschlossen. Der erste Abschnitt wurde Ende August 2024 geflutet. Ein Arbeitshafen versorgt die Baustelle seit Juli 2023 – bislang mit über 420.000 Tonnen Material.  AUSBLICK AUF DIE NÄCHSTEN SCHRITTE Im Jahr 2026 beginnt das kontrollierte Absenken der Tunnelelemente im Fehmarnbelt. Die vollständige Fertigstellung der 18 Kilometer langen Querung ist für das Jahr 2029 geplant.  FEHMARNBELT-TUNNEL NIMMT GESTALT AN Die Trasse auf dem Meeresboden IHK ZU SCHWERIN Hannes Schubert  0385 5103-209 schubert@schwerin.ihk.de 14  Standortpolitik Wirtschaftskompass 07 | 08 | 2025

Bild: Kühne+Nagel, IHK Wirtschaftskompass 07 | 08 | 2025  Kühne + Nagel in Wittenburg kann seinen Kunden in der Windkraftbranche sofort Ersatzteile liefern. Fast 9 Mio. Ersatzteile liegen in Wittenburg.heute an. Die Energiewende stellt neue Anforderungen an die Logistik: Komponenten und Ersatzteile für Windenergieanlagen müssen schnell, zuverlässig und nachhaltig verfügbar sein – sowohl für Offshore- als auch für Onshore-Projekte. Der Logistiker Kühne+Nagel hat diese Herausforderung angenommen und betreibt im Gewerbegebiet „Auf der Heide“ in Wittenburg ein spezialisiertes Logistikzentrum für einen Kunden aus der Windindustrie. Mit dem neuen Standort in Mecklenburg-Vorpommern hat Kühne+Nagel eine leistungsfähige Plattform für die Versorgung der Windkraftbranche geschaffen: Auf einer Fläche von 20.000 Quadratmetern werden rund 8.500.000 Ersatzteilkomponenten gelagert und im 24/7-Bereitschaftsdienst in die Welt versendet. Mehr als 60 Vollzeitkräfte sorgen für einen reibungslosen Betrieb. Kurze Vorlaufzeiten, geringe Planungssicherheit und komplexe Gefahrguttransporte bei gleichzeitigen hohen kundenseitigen Erwartungen sind Teil des täglichen Geschäfts. Oberste Maßgabe für die Gestaltung aller Prozesse ist, bei einem „Turbine down“-Fall sofort reagieren zu können, um die Stillstandzeit der Windkraftanlagen auf ein Minimum zu reduzieren. Neben einem hochqualifizierten Team, zu dem unter anderem zwei Master-Absolventen, eine Logistikmeisterin und ein wachsender Kreis an Auszubildenden gehören, ist eine strukturierte Prozessoptimierung ein weiterer Erfolgsfaktor: Etablierte Six-Sigma-Strukturen und kontinuierliche Weiterentwicklung sorgen für nachhaltige Effizienzsteigerung entlang der gesamten Lieferkette. Wertstromanalysen helfen dabei, Prozesse gezielt zu verbessern und Ressourcen optimal einzusetzen. Das Fulfillment-Center ist Teil der neuen Struktur, die der Kunde gemeinsam mit Kühne+Nagel für den weltweiten Vertrieb von Ersatzteilen eingeführt hat. Im Rahmen einer umfassenden Reorganisation der Ersatzteillogistik wurde Wittenburg als zentraler 3PL-Lagerstandort eingerichtet. Die strategisch günstige Lage an der A24 zwischen Hamburg und Berlin ermöglicht eine schnelle, trimodale Anbindung an zentrale Märkte und Häfen. In das Setup gehören außerdem zwei Vorratslager in Schweden und Frankreich, die ebenfalls durch den Logistikdienstleister betrieben werden. Ein solcher Standort stellt jedoch nicht nur Anforderungen an die eigentliche Logistik, sondern erfordert auch ein nachhaltiges Handeln, um mit den Klimazielen der Branche in Übereinkunft zu stehen. Bereits beim Bau wurde daher auf ökologische Kriterien geachtet, dazu gehören beispielsweise die Nutzung von Regenwasser für WC-Spülungen und Außenanlagen oder auch die Revitalisierung eines vormals agrarwirtschaftlich genutzten Areals. Zudem erfolgt die Stromversorgung über eine eigene Photovoltaikanlage. 2.502 KWp stellen als Kennzahl hinter der Leistung der Anlage. Zum Vergleich: Der Energiebedarf von rund 625 Einfamilienhäuser könnten damit pro Jahr gedeckt werden. Diese Maßnahmen unterstreichen den Anspruch von Kühne+Nagel, ökologische Verantwortung mit wirtschaftlicher Effizienz zu verbinden. Seit der Inbetriebnahme Anfang 2024 agiert das Distributionszentrum vollständig operativ. Erst kürzlich wurde die 250.000ste Bestellposition gefeiert. Zwischen 30 und 40 Lkws gehen täglich ein und aus – seit Beginn des Betriebs haben über 49.500 Sendungen das Lager verlassen, um aus Wittenburg heraus die Energiewende zu unterstützen.  LOGISTIKWIRTSCHAFT Neue Herausforderungen Standortpolitik  15

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