IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 05/2023

Ende März 2023 sind in Büsum die Agrarminister der Länder mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir zu ihrer Frühjahrstagung zusammengekommen. Neben landwirtschaftlichen Themen standen auch die Ernährungssicherung, die Folgen des Kriegs gegen die Ukraine und das mögliche Verbot der Grundschleppnetzfischerei auf der Tagesordnung. Touristiker befürchten dabei das Aus für das Krabbenbrötchen. „Die Ernährungssicherung durch die Landwirtschaft muss ein Schutzgut von überragendem öffentlichem Interesse sein,“ fordert Landwirtschafts- und Klimaminister MV Dr. Till Backhaus insbesondere mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen zur Ausweitung von Freiflächen-PV-Anlagen auf landwirtschaftlichen Flächen. „Der Preis ist zu hoch, wenn allein für Energie mit hohen Gewinnmargen neue Abhängigkeiten entstehen, wie wir sie auf den Energiesektor gerade teuer abzuschaffen bemüht sind. Ziel muss es sein auf so wenig neu versiegelter Fläche wie möglich Erneuerbare Energie zu erzeugen, dafür aber mit hocheffizienten Anlagen. Flächen von hoher Qualität zur landwirtschaftlichen Produktion müssen zur Versorgungssicherheit im eigenen Land erhalten bleiben. Die Doppelnutzung von Flächen wie z. B. durch Agri-PV muss stärker in den Fokus rücken. Dazu bedarf es aber einer Vereinfachung der Genehmigungsverfahren. Es ist aber auch erforderlich, dass die Ernährungsgewohnheiten der westlichen Welt deutlich stärker auf regionale Wertschöpfung und Nachhaltigkeit sowie die Schonung der natürlichen Ressourcen ausgerichtet werden. Dazu müssen wir die Verbraucherbildung und -beratung intensivieren“, so der Minister. In Büsum wurde auch das geplante EUweite Verbot der Grundschleppnetzfischerei ab 2024 diskutiert. Bei dieser Fangmethode werden die Netze über den Boden von Nord- und Ostsee gezogen und so Krabben, Garnelen und Fische gefangen, die direkt am Seeboden leben. Dabei wird jedoch die Ökologie der bodennahen Schichten in Mitleidenschaft gezogen, Riffe werden zerstört. Zugleich ist dies aber die traditionelle Fangmethode der Krabben- und Schollenfischer an Nord- und Ostsee. Ein Verbot würde also das Aus für Kutter, Fisch- und Krabbenbrötchen entlang der Küsten in Norddeutschland bedeuten. „Für die Unternehmen, die seit Generationen vom Krabben- und Fischfang leben, würde das drohende Verbot der Grundschleppnetze das Aus für ihre bisherige wirtschaftliche Tätigkeit bedeuten. Ebenso für den Tourismus im Norden hätte das Verbot unvorhersehbare Auswirkungen. Die Kutter und die Anbieter von Fisch und Meeresfrüchten sind in unseren norddeutschen Küstenorten ortsbildprägend, kulturstiftend und für die Touristen nicht wegzudenken. Das vorgesehene Verbot nimmt den Fischern ihre Existenzgrundlage und kann auch vom Tourismus Lebende beispielsweise in Gastronomie und Hotellerie oder dem regionalen Einzelhandel sowie Verarbeiter regionaler Produkte bedrohen. Zu einem Urlaub an der Küste gehören Kutter und Krabben- sowie Fischbrötchen einfach dazu,“ so Klaus-Jürgen Strupp, Vorsitzender der IHK Nord und Präsident der IHK zu Rostock. Wir begrüßen einen Ausgleich der Interessen sowie die Möglichkeit neuer Geschäftsmodelle für heutige Unternehmen in Fang und Verarbeitung von Fisch und Meeresfrüchten. Sea Ranching, Onshore-Aquakultur und Aquaponik können neue Standbeine für die Branche werden. Das Wissen und die Erfahrungen der Fischer und Seeleute dürfen nicht verloren gehen – Bildung und maritime Landschaftspflege können Zukunftsthemen an der Küste sein. Wirtschaft und Wissenschaft, begleitet durch die europäische, nationale und regionale Politik, brauchen schnelle Angebote als Antwort auf den notwendigen Schutz der Meere. Unternehmen in der Verarbeitung von Fisch und Meeresfrüchten in Norddeutschland können davon profitieren und zum Schutz der Meere beitragen. Klaus-Jürgen Strupp, Vorsitzender der IHK Nord und Präsident der IHK zu Rostock IHK ZU SCHWERIN Henner Willnow  0385 5103-312 willnow@schwerin.ihk.de  TOURISMUSWIRTSCHAFT Sonnenstrom und Krabbenbrötchen Bild: IHK Innovation & Umwelt  37 Wirtschaftskompass 05 | 2023

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