IHK-Magazin Wirtschaftskompass, Ausgabe 06/2023

Am 28. April 2023 erfolgte der symbolische Knopfdruck. Unter Beteiligung von Bundeskanzler Olaf Scholz, Ministerpräsidentin Manuela Schwesig sowie des parlamentarischen Staatssekretärs Michael Kellner (Bundesministerium Wirtschaft und Klimaschutz) und des Geschäftsführers der Stadtwerke Schwerin GmbH wurde die Geothermieanlage in Schwerin-Lankow feierlich in Betrieb genommen. Die Zukunft der Energieversorgung wird ein breiter Mix aus verschiedenen Energieträgern sein, darunter auch die Geothermie. Hier muss die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern schnell und vor allem unbürokratisch alle Voraussetzungen schaffen, dass die geothermischen Vorhaben unter Mecklenburg-Vorpommern genutzt werden können, so die Erwartung der IHK zu Schwerin. Das Oberverwaltungsgericht in Greifswald hat in seinem beachtlichen Urteil zu den Untätigkeitsklagen Anfang 2023 klar ausgeführt: Der Ausbau Erneuerbarer Energien steht im überragendem Gemeinwohlinteresse. Das muss auch bei der künftigen Nutzung von geothermischen Vorhaben der Fall sein: Tiefengeothermie und auch oberflächennahe geothermische Vorkommen sollten in der Breite nutzbar gemacht werden. Das geothermische Vorkommen im sogenannten norddeutschen Becken und damit auch unterhalb von Mecklenburg-Vorpommern ist gewaltig. Experten sprechen von einem schlafenden Riesen! Konstante Temperaturen von mindestens 10 Grad, im Bereich der Tiefengeothermie deutlich darüber, sind ein gewaltiges Energiereservoir, schier unerschöpflich wie die älteste Anlage in Mecklenburg-Vorpommern in Waren seit Mitte der 80er Jahre zeigt. In vielen Landesteilen befinden sich große thermische Vorkommen. Wärmewerke im östlichen Landesteil und die Anlage in Neustadt-Glewe gewährleisten seit Jahrzehnten eine zuverlässige Energieversorgung. Gerade in den Neuen Bundesländern gab es eine sehr genaue Untersuchung der Geothermievorkommen. Die Lagerstätten in Norddeutschland kommen auf geschätzte unglaubliche 2100 Exajoule. Zum Vergleich: Der Primärenergiebedarf Deutschlands betrug 2021 12,2 Petajoul bei einem erheblichen Einsatz fossiler Energien. Zum Vergleich: Das geothermische Vorkommen im Norden beträgt umgerechnet 5,833 333 x 108 Gigawatt oder 2,1 x 106 Petajoule. Diese Energiemengen könnten unerschöpflich sein. Denn 99 Prozent der Erdmasse sind heißer als 1000 Grad. Eine Wärmequelle, die nie versiegt und die Chance für eine gelungene Energiewende auch hier in den Regionen. Das Land MV wäre daher gut beraten, über die Klimaschutzrichtlinie MV Gutachten und Probebohrungen finanziell mit zu begleiten, bei erfolgreicher Erkundungsbohrung den Aufbau einer geothermischen Anlage mit anzustoßen. In den 90er Jahren haben zahlreiche Stadtwerke für die Nahwärmeversorgung Blockheizkraftwerke errichtet. Der notwendige Turbinentausch muss einhergehen mit der Ersetzung der Wärmeerzeugung durch fossile Energien. Die Stadtwerke Schwerin haben mit den beiden Bohrungen in Schwerin-Lankow den richtigen Zukunftspfad eingeschlagen: Gas als Energieträger erheblich zu ersetzen durch die Nutzung der geothermischen Vorkommen. Dieses Projekt und die Beispiele Waren und Neustadt-Glewe mit einer Geothermienutzung seit über 20 Jahren sollten der Weckruf sein, auf diesen heimischen Energieträger überall da zu setzen, wo bislang Gas oder andere fossile Energieträger genutzt wurden, um Wärme zu erzeugen.  LUDWIG-BÖLKOW-HAUS MIT MODERNER GEOTHERMIE-ANLAGE Ein bereits bestehendes Beispiel für Geothermie-Nutzung in Schwerin ist das Ludwig-Bölkow-Haus, Sitz der IHK zu Schwerin: Alle Gründungspfähle bis in eine Tiefe von 31 Meter sind sogenannte Energiepfähle: Im Sommer wird die Wärme aus den Büros abgeleitet und im Untergrund gespeichert. Im Winter kann nahe der 100 Prozent die Beheizung nur über die Geothermieanlage erfolgen. Die Mehrkosten für diese Anlage hatten sich bereits nach rund 4 Jahren amortisiert.  v.l.n.r.: Rico Badenschier (Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Schwerin), Dr. Josef Wolf (Geschäftsführer der Stadtwerke Schwerin GmbH), Olaf Scholz (Bundeskanzler), Manuela Schwesig (Ministerpräsidentin des Landes MecklenburgVorpommerns), Michael Kellner (Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz) IHK ZU SCHWERIN Klaus Uwe Scheifler  0385 5103-301 scheifler@schwerin.ihk.de  ERÖFFNUNG DER GEOTHERMIE-ANLAGE IN SCHWERIN Geothermie: Einen schlafenden Riesen wecken! Bilder: Cordes 34  Innovation & Umwelt Wirtschaftskompass 06 | 2023

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