IHK-Magazin Wirtschaftskompass, Ausgabe 06/2023

Die in Köln beheimatete Emons Spedition ist ein etabliertes und weltweit agierendes Transport- und Logistikunternehmen mit Qualitäts- und Umweltanspruch und eines der wenigen mittelständisch-privaten Logistiknetzwerke in Deutschland. Für ihre Dienstleistungen – neben dem Transport auch beispielsweise die Lagerung, Kommissionierung, Konfektionierung oder Zollabwicklung – stehen der Spedition über 300.000 Quadratmeter überdachter Lagerfläche zur Verfügung. Das Unternehmen beschäftigt weltweit 3.650 Mitarbeiter an 116 Standorten in Deutschland, Europa, Asien und Nordamerika. In Westmecklenburg arbeiten aktuell 50 Mitarbeiter an den drei Standorten in Spornitz, am Parchimer Flughafen und auf dem Gelände der Firma Hydraulik Nord, ebenfalls in Parchim.  HERR HELMS, ERZÄHLEN SIE UNS ETWAS ZUR ENTWICKLUNG DES STANDORTES IN SPORNITZ. Mit Emons sind wir seit 2010 in der Region aktiv. Nach unserem Start in Neustadt-Glewe sind wir 2014/2015 aus Platzgründen nach Spornitz gezogen, wo wir zunächst als Mieter die bestehenden Speditionsanlagen reaktiviert haben. Diesen Expansionskurs haben wir kontinuierlich fortgesetzt, bis wir das Objekt 2021/2022 selbst erworben haben. In diesem Zuge setzten wir auch erhebliche Investitionen in den Standort um. Unter anderem haben wir unsere Rampenanlage auf den aktuellen Stand gebracht und auch Büros, Sanitäranlagen und die Gebäudefassade modernisiert. Mittlerweile sind wir auch außerhalb des Verwaltungssitzes gewachsen. Seit 2020 betreiben wir auf dem Gelände der Parchimer Firma Hydraulik Nord 9000 m² Lagerfläche. Im letzten Jahr konnten wir darüber hinaus die seit einigen Jahren von uns bewirtschaftete Frachthalle (3000 m²) am Flughafen Parchim erwerben.  WIE SIEHT IHR LEISTUNGSPORTFOLIO VOR ORT AUS? HABEN SIE EINIGE BEISPIELE AUS DEM TAGESGESCHÄFT FÜR UNSERE LESER? Unser Hauptstandbein ist das klassische Speditionsgeschäft mit Industriegütern, aber zum Beispiel auch mit Lebensmitteln. Wir betreiben aktuell 7 Nachtlinien zu unseren deutschlandweiten Emons-Hubs. Im Tageseinsatz haben wir 18 Stadtwagen für Verteilerverkehre im Nahverkehre und 5 Sattelzüge im Doppelschichteinsatz. Darüber hinaus sind wir aber auch in der Lage, die gesamte Logistikkette für unsere Kunden zu übernehmen. So kommissionieren wir in unserem Lager Aufträge eines Photovoltaikanlagenbauers individuell und liefern direkt zur jeweiligen Baustelle. In unserer Logistikhalle am Flughafen konfektionieren wir beispielsweise eine Salzlampe. Das heißt, wir setzen das Produkt aus verschiedenen Bauteilen selbst zusammen, packen es ein und liefern es aus.  DER FACHKRÄFTEMANGEL IST AKTUELL EINES DER DRÄNGENDEN PROBLEME DER BRANCHE. WIE SIND IHRE ERFAHRUNGEN UND WAS TUN SIE, UM ENTGEGENZUWIRKEN? Es ist tatsächlich ganz schwer geworden, bei uns im ländlichen Raum neue Fachkräfte zu gewinnen oder überhaupt adäquate Bewerber für eine Azubistelle zu erhalten. Bei uns geht der Tag nachts um 02:00 Uhr im Lager und 03:00 Uhr in der Disposition los. Die Erreichbarkeit mittels ÖPNV ist für die Azubis da sehr schwer. Außerdem sind die Zeiten nicht für alle jungen Menschen attraktiv und das Speditionsgewerbe hat aus meiner Sicht auch insgesamt ein Imageproblem, an dem wir alle arbeiten müssen. Bessere Arbeitsbedingungen schaffen wir gerade mit einer neuen Software für die Disposition, die einen späteren Arbeitsbeginn möglich macht. Dennoch haben wir zum Glück aktuell sechs Auszubildende, zwei davon stammen aus Afrika. Die beiden konnten wir in Zusammenarbeit mit der IHK und diversen Unterstützungsbemühungen in die Ausbildung bringen. Wir sind sehr stolz, dass der erste von beiden im letzten Dezember seine zweijährige Ausbildung zum Fachlageristen erfolgreich abschließen konnte und nun noch ein Jahr für die weiterführende Qualifikation zur Fachkraft für Lagerlogistik aufsattelt.  WELCHE THEMEN IM BEREICH VERKEHRSPOLITIK BEWEGEN SIE DARÜBER HINAUS AKTUELL AM STÄRKSTEN? Da gibt es eine ganze Reihe. Die Pläne der Bundesregierung zur CO2-Maut sind sicher zu nennen. Eine enorme Belastung für das Gewerbe in ohnehin schwierigen Zeiten, ohne umsetzbare Alternativen zur Verfügung zu haben. Um ein Beispiel zu nennen: Wir haben gerade eine Ladestation am Standort installiert. Seitens der Stadtwerke hieß es dann, dass nur ein Anschluss statt der angefragten zwei gelegt werde - mehr gebe die Leitung nicht her. Da fällt es schwer in die Zukunft zu investieren. Wir brauchen vor allem mehr Planungssicherheit! Ein weiteres Beispiel ist der Lang-LKW: Wir haben 2019 den Versuch unternommen einen Gigaliner in Betrieb zu nehmen. Damit hätten wir einen LKW in der Nachtschicht und somit CO2, Kosten und knappe Personalressourcen einsparen können. Der Antrag scheiterte am Veto der Deutschen Bahn, da wir zunächst über die Gleise kommen mussten.  HABEN SIE WEITERE PLÄNE AM STANDORT? Wir sind absolut bestrebt, den Standort mittel- bis langfristig weiterzuentwickeln. Wir haben ein 50.000 m² Grundstück nebenan mit erworben und haben verschiedene Pläne dafür in der internen Prüfung. Alles hängt natürlich auch mit von der Fachkräftesituation und unserer Kundschaft ab.  EMONS SPEDITION GMBH »Wir brauchen vor allem mehr Planungssicherheit!« IHK ZU SCHWERIN Hannes Schubert  0385 5103-209 schubert@schwerin.ihk.de  Mario Helms, Niederlassungsleiter der Emons Spedition GmbH in Spornitz Bilder: Emons Spedition GmbH 16  Titelthema Wirtschaftskompass 06 | 2023

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