IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 09/2023

Die Überlegungen von HanseGas, dem in Norddeutschland bedeutsamsten Gasnetzbetreiber, sind jedoch anders. Auch in Kenntnis der Kundenstruktur beim Gasbezug geht das Unternehmen deutlich über die reduzierte Wasserstoffkernnetzplanung hinaus: Anbindung der Teilregionen im Nordosten. Nur so kann die regionale Wirtschaft von der künftigen Umstellung des Energieträgers Gas auf teilweise oder ausschließlich Wasserstoff profitieren! Und nur mit den regionalen Anbindungen kann MecklenburgVorpommern auch wirtschaftlich von den absehbaren Entwicklungen profitieren: Wind- und Sonnenenergie speichern im Erdgasspeicher bei Kraak (Nr. 6). Von Lübz über Ludwigslust, Wittenburg und Schwerin bis Richtung Hamburg: Das vorhandene gut ausgebaute Gashochdrucknetz ist ideal zur Aufnahme grüner Energien. Und die Verbindungsachse Stralsund-Rostock-Wismar und Lübeck kann die Traditionswerften und Industriestandorte in einer Wasserstoffwelt vernetzen. Im Osten bieten sich große Potenziale für Erneuerbare Energien – und damit auch für Wasserstoff. Was fehlt ist eine klare und erkennbare Strategie, die gemeinsam mit der Wirtschaft diskutiert und Abgestimmt wird. Um deren Zukunft geht es! Vergessen die Zeit der hektischen Diskussionen zum Fuel-Switch bei einer drohenden Gasmangellage im Herbst 2022, vergessen die Chancen sich aktiv wirtschaftspolitisch zum Erhalt und Ausbau der Wirtschaft in den Regionen aufzustellen. Jetzt ist die Zeit, sich klar und vernehmbar zu positionieren. Jetzt erfolgen die Beratungen zum Aus- und Aufbau eines Wasserstoffkernnetzes.  AUS VISIONEN WIRKLICHKEIT ENTWICKELN Fehlende regionale Anbindungen befördern die industrielle Entwicklung in Mittel- und Süddeutschland und im Ruhrgebiet, nicht aber im Nordosten! Vergessen aber auch die Visionen und Ziele sowie die klaren Handlungsempfehlungen in der Industriestrategie „Industrieland Mecklenburg-Vorpommern 2030“. Nachhaltig auf dem Weg zur Klimaneutralität. Mecklenburg-Vorpommern hat das Potenzial, Weltmarktführer im Bereich Wasserstofftechnologie zu werden, so das Urteil im Gutachten der OECD zur Metropolregion Hamburg. Davon scheinen wir weiter entfernt als noch zur Zeit der gemeinsamen Formulierung der Industriestrategie 2030! Der vorgeschlagene Einsatz CO2-freier und H2-angetriebener Züge wird in anderen Bundesländern umgesetzt. Wir freuen uns über die landschaftlich reizvollen Strecken von Rehna über Parchim, Plau bis Waren und befördern die Fahrgäste mit alten Dieseltriebwagen. Kapitel 8 „Mobilität von morgen heute beginnen“ sah etwas anderes mit den Handlungsempfehlungen Zukunft vor! Verpassen wir nicht die Chancen aus Dekarbonisierung und Klimaschutz durch Inaktivität? Auch hier sieht die Industriestrategie umsetzbare Vorschläge vor. Die Alternative befördert MecklenburgVorpommern zum Energieerzeugungs- und Transitland. So der aktuelle Stand im August 2023 zu den Netzausbauplänen Strom und Wasserstoffkernnetz. Dem stellen sich die norddeutschen IHKs bei allen Planungs- und Gesetzgebungsmaßnahmen des Bundes entgegen, immer auch unter Beachtung der visionären Zielsetzungen der Industriestrategie und der norddeutschen Wasserstoffstrategie. Daneben wird aktuell eine Verlängerung der befristeten Regelungen im Energiewirtschaftsgesetz zur Dauerhöchstauslastung der Stromnetze beraten. Diese wurde eingeführt, um mehr Energie bei den bisherigen Höchstspannungsleitungen durchzuleiten (§ 49 EnWG). Zusätzlich werden die Regelungen zur Gaseinspeicherungen angepasst. Immerhin verfügt Deutschland mit rund 24 Milliarden Kubikmetern (was rd. 250 Terrawattstunden entspricht) über das größte Erdgasspeichervolumen innerhalb der EU. Die hohen Einspeichermengen sollen auch über das Jahr 2023 hinaus die Versorgungssicherheit gewährleisten. Aber auch hier gilt der Blick nach vorne und die Schaffung der Möglichkeiten zur Erzeugung und Einspeicherung von Wasserstoff. Die Mehrzahl der Gasspeicher in Deutschland sind längst H2-ready. Daher kann und muss das Gebäudeenergiegesetz auch diesen Möglichkeiten entsprechend angepasst werden. Gasheizungen gegen Wärmepumpen auszutauschen muss nicht immer die wirtschaftlichste Lösung sein. Die Ersetzung einer Gasheizung durch eine H2-kompatible Heizung ermöglicht Bild: Hansegas Planung European Hydrogen Backbone (EHB) Idee HanseWerk Autobahn Offshore-Anbindung Innovation & Umwelt  37 Wirtschaftskompass 09 | 2023

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