IHK-Magazin Wirtschaftskompass, Ausgabe 06/2023

Die „Lehren aus der Energiekrise“ waren Gegenstand und Motto des Energieforums Mecklenburg-Vorpommern, das in seiner Jubiläumsausgabe zum zehnten Mal wieder eine Plattform für Politik, Unternehmen und Wissenschaft zum Austausch und für die richtigen Lösungen bot. Der Einladung der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin, der WEMAG, der Stadtwerke Schwerin und der Akademie Schwerin e. V. folgten 100 Gäste. Technische Perspektiven der Energiewende und klimapolitische Fragestellungen standen im Mittelpunkt der Veranstaltung. Einigkeit herrschte bei Reinhard Meyer, Minister für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit MV, Andrees Gentzsch, Mitglied der Hauptgeschäftsführung BDEW und Thomas Murche, Technikvorstand WEMAG AG, was die Umsetzung von Projekten beim Ausbau der Erneuerbaren Energien und Speicherung in Batterien und Wasserstoff und dessen Markthochlauf betrifft – es muss schneller und sichtbarer werden. Die Industrie braucht und will grüne Energie und wer diese schnell haben will, muss es einfach machen, sagt Andrees Gentzsch und ist sich sicher, dass wir russisches Gas nicht mehr sehen werden. Für die Integration der Erneuerbaren Energien benötigen wir den Netzausbau zum Transport und Verteilung. Der Ausbau ermöglicht zudem die Kopplung der Sektoren. Laut Thomas Murche wird die WEMAG in den nächsten 10 Jahren 756 Mio. EUR in das Netz investieren (netto). 15,2 GW Erzeugung sind angefragt in das WEMAG-Netz. Die Einspeisequote liegt bereits bei 205 Prozent  NORDEUROPÄISCHE ZUSAMMENARBEIT NOTWENDIG Dass man endlich aus der Phase von Powerpoint hin zur Umsetzung kommen muss, war auch der Videobotschaft des Groninger Bürgermeisters Koen Schuiling zu entnehmen. Was wir brauchen sind Investitionen, Vorschriften und Gesetze, die entsprechende Ausbildung, den Arbeitsmarkt und viel Mut. Koen Schuiling formuliert die Hoffnung, gemeinsam mit den „Fünf Küstenländern“ in Deutschland die Zusammenarbeit in der grünen Wasserstoffwirtschaft zu verstärken. Wenn das gelingt, kann ein grüner Energiekorridor von den Niederlanden über Deutschland bis nach Finnland geschaffen werden.  NORDDEUTSCHES REALLABOR Die Landeshauptstadt Schwerin ist seit 2021 im Rahmen des Norddeutschen Reallabors dabei, zukünftig Wasserstoff in die Nutzungspfade Mobilität, Gas und Wärme zu bringen. Hinter dem Reallabor steht ein Verbundprojekt: 53 Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik aus den norddeutschen Bundesländern Hamburg, SchleswigHolstein und Mecklenburg-Vorpommern. Ziel ist der Aufbau von Trimodalen Logistikpunkten für emissionsfreie energieeffiziente Antriebe und Systeme bei Wasser, Schiene, Straße und der Bahn. Insgesamt umfasst das Investitionsvolumen des Norddeutschen Reallabors rd. 300 Mio. Euro.  PERSPEKTIVE 2030 Dr. Ulrike Beland von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) wies darauf hin, dass die Erneuerbaren Energien bis 2030 nicht ausreichend ausgebaut sein werden und heimische Energieressourcen nicht ausreichend genutzt werden. Dass Unternehmen Teile ihrer energieintensiven Produktion ins Ausland verlagern, stellt ein Problem dar. Neben dem schnelleren Ausbau bei Erneuerbaren Energien und deren Infrastruktur ist es wichtig auch die europäischen Energiemärkte zu beachten, Wasserstoff schnell verfügbar zu machen und Anreize für Energieeffizienz zu geben. Weiter bedarf es einer Erhöhung der Standortqualität und Rohstoffversorgung. Innovationen müssen erleichtert werden.  STATEMENTS ZUM ENERGIEFORUM Dr. Josef Wolf, Geschäftsführer Stadtwerke Schwerin GmbH (SWS) „Das diesjährige Energieforum ist wie seine Vorgänger ein guter Indikator für den Stand der Energiewende, Normalität, dass es überhaupt wieder stattfindet, die Vielfalt der technischen Entwicklung und die Suche nach dem richtigen Weg. In jedem Fall einen Besuch wert um sich über die norddeutschen, aber auch nordeuropäischen Entwicklungen zu informieren.“ Thomas Murche, Vorstand WEMAG AG „Norddeutschland hat als Region die besten Voraussetzungen: Wir können zeigen, wie eine klimaneutrale Energieversorgung perspektivisch aussieht. Nutzen wir gemeinsam die natürlichen Ressourcen, die verfügbaren modernen Technologien, unser Wissen und Know-how, werden wir die Wertschöpfung hier vor Ort schaffen. Das setzt jedoch voraus, dass Bund und Länder schnell für die Rahmenbedingungen sorgen, die den Akteuren der Energiewende die nötigen Handlungsspielräume geben. Stichworte sind: sofortige Anpassung beim Planungs- und Genehmigungsrecht, Investitionen in den Netzausbau, Novellierung der Verfahren und bundesweite Wälzung der Netzentgelte, damit grüne Energie bezahlbar bleibt.“ Matthias Belke, Präsident IHK zu Schwerin „Die heutigen Beiträge auf dem Energieforum Mecklenburg-Vorpommern zeigen deutlich, dass wir den Weg in Richtung Wasserstoff konsequent und zügig gehen müssen. Die Strategien für einen klimafreundlichen und wirtschaftlichen Wasserstoff sind geschrieben, wir müssen umsetzen. Wir wissen auch, dass der grüne Wasserstoff im eigenen Land produziert, höhere Beschäftigungseffekte hat und mehr Wertschöpfung bedeutet. Länderübergreifende Wasserstoffinfrastrukturen, wie beispielsweise für den Verkehrsbereich, werden dringend benötigt.“  ENERGIEFORUM MECKLENBURG-VORPOMMERN Lehren aus der Energiekrise Energie 2023 - Herausforderungen Alle Informationen, Vorträge, Impressionen und Filmbeiträge unter www.ihkzuschwerin.de (Such-Nr. 5753470). Quelle: DIHK Innovation & Umwelt  35 Wirtschaftskompass 06 | 2023

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