IHK-Magazin Wirtschaftskompass, Ausgabe 04/2023

? Der Anbau von Obst und Gemüse ist in MecklenburgVorpommern ein wichtiger Teil der Landwirtschaft. Gut 80 Gärtner, Vertreter aus Wissenschaft und Verarbeiter trafen sich im Februar in zum Obstbautag 2023 in der „Viehhalle“ Güstrow. Bei der Fachkonferenz wurden die aktuellen Themen der Branche vorgestellt und diskutiert. Dazu gehören neben neuen Schadinsekten in Norddeutschland auch die speziellen Bedürfnisse im Anbau bestimmter Sorten. Auch wurden der derzeitige Stand der Technik und die Möglichkeiten von Agri-PV-Anlagen vorgestellt. Nach Ansicht von Prof. Klaus Müller vom Leibniz-Institut für Agrarlandschaftsforschung und Carl Pump vom ISE Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme und der Universität Greifswald sind solche Anlagen gerade für Obstbaubetriebe geeignet – sie bieten Schatten und Schutz vor Hagelschlag, sind aber zugleich eine zusätzliche Einkommensquelle für Landwirte. Solche Agri-PVAnlagen können zudem sehr flexibel errichtet werden und bieten weiterhin Möglichkeiten zum Anbau von Lebensmitteln. Jens Fehrmann von der TU Dresden – stellte aus seinem Forschungsthema den Prototypen eines autonom arbeitenden Robotersystems für den Obstbau vor. Das System soll zukünftig mit Batterien oder Brennstoffzellen angetrieben selbstständig Aufgaben im Obstbau übernehmen. Erste technische Erfolge auf einer- Versuchsfläche bilden dabei die Grundlage für die weitere wissenschaftliche Arbeit mit der Technologie. Jens Fehrmann ist sich dabei sicher: „Die Fahrzeuge in der Landwirtschaft der Zukunft sind nicht einfach ein Traktor ohne Fahrerhaus – wir müssen die Technik und die Lösungen in der Landwirtschaft völlig neu denken.“ Von großem Interesse in Norddeutschland ist auch das anhaltende Sterben des Sanddorns. Dr. Daniela Kuptz ist Expertin auf diesem Gebiet und forscht zusammen mit Kolleginnen und Kollegen bundesweit an diesem Thema. In der Wissenschaft ist schon seit Jahrzehnten bekannt, dass ein solches Sterben ganzer Sanddorngenerationen auftritt. Die Gründe dafür sind aber wenig untersucht. Die Forschenden untersuchen dabei den Einfluss von Pilzen, Böden und Nährstoffen auf die Gesundheit der Sanddornpflanzen. Im Labor gibt es offenbar erste vage Hinweise auf mögliche Gründe für das Erkranken der Pflanzen, von einer Lösung ist die Wissenschaft aber wohl noch entfernt. Dr. Rolf Hornig ist Obstbauexperte bei der LMS Beratung GmbH, einem landeseigenen Unternehmen zur Beratung von Gärtnern und Landwirten. Zusammen mit Partnern aus der Agrarwissenschaft des Landes hatte er zum Obstbautag 2023 eingeladen. „Der Anbau von Obst und Gemüse passt perfekt in unser Bundesland und doch haben wir eigentlich zu wenig Produzenten dieser gesunden Lebensmittel. Es ist daher umso wichtiger, dass wir auf die aktuellen Herausforderungen aufmerksam machen und voneinander lernen. Dafür ist der Obstbautag genau das passende Format“, so Rolf Hornig.  DREI FRAGEN AN DR. ROLF HORNIG WELCHES OBST UND GEMÜSE WIRD IN MV ANGEBAUT UND GEERNTET? In Mecklenburg-Vorpommern wurden im Jahr 2022 auf einer Fläche von 2.809 Hektar Obst und auf einer Fläche von 2.415 Hektar Gemüse angebaut. Knapp die Hälfte der Obstanbaufläche wird ökologisch bewirtschaftet, beim Gemüse ist es etwas mehr als ein Viertel. Der Obst- und Gemüsegarten Mecklenburg-Vorpommerns ist der Landkreis Ludwigslust-Parchim. Die obstbaulichen Hauptkulturen sind Äpfel und Erdbeeren. Rund 90 Prozent der Apfelernte werden von der in Mecklenburg-Vorpommern ansässigen sehr leistungsstarken und technologisch hochmodernen Verarbeitungsindustrie zu Saft, Mark, Mus, exquisiten Destillaten und Trockenobst veredelt. Kurze Wege zwischen Erzeuger und Verarbeiter befördern die Nachhaltigkeit der Produktion. Die übrigen Äpfel werden auf dem Frischmarkt abgesetzt. Erdbeeren werden fast ausschließlich  OBST UND GEMÜSE IN MV Zwischen Solarkraft und Wissenschaft  Dr. Rolf Hornig, LMS Beratung GmbH Bilder: IHK / Pixabay 20  Existenzgründung & Unternehmensförderung Wirtschaftskompass 04 | 2023

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