IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 07, 08/2023

Im Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei (LALLF) wurden allein 2022 knapp 600.000 Proben unterschiedlichster Art untersucht, darunter fast 15.000 Proben aus der Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung, ca. 528.600 Proben aus der Tierseuchendiagnostik und ca. 38.600 Proben aus dem Pflanzenschutzdienst. Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht des LALLF hervor. Die Untersuchung von Lebensmitteln, Kosmetika, Bedarfsgegenständen und Tabak ist eine für die Verbraucherinnen und Verbraucher besonders relevante Aufgabe des Landesamtes. Das LALLF untersucht risikoorientiert – Lebensmittel, die besonders empfindlich sind, werden häufig analysiert. Das sind zum Beispiel leicht verderbliche Produkte. 2022 betrug die Beanstandungsquote bei rund 8.241 Proben 13 Prozent, im Jahr davor nur knapp darunter. Die Hauptursachen lagen mit 71,9 Prozent bei der Kennzeichnung oder Aufmachung, zum Beispiel unkorrekten Angaben von Zutaten oder fehlenden Angaben von Zusatzstoffen. Die zweitgrößte Beanstandungskategorie waren mit 18,1 Prozent die mikrobiologischen Verunreinigungen, wie der Nachweis krankmachender Keime, unter anderem Salmonellen und Listerien. In den wenigsten Fällen (2,9 Prozent) wurden Abweichungen in der Zusammensetzung festgestellt. Beispielhaft stellte Minister Backhaus Untersuchungsergebnisse aus der Warengruppe „Teigwaren“ vor. Neben der Formenvielfalt der angebotenen typischen Teigwaren auf Basis von Hartweizengrieß finden auch immer mehr andere Ausgangsstoffe wie Mais, Linsen, Soja, Buchweizen, Reis und anderes bei der Herstellung Verwendung, um den veränderten Verbraucheransprüchen an die Ernährung gerecht zu werden. Von 45 Proben entsprachen sieben nicht den rechtlichen Vorgaben. In einer Probe als „glutenfrei“ ausgelobten Buchweizennudeln eines regionalen Herstellers wurde Gluten in einer Größenordnung von 690 mg/kg nachgewiesen. Dieser Gehalt ist für zöliakiekranke Personen als gesundheitsgefährdend zu beurteilen. Als ursächlich für diesen Gehalt konnte das zur Herstellung verwendete Buchweizenmehl mit einem Glutengehalt von 1.450 mg/ kg ermittelt werden. „Grundsätzlich haben wir es mit einer konstanten Qualität von Lebensmitteln zu tun. Unsere Lebensmittel sind sicher! Natürlich gibt es immer wieder schwarze Schafe. Diese ausfindig zu machen, das ist unsere Aufgabe“, so MV-Umweltminister Till Backhaus abschließend. MV-Lebensmittel sind sicher Zusammen mit der Food Academy MV hatte die IHK zu Schwerin Anfang Juni Unternehmen der Ernährungsbranche in Westmecklenburg zu einem Besuch der Hochschule Neubrandenburg und des ZELT Zentrum für Ernährung und Lebensmitteltechnologie eingeladen. Die Eindrücke waren spannend für zukünftige Innovationen in Produktentwicklung und Produktion. Prof. Peter Meurer ist Prodekan im Fachbereich Agrarwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften der Hochschule. Zusammen mit weiteren Forschenden des Studiengangs Lebensmitteltechnologie begrüßte er die Gäste und stellte aktuelle Entwicklungen und Vorhaben sowie das Konzept des dualen Studiums der Lebensmitteltechnologie in Neubrandenburg vor. Neben der Information über neue Technologien in der Verarbeitung von Lebensmitteln wurden auch Möglichkeiten für Bachelor- und Masterarbeiten der Studierenden und Kontaktmöglichkeiten für zukünftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Reihen der aktuell Studierenden erörtert. Nach dem Kennenlernen besuchte die Gruppe das Technikum des Studienganges Lebensmitteltechnologie an der Hochschule Neubrandenburg. Spannend waren hier für die Unternehmensvertreter aus den Bereichen Qualitätsmanagement und Produktentwicklung das direkte Kennenlernen neuer Technologien. So arbeiten Forschende und Studierende an der Hochschule etwa mit gepulsten elektrischer Feldern (PEF). Diese Technologie wird in Teilen bereits in der Produktion von Lebensmitteln eingesetzt, hierdurch können Qualitätsschritte, aber auch Energieeffizienz erreicht werden. Auch in der Behandlung von Mikroorganismen hält die PEFTechnologie Einzug. Während des Rundgangs durch das Technikum und die Speziallabore für Sensorik, Physik, Mikrobiologie und Chemie wurden bereits praktische Anwendungsfragen der Gäste beantwortet und Skizzen für gemeinsame Projekte im Lande entwickelt. Auf besonderes Interesse stießen die Entwicklungserfolge der Hochschule Neubrandenburg in der Zusammenarbeit mit anderen Forschungseinrichtungen in der Nutzung physikalischer Möglichkeiten anstelle dem Einsatz altbekannter chemischer Technologien. So arbeitet die Hochschule mit dem Greifswalder Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e. V. (INP) an plasmagestützten Verfahren aus kalten AtmosphärendruckPlasmen zur Dekontamination von Oberflächen. Eine besondere Herausforderung bei der Lagerung und Verarbeitung von Lebensmitteln sind Keime und Schädlinge. Hier in Neubrandenburg konnten direkte und indirekte Plasmaverfahren gezeigt werden, um Saatgut von Bakterien, Pilzen und Viren zu befreien und die Keimfähigkeit zu erhöhen. Zusätzlich wird der Einsatz von Plasma behandeltem Wasser zur Förderung des Wachstums und der Gesundheit von Pflanzen untersucht. Auch werden Möglichkeiten erforscht, wie Erntegüter mit direkten und indirekten Plasmabehandlungen besser haltbar gemacht werden können oder bessere Produkteigenschaften erhalten – für innovative Produktentwicklung und modernes Qualitätsmanagement hochspannende Themen. Food-Innovationen kommen aus MV  Unternehmen der Ernährungswirtschaft aus Westmecklenburg lernten an der Hochschule Neubrandenburg innovative Methoden für Lagerung und Produktion sowie zukünftige Teammitglieder kennen. Bilder: AdobeStock / IHK 34  Existenzgründung & Unternehmensförderung Wirtschaftskompass 07|08|2023

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