IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 11/2023

In den 1980er-Jahren prägten Schlafraummöbel das Produktportfolio des heutigen Büromöbelherstellers PALMBERG. Ein Großteil davon wurde in die damalige Sowjetunion exportiert. Um nach der politischen Wende im Jahr 19989 auch wirtschaftlich einen erfolgreichen Turnaround zu schaffen, musste das Unternehmen bis heute durch viele Wendemanöver navigiert werden: vom Sozialismus in die Marktwirtschaft bis hin zum europaweit erfolgreichen Büromöbelhersteller mit Rundumservice. Der Name hinter der PALMBERG-Erfolgsstory: Uwe Blaumann. Er ist ein Macher, jemand, der anpackt und im Grunde „nie zufrieden“ ist, wie er einmal selbst zugab. Mit dieser Einstellung formte der im Jahr 2020 mit dem Preis „Macher 30 – der Ehrenpreis des Ostens“ ausgezeichnete Unternehmer aus dem ehemaligen „VEB Möbelwerken Schwerin, Betriebsteil Schönberg“ einen Hidden Champion in der Büromöbelbranche. Während etliche volkseigene Betriebe der ehemaligen DDR mit dem Fall der Mauer an Investoren aus dem Westen gingen, wurde beim „VEB Schweriner Möbelwerk, Betriebsteil Schönberg“ der damalige technische Leiter Uwe Blaumann vom Angestellten zum Unternehmer, als er die Fabrik per Management-Buyout zusammen mit Torsten Utz übernahm. Nach langwierigen Verhandlungen kam im Jahr 1990 die Zusage, dass per 1. September die Palmberg-Möbel GmbH, die bis dato zu 100 Prozent in den Händen der Treuhand war, aus dem „VEB Schweriner Möbelwerk“ herausgelöst wird. Als die DDR zusammengebrochen war, gab es plötzlich keine Nachfrage mehr für das Sowjetschlafzimmer. Uwe Blaumann allerdings kannte den damaligen Maschinenpark genau, einige der Gerätschaften hat er selbst konstruiert und glaubt deshalb an die Wende nach der Wende. Und mit Beginn des Jahres 1991 wurde die erfolgreiche betriebliche Zukunft mit der Produktion von Büromöbeln eingeleitet. Heute arbeiten unter der Marke PALMBERG über 650 Mitarbeiter an zwei Standorten (Schönberg und Rehna). Aber der Anfang dieser Erfolgsgeschichte war auch für Uwe Blaumann nicht einfach, zeitweise muss der Hoffnungsträger und Vertrauensmann die Belegschaft auf nur noch 62 Kollegen (davon 25 in Vollzeit) reduzieren. „Das war wirklich hart“, erinnert sich Uwe Blaumann und setzte sich fortan das Ziel, irgendwann einmal wieder so viele Leute in dem Möbelwerk zu beschäftigen wie zu DDR-Zeiten. Beim PALMBERG Vorgängerbetrieb arbeiteten zu Spitzenzeiten 230 Menschen. Die Rettung brachte damals ein Großauftrag der Polizei des Landes Mecklenburg-Vorpommern. PALMBERG produzierte fortan Büromöbel für Deutschland statt Schlafzimmer für Russland. In den folgenden Jahren konnte Uwe Blaumann die meisten entlassenen Kollegen wieder einstellen und tauchte fortan ein in die Welt der Büromöbel. Informiert sich über Konkurrenten, kaufte Tische, Schränke und Regale verschiedenster Hersteller und schraubt sie auseinander. Er studiert ihren Aufbau und prüft die Einzelteile auf Schwachstellen. Auf dieser Basis baut PALMBERG einen ersten Schrank in fünf verschiedenen Größen, dazu ein einfaches Tischmodell. Zu den Farben Esche hell und Esche dunkel kaufte Blaumann noch Oberflächen in Eiche dazu. Zusätzlich hängt er sich zusammen mit seinem Team ans Telefon, fährt zu Fachhändlern und anderen potenziellen Auftraggebern. Mit jedem Gespräch lernt er den Markt besser einzuschätzen. „Ohne Kunden sind wir nichts. Sie sind der einzige Chef, der zählt“, bleibt bis heute sein Motto und das des Unternehmens. Mitte der 90er Jahre beginnt das Unternehmen dann auch das Ausland zu „erobern“. Kunden aus den Niederlanden machen den Anfang und mit der Zeit werden auch die Vertriebsgebiete Belgien, Österreich und die Schweiz beliefert. Der Export macht mittlerweile rund zehn Prozent des Unternehmensumsatzes aus. PALMBERG Büromöbel finden sich heute beispielsweise auf der Zugspitze, in der Zentrale der Sächsischen Aufbaubank, im globalen Medizintechnikunternehmen Olympus oder dem Hafenhaus in Antwerpen. Ebenfalls beschäftigt Uwe Blaumann ab dem Jahr 2000 wieder 298 Angestellte, mehr als jemals zu DDR-Zeiten im  VERABSCHIEDUNG Uwe Blaumann – Ruhestand nach 39 Jahren PALMBERG 6  Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 11 | 2023

RkJQdWJsaXNoZXIy MTkyOTU0Ng==