IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 12/2023

Die Preise haben sich für jeden Energieträger deutlich nach oben bewegt. Im EU-Vergleich und auch mit den außereuropäischen Regionen sind die Energiekosten oft ein entscheidender Faktor für die Standortentscheidung von Unternehmen. Die IHK geht mit den Unternehmen vor Ort ins Gespräch.  STANDORTFAKTOR ENERGIE Nicht nur energieintensive Unternehmen legen Wert auf die Sicherheit der Energieversorgung und deren Preisgünstigkeit. Auch die Versorgung mit grüner Energie wird zunehmend bedeutsamer im Wettstreit um die Kunden. Aufgrund der Entwicklungen des Energiemarktes in den letzten rund eineinhalb Jahren und der erheblichen Aktivitäten der Bundesregierung wurde durch den IHKGeschäftsbereichsleiter Klaus Uwe Scheifler ein Blick zurückgeworfen und zugleich ein Ausblick geben auf die erkennbaren Entwicklungen. Zahlreiche gesetzgeberische Maßnahmen des Bundes werden zu Veränderungen der Marktlage führen.  HOHE INVESTITIONEN IN PLANUNG Die hohen Netzentgelte in der Region, getrieben durch den starken Ausbau der Erneuerbaren Energien, belasten die Unternehmen im Kammerbezirk überproportional. Es muss schnellstmöglich die regionale Erzeugung in den regionalen Verbrauch münden, damit Wertschöpfung vor Ort verbleibt. Sebastian Winter, Geschäftsführer der WEMAG Netz GmbH berichtete von 400 Mio. Euro, die in den letzten 10 Jahren investiert wurden. Weitere 125 Mio. Euro an Investitionen stehen künftig jährlich an. Alleine 18 GW Leistung stehen bei der WEMAG zur Anfrage auf Anschluss.  AKZEPTANZ WICHTIG Die Unternehmen stehen hinter dem Umstieg auf Erneuerbare Energien, die Menschen müssen aber mitgenommen werden. Pragmatische Lösungen und einfache gerechte Regulatorik wurde durchweg angemahnt. „Man muss Mieterstrom nutzen können und auch von A nach B bilanztechnisch transportieren können.“ fordert Ralf Kortas, der mit seinem Planungsbüro in Schwerin mit zur Umsetzung der Energiewende beiträgt.  KOMMUNALE LÖSUNGEN Jan Greger, Bürgermeister von Wittenburg, stellte die Pläne zur Windenergienutzung und Photovoltaikvorhaben vor sowie Möglichkeiten der Abwärmenutzung von Gewerbe. Das Nahwärmenetz Körchow, dass durch eine Genossenschaft betrieben werden soll, fand überwiegend positive Resonanz. So wollen auch die Stadtwerke Ludwigslust-Grabow mit ihrer Geschäftsführerin Viola Bortsch durch eine gemeinsame kommunale Wärmeplanung im Städteverbund die Wärmewende in der Region nachhaltig, effizient und bezahlbar für die Kommunen und Bürger gestalten. Die Kritik an den hohen Netzentgelten im Strombereich galt auch hier, und der dringende Appell, die Möglichkeiten der Umsetzung rechtlicher Regelungen durch verbindliche Gesetzgebung auch zuzulassen. Dafür bedarf es Vorlauf und Planbarkeit, auch für die Mitarbeiter im Vertrieb und IT-Service.  KONKRETE VORSCHLÄGE Aus der Diskussion mit den Unternehmen kamen Forderungen nach PV-Anlagen auf allen öffentlichen Gebäuden, wo es der Standort zulässt. Im 5km-Umkreis von Windkraftanlagen sollen alle Stromumlagen entfallen und den Verbrauchern vor Ort zu Gute kommen. Das Prinzip des Regionalstroms sieht auch Ansgar Adam vom Wasserstoffenergiecluster Mecklenburg-Vorpommern e.V. als zielführend. Sogenannter Überschussstrom muss in Verbrauch und Speicherung geführt werden und Abschaltungen Erneuerbarer Energien vermieden werden.  IHK VOR ORT Evolution der Energiepreise Bilder: IHK IHK ZU SCHWERIN Thomas Lust  0385 5103-308 lust@schwerin.ihk.de 20  Titelthema  In Wittenburg und Ludwigslust fanden die ersten Gespräche der IHK zur aktuellen Situation auf den Energiemärkten und der Energieversorgung regionaler Anbieter statt. Im offenen Austausch wurde über regionale Lösungen diskutiert. Wirtschaftskompass 12 | 2023

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