IHIK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 10/2023

Tagesreisen werden unterschätzt. Sie kurbeln die Nachfrage in den Reisegebieten an und bewirken Investitionen in die Infrastruktur. Das geht aus dem Sparkassen-Tourismusbarometer 2023 des Ostdeutschen Sparkassenverbandes hervor, dessen Ergebnisse für Mecklenburg-Vorpommern Anfang September in der IHK in Schwerin vorgestellt wurden. Gleichzeitig empfahlen die Experten, dem Image als teuerste Destination entgegen zu wirken.  BINNENLAND MIT STARKER ENTWICKLUNG Die touristische Nachfrage im Land erholt sich gegenüber dem Vorjahr. Die gewerblichen Übernachtungen im ersten Halbjahr 2023 sind gegenüber 2022 in Mecklenburg-Vorpommern um 4,6 Prozent auf 12,8 Millionen gestiegen. Diese Zunahme liegt allerdings deutlich unter dem Wert für Ostdeutschland (11,4 Prozent). Deutschlandweit hat die Nachfrage in diesem Zeitraum sogar um 16,3 Prozent zugelegt. Mecklenburg-Vorpommern liegt nur noch knapp 5 Prozent unter dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019. Damit hat man grundsätzlich die Nachfragedelle der Corona-Jahre überwunden. Insbesondere die Binnenregionen in Mecklenburg-Vorpommern zeigen gegenüber den Küsten eine starke Entwicklung der gewerblichen Übernachtungen.  BALANCE PREIS-LEISTUNG UNAUSGEGLICHEN Die größten Herausforderungen für die Betriebe sind immer noch der Arbeitskräftemangel, die gestiegenen Energie- und Warenkosten sowie die digitale Prozessoptimierung. Tourismusexperte Karsten Heinsohn (dwif) erklärt das Preis-Leistungs-Verhältnis zur Schwachstelle. MV habe mit 130,4 Euro die höchsten Durchschnittspreise deutschlandweit. Der Konsumflaute der Verbraucher stehen die gestiegenen Kosten in den Betrieben gegenüber (im Vergleich zu 2017 seien die Kosten in einem Hotel durchschnittlich um 22 Prozent gestiegen). Neue Impulse in der Qualitätsarbeit bleiben wichtig. Der Investitionsdruck wächst. Die Zufriedenheit der Gäste mit der Qualität ihrer Übernachtungsquartiere in Mecklenburg-Vorpommern ist in 2023 zwar wieder leicht gestiegen. Allerdings muss MV die Balance im Preis-Leistungsniveau wiederherstellen, damit sich bei den Gästen der Ruf als teuerste Destination nicht manifestiert.  UNTERSCHÄTZTES POTENZIAL TAGESREISEN Tagestourismus ist ein Milliardengeschäft. In Mecklenburg-Vorpommern erbrachten 2022 67 Millionen Tagesreisen einen Umsatz von 2 Milliarden Euro. Großstädte, Klein- und Mittelstädte und der ländliche Raum profitieren gleichermaßen. Die Zahl der Tagesreisen liegt nur noch 1 Prozent unter dem Wert des Vor-Corona-Jahres 2019. Tagesgäste garantieren den Betrieb von Freizeiteinrichtungen. Rund neun von zehn Freizeiteinrichtungen gaben in der Online-Befragung für das Tourismusbarometer an, dass sie stark bis sehr stark zum Tagestourismus in ihrer Region beitragen. Bis zu 90 Prozent der Besuche entfallen auf Tagesgäste. Rund acht von zehn Freizeiteinrichtungen in Ostdeutschland würden sich ohne dieses Segment nicht am Markt behaupten.  FÜR MV BILANZ GEZOGEN Tourismusbarometer  Mecklenburg- Vorpommern ist schön, aber auch teuer! Existenzgründung & Unternehmensförderung  33 Bild: IHK Wirtschaftskompass 10 | 2023

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