IHK-Magazin Wirtschaftskompass, Ausgabe 04/2023

IHK ZU SCHWERIN Henner Willnow  0385 5103-312 willnow@schwerin.ihk.de direkt vermarktet und tagesfrisch an Verkaufsständen im näheren und weiteren Umfeld der Erzeugerbetriebe angeboten. Die flächenmäßig bedeutendsten gemüsebaulichen Kulturen sind verschiedene Salate, Brokkoli und Speisezwiebel. Aber darüber hinaus ist die Vielfalt der angebauten Kulturen sehr groß. Als Bindeglied zwischen den für den Frischmarkt produzierenden Erzeugern und dem heimischen Lebensmitteleinzelhandel ist die Erzeugerorganisation Mecklenburger Ernte GmbH in der Obst- und Gemüsebranche fest verankert und ein bedeutender Player in Deutschland. WIE WIRD SICH AUS IHRER SICHT DER OBSTBAU WANDELN? Der Obstbau steht in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen. Als Folge der menschengemachten Erderwärmung nehmen Extremwetterereignisse wie Spätfröste, Hagelschlag, Trockenheit und Starkregen zu. Sie bedrohen mehr denn je die Erzeugung von gesundem Obst. Wärmeliebende Schaderreger arbeiten sich aus dem Süden immer weiter in den Norden vor und finden hier passende Lebensbedingungen. Kulturschutzsysteme, beispielweise gegen Hagel und Sonnenbrand, und der geschützte Anbau werden weiter an Bedeutung gewinnen. Ein innovativer Ansatz könnten über Baumobst aufgeständerte Solarmodule sein. Durch die Kombination von gärtnerischer Produktion und Erzeugung von Strom würde zudem die Konkurrenz um die Fläche entfallen. Vor dem Hintergrund von Arbeitskräftemangel und stetig steigenden Lohnkosten ist die Frage der Digitalisierung, Mechanisierung und Automatisierung der Produktion eine entscheidende Zukunftsfrage, um international wettbewerbsfähig bleiben zu können. Ein Plantagenroboter, der autonom Kultur- und Pflegearbeiten verrichtet, und wie er auf dem Obstbautag als noch in der Entwicklung befindlicher Prototyp vorgestellt wurde, wäre ein substantieller Fortschritt. Auf dem Weg zur von der Gesellschaft geforderten ökologischen Transformation unseres Agrar- und Ernährungssystems hat der Obstbau in Mecklenburg-Vorpommern mit der seit rund 30 Jahren praktizierten Integrierten Produktion schon ganz Wesentliches geleistet. Naturnahe Maßnahmen zur Regulierung von Schaderregern sowie Maßnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt sind heute selbstverständlicher Standard in den Plantagen. Es bleibt zu hoffen, dass auf einem mit Obst überversorgtem Markt die außerordentlich hohen Umwelt- und Sozialstandards der deutschen Produktion von den Verbraucherinnen und Verbrauchern gebührend wertgeschätzt und honoriert werden. WIE KÖNNEN PRODUZENTEN UND VERBRAUCHER VON LEBENSMITTELN DEN OBSTBAU IN MV UNTERSTÜTZEN? Die Erzeugung qualitativ hochwertiger Früchte für die Verarbeitung und Frischvermarktung ist die Kernkompetenz der hiesigen Obsterzeuger. Die Präferenz für regional erzeugtes Obst ist bei den Verarbeitern und Verbrauchern gegeben. Ungeachtet dessen ist es natürlich wünschenswert, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher noch stärker als bisher beim Einkauf darauf achten. Ganz nebenbei leisten Sie damit auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Das ist vor allem bei Saisonartikeln wie Spargel und Erdbeeren landesweit an den Verkaufsständen der Erzeuger sehr gut möglich. Gleiches gilt für die Selbstpflücke von Süß- und Sauerkirschen in den Plantagen. Regional erzeugte Tafeläpfel können fast ganzjährig in den Hofläden von Erzeugern bezogen werden. Bei den im Lebensmitteleinzelhandel angebotenen Äpfeln lohnt es sich immer, auf mit dem Regionalfenster gekennzeichnete Produkt zu achten. Der Regionalfensterkennzeichnung ist zu entnehmen, wo das Produkt herkommt und wo es für die Vermarktung aufbereitet wurde. Dort finden sich auch Äpfel aus Mecklenburg-Vorpommern. Der Trend weg von einer eher fleischreichen und hin zu einer viel stärker pflanzenbasierten Ernährung kann vom Obst- und Gemüsebau in Mecklenburg-Vorpommern bestens bedient werden. Existenzgründung & Unternehmensförderung  21 Wirtschaftskompass 04 | 2023

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