IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 11/2023

Bild: nordreport Drei Fragen an Cathérine Reising Wie schätzen Sie die Zukunft der Ernährungsbranche in MV ein? Wie der Norddeutsche Ernährungsgipfel gezeigt hat, ist die Ernährungsbranche vor allem eins: vielfältig und innovativ. Traditionsprodukte werden weiter dominieren, aber für diejenigen, die dafür offen sind, gibt es auch immer mehr Alternativen am Markt. Im Endeffekt kann dann jeder selbst entscheiden, was auf den Teller kommt. Wie wird die AMV Marketinggesellschaft der Agrar- und Ernährungswirtschaft MV hier neue Aspekte setzen können? Der AMV unterstützt seine Mitglieder in allen Bereichen der Vermarktung. Er bietet neue Möglichkeiten für Absatzwege an und hält so die Unternehmen auf dem Laufenden. Durch die Vernetzung untereinander werden aktuelle Themen und Trends schnell aufgegriffen und durch den AMV mit entsprechenden Formaten unterstützt. Welche Vorteile haben die Unternehmen eigentlich von einer Mitgliedschaft im AMV? „Wir schaffen Verbindungen“ – der AMV ist als größtes Branchennetzwerk der Ernährungswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern seit über 20 Jahren aktiv und kann ein entsprechendes Know How vorweisen. Egal um welches Problem es sich beim Produzenten handelt, wenn wir nicht selbst einen Lösungshinweis haben, dann kennen wir jemanden, der einen solchen hat. Wir zeigen neue Absatzwege auf, bringen die Unternehmen in das Gespräch mit dem Handel, bieten Seminare und Workshops an und sind Sprachrohr für die Branche in Richtung der Politik und Öffentlichkeit.  Cathérine Reising, AMV-Geschäftsführerin In Mecklenburg-Vorpommern gilt die Ernährungswirtschaft schon traditionell als starke Basis in der gewerblichen Wirtschaft. Leistungsfähige Mittelständler, einige große Unternehmen und eine Vielzahl kleiner und oft sehr innovativer Unternehmen prägen die Branche. Geradezu beispielhaft steht Westmecklenburg für diese Branchenstruktur. Der Anteil der Ernährungsindustrie am Gesamtumsatz des verarbeitenden Gewerbes liegt bei etwa 33 Prozent, zusammen mit Futtermitteln und Getränken beträgt dieser Wert knapp 37 Prozent. Etwa 14.400 Menschen arbeiten in den 88 Betrieben der Branche mit mehr als 50 Mitarbeitern – diese Zahl ist in den vergangenen Jahren gesunken. Besonders muss hier beachtet werden, dass Klein- und Kleinstunternehmen in dieser statistischen Betrachtung nicht erfasst werden – die Branchenstruktur in MV aber von diesen enorm vielen kleinen und kleinsten Unternehmen bestimmt wird. Eine aktuelle Studie der Marketinggesellschaft der Agrar- und Ernährungswirtschaft MV e. V. (AMV) zeigt, dass die Unternehmen mit einer Vielzahl von Einflüssen kämpfen und ein Teil der Unternehmen hält die aktuelle Lage für alarmierend. Die massiv gestiegenen Kosten für Energie, Rohstoffe und Personal sind die wichtigsten Faktoren für die Unternehmen. Die Hälfte der vom AMV befragten Unternehmen beklagen gesunkene Erträge – und doch spricht ein gutes Drittel zugleich von Umsatzplus. Dieses Plus wird jedoch oft durch hohe Kosten ruiniert. Eine Weitergabe der gestiegenen Kosten an den Handel gelang knapp der Hälfte der Unternehmen nur in Teilen, weiteren 37 Prozent gar nicht. So wird deutlich: Die Preisgestaltung mit dem Einzelhandel gestaltet sich für die Produzenten äußerst schwierig. Auch die Zahl der Mitarbeiter ist in der Branche bei etwa einem Viertel der Unternehmen rückläufig und bei 61 Prozent der Befragten stabil. Auch in der Ernährungswirtschaft ist die Gewinnung neuer Mitarbeiter und die Bindung bestehender Arbeitskräfte schon seit Jahren eine besondere Herausforderung. Besondere Aufmerksamkeit verlangt das Ergebnis der AMV-Befragung, dass knapp 25 Prozent der Unternehmer den Verkauf oder die Schließung des Unternehmens in Erwägung ziehen. Der Branchenverband fordert daher von der Politik, dass an entscheidenden Stellschrauben gearbeitet werden muss, um diese Entwicklung aufzuhalten. Die AMV Marketinggesellschaft wendet sich daher mit einem Positionspapier an die Politik und macht so auf die in Teilen verheerende Situation der wirtschaftsstärksten Branche des Bundeslandes aufmerksam. Dieses Positionspapier wurde auch bei der Sitzung des Arbeitskreises Ernährungswirtschaft der IHK zu Schwerin diskutiert. Ernährungswirtschaft in Schieflage? IHK ZU SCHWERIN Henner Willnow  0385 5103-312 willnow@schwerin.ihk.de DES GESAMTUMSATZES beträgt der Anteil der Ernährungsindustrie im verarbeitenden Gewerbe in MV. 33% Titelthema  25 Wirtschaftskompass 11 | 2023

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